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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. „V 285, 14, November 1914. keine Broschüren, Erzählungen, Romane usw., die über und vom Elsaß handeln, ohne Genehmigung des Polizeimeisters verkam sen. Es könne nur derjenige darüber urteilen, der die Sachlage kennt. Trotz alledem wollen wir nicht verzweifeln, sondern arbeiten, damit wir die Pioniere bleiben, die unser Volk trotz aller Ränke unserer Feinde durch unsere Arbeit mit zu dem gemacht haben, was es ist, Gott wird seinen Segen zum Siege geben, denn daß wir siegen, des sind wir gewiß! Straßburg i. Elf,, den 1l>, November 1914. P. Vomhoff, IV. Breslau. Wenn man die Endsumme der ersten drei Kriegsmonate in einer Sortimentsbuchhandlung zieht, die auch in Friedenszeiten nicht nur teure Geschenkwerke (also Luxusartikel) verkauft und auch nicht auf ein zu umfangreiches Universitätsbüchergeschäst eingerichtet ist, ohne dabei den Matzstab aus Friedenszeiten anzu legen, so darf man nicht unzufrieden sein. Die ersten Wochen nach Beginn des Krieges waren ja böse, aber bald besserte sich die Lage. Wie schwankend die Kauflust des Publikums übrigens sein kann und wie sie sich nach den Ereignissen aus den Kriegs schauplätzen bei uns in der Festung Breslau, besonders von Osten her, richtet, kann nur derjenige recht verstehen, der es selbst mit erlebt hat. Lebhaft, wenn ein Sieg zu Wasser oder zu Lande zu verzeichnen war, mäßig, wenn sich nichts Neues ereignete, und flau, wenn aus strategischen Gründen zu rückgegangen wurde. Auch die Buchhändler, die nicht ins Feld zogen, kämpften. Erst war es der »Kampf mit den Karten«, den wir bestehen mußten. Bevor wir von der überwältigenden Flut von Karten überrascht wurden, mutzte der eiserne Bestand des Sortimenters daran glauben. Karten, die sich ein Ruheplätzchen auf Lebens zeit in einem warmen Eckchen Wohl verdient hatten, wurden aus ihrer idyllischen Ruhe herausgerissen; alles fand Käufer, und als schließlich der Büchermarkt mit Karten überschüttet wurde, ging der eigentliche Kampf erst recht los. Wie Pilze schossen die Kollegen aus der Erde. Über den »Kampf mit den Karten« wurde ja im Börsenblatt genügend geschrieben, und auch ich ließ mich darüber aus. Dann ging die Jagd mit den »Kriegs chroniken« los. Alle Verleger scheinen sich verschworen zu haben, eine Kriegschronik herauszugeben, die dem Sortimentsbuchhandel über die schwere Zeit hinweghelfen soll. Eine sehr löbliche Absicht; ob sie aber immer erreicht werden wird? Erstaunlich ist auch die Prophetengabc einiger Verleger, mit der sie die Dauer des Krieges bestimmen. Wie wäre es sonst möglich, die Anzahl der Hefte, die eine Kriegschronik umfassen soll, im voraus an zugeben? Da aber bekanntlich der Prophet im eigenen Lande nichts gilt, und wir mit fast allen anderen Ländern auf dem Kriegsfüße stehen, wird ihnen diese prophetische Gabe nicht viel nützen. Und wie ungeduldig ist gerade jetzt die verehrte Kund schaft; nicht schnell genug können die Hefte herangeschafft wer den! Ereignisse, die sich gestern abgespielt haben, sollen wo möglich schon heute in Wort und Bild wiedergegeben sein. Wehe, wenn die Konkurrenz das Heft einen Tag eher hat! Es ist eine »Jagd nach dem Glück«, und vielleicht tragen gerade die Kol legen die bessere Beute heim, die dieses Jagdvergnügen nicht mit machen. Zwischendurch gab es auch fernsprechlose Zeiten und solche, in denen Briefe, Karten und Pakete weder heraus- noch hercin- konntcn. Dem Publikum dann das Ausbleiben der so sehnsüchtig erwarteten Modenzeitung klar zu machen, war nicht so einfach, wie es sich der Durchschnittsmensch vorstellt. Wie oft hieß es dann: »Meine Nachbarin hat das Blatt schon lange, aller dings bekommt sie es aus einer anderen Handlung«, während die Nachbarin genau dasselbe in einer anderen Handlung erzählt! Allmählich wird man gegen diese Klagen stumpf. Wie oft mußte erklärt werden, daß doch Krieg wäre und aus diesem Grunde mit Verzögerungen gerechnet werden müsse! Entgegnungen wie »Die Modenzeitung hat doch nichts mit dem Kriege zu tun« und ähnliche bekam man tagtäglich zu hören. 16S4 Daß in einer Garnisonstadt wie Breslau, in der schon zu Friedenszeiten, geschweige denn im Kriege eine ansehnliche Menge Soldaten vertreten ist, Jnstruktionsbücher, überhaupt Militaria stark begehrt sind, ist Wohl erklärlich. Ein großer Verdienst springt dabei nicht heraus, denn erstens sind diese Bücher schlecht ra- battiert und zweitens trotz ihres Umfangs billig. Da zudem diese Artikel immer schnellstens gebraucht werden, die Bestellung also durch Post ausgeführt werden muß, so bleibt kaum irgendwelcher Nutzen. Aber man wird ja bescheiden in seinen Ansprüchen und tröstet sich damit, daß es Berufszweige gibt, die unter dem Kriege noch mehr leiden. Auch Gesang- und Gebetbücher, Bi beln, Testamente, sowie überhaupt religiöse Werke werden stärker als sonst begehrt. Ein gutes Zeichen, wenn es auch bedenklich stimmen kann, daß die Menschheit den Weg zum Glauben erst dann findet, wenn die Not groß ist. Hoffen wir, daß auch nach dem Kriege der Glaube anhält und das deutsche Volk aus dieser Prüfung gestählt hervorgeht! Obwohl wir Breslauer Bewohner einer Festung nahe der russischen Grenze sind, fühlten wir uns bisher durch den Schutz unserer braven Truppen vollständig sicher. Kaum merkt man, wenn man durch die Straßen der Stadt wandert, einen Unter schied gegenüber Friedenszeiten. Durch die große Zahl feldgrauer Uniformen wird das Stadtbild nicht wesentlich verändert, da die Farbe wenig auffällt. Was nun die Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft im Buch handel anbelangt, so gehen die Meinungen sehr auseinander. Nehmen wir ein Stückchen der besten und ein Stückchen der schlechtesten Meinung oder mischen wir eine Portion geringere Kaufkraft und Kauflust der Kundschaft mit dem Willen des Sorti menters, durchzuhalten, so werden wir das Richtige treffen. Breslau, Anfang November 1914. CarlMüller, i. Fa. Victor Zimmer. V. Schleswig. Unsere Stadt Schleswig zählt ungefähr 29 000 Einwohner. Wenn auch alle deutschen Städte und Ortschaften unter dem Kriege zu leiden haben, so dürfen wir Schleswiger bis heute nicht klagen! Als Garnisonstadt haben wir zurzeit Sol daten teils in den Kasernen, teils in Bürgerquartiercn unter gebracht, was in geschäftlicher Beziehung ganz vorteilhaft und einer kleinen Stadt von Nutzen ist. Unsere braven Soldaten ha- den bereits mancherlei gekauft, besonders aus dem Schaufenster. Vom kaufenden Publikum wird in dieser schweren Zeit nur das Notwendigste entnommen und von allen größeren Anschaffungen abgesehen, was sich wahrscheinlich auch zu Weihnachten recht fühlbar machen wird. Schleswig, den 8. November 1914. Karl Liesegang. VI. Kochern a. d. Mosel. Die Stadt ist klein, ca. 4000 Einwohner, und ich habe die einzige Buchhandlung hier in kleinem Umfange. Industrie gibt es hier nicht, mithin auch leine Fabriken. Die Landbewohner der Umgegend treiben Ackerbau und die Moselanwohner Weinbau. Infolge der vielen auftretenden Schädlinge am Weinstock kann der Winzer dieses Jahr nur mit einem minimalen Ertrag rechnen. Die Lebensmittel« und Bekleidungsgeschäfte erfreuen sich natur gemäß einer regelmäßigen Tageseinnahme, während die anderen Geschäftszweige jetzt stille Zeit haben. Bis jetzt hat sich hier eine nennenswerte Teuerung eigentlich noch nicht eingestellt, sie wird aber voraussichtlich später noch kommen. Die Wirkungen des Krieges aus Handel und Verkehr haben sich am meisten da durch fühlbar gemacht, daß die Verkehrsmittel, wie Eisenbahn, Post usw., dem Geschäftsverkehr fast ganz entzogen wurden. Kochem a. d. M., Ende Oktober 1914. Aloys Bauer.
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