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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1890
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- 1890-02-08
- Erscheinungsdatum
- 08.02.1890
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- Deutsch
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Buchner'schc NerlaljSbuchhandlnilg Gebr. Büchner, Kgl. bayr. Hoslmchhändler in Bamberg. s57l4j H Wovität. ^ Geographie für bayensitii! MileMuim vvn vr. S. Günther u. vr. W. Götz, Professor Dozent an der technischen Hochschule in München. Elegant gebunden. Preis 2 40 H. Bezugsbedingungen: a 1 ^ 90 H netto u. 16/15, ü 1 ^ 75 ^ bar u. 13/12. Ueber dieses Schulbuch urteilt ein kompe tenter Fachmann in den »Münchner Neuesten Nachrichten» Nr. 54 v. 2. Februar d. I. wie folgt: ElnmoderiiesHchutbnchderGeographie. Um de» augenblicklichen Stand einer Wissen schaft sestzustellen, zieht man wohl allgemein dessen ganze Liiteratur, insbesondere aber die Werke der neuesten Forschung auf theoretischem und praktischem Gebiete in Betracht. Dabei werden immer gewisse Gebiete als zum sicheren Besitz einer Wissenschaft gehörig klassiziert werden müssen, über die noch nicht alle Zweifel aus geglichen sind. Auf allgemeineren Beifall wird daher jene Abschätzung Anspruch haben, die nur die im allgemeinen feststehenden Wissensthatsachen in Betracht zieht. Nach dieser Borausschickung wird man mir Recht gebe», wenn ich behaupte, daß auch ein für Mittelschulen geschriebenes Lehr buch ein recht brauchbarer Maßstab für den jeweiligen Stand einer Wissenschaft sein kann. Was nun das Gebiet der bekanntlich die unsichersten Grenzen besitzenden Wissenschaft, was das Gebiet der Geographie anlangt, so kann mit gutem Recht einem Vor kurzem erst erschienenen Lehr buche die erwähnte Eigenschaft zuerkannt werden. Professor S. Günther, der Inhaber des einzigen Lehr stuhles für Geographie an einer bayerischen Hoch schule, und I)r. W. Götz, bekannt durch hoch verdienstliche geographische Arbeiten, haben un längst (bei Büchner in Bamberg) eine „Geo graphie für bayerische Mittelschulen" er scheinen lassen, die recht Wohl, abgesehen von ihrem pädagogischen Werte, dazu dienen kann, als ein Bild vom heutigen Stande der geo graphischen Wissenschaft, soweit sie thatsächlich Feststehendes lehrt, zu dienen; solche Stoffe der Geographie, die entweder nie oder dech zur Zeit eine Entscheidung nicht zulassen, sind, wo sic registriert werden mußten, meist mit besonderin Nachdruck als dem Zweifel unterworfene, noch unentschiedene, kenntlich gemacht, wofür den Ver- iasseru besonderer Dank geziemt. Den meisten Menschen, die mit ihrer Er innerung auf den Geographie-Unterricht in frühe rer Z>il angewiesen sind, steigen beim Namen Geographiebuch und Geographie-Atlas Erinne rungen auf, derart, wie sie den Nichtmathema- tiker beim Anblick einer Logarithmentafel über kommen: eine sinnverwirrende Menge von Zahlen, Namen und Thatsachen, anscheinend sämtlich mit gleicher Berechtigung, starrten unglückdrohend den jungen Schüler der Wissenschaft an, der etwa bei Beginn des Schuljahres zur Orientie rung über die Dinge, die da kommen sollten, in einen Büchern blätterte. Scharfsinnigere Schüler mußten erkennen, daß es auch dem gewissen haften Lehrer kauin gelingen konnte, den Ge dächtnisballast eines Wochenpensums viel weiter als zur Abhörfrist zu schleppen, und da meisten teils für das Wirrnis von kunterbuntem Lehr stoff höchstens mnemotechnische Kunstgriffe ein längeres Festhalten boten, die Berstandesthätig- keit sonst nur selten in Anspruch genommen wurde, so bestand die Ueberlegenheit des Lehrers über den Schüler oft in erster Linie nur darin, daß er neben der roten Tinte und wohl gar »och dem gefürchteten Bakel vor dem Zögling das offene Buch voraus hatte. Das ist jetzt, Gottlob, anders geworden! Männer wie Ritter und Peschel haben auch der Schulgeographie einen anderen Weg gezeigt. Professor Kirchhofs in Halle hat in seiner „Schul- eographie" ein klassisches Beispiel gegeben, wie man den Grundfehler jedes Lehrbuches vermeidet, nämlich zu viel Gedächlnis-, zu wenig Denkstoff zu bieten. Das neue Buch der beiden bayerischen Geographen ist auf dieser Bahn rüstig vorwärts geschritten. Der Gedächtnisstoff ist gegenüber anderen Büchern sehr zusammengeschrumpft und die mit äußerster Vorsicht aufgenommenen Namen, Thatsachen und Zahlen sind, wo immer es an ging. so gruppiert und geistig verbunden, daß der Geist Anregun zur Arbeit, sei es zu Schlüffen oder Vergleichen, vorfindet. Ausdrücklich aber warnen die Verfasser den Lehrer davor, die lediglich zur Möglichkeit der Orientierung über die Bodenge stalt mitgeteilten Zahlenangaben (Berghöhen, Be völkerungsmengen, Temperaturgrade) zum Aus wendiglernen zu mißbrauchen. Aber nicht in diesen Stücken, welche nur anders und besser als in früheren Lehrbüchern der Geographie bearbeitet sind, wäre eine Be rechtigung zu finden, um von dem Buch rühmen zu dürfen, daß es in der That ein kleines, aber getreues Bild seiner Wissenschaft bietet. Zu einem „Mikrokosmos", der Geographie, wenn die Reminiszenz an Faust und an Humboldt zugleich angewendet werden darf, stempelt sich das Buch durch Abschnitte, die in anderen Geo- graphicdüchern, auch in modernen, gar nicht ge funden werden. Eben durch weise Beschränkung und kluge Auswahl des statistischen Stoffes ist Platz geschaffen worden für Einsetzung der vielen einzelnen Nebenbilder, die sonst in verwandten Disziplinen einen Platz finden mußten, deren Gesamtheit aber eben das Wesen und den Be griff der modernen geographischen Wissen schaft bilden Daß Günther hierzu das nötige Wisse» halte, durfte nach dem Erscheinen seiner Geophysik feststehen; aber neu und höchst er freulich ist cs konstatieren zu können, daß er im Vereine mit dem an zweiter Stelle genannten Verfasser das ebenso wichtige Geschick besaß, in abgerundeten und leichtsaßlichen Darstellungen den Riesenstoff zu bewältigen und — zu be grenzen. Wie weit das vom modernen Geographen bearbeitete Gebiet reicht, darüber giebt am besten die vom internationalen geographischen Kongreß in Venedig 1881 angenommene Resolution Be scheid: „Das wissenschaftliche Ziel der Geographie d i. des Studiums der Erdoberfläche, dehnt sich auch auf die gegenseitigen Beziehungen der ver schiedenen Zweige der organischen Welt aus Die Geographie, welche eine Spezialwissenschaft ist, soll den übrigen Wissenschaften das entlehnen, was sie zur Erreichung ihres Zieles für not wendig erachtet. Die Geographie lokalisiert in positiver Weise die Verteilung der organischen und unorganischen Wesen auf der Erdoberfläche" In dieser Resolution ist noch nicht einmal der von alters her engen Beziehungen der Geschichte zur Geographie gedacht, die in Deutschland von jeher beachtet wurde und im Ausland ebenfalls beim Unterricht berücksichtigt wird: hatte man ja schon beim internationalen Pariser Kongreß für Geographie als Grundsatz angenommen: Zn den Mittelschulen hat der geschichtliche mit dem geographischen Unterricht Hand in Hand zu gehen. Die Schwierigkeit der Auswahl und der Begrenzung des Stoffes erhellt, wenn man be denkt, daß für die Gesamtdarstellung nur etwa der Raum von 300 Seiten zur Verfügung stand. Da galt es, aus dem unendlichen Geäder der Linien, welche die einzelnen Bilder enthielten, mit sicherer Hand die markantesten Züge fcstzu- halten, und nur diese allein; nur so konnte eine in gleicher Weise deutliche und auch stilistisch lesbare Darstellung entstehen. Ich kann hier natürlich nur einzelnes her vorheben. Bei sämtlichen außereuropäischen Erd teilen ist eine treffliche „Entdeckungsgeschichte" in kurzen Zügen angehängt. Bei jedem einzelnen Erdteile wiederholen sich in ganz selbständiger Abfassung die Kapitel: Geographische Lage und Größenverhältnisse, Oberflächenbeschasfen- heit und Gebirge, hydrographische Verhältnisse, das Klima, Pflanzen und Tierwelt, Ethnographie. Aber außerdem sind in der physikalischen Erd kunde Kenntnisse vorgetragen, die auch im ge bildeten erwachsenen Publikum manchen dank baren Leser finden werden, wenn erst einmal jemand darüber gekommen ist. Hat zum Beispiel die Mehrzahl unserer Beamten irgendwo in der Schule bis jetzt Gelegenheit gehabt über Themata wie folgende sich zu unterrichten: Beschaffenheit der Himmelskörper, über das Erdinnere, über den Bau der Erdrinde, über das Alter der Gesteine, über die Entstehung der Gebirge und der Thäler, über Erdbeben u. s. w. u. s. w.? Ein kurzes Beispiel, das für das andere gelten soll, wird genügen Beim Kapitel, die ruhende Atmo sphäre, heißt es: „Einige allgemeine Eigenschaften unsererAtmosphäresind bereits besprochen worden. Die Luft ist ein unsichtbarer, gasförmiger Körper, ein Gemenge aus 21 Teilen Sauerstoff und 79 Teilen Stickstoff. Hierzu kommen noch als weitere Bestandteile Wasserdampf, die dem Menschen nachteilige Kohlensäure, Ammoniakgas und Staub, d. h. der Inbegriff der in der Lust schwebenden Festkörper. Die Bedeutung dieses letzteren Bestandteils hat man erst in jüngster Zeit richtig zu würdigen gelernt; man weiß jetzt, daß die Staubkörner die Ansatzpunkte bilden, auf weichen sich der Wasserdamps in Gestalt kleiner Bläschen niedcrschlägt: ohne Staub keine ausgedehntere Wolkcnbildung. Befindet sich in einem Kubikmeter Lust mehr Wasserdamps, als derselbe bei der herrschenden Temperatur zu fassen vermag, so bringt eine Erniedrigung der Temperatur Regenfall zuwege und dieser wiederum verwandelt sich bei einer Lufttem peratur unter 00 in Schncefall." Es sind dies ja nur ein paar Zeilen. Ist es zu unhöf lich. wenn ich die Vermutung ausspreche, daß auch mancher unter denen, die den Probeauszug hier lesen, falls nicht die einzelne Thatfachc selbst, so doch die treffliche klare Darstellungs weise als neu dankbar anerkennt? Doch nun wieder zum Schulcharaktcr des Buches! Es ist klar, daß ein solches Buch »och besser zur Geltung kommt, wenn der Lehrer, der cs benützt, im stände ist, den vielfachen Richtungs- zcigern zu folgen. Hoffentlich wirkt cs auch aus die Lehrerkreise anregend re. re. Oskar Steinel. Wir bemerken hierzu noch, daß die „Geo graphie von „Günther und Götz" nicht nur als Lehrbuch von hervorragender Bedeutung ist,
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