Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.05.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-05-13
- Erscheinungsdatum
- 13.05.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19110513
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191105132
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19110513
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
- Monat1911-05
- Tag1911-05-13
- Monat1911-05
- Jahr1911
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5856 Börsenblatt f, d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 110 13. Mai 1911 Schreibunterrichts im Kanton Zürich infolge der ausschließ lichen Übung der Lateinschrift nicht so gut seien wie bei deutscher Schreibschrift. Man sieht hieran, wohin die Verblendung durch ein seitige Geschmacksurteile und danach zugestutzte Theorien führt. Es kann keine Rede davon sein, daß wir jemals davon abgehen dürften, die deutsche Schreibschrift zur Grund lage allen Schreibunterrichts zu machen. Soll eine Erleichte rung geschaffen werden, so schaffe man den ja doch so erfolg losen Schönschreibunterricht in der Lateinschrift ab. Dann verschwände auch die Unsitte, im Schreibunterricht die Her vorhebung aller Eigennamen durch Lateinschrift statt durch Unterstreichen zu fordern, die nur dahin führt, daß im ein fachen Kindergemüt sich unwillkürlich die Vorstellung festsetzt, als sei die Anwendung von Lateinschrift für den eigenen Namen eine Auszeichnung und unsere gewöhnliche Schreib schrift, weil sie »nur« die deutsche Schrift ist, nicht wert, den eigenen Namen darin zu schreiben. Dann können Leute, wie jener sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Geck, nicht mehr kommen und aus Namensunterschriften in Lateinschrift folgern, daß die Betreffenden überhaupt die Lateinschrift vorzögen. Daß unsere deutsche Schreibschrift im Auslande vielfach »ganz selbstverständlich« mit der deutschen Sprache zusammen gelehrt wird, ist mir aus den verschiedenen Ländern, z. B. Frankreich und Japan, bezeugt worden. In Paris soll erst neuerdings die deutsche Schreibschrift im deutschen Unterricht nicht mehr gelehrt werden, — kein Wunder, da die Be hauptungen der Lateinschriftsteller so lange unwidersprochen geblieben sind, daß viele selbst bei uns in Deutschland schwankend geworden waren. Einige Zeugen mögen auch hier folgen. 1. P. Weber in den »Hamburger Nachrichten«: »Nach meiner Erfahrung sind Briefe, die von Deutschen — auch in fremden Sprachen — geschrieben sind, stets von anderen durch ihre Deutlichkeit und Lesbarkeit zu unterscheiden. Kalligraphische Musterbeispiele und Zirkeleien haben für das praktische Leben gar keinen Wert; es kommt auf Lesbarkeit und Deutlichkeit der Durchschnittsschrift an, und darin sind wir Deutschen anderen Völkern bedeutend überlegen, was mir von Ausländern oft bestätigt worden ist. Wer viele englische, französische, spanische, portugiesische, italienische Geschäftsbriefe bekommt, hat wohl ein Urteil darüber. Ich führe das zurück auf die Formgewandtheit, die wir Deutschen durch Erlernung der eckigen und der runden Schreibschrift erworben haben. Meine kaufmännische Erfahrung an Lehrlingen lehrt mich ferner, daß die Schüler deutscher höherer Schulen, an denen vorzugsweise Kursiv-(Latein-)Schrift geübt wird (Ober realschulen, Gymnasien), meistens mit einer schauderhaften Handschrift ins Leben treten, während die Schüler der Volks und gehobenen Bürgerschulen, die meistens Bruchschrift schreiben, über eine sehr deutliche, oft sehr schöne Handschrift verfügen « 2. vr. Cr. im »Göttinger Tageblatt«: »Ich traf vor Jahren mit einem französischen Edelmann zusammen, der mich gleich nach dem ersten Briefwechsel bat, doch meine Sprache deutsch zu schreiben. Er habe es so gelernt und finde es so viel deutlicher.« 3. Prof. vr. Frhr. v. Lichtenberg in der »Täglichen Rundschau«: »Im Jahre 1902 bereisteich die Insel Cypern. Ein Professor des dortigen Gymnasiums, ein Grieche von der Insel Simi, bat mich, ihm eine Antwort ans eine wissenschaftliche Frage der deutschen Sprache aufzuschreiben, und setzte sofort hinzu, er bitte aber, daß ich mich dazu, ebenso in Zukunft bei Briefen, stets der deutschen Schrift bediene, da ihm alles so Geschriebene viel leichter zu lesen und verständlicher sei als in Lateinschrift. Im Jahre 1908 hatte ich von Kairo aus an den deutschen Konsularagenten in Luxor zu schreiben. Dieser, ein eingeborener Kopte, namens Mohareb Todros, ist nie mals aus Ägypten hsrausgekommen und spricht im täglichen Leben nur arabisch. Da ich hörte, daß er Deutsch versteht, schrieb ich ihm in deutscher Sprache mit lateinischen Buch staben. Postwendend traf seine Antwort in — deutscher Schrift ein. Sein Amt als deutscher Konsularagent ist nicht der Grund dafür, denn ich kenne an anderen Orten des Orients deutsche Konsularagenten, die in ihrer Landessprache verhandeln und der deutschen Sprache gar nicht mächtig sind. Sprachkenntnis ist also keine Vorbedingung bei der Besetzung dieser Stellen. 4. Clemens Hering, Lehrer an der deutschen Medizin schule in Schanghai, schreibt in der »Ostasiatischen Lehrer zeitung« 1911, Heft 4 nach einem Bericht über meine Lese versuche mit fremdländischen Texten in deutscher Schrift: »Eine» entsprechenden Versuch machte ich selbst. Weil an Lehrbüchern, die für die hiesigen Verhältnisse völlig ge eignet sind, leider Mangel ist, so hektographieren wir an unserer Medizinschule den Unterrichtsstoff in Physik, Chemie, Erdkunde, Geschichte und Grammatik. An unserer Schule wird nur die Antigua gebraucht. Ohne ein Wort zu sagen, schrieb ich nun eine Seite in Fraktur. Die Schüler fangen an zu lesen. Bald geht ein Kichern los, das bei einigen zu ausgesprochener Heiterkeit führt. Vielleicht glaubten sie, ich hätte unbewußt ausnahmsweise meine nationale Schrift angewendet. Aber auf Schwierigkeiten stieß auch ich nicht. Alle Schüler lasen die deutschen Buchstaben, natürlich nicht so glatt wie die gewohnten, aber sie kamen doch durch. Die Schüler, die vorher die Kadettenanstalt in Nanking, wo das Deutsche in Fraktur gelehrt wird, besucht hatten, erklärten einstimmig, Deutsch sei leichter in deutscher Schrift zu lesen! Von den Schülern, die bisher nie die deutsche Buchstabenschrift gelesen hatten, erklärten nur zwei von zehn sie für schwerer als die Antigua. Einige äußerten den Wunsch, die deutsche Schrift zu lernen.« Nach dem öffentlich verkündeten Urteil der Lateinschrift- Eiferer soll die Weltgeltung der deutschen Literatur und Wissenschaft, ja der politische Einfluß unserer Zeitungen am Lateindruck hängen. Welch klägliche Auffassung! Also unsere berechtigte und an Charakteristik und Lesbarkeit so unendlich überlegene Spielart der Weltletter, die so wenig ein Ver kehrshindernis ist, daß Engländer, Italiener und Franzosen, ja selbst Indianer sie nachgewiesenermaßen auch trotz Un kenntnis der deutschen Sprache glatt lesen können, diese Welt- letter-Spielart sollte gar dem, der die Schrecken der deutschen Grammatik überwunden hat, irgendwelche Schwierigkeiten bereiten? Wer, weil er das glaubt, oder aus weltbürger licher Gesinnung die Preisgabe unserer Schrift fordert, der müßte folgerichtigerweise auch zur Preisgabe der deutschen Sprache kommen — das halte man nicht für eine zu fern liegende Folgerung. Hat doch der ständige Sekretär der Preußischen Akademie der Wissenschaften, derjenigen Akademie, die bei ihrer Gründung ausdrücklich die Aufgabe erhalten hat, auch die deutsche Sprache zu pflegen, noch im Jahre 1899 eine Rede gehalten, worin er den gebildeten Deutschen em pfahl, das Englische als Weltsprache an die Stelle des Deutschen treten zu lassen! (Zeitschrift des Allg. deutschen Sprachvereins, 1899, Sp. 251 ff.) Und hat doch sein Rar, wie wir oben gesehen haben, unter unfern deutschen Kaufleuten im Auslande tatsächlich Befolger gefunden. Deshalb heißt es hier: prinolpüs obst». Hat es denn unserer Literatur und Wissenschaft bisher an Achtung gefehlt, stehen sie nicht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder