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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1911
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- 1911-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1911
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2506 Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^sL 48. 27. Februar 1911. populär-historischer und belletristischer Literatur zuwandte. Man kennt weder die anfängliche noch die heutige Teubnersche Verlagshandlung wieder, wenn man sieht, was alles in jener Zeit herausgebracht wurde. Literarisch am bedeutendsten war die Verbindung mit Heinrich Laube, der damals als Redakteur der »Zeitung für die elegante Welt« in Leipzig lebte; zu Teubner trat er in Beziehung, weil ihm die gute und elegante Ausstattung der Druckwerke dieser Firma ausgefallen war, und so sind denn zwei der Laubeschen Schriften bei Teubner verlegt. Otto von Corvin, bekannt als Verfasser der weitverbreiteten demokratischen »Weltgeschichte für das Volk«, unternahm als eifriger Sportsmann (früherer Offizier) mit Teubner einen illustrierten KxoitinZ-^Imanaoli, sowie zwei Taschenbücher für Jäger und Jagdfreunde. Einen großen und bis heute nachhaltigen buchhändlerischen Erfolg hatte der Verlag mit der bekannten Robinsonade »Siegismund Rüstig«, die auf Grund eines Marryatschen Werkes, und zwar münd licher Tradition zufolge von Heinrich Laube, bearbeitet worden ist. Sodann sind aus dieser Verlagsperiode zu erwähnen Über setzungen französischer Jugendschriften, wobei einmal fast der kuriose tanx xs.8 vorgekommen wäre, daß ein ursprünglich deutsches und ins Französische übersetztes Märchen aus dem Französischen ins Deutsche zurück übersetzt wurde. Die aus ländische Literatur, die noch keine Literaturkonvention schützte, wurde überhaupt, wie auch von anderen Verlagsfirmen, weid lich ausgeschlachtet, und unter der Leitung des Leipziger Schrift stellers Augu st Diezmann erschienen in der »Belletristi schen Welt« die neuesten Romane von Dumas, George Sand, Dickens u. a. in deutschen Übersetzungen. Die treibende Kraft bei diesen Unternehmungen war inner halb der Verlagsfirma Teubners Schwiegersohn Eduard Koch (zugleich auch Teubners Schwager als Bruder von dessen Frau), der 1832 in das Geschäft eingetreten, 1842 Teilhaber ge worden war. Er interessierte sich für diese Literaturgebiete und hatte zu den Literatenkreisen Leipzigs, vor allem zu dem schon genannten Diezmann, persönliche Beziehungen. Er bereitete Teubner daher auch Widerstand, als dieser später diese Verlags politik aufgeben und zu dem philologisch-wissenschaftlichen Ver lag zurückkehren wollte. Eine entschiedene Unterstützung hierbei fand Teubner jedoch bei einem jungen buchhündlerischen An gestellten, A u g u st Schmitt, der durch einen philologi schen Bruder gute Beziehungen zur Philologenwelt hatte und selbst entsprechende Interessen hegte. Es sei gleich hier angefügt, daß Schmitt in der Folge sich zum Prokuristen (1859) und später (1872) zum Teilhaber der Teubnerschen Firma auf schwang und daß ihm (gleichfalls 1872) wegen seiner Verdienste um die philologische Literatur der philosophische Ehrendoktorhut von Jena verliehen wurde. Wenn Teubner zu dem früher gepflegten Gebiet der klassi schen Philologie zurückkehren wollte, so sollte dies freilich nicht in der Weise geschehen, daß einfach die alten Geleise wieder be treten und nur weiter geführt würden. Teubner erkannte viel mehr — und Schmitt bestärkte ihn durch Vorlegung entsprechen der Urteile aus der fachwissenschaftlichen Literatur beständig in dieser Auffassung —, daß die früheren Klassikerausgaben des Verlages nicht mehr zeitgemäß seien, und er besaß Unterneh mungsgeist genug, um nun unter Preisgabe der alten Lager bestände ein ganz neues Unternehmen, das inhaltlich den For derungen der fortgeschrittenen Textkritik, typographisch denen der Hygiene besser entspräche, ins Leben zu rufen: es ist die jetzt weltbekannte »u j b I i o 1 ll s 6 L sviixtoinm Oras- voruin st UomLuornrn Isnbnoriana«, die heute etwa 250 Autoren in etwa 660 Bänden (Gesamtladen preis rund ISOOftl) umfaßt. Dieses und andere philologische Verlagsunternehmungen Teubners ernteten bald von maß geblicher Seite volle Anerkennung, und kein geringerer als Friedrich Ritschl, der berühmte Philologe, schrieb z. B. (1855): »Außer Zweifel steht, daß in Zsnsrs xbilologiLo der Teubnersche Verlag sich mit wahren Adlerschwingen über alles Ähnliche emporhebt«. Es war Teubner noch vergönnt, solche Triumphe zu erleben, sich an dem Reifen seiner Jugendträume zu erfreuen; am 21. Januar 1856 schloß er für immer die Augen, »ein merkwürdiger Mann, eine energische Natur«, wie Heinrich Brockhaus, von der Leichenfeier zurück kehrend, in sein Tagebuch schreibt. Ein arbeits- und erfolgreiches Leben hatte sein Ende gefun den; der lanckator tsmxoris aeti mag finden, daß in jener »guten, alten Zeit«, die noch keine so zugespitzten Konkurrenz verhältnisse, noch keine Lohnkämpfe kannte, es dem Unter nehmer ungleich leichter als heute war emporzukommen. Es mag sein; aber jedenfalls hatte auch Teubner, wie Heinrich Brockhaus an der soeben zitierten Tagebuchstelle sagt und wie teilweise auch schon aus dem Vorstehenden ersichtlich ist, »sich schwer durch das Leben Hindurchkämpfen und viele Wider wärtigkeiten besiegen müssen«. In der Familie gab es Herzeleid; die Söhne starben in jungen Jahren. Das Geschäft hatte in den Anfängen natürlich noch keinen fabrik-, sondern handwerks mäßigen Betrieb; zwischen dem Prinzipal und seinen Ange stellten herrschte noch ein patriarchalisches Verhältnis; die »Lehrburschen« wohnten beim »Meister» und wurden dort beköstigt (der Teubnersche Haushalt zählte im Jahre 1817 z. B. 20 Köpfe); aber gerade aus diesen Verhältnissen erwuchs dem Betriebsherrn mancher Verdruß, manche Schwierigkeit, die ihm in größeren Verhältnissen erspart geblieben oder ihn doch nicht so unmittelbar berührt hätten. Jedenfalls sind heute die Be ziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wenn auch nicht mehr patriarchalisch, so doch um so korrekter, sind Rechte und Pflichten auf beiden Seiten schärfer abgegrenzt, und wenn auch in der »guten alten Zeit« die Setzer nicht so lebhaft auf Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage bedacht gewesen sein werden, so wird dafür heute nicht, wie man annehmen darf, die Zeit mit Geschwätz, Spielerei, Allotria usw. vertrödelt, was in jener Zeit durch besondere Strafbestimmungen ver boten werden mußte. Jedenfalls hatte auch Teubner bisweilen sein gemessen Maß von Ärger und Verdruß, und es muß wohl schon arg gewesen sein, wenn der »joviale« und dabei so ener gische, tatkräftige Mann einmal seiner »hämischen und intri ganten Gesellen« wegen in Tränen ausbricht, wobei Frau Julie aus Mitgefühl dem Gatten sekundiert. Aus der Teubnerschen Zeit ragen in die Gegenwart noch hinein zwei auch heute noch bei der Firma tätige Angestellte: es sind die Herren C. F. Frevert und Lips, die in den letzten Lebensjahren Teubners, 1853 bzw. 1854, unter die Buchhandlungsgehilfen getreten sind. Einer der Herren, der u. a. 44 Jahre hindurch die Portokasse geführt hat, hat in der Festschrift eine hübsche Schilderung von dem Tagewerk des alten, aber noch tatkräftigen Stadtrats Teubner gegeben. Wenn auch die Geschäftsunternehmungen der Firma Teubner in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, also in der Zeit nach Benedikt Gotthelf Teubners Tode, an Umfang unvergleichlich viel größer und imposanter geworden sind, so schien es mir doch interessanter zu sein, hier vor allem die früheren Jahrzehnte, die Zeit der Entwickelung aus den ersten Anfängen, zu betrachten, zumal die neuere Entwickelung sich zu einem mehr oder minder großen Teil innerhalb unseres Gesichtsfeldes abgespielt hat und den werten Lesern diese? Blattes jedenfalls viel bekannter ist. Zudem würde eine auch nur summarische Würdigung aller Unternehmungen des unge heuren Verlagsgeschäftes ein eigenes Buch erfordern, wie es eben in der Festschrift demnächst vorliegen wird. Wir wollen uns daher in der Behandlung der nach Teubnerischen Zeit so kurz wie möglich fassen. Teubners Nachfolger in der Geschäftsleitung waren, da seine Söhne, wie schon gesagt, lange Jahre vor ihm gestorben
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