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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1896
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.10.1896
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- Deutsch
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^ 243, 17. Oktober 1896. Nichtamtlicher Teil. 6647 gehalten, dabei aber doch sehr effektvoll. Affichen aus Deutsch land sind nicht vorhanden, obwohl doch in den letzten Jahren auch bei uns Gutes und Wirkungsvolles geschaffen worden ist, — ich verweise nur aus neuester Zeit auf das Plakat der Berliner Gewerbe-Ausstellung und das der Kunstaus stellung in Berlin; auf die höchst originelle Schöpfung, die der Nürnberger Ausstellung zur Empfehlung diente; auf das klassisch schöne Plakat der Stuttgarter Ausstellung für Elektro technik, das eine wahrhaft künstlerische Ausführung auf weist u. s. w., — Plakate, die in keiner Weise hinter den neuesten der in den Nallrss äs l'^lllolls gegebenen zurückstehen, wahrscheinlich aber deren Herausgeber, infolge der Unwissen heit der Franzosen deutschen Dingen gegenüber, unbekannt geblieben sind. Bei dem großen Rufe, dessen sich Chsret erfreut, muß natürlich die Kollektion von 12 Blättern, die uns in den bis letzt erschienenen l O Heften geboten wird, unsere Aufmerksam keit vor allen Dingen auf sich lenken. Auf allen begegnen wir als der Hauptfigur, oft auch als der einzigen, Französinnen, zu denen sich der Meister die Modelle auf den Maskenbällen und in den Oatss elumMuts geholt zu haben scheint; auf die Gefahr hin, daß man mich für einen Böotier halte, muß ich es jedoch aussprechen, daß man entweder Franzose oder doch ganz von französischem Geiste durchdrungen sein muß, um die theatralischen, ans Naturwidrige grenzenden Posen mancher dieser Dämchen schön oder auch nur natürlich zu finden. Be ziehen sich die Darstellungen aus Theater oder sonstige Lust barkeiten, so kann man diese gewundenen Körperstellungen und Verdrehungen, diese herausfordernden, schmachtenden Blicke, ballettmäßig geschwungenen Arme, hüpfenden Beine, erklärlich und erträglich finden; aber wenn uns eine solche gezierte Puppe mit grasgrünem Hute, mächtiger gelber Feder darauf, brandrotem Haar und in tanzender Stellung eine Flasche Kaffeegewürz darbietet, oder eine andere mit rotbraunem, in seiner Form an chinesische Drachen er innerndem Haarschmuck, mit hochgeschwungenem Arm und spinnenartig gespreizten Fingern, den Körper dabei weit zurück geworfen, charlatanmäßig auf eine Erdöllampe deutet, um eine neue Sorte Petroleum zu empfehlen, da scheinen mir doch Mittel und Zweck gar zu weit auseinander zu liegen, und man darf solchen Blättern gegenüber von toller Effekthascherei, die ein gebildetes deutsches Auge stets unangenehm be rühren wird, sprechen. Was aber den Gesamteffekt der Blätter Chsrets allein anbelangt, so wird ihm wohl niemand den Ruhm streitig machen wollen, daß er sich auf diesen trefflich versteht. Vielen derselben giebt er einen tief dunkeln, blauen Hintergrund, von dem sich dann die Figuren ganz plastisch abheben, und auch in seinen übrigen Farben liebt er das Kräftige, Leuchtende, und es liegt nahe, daß, wenn diese Bilder in großem Plakat format ausgeführt und an den Annoncensäulen angeklebt sind, sie eine mächtige, das Auge des Vorübergehenden un willkürlich auf sich lenkende und fesselnde, die Straßen zierende und belebende Wirkung haben müssen. Wenn er aber auch das Inkarnat einzelner Figuren in Blau oder Blaugrau erscheinen läßt, so kann man sich, selbst falls diese als im Schatten stehend dargestellt werden, wie auf Blatt 9 der Kollektion, doch einer unangenehmen Empfindung nicht erwehren — man denkt unwillkürlich an das erste Erscheinen der Cholera mit ihren Schrecken im Anfang der dreißiger Jahre auf einem Maskenballe der großen Oper in Paris. Mit all diesen Einwendungen soll indes keineswegs ein Herabziehen der Leistungen Chsrets beabsichtigt werden, — nur deutsche Empfindungen geben sie wieder. Handelt es sich nur um den Effekt, gleichviel in welcher Weise er erreicht wird ! durch Zeichnung und Farben, so sind die Chsretschen Blätter unbestritten in erster Linie zu nennen, und hat man sich erst an seine Kautschukfiguren und ihre Saltomortales gewöhnt, so mag man vielleicht auch an diesen Gefallen finden. Von den Blättern der anderen Meister seien noch einige teils ihrer Absonderlichkeit, teils ihrer wirklichen Schönheit halber hier aufgeführt. Zu den ersteren gehört das Blatt von Louis Rhead, eine die englische Zeitung llbo Luv als Jnsertionsorgan empfehlende Affiche. Auf diesem Blatte wandelt eine in einen schleppenden, purpurroten Mantel ge kleidete, einen scharlachroten Kragen und Kopfputz tragende Frauengestalt auf einem ultramarinblauen Wege, Bäume von gleicher Farbe stehen ihr zur Seite, einige davon sehen aus, als ob sie blaue, der Erde entsteigende und sich nach oben zu Wolken ballende Dämpfe wären; den Horizont begrenzt ein chromgelber Himmel, an dem der orangenfarbene Sonnenball zu versinken scheint — darf man selbst auf einer Affiche so die Gottesnatur verhunzen? — Originell und an die Har- burgerschen Zeichnungen in den »Fliegenden Blättern« er innernd ist Blatt 6, I/Leoarivorwbs, von Jbels, und ihm kann Blatt 14 von Willette beigesellt werden, das zwar nur in Schwarz gehalten ist, durch seine geniale Zeichnung aber, trotz der Schattenhaftigkeit der Figuren, mächtig wirkt. Von großartiger Schönheit ist Blatt 18 von L. Grasset, auf dem wir die prächtige Figur eines alten weißbärtigen Arabers erblicken, einem weißgekleideten, mit Tropenhelm bedeckten Engländer Teppiche anpreisend, die von einem im Hintergründe stehenden Kamele herabhängen, — Farbengebung und Figuren sind von vollkommener Harmonie, und das ganze Bild ist von einer ruhigen Stimmung durchhaucht. Auf Chsrets Spuren wandelt Blatt 19, von F. Bac; doch ist sein Blau nicht gar so aufdringlich, und die dar gestellte, wie immer stark dekolletierte, aber L la Chsret fast busenlose Frauengestalt mit rotblondem Haar hat eine edle Haltung; sonderbar aber ist der aus Blatt 22 von L. Mstivet zur Empfehlung des Lovosrt äss ^.mbaZsaäsurs, dem bekannten Stelldichein der llsuvsess äorss, durchgeführte Gedanke: ein ärmlich gekleidetes Mädchen steht frierend im Schnee vor einer Bretterwand. Wollte er damit die Zukunft mancher der dort eine kurze Weile strahlenden »Sterne« andeuten und das junge, leichtlebige, verschwenderische Völkchen zum Mitleid stimmen oder warnen? In beiden Fällen müßte der Zeich ner ein großer Idealist sein. — Ebenfalls eine Frauengestalt präsentiert sich uns auf Blatt 27 von Mucha. In einem reichen Brokatgewande, das Haupt blätterumkränzt, einen Palm zweig in der Hand, scheint sie in einer Mauernische zu stehen, deren oberer, Inschriften tragender Teil mit in Gold und Farben strahlender Mosaik ausgelegt ist, — ein durch edle Ruhe und harmonische Farbentöne das Auge erfreuendes Bild. Sonderbar sind die Darstellungen auf Blatt 32 und 36, beides amerikanische Affichen, die erstere eine Empfehlung des Osvtur^ Ug-garivs zu New Jork und von C. Woodbury ent worfen. Was man sich eigentlich bei diesem Blatte zu denken hat, darüber wird man sich nicht leicht klar werden. An einem dunkelgraublauen Himmel leuchten fünf hellgelbe, dünne, strohhalmartige Strahlen auf; rechts ein schmutzig grüner Berg, dem aber jede Schattierung oder Modulation fehlt; darunter eine hartgelbe, nach links sich verbreiternde Fläche, von der sich eine Anzahl Herren- und Frauenköpfe als Silhouetten abheben, die untere Hälfte des Blattes ganz schwarz und nur unterbrochen durch weiße Buchstaben, und zwei senkrechte, von oben nach unten laufende breite grüne Streifen von der schmutzigen Farbe des Berges. Ueber dem Ganzen schweben sechs cylinderförmige und zwei kugelförmige chinesische gelbe und gelb und weiße Laternen, — wo sie Herkommen und wo überhaupt ein Sinn in diesem Bilde steckt, das bleibt rätselhaft. — Das zweite Blatt, entworfen von A. W. Dow, ist eine Empfehlung des bei L. Prang L Co. in Boston erscheinenden (jetzt aber wohl schon zu dem Dahin- 898*
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