Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1933
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19331125
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193311257
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19331125
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
- Monat1933-11
- Tag1933-11-25
- Monat1933-11
- Jahr1933
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
274, 25. November 1933. Redaktioneller Teil. v»rl-nbl»„ d. TtlchnBuchbond-I. Mann und Alfred Döblin in Berliner Linksgazetten über die An gelegenheit aus, am frechsten Alfred Döblin im Ilnterhaltungs- ' blatt der »Vossifchcn Zeitung« vom 25. Januar 1931 in einem »Bilanz der Dichterakademie» überschriebenen Aussatz. Um zu ersehen, woran wir mit unserem geistigen Leben noch im Januar 1931 waren, möchten wir jedem sich für dieses geistige Leben heute verantwortlich Fühlenden empfehlen, den Aussatz Dublins nachzulesen. Eine hieb- und stichfeste Entgegnung von deutscher Seite fand er auf Seite 235/238 des »Deutschen Volkstums- Jahr gang 1931, Heft 3, in dem kleinen Beitrag von Di. Wilhelm .Stapel über »Dichter- oder Literaten-Akademie«? Eine zusammen- sassende Darstellung der Vorgänge, die im Januar 1931 zum Aus tritt Kolbenhcyers, Schäfers und Emil Strauß' aus der Sektion für Dichtkunst führten, veröffentlichte E. G. Kolbcnhcyer in Heft 4 .des »Deutschen Volkstums« Jahrgang 1931. Sein Aufsatz »Die Sektion der Dichter an der Berliner Akademie« (Seite 240/265) enthält alles für die Beurteilung dieses Falles wichtige Material. Kolbcnhcyer bekannte sich in diesem Aufsatz »zu dem Irrtum, die Sektion der Dichter an der Berliner Akademie» (Seite 249/265) ernst genommen zu haben»; er tritt der Bilanz Alfred Döblins entgegen, und bemerkte zu den Diktaturgclüsten der Rumpfakademie (Diktatur über Schule und Erziehung usw.) u. a. folgendes: «Denn außerhalb ihres (der Rumpfakademie) Gemisches lebt ein Volk, Berlin noch immer nicht völlig cinvcrlcibt in dumpfem Provin zialismus: Deutsches Volkstum, sehr viele Millionen stark, von unassimilicrtcr, aber immerhin einzigartiger Kulturbedeutung, Kul turwirkung und eigengearteter Geistigkeit — Deutsches Volkstum, das seine Kunst, auch seine Dichtkunst besitzt und sich erhalten wird. Es will mir scheinen, daß dieses Volk zu den pädagogischen Plänen und Zcnsurgelüsten, der, was den Geist betrifft, so überaus frei gewordenen Sektion einiges zu bemerken haben wird». Kolben- hcyer berichtete im übrigen nach aktcnmäßigen Tatsachen die Vor gänge, die zu dem Krach im Januar 1931 führten. Der tiefere Hintergrund dieser Vorgänge darf wohl darin gesehen werden, daß der Berliner Lileratenklllngcl aus alle Fälle verhindern wollte, daß die in den deutschen Landschaften wohnenden Dichter zu irgend welchem maßgebenden Einfluß bei der Ausgestaltung der Sektion gelangten. Kolbcnhcyer verlangte lediglich, »daß die vom Volke als spezifisch deutsch empfundene Kunst in unserem Kreise (in der Sektion für Dichtkunst) ebenso stark vertreten sei wie die Kunst internationalen Typs schon vertreten ist«. Er wies darauf hin, -daß das deutsche Volk heute mehr als je ein Recht habe, die Er wartung erfüllt zu scheu: bei dem schweren Ringen um sein Wicder- erftarken von seinen Dichtern in einer Weise gefördert zu werden, die cs über jede politische Einstellung hinaus als volkeigcntümlich erlebt«. Kolbenhcyers Bemühungen gingen daraus hinaus, »Dich ter von unzweifelhaftem Kunstvermögcn«, »die dieser Erwartung gerecht werden«, für die Akademie zu gewinnen, da die »Akademie hervorragende Vertreter des internationalen Typs bereits in be deutender Anzahl gewonnen hat«. Kolbcnhcyer schlug damals (am 8. Dezember 1927, also vor der Zuwahl, die im Januar 1928 stattfand) für die Akademie vor: Börries Freih. v. Münch hausen, Jakob Schaffner, Paul Ernst, Hans Friedrich Blunck, Hans Grimm — keiner von diesen von Kolbcnhcyer vorgeschlagcnen Dichtern wurde damals gewählt. Die Sektion ging, nachdem man Leonhard Frank, Alfred Döblin, Fritz v. Un ruh den anderen, also etwa Münchhausen, Schaffner, Paul Ernst, Blunck, vorgezogen hatte, den Weg, den sie gehen mußte, sie wurde mehr und mehr »eine Berliner Angelegenheit linkspolitischer Ob servanz», ein Institut, das im Volk nicht die geringste Zustimmung fand. Trotzdem mühte sich Kolbenheyer noch immer mit allen Kräften, das Steuer herumzureißen und die Vertreter einer volks gearteten Dichtkunst gegenüber den Berliner Literaten zu einer stärkeren Wirkung zu bringen. Er las zu Beginn der Hauptver sammlung am 30. Oktober 1930 einen Vortrag »Uber die Mög lichkeit und die Art einer Dichterakademie», der u. a. die Not wendigkeit einer Geschäftsordnung, die die Sektion sich geben müsse, begründen wollte. Kolbenheyer entwickelte hier eine Reihe bedeutsamster Gedankengänge (siehe »Deutsches Volkstum« .Heft 4, Jahrgang 1931, Seite 253/261), die nachzulesen gerade heute wieder jedem, der sich für diese Dinge interessiert, empfohlen wer den kann. Kolbenhcyers Plan ging daraus hinaus, in der Sektion 904 für Dichtkunst eine »verantwortliche künstlerische Instanz» zu schaf fen, die die doppelte Funktion erfüllen sollte: »nach innen — Meister ihrer Kunst vor eine erhöhte Verantwortung zu stellen und damit deren Leistung zu steigern; nach außen — aus das Kunst- lcbcn und die Entwicklung der Kunst in wesentlichsten und entschei denden Fällen autoritären Einfluß zu nehmen«. Wir wissen, daß über die Aufgabe einer Dichterakademie Hans Grimm z. B. anders dachte. Er forderte (siehe »Deutsches Volkstum» Heft 6, Jahr gang 1931, Seite 480/81) von einer Dichterakadcmie: »nach innen — Meister ihrer Kunst vor eine erhöhte politische Verantwortung zu stellen und damit deren Leistungen für den ungeheuerlichsten Kampf zu steigern, den je ein Volk kämpfen mußte; nach außen — auf das Kunstlebcn und die Entwicklung der Kunst in wesentlichsten und daher entscheidenden Fällen verantwortlichen Einfluß zu neh men, um — die Nation im Kampfe vor den schweren Folgen künstlerischer Hemmungslosigkeit zu bewahren«. Genau gesehen handelt es sich hier selbstverständlich um keine grundsätzlichen, son dern lediglich um dialektische Unterscheidungen in den Ansichten Kolbenhcyers und Grimms über die Funktionen einer deutschen Dichterakadcmie. Die von Kultusminister Rust berufene Deutsche Akademie der Dichtung wird das in den kommenden Jahren durch ihre Arbeit beweisen. Kolbenhcyers Vortrag gipfelte in vier Forderungen: erstens die Sektion sollte sich ein Statut, zweitens eine Geschäftsordnung geben, drittens die Sektion sollte ein Anzahl von Referenten be stimmen zur Prüfung des von der Sektion gesammelten und ihr zugänglichen Materials. Viertens die Sektion sollte ihre Zusam mensetzung prüfen, sie sollte prüfen, ob sie dem Ansprüche des Volkes: »die lebendige Dichtung in allen ihren Vertretern zu reprä sentieren, auch schon voll Genüge geleistet habe«. »Ein solcher Anspruch bleibt bestehen, gleichgültig ob das Volk uns sanktioniert hat oder nicht. Wir müssen diesen Anspruch von uns aus anerken nen, vor jeder Anerkennung des Volkes«. Kolbenhcyers Bemühungen war ein gewisser Erfolg beschie- den, der neucingeboachte Geschäftsordnungsentwurf wurde beraten, die Führung der Sektion ging auf die Allgemeinheit über, dis Hauptversammlung der Sektion sollte »beschlußmäßig jede wichtige Entscheidung« treffen. Diese Änderung behagte den Berliner Mit gliedern nicht. Sie erklärten, -als sie sich eines Wohlverhaltens des Ministers versichert hatten-, die Beschlüsse der Hauptversamm lung eigenmächtig als nichtig. »Es geschah dies unter der offiziellen Form eines .einstimmigen Beschlusses', auf die denkbar illoyalste Weise, in einer Verlautbarung, die ohne Unterschrift an alle Mit glieder verschickt wurde«. Als Verfasser dieser Verlautbarung wur den später u. a. bekannt Alfred Döblin und Ludwig Fulda. Kol benheyer protestierte gegen die Verlautbarung der Berliner Lite raten mit einem Brief, der das Datum vom 29. November 1930 trägt; er forderte, seinen Protest »auf demselben Wege wie die Verlautbarung des .einstimmigen Sitzungsbeschlusses vom 24. No vember 1930' an alle Mitglieder zu leiten«. Natürlich wurde dieser Forderung nicht entsprochen. Kolbenheyer erklärte daraufhin am 5. Januar 1931 seinen Austritt. Hermann Hesse, Wilhelm Schäfer und Emil Strauß folgten. 4. Die Erneuerung der Dichicrakademie nach dem Siege der nationalen Revolution. Mit dem Sieg der nationalen Revolution trat die Sektion für Dichtkunst in ein neues, damit Wohl in das vorläufig letzte Sta dium ihrer Entwicklung. Zunächst flog Heinrich Mann als Präsi dent der Sektion; es schieden außerdem aus: Alfred Döblin, Leon hard Frank, Ludwig Fulda, Georg Kaiser, Bernhard Kellermann, Thomas Mann, Alfred Mombert, Alfons Paquet, Adolf Pann- witz (Pannwitz und Paquet waren Anfang 1932 hinzugewählt worden), Rene Schickele, Fritz v. Unruh, Jakob Wassermann und Franz Werfel. Auch Ricarda Huch trat aus der neuen Akademie aus. Die Gründe für dieses Verhalten sind uns ebenso wenig be kannt wie die Gründe, die Hans Carossa veranlaßt haben, den Ruf, in die Dichterakademie einzutreten, abzulehnen. Einer Er neuerung der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste stand nun nach den geänderten politischen Verhältnissen nichts mehr im Wege. Von der Möglichkeit, die bisherige Sektion der Dichtkunst überhaupt aufzulösen und sie ganz neu aufzubauen,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder