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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19141003
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191410038
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Börsenblatt f. d. Dtschn. vuchl,anbei. Redaktioneller Teil. 230, 3. Oktober 1914. nehmen, oder wenn die Kündigung erst nachträglich erfolgt ist. Der Arbeitgeber hat eS also ganz in seiner Hand, sich dnrch Kündigung des Dienstverhältnisses von der Beilragöleistung zu befreien, ohne deshalb von der freiwilligen Gehaltsweiterzahlung Abstand nehmen zu müssen. Wir glauben aber, hoffen zu dürfen, daß diejenigen Geschäftsherren, die an sich aus sozialen, patriotischen nnd ethischen Gründen von einer Kündigung des Dienstverhältnisses Abstand nehmen wollen, nicht ledig lich wegen der Verpflichtung zur Acitragsleistung, die ja für ihren Teil noch nicht 40/g des Gehaltes beträgt, zur Kündigung schreiten werden. Dient doch die Fortsetzung der Beitragszahlung nicht etwa nur den Interessen der ReichSversichernngsanstalt, sondern vielmehr in erster Linie denen der Versicherten. Bei dieser Sachlage dürfte sich die an- ^ geregte besondere Regelung der Beitragspflicht erübrigen.« Eine verständige Mahnung an alle, die Angehörige im Felde haben, finden wir im »Düsseldorfer Anzeiger«. Das Blatt wendet sich gegen die Vielschreiber, die täglich eine Menge Postkarten ins Feld schicken, auf denen für gewöhnlich nichts weiter vermerkt wird, als daß Krause Schultze oder N. N. einen Gruß schickt. »Mit Bierkarten, Ansichts karten usw. sollte man die Feldpost doch in diesen Zeiten verschonen. Schreibt weniger und dann einen gehaltvollen Brief. Schreibt euren Männern und Söhnen vom Familienleben, mit allen Einzelheiten. Schreibt, wieviel Zähne das Jüngste hat und was es schon sprechen kann, wie fleißig der Alteste ist, wie man daheim schon durchkommen wolle, wie sich alle freuen auf den Tag sieghafter Heimkehr, wie man des Abends miteinander bete für die Rettung des Vaterlandes, fiir die Bewahrung des Vaters und des Bruders. Schreibt auch ein herz liches Wort freundlicher Mahnung, daß man auch im Kriege der christ lichen Liebe und Gesittung nicht vergessen möge, damit die endliche Siegesfrende auch nicht durch den leisesten Gewissensbiß getrübt wird.« PersonalnMWen. Auszeichnung. — Herr Fr. Kruse, langjähriger Buchhalter der Fa. I. C. E. Bruns' Verlag in Minden i. W., wurde mit dem Allge meinen Ehrenzeichen in Silber ausgezeichnet. Zu der schlichten, aber eindrucksvollen Feier, die die Überreichung begleitete, hatten sich Chefs und Personal in dem Setzersaale der Firma zusammengefunden, wo nach einem einleitenden Liede des Gesangvereins »Gutenberg« und nach entsprechenden Ansprachen des Reg.-Asscssvrs vr. Krctschmar, die mit einem Kaiscrhoch schloß, des Hofbuchdruckereibesitzers M. Bruns und des Prokuristen Stiller sich die Feier im Nahmen der bei solchen Ge legenheiten im Hause Bruns üblichen Veranstaltungen abwickclte. Gefallen: am 8. September Herr Walther Denn har dt, Unteroffizier der Landwehr im sächs. Infanterie-Regiment Nr. 103, der erst seit kurzer Zeit Mitarbeiter im Hause B. G. Teubner in Leipzig war,' Herr Verlagsbuchhändler Friedrich von Zezschwitz aus Gera, der bei einem bayrischen Regiment als Hauptmann stand. Er hatte 1898 von Fr. Eugen Köhler in Gera-Untermhaus besten botanischen Verlag erworben, den er unter der Firma seines Namens fortsetzte. Gestorben: in der Nacht vom 19. zum 20. September infolge schwerer, im Kriege erhaltener Wunden Herr Arthur Spohr, Unteroffizier der Reserve im Infanterie-Regiment Nr. 106, Sohn des Ver lagsbuchhändlers Herrn Ferdinand Spohr, in Firma Max Spohr in Leipzig, dem er im Geschäft zur Seite stand. Er hatte vier schwere Verwundungen davongetragen, die ihm große Schmerzen bereiteten; auf dem Transport ins Lazarett verstarb er. ^ Sprechsaal. Auswüchse während des Krieges. <Vgl. Nr. L25.> Erfreulicherweise ist der eigentümlichen Kriegsrcklame der betr. Firma schnell ein Riegel vorgeschoben worden. Wir erhalten dazu folgende Zuschrift: Als Mitglied des Börsenvereins legt die Unterzeichnete Firma Wert auf folgende Feststellungen. Schon vor Erscheinen der Anzeigen in den verschiedenen Blättern, die wir leider nicht hindern konnten, haben mir Schritte gegen die im Börsenblatt Nr. 225 genannte »Vater ländische Verlagsanstalt, Berlin 57, Pallasstr. 10/11« unter nommen, da wir annchmen mußten, daß sowohl Firmen, als auch! j Leser der Anzeigen die neue Firma mit unserer weit bekannten ver wechseln würden, zumal weder die Nechtsform der Firma, noch ein In haber aus den Briefbogen und Anzeigen zu erkennen war. In weiten Kreisen, u. a. auch bei einem Teil der Zeitschriften, in denen die An zeigen erschienen, weiß man, daß unsere Vaterländische Verlags- u. Kunstanstalt im Besitz des Vereins für Berliner Stadtmission ist, dessen Arbeit unsere gesamten Erträgnisse dienen. Wir können nun Mitteilen, daß durch Gerichtsbeschluß des Kgl. Landgerichts II, Berlin, der in dem Börsenblatt-Artikel angegrif fenen Firma die Führung der Bezeichnung »Vater ländische V e r l a g s a n st a l t« untersagt worden ist. Berlin 8X^. 61, Johanniterstr. 4—5. Vaterländische Verlags- u. K u n st a n st a l t. Inhaber: Verein für Berliner Stadtmission. Adreßbuch-Verdeutschung. Im Börsenblatt Nr. 225 tritt Herr I. Hörniug, Heidelberg, dafür ein, daß die Verleger von Adreßbüchern dies Wort Adreßbuch durch ein deutsches Wort ersetzen; er nennt die vom Sprachverein empfohle nen Wörter: »Wohnungsanzeiger, Wohnungsbuch, Stadtbuch«. Gegen die beiden ersten ist einzuwenden, daß ein Adreßbuch viel mehr ist als ein bloßer Wohnungsanzeiger, gegen das dritte, daß es gänzlich unbestimmt klingt, daß man sich darunter gar nicht ein Adreß buch vorstellen wird, vor allem aber, daß »Stadtbnch« andererseits ein fester rechtsgeschichtlicher Begriff ist. Dieser ist zwar an sich nur den Nechtshistorikcru geläufig, aber die Tatsache seines Bestehens genügt, um zu verbieten, daß man dem Wort willkürlich noch eine andere Be deutung beilege. Das hieße die Sprache ärmer machen als reicher. Ein viel tiefer gehender Einwand ist dieser: Selbst wenn man das Wort Adreßbuch in diesem einen Falle, also Adreßbuch einer Stadt, auögemerzt hätte, so wäre nicht viel geholfen, denn wie soll man Adreß buch verdeutschen in Fällen wie: Adreßbuch des Deutschen Buchhandels, Behörden-Adreßbuch, Adreßbuch der Direktoren und Aufsichtsräte, Adreßbuch deutscher Bankfirmen, Neichsadreßbuch, Zoologisches Adreßbuch usw.? Hier versagen die Wörter Wohnungsanzeigcr usw. vollständig. Adreßbuch ist eben ein Begriff für sich, der in mannigfachen Ver bindungen vorkommt und sich nicht mit dem Geltungsbereich eines anderen Wortes deckt. Selbst wenn man für Adreßbuch im Sinne »Stadt adrcßbuch« ein anderes Wart einsetzte - natürlich müßte es ein besseres sein als die vom Sprachverein empfohlenen —, so blieben immer noch die anderen Fälle, von denen wir oben Beispiele gaben. Es gibt nun Eiferer der Sprachreinigung von einer so verzweifelten Genügsamkeit, daß sie lieber das nichtssagendste deutsche Wort wählen als ein Fremdwort: daß sie sich begnügen würden etwa mit »Liste (oder Verzeichnis) der Direktoren und Aufsichtsräte«, der Bankfirmen, der Zoologen. Aber damit wäre nicht das gesagt, was »Adreßbuch« sagen will. Dies ist ein Fall von Tausenden: immer wieder muß der Sprach- frcund van feinerem Empfinden feststellen, daß das vorgeschlagene Deutschwort sich nicht deckt mit dem auszujätenden Fremdwort nnd daß auch dann, wenn man in anderen Zusammenhängen andere Deutsch worte vorschlägt, immer wieder Fälle bleiben, wo auch diese nicht langen. Fast bei jedem Versuch, ein Fremdwort auszumerzen, muß eins ge opfert werden: der Reichtum oder die »Reinheit« des Ausdrucks. Die Woge der Sprachreinigung ist zu Beginn des Krieges sehr hoch gegangen, und der Sprachverein hat gegen die, die nicht seiner Meinung sind, Worte gebraucht von einer Schärfe, die er einmal be dauern wird. Ich bin der Hoffnung, dieser Krieg wird uns so groß machen, daß wir uns nachher dem Fremdwort gegenüber ganz anders stellen werden, als der Sprachverein heute denkt. Was wir in der Zeit des Empvrkvmmlingtums ängstlich uns be mühten abzulegen, dessen wir uns schämten, als Zeichen ehemaliger Ab hängigkeit von fremden Kulturwelten, das werden wir nach dem Kriege, als — so Gott will — Weltvolk, gelassen und gutmütig duldend er tragen; mir werden uns dann vielleicht wundern, daß es einmal eine Zeit gegeben hat, wo die Fremdwörterfrage wichtig genommen worden ist. Dem Sprachverein bleibt aber auch dann noch ein weites Feld, wenn es gilt, unsere Sprache reich, frisch, elastisch, gelenkig zu machen für die größeren Aufgaben der Zukunft. Düsseldorf. C. Nörrenberg. 1484
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