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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.06.1915
- Strukturtyp
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- 1915-06-28
- Erscheinungsdatum
- 28.06.1915
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Redaktioneller Teil. 146, 28. Juni 1915. daß der Band auf jeden Fall gedruckt werden würde, und in der weisen Erwägung, daß ein ,Zchner' besser als nichts ist. Denn, ab die angeborene Summe angenommen oder zurückgewiesen wurde, das Gewissen des Barons war beruhigt, und das Buch ivurde jedenfalls in dieser billigen und handlichen Form gedruckt, die einem jeden, der auf dem Festlande gereist ist, und sogar manchen, die das nicht getan haben, bekannt ist, denn geschmuggelte Exemplare haben gelegentlich ihren Weg nach England gefunden. Der Preis war mäßig, das Papier gut genug, der Druck aber ausgezeichnet, denn wenn auch der Latz durch deutsche Setzer hergestellt war, Druckfehler waren äußerst selten. Für den Reisenden, der durch Krankheit oder durch die Unbilden des Wetters zum Stillsitzen verurteilt war, war die Tauchnib- Ausgabe eine wahre Gottcsgabe, und es müßte schon ein Ausbund von Gerechtigkeitsgefühl gewesen sein, wenn sich da einer noch Gedanken über die Ethik im Verlagsrecht gemacht hätte. Der Absatz muß sehr groß und der Reingewinn bedeutend gewesen sein, denn die Unkosten für Einband und Reklame fielen ganz fort, sodaß die Druckrechnung und die niedrige an den Verfasser gezahlte Summe die einzigen Posten waren, die auf der Sollseite zu Buch standen. Vor einigen Jahren war einmal ein Vorstoß gegen das Tauchnitz- Monopol unternommen worden, aber nach dem Erscheinen von ein paar hundert Bänden verschwand der Nebenbuhler sang- und klanglos von der Bildfläche, und Tauchnitz herrschte weiter, durch keinen Wettbe werb gestört. Dann war da noch ein anderes Gebiet des Buchhandels, auf dem die Deutschen das Feld tatsächlich für sich allein hatten. Soweit Paris in Frage steht, gibt es überhaupt uur einen Führer, der als vollständig nnd erschöpfend bezeichnet werden kann. Es existieren wohl einige Reisehandbücher, die, soweit sie eben reichen, vorzüglich sind, und bei denen der Käufer für einen Schilling auch den vollen Gegenwert er hielt, aber mochten sic den gewöhnlichen Touristen auch genügen, der gewissenhafte Schaulustige, der die Stadt auch wirklich ,erledigen' wollte, der mußte den Baedeker in seiner Rocktasche haben. Einstmals ^ — es ist viele Jahre her — war Galignanis Führer von Paris, wie ich glaube, der einzige, jedenfalls der beste, wenn es noch andere gab. j Später kam dann Murrays vortreffliches Handbuch. Beide sind seit" vielen Jahren vergriffen, obwohl der von Galignani während der Ausstellung des Jahres 1900 eine vorübergehende künstliche Wieder belebung erfuhr. Vermutlich hatten die Verleger dieser beiden Führer die Ansicht, daß der durchschnittliche Reisende all die Auskunft, die er suchte, in den billigen Schillingbändchcn finden und nicht fünf- und sechsmal so viel oder gar noch mehr für ein vollständigeres Buch zahlen würde. Baedeker schätzte das anders ein, und nach der Zahl der Reisenden zu schließen, die man an Sommertagen in den Straßen von Paris mit dem wohl bekannten roten Band bewaffnet traf, war sein Urteil wohl das rich tigere gewesen. Um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, seine Führer, die sich auf alle Länder Europas erstrecken, waren ausgezeich net. Manche davon waren in zwei oder drei Sprachen gedruckt und fingen so die Reisenden der verschiedenen Völkerschaften ein. Ihre Tage sind vorüber, und wenn der Krieg zu Ende ist, und die Touristen wieder in Scharen cintreffen, dann würde der englische Reisende das Schicksal des Achan fürchten müssen, wenn solch ein verfluchtes Ding in seinem Besitz gefunden würde. Übrigens ist es nicht unwahrschein lich, daß Baedeker von seinem Platz verdrängt wird, und tatsächlich habe ich gehört, das; schon Schritte unternommen worden sind, eins der er wähnten Reisehandbücher neu herauszugebcn.« Soweit K. Voltaire. Zum Schluß muß der Übersetzer nur noch zu seiner Beschämung erklären, daß er sich an das Schicksal des »Achan« so ohne weiteres nicht erinnern kann. Jedenfalls wird es ein beson ders schreckliches gewesen sein. Kleine Mitteilungen. Otto Ernst und der Krieg mit Italien. (Vgl. Nr. 128.) — Von dem Rechtsvertreter des Herrn Otto Ernst in Groß-Flottbek erhalten wir unter Berufung auf § 11 des Preßgesetzcs nachstehende Zuschrift: Zu dem von Ihnen nachgedruckten Artikel der »Leipziger Neuest. Nachr.«, bctr. meinen »Offenen Brief an d'Annunzio«, ist zu be merken, daß ich weder von den Blättern, denen ich den »Offenen Brief« einsandt.', noch von den vielen, die ihn nachdruckten, irgendwelches Ho norar verlangt habe. Einzig von den »Leipz. Neuest. Nachr.« habe ich, in der durch mir gewordene Mitteilungen veranlaßten Annahme, daß auch dieses Blatt den Brief nachgedruckt hätte, aus besonderen Gründen ein Honorar gefordert, das aber hinter den Honoraren, die ich zu erhalten pflege, und auch für den »Offenen Brief« ohne mein Zutun erhalten habe, erheblich zurückblieb. Otto Ernst. Wir geben diese Auslassung wieder, da wir keinen Grund haben, Herrn Otto Ernst in dieser Lache schließlich nicht auch zu Worte kommen zu lassen, möchten jedoch bemerken, daß die Berufung auf § 11 des Prcß- gesetzcs fchlgeht. Wenn die »Leipziger Neuesten Nachrichten« daraus, daß Herr Otto Ernst lediglich auf eine »Annahme« hin eine Honorar- fordcrung an sie stellt, schließen, daß er an alle Blätter, die seinen »Offenen Brief« wirklich nachgedruckt haben, ebenfalls mit Honorar ansprüchen herantrcten wird, so ist das keine dem Berichtigungs zwange unterliegende Tatsache, sondern eine im Wege logischer Fol gerung gewonnene Ansicht. Dagegen bleibt die Tatsache bestehen, daß Herr Otto Ernst von einer Zeitung, die seinen Artikel gar nicht nach- gcdruckt hat, ein Nachdruckshonorar von 50.— verlangt hat. Ob diese Forderung zu hoch oder zu niedrig ist, kann dahingestellt bleiben: die »Leipziger Neuesten Nachr.« haben sie jedenfalls mit Recht bean standet. War es denn gar so schwierig für Herrn Otto Ernst, sich vorher zu überzeugen, ob seine »Annahme« richtig sei? Rudyard Kipling auf dem Kriegspfade. — Wie wir der »Kölni schen Zeitung« entnehmen, hat Herr Rudyard Kipling in Southport unweit Manchester eine Rede gehalten, um die Nekrutenanwerbung zu fördern. In dieser Rede verspritzt er, wie zu erwarten, alle ihm zur Verfügung stehende Galle gegen Deutschland. Wir geben einige Sätze wieder, die recht bezeichnend sind für die ohnmächtige Wut man cher Engländer gegen den nicht zu bezwingenden Feind. »Wie immer die Welt sich sonst einteilen mag, heute gibt es nur eine Einteilung: in menschliche Wesen und in Deutsche. Und der Deutsche weiß das. Menschliche Wesen sind schon lange seiner leid und aller Dinge, die mit ihm verknüpft sind, alles dessen, was er tut, sagt, denkt und glaubt. Von einem Ende der Welt bis zum andern wünschen die menschlichen Wesen nichts sehnlicher, als daß jenes unsaubere Ding aus der Gemeinschaft und aus dem Gedächtnis der Nationen ent fernt werde.« Nach dieser Probe erübrigt es sich, weiter ans die Rede Kiplings einzugehen, der, um der englischen Armee neue Söldner in die Arme zu treiben, in schwärzesten Farben das Los Englands ausmalt, wenn Deutschland siegreich bleiben sollte. 8k. Schwindeleien eines »Bücherreisenden«. Urteil des Reichs gerichts vom 17. Juni 1915. (Nachdruck verboten.) — Das Land gericht Darmstadt hat am 12. April 1915 den Kaufmann Eugen Vetter wegen Nückfallbetrugs in mehreren Fällen zu insgesamt zehnmonatiger Gefängnisstrafe verurteilt. Vetter kam Mitte 1914 nach dem Orte Babenhausen und mietete sich bei einer Familie ein. Den Leuten erklärte er, er vertrete ein ganz neues Naturheilverfahren, die Nähr- salzheilmethvde, und wolle hier ein Geschäft für Naturheilartikel nebst entsprechender Fach-Buchhandlung eröffnen; damit werde er sehr viel Geld verdienen, noch mehr als mit dem Neise-Büchcrhandel. Sein Logiswirt glaubte ihm dies und stundete ihm die Miete, bis cs sich schließlich herausstellte, daß der angebliche »Bücherreisende« gar nicht zu zahlen imstande war und auch keine geschäftlichen Erfolge zu erwarten hatte. Ferner suchte Vetter Privatknndschaft auf, sammelte Bestellungen für seinen Hauptartikel, ein Lehrbuch »Die Nähr salzkultur«, ließ sich alsbald bezahlen und versprach sofortige Lie ferung — tatsächlich haben die Besteller das Buch niemals erhalten. In all diesen Fällen handelte Vetter von vornherein in betrüge rischer Absicht. An einem ehrlichen Geschäftsbetrieb war ihm nichts gelegen. Er gedachte nur, leichtgläubige Leute in dem kleinen Orte ausznbeuten. — Seine Revision wurde jetzt vom Reichsgericht auf Antrag des Neichsanwalts als unbegründet verworfen. (Aktenzeichen 1V. 381/15.) Kriegstagung der Berliner Graphiker. — Die Freie Vereinigung der Graphiker zu Berlin hielt kürzlich ihre Hauptversammlung ab. Der langjährige Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt: Hans Meyer zum Vorsitzenden, Johannes Plato zum Schriftführer und Kas sierer, Otto Protzen zum Kassenprttfer. Da über 20 ordentliche Mit glieder im Felde stehen, beschloß man, von einer Ansstellung abzusehen; dagegen soll nach Frieöcnsschlnß eine große Wanderausstellung ent stehen. Von den Mitgliedern des Vereins erwarben sich Hans Bastan- nier, Hans am Ende und Meinhard Jqcoby das Eiserne Kreuz; Ludwig Schäfer starb den Heldentod. PersoiniliiachniWn. Gefallen: am 16. Jnni in den Kämpfen vor Dpern Herr Curt Tretbar, ein Mitarbeiter der Firma Ernst Heinrich Moritz in Stuttgart, der sich durch Pflichttreue und lauteren Charakter ein dauerndes Gedächtnis bei seinem Chef und seinen Mitarbeitern gesichert hat.
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