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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1933
- Strukturtyp
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- 1933-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1933
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- Deutsch
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X: 1S4, 22. August 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. TtschnBuchhandel. eine neue Beschäftigungsmöglichkeit oder Existenz zu schaffen, waren allzu willige Abnehmer und überschwemmten den Markt mit Schleuderangeboten. Der reguläre Buchhandel steht diesem Zustand, der ihn immer mehr seiner letzten Existcnzmöglichkeit beraubt, beinahe machtlos gegenüber. Er muß zuschen, wie sich das Außenscitcrtum auch heute noch immer breiter macht und sich dabei auch Mittel be dient, die nicht immer den Anspruch auf »Sauberkeit« für sich in Anspruch nehmen können. Die Beseitigung dieser unhaltbaren Zustände im Buchvertrieb wird daher eine der dringlichsten Ausgaben sein, die im Rahmen der berussständischen Neugestaltung des Buchhandels geregelt wer den müssen. In unserm neuen Staate darf kein Raum nichr da für sein, daß ein Bcrufsstand wie der Buchhandel durch berufs fremde Eindringlinge in der Erfüllung seiner Aufgaben, die ihm bei der Neugestaltung des seelischen und geistigen Lebens unseres Volkes zusallen, gestört wird. Mittel und Wege dazu muß der Buchhandel aber selbst suchen und finden. Es wäre auch eine völlige Verkennung und offenbare Verfälschung des berufsständischen Gedankens, wenn er nur Anlaß dazu wäre, die freie Konkurrenz durch Einführung des Kon- zcssionszwanges zu beseitigen und sich die Existenz der Standes- angehörigen vom Staat gewissermaßen garantieren zu lassen. Auch wenn der von vielen Seiten angestrebte Konzessionszwang für den Buchhandel wirklich kommen sollte, so müssen wir uns ganz klar darüber sein, daß dadurch die freie Konkurrenz keineswegs beseitigt wird und auch dem Nachwuchs die Aufstiegsmöglichkeit durch Neu gründungen keinesfalls versperrt werden darf. Ist erst einnial auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens und Verständnisses das Fundament für die Neugestaltung des buchhändlerischcn Bcrufsstandes errichtet, so wird der Weg nicht mehr allzu weit und schwierig sein, im Einvernehmen mit den ver wandten Bcrufsständen, deren Angehörige in gewissem Umfange schon immer auch am Buchvertrieb interessiert waren <wic ja um gekehrt auch viele Buchhändler am Vertrieb anderer Erzeugnisse, z. B. Papier- und Schrcibwaren, Schulartikel, Musikalien usw.), eine Ordnung zu schaffen, durch die alle Mißstände beseitigt werden können. Diese Ordnung müßte genau festlegen, wieweit es dem Ange hörigen des einen Berufsstandes gestattet ist, auch Erzeugnisse des anderen Bcrufsstandes vertreiben und führen zu dürfen und müßte natürlich für alle Teile rechtsverbindlich sein. Eine solche Zusam menarbeit verwandter Berufsstände würde z. B. regelmäßige ge meinsame AussprachenderVorstände der in Frage kommenden lokalen Berufsständevertretungen erforderlich machen, deren Ergebnisse den Haupt-Berufsstände-Bertretungen zugeleitet werden müßten, damit diese ihrerseits die nötigen Folgerungen für neue einheit liche Beschlüsse und Maßnahmen treffen könnten. Diesen lokalen Berufsstand-Vertretungen würde es auch zufallen, die notwendigen Schritte zum Schutze ihrer Angehörigen bei den örtlichen Behörden zu unternehmen, womit auch dem seitherigen Zustand, daß bei Kaufpreisverhandlungen der eine gegen den anderen ausgespieli werden konnte, ein Riegel vorgeschoben würde. Bei einigem guten Willen auf beiden Seiten müßte sich eine Möglichkeit ergeben, den Auchbuchhandel in ganz bestimmte und eng begrenzte Bahnen zu lenken und den noch weit schlimmeren illegalen Handel mit Bü chern durch berufsfremde Außenseiter ganz zu unterbinden. Aus der neuen Türkei. Das Verlagswesen und die Reformen des Schrifttums. (Vgl. a. Nr. 182 vom 8. August 1933.) (Nachdruck verboten.) Eine Übersicht über die gesamten zeitgemäßen Fragen des Buch handels in der Türkei muß zwangsläufig auf die große Reform zurückgreifen, mit der der türkische Staatspräsident Gasi Mustafa Kemal im Jahre 1928 sein Land und die Welt überrascht hat: Die Einführung der Lateinschrift an Stelle der arabischen Schrift, deren man sich bis dahin im Türkischen bediente. Die arabische Schrift bildete ein unübersteigbares Hindernis bei der zivilisatori schen Verwestlichung, die einer der ersten Punkte im nationa listischen Aufbauprogramin der neuen Türkei war und ist. Mit der ihm eigenen Lebhaftigkeit und Tatkraft betrieb der Gasi die Durch führung der tief ins Leben des ganzen Landes einschneidenden Re form. Er unterrichtete selbst in der lateinischen Schrift, prüfte selbst viele der Schüler, die allen Lebensaltern und allen Bevölkerungs schichten entstammten. Gleichzeitig wurde mit dem Analphabetentum gründlich aufgeräumt. Selbst mir Ausländer konnten bald die un geheure Bedeutung dieser Neuordnung durch eigene Erfahrungen feststellen. Wegen der sehr schwer zu erlernenden Schrift war uns vordem die türkische Sprache so gut wie unzugänglich. Heute kann man ins Türkische ebenso leicht eindringen wie in irgendeine andere Sprache. Der Gasi entschied sich für eine sehr zweckmäßige, einfache phonetische Schreibweise, die in vielem wesentlichen, so in den Um lauten, dem Deutschen entspricht. Fremd- und Lehnworte sind in fran zösischer Aussprache und mit einer dem Deutschen ganz nahestehenden Schreibweise übernommen worden. »Hotel Bellevue« beispielsweise wird geschrieben und gesprochen: »DtelBelvii«, »Autobus«: »Otobüs«. Erst in jüngster Zeit wurde nun auch die Reinigung der Sprache von den arabischen und persischen Lehnworten in Angriff genommen. Das Türkische ist mit ihnen ungefähr so durchsetzt wie das höfische Deutsch des 18. Jahrhunderts mit französischen Worten. Uber diese Sprachreinigung sind die Ansichten geteilt. Es gibt genug Leute, die die Meinung vertreten, die Feinheiten und Schönheiten der Sprache würden durch das Ausschalten der arabischen und persischen Worte, die also aus hochkultivierten alten Literatursprachen stam men, völlig vernichtet werden. Die nationalistisch eingestellten Sprach kenner, und sie bilden wohl die Mehrheit, weisen dagegen darauf hin, daß es den betreffenden amtlichen Kommissionen bereits gelungen als 40000 echt türkische Worte zu finden, die den Entfall reichlich ersetzen werden. 632 Die Einführung der Lateinschrift hat das türkische Ver lagswesen geradezu u m st ü r z l e r i s ch beeinflußt. Die vor handenen Verlagsbestände wurden sozusagen über Nacht Makulatur. Allerdings besteht — entgegen den im Ausland verbreiteten Meinun gen — neben dem Verbot des Druckes in arabischer Schrift kein Verbot des Verkaufes. Das heißt mit anderen Worten, daß die noch in der alten Schrift gedruckten Bücher ohne jede Einschränkung aus verkauft werden dürfen. Da nun aber die arabische Schrift aus allen Schulen, Ämtern, aus dem Zeitungswesen usw. restlos ver bannt ist, hat man sich an die Lateinschrift gewöhnen müssen. Vollends die Jugend denkt nicht daran, alte Bücher zu erwerben. Der Kreis der Käufer ist also sehr zusammengeschmolzen. Von vereinzelten Verkäufen abgesehen, fristen Bücher in arabischer Schrift nur mehr ein armseliges Dasein in den kleinen Antiquariaten, wie man sie auf den Karren von Straßenhändlern findet, oder etwa in den Basar läden von Konstantinopel (Istanbul) und Smyrna (Izmir) und bei den Händlern vor den Moscheen der Kleinstädte. Anderseits darf man nicht übersehen, daß die Verleger ja auch einen gewissen Ersatz für ihren Verlust gefunden haben. Ebenso plötzlich, wie das Buch in alter Schrift unbrauchbar wurde, entstand eine ungeheure Nachfrage nach Verlagswerken in Lateinschrift. Nicht bloß Lehrbücher aller Art wurden nun in einer den üblichen Jahresbedarf um ein Vielfaches übersteigenden Menge verlangt, auch alles sonstige Schrifttum wurde in Neuausgaben gesucht, da ja jedermann in seinem eigenen Interesse darauf Wert legte, sich im Lesen der Lateinschrift zu üben. So schnellte der Umsatz der türkischen Verleger und Sortimenter plötzlich zu erstaunlicher Höhe hinauf. Daß es die Bücherproduktion vorzüglich verstanden hat, sich um zustellen und auch technisch wieder auf ansehnliche Höhe zu kommen, beweisen die ausgezeichneten Leistungen der Druckereien in Konstan tinopel und Smyrna. Mehrfarbendrucke werden allerdings noch viel fach aus dem Ausland bezogen: so stammen die schönen Propaganda drucke des Türkischen Touring-Klubs aus Wien. Das Verlagswesen hat bis heute noch nicht die Übersiedlung nach der neuen Hauptstadt Angora (Ankara) vollzogen. Sein Zentru m ist unbestritten Konstantinopel, während sich bisher in Angora nur ein einziges Verlagsuntcrnehmcn befindet. Ja es scheint durchaus möglich, daß das Verlagswesen weiterhin in Konstantinopel zu sammengefaßt bleiben wird. Ist auch Angora der Sitz der Reichs- Verwaltung, so kann doch wohl Konstantinopel seine Stellung als Hauptort der Geisteswissenschaften und des Buchwesens behaupten, wie dies ähnlich etwa in Italien (Nom — Mailand) und in den Ver einigten Staaten (Washinaton — New Pork) der Fall ist. Allerdings geht in der Türkei die Zentralisierung auch auf geistigem
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