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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 193, 21. August 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblau f. d. DIschll. Buchhandel. 8315 lKortietzung zu Seite 8L8Ü.1 zutreffen, aber zum Kunsthandel gehört nun mal ein wenig Intel ligenz, und wer die nicht hat, lasse die Hände davon. Wem aber Gott nicht nur das Amt gab, sondern auch den nötigen Verstand, der wird mehr als einmal finden, wie leicht der Käufer, der gar nicht mit der Absicht zu grasten Erwerbungen kam, für dies und jenes zu interessieren ist und wie man vom harmlosen 59 Pfennig blatt ganz sukzessive zu den grasten Kästen kommt, in denen man seine kostbaren Schätze verborgen hält. Natürlich ist auch in diesem Moment der positive Erfolg noch nicht gewährleistet, und es wird nicht jede gehabte Mühe mit klingender Münze belohnt werden. Aber das richtige Gefühl für die Sache wird auch dann noch etwas zu profitieren wissen, sei es nur einen neuen Interessenten für dieses oder jenes spezielle Kunstgenre, sei es die Adresse für die Kundenliste oder letzten Endes nur das in dem Käufer ausgelöste Bewußtsein, daß er hier eben manches bekommt, was er gar nicht dachte. Wenn ich vor Monaten an dieser Stelle einmal darüber gesprochen habe, daß sich der Kunsthandlungsreisende nicht immer allzusehr des besonderen Entgegenkommens und der Rücksicht nahme des Kunsthändlers erfreut, so dürfte es jetzt, wo die Her ren wieder dabei find, die Sortimenter mit ihrer Gegenwart mehr oder weniger zu beglücken, vielleicht an der Zeit sein, die Ange legenheit einmal von der anderen Seite zu betrachten. Aller dings must man da gleich vorausschicken, daß die Zeiten sich ge ändert haben. Vor zehn, zwanzig Jahren lag die Sache günstiger, und die nicht allzuvielen Vertreter der großen Firmen spielten Wohl eine glückliche Rolle, um die mancher sie beneidet haben mag. Heute ist das anders. Die liebe Konkurrenz ist ins Ungeheure ge wachsen, der Geschmack des Publikums inklusive des Kunsthänd lers selbst hat sich geändert, und manches was ehedem zum eisernen Bestände der gut assortierten Kunsthandlung gehörte, wird heute nur noch aus alter Anhänglichkeit, wenn nicht aus Gnade und Barmherzigkeit gekauft. Aber nicht von jenen Wandlungen der Zeiten soll die Rede sein, sondern von der sich daraus ergeben den Notwendigkeit für den Reisenden und Vertreter, der gänzlich anderen Situation gerecht zu werden. Natürlich wird immer jeder meinen, daß seine Methode die beste ist, und beileibe soll hier nicht die Absicht bestehen, die Herren darin zu beirren. Aber dem aufmerksamen Beobachter entgeht es doch nicht, wie sehr das Geschäft vielfach von der Persönlichkeit des Verkaufenden ab hängt, und genau so, wie im Sortiment diese dem Publikum gegen über ungemein wichtig ist, so ist es auch hier im Engroshandel der Fall. Ist der eine zu liebenswürdig und allzu devot, so meint es der andere mit einem gediegenen Quantum von Burschikosität zu machen, die eben nicht immer richtig verstanden und unter Um ständen als sonst etwas bezeichnet wird. Ist jener sich des tradi tionellen Glanzes seines Hauses allzusehr bewußt, dass er gar nicht daran denkt, der Kunsthändler könne doch vielleicht ohne ihn leben, so meint dieser wieder, er könne mit den Erzeugnissen seiner eben gegründeten Firma alles über den Haufen rennen, und ein Dritter macht sich durch die Art, dem Sortimenter immer seinen persönlichen Geschmack aufoktroyieren zu wollen, nicht minder un beliebt. Wie wenig der Kunstreisende heute auf Rosen gebettet ist, wollen wir uns gewiß nicht verhehlen, daß aber im Verkehr zwischen den Vertretern und Sortimentern sich mancher Fehler eingeschlichen hat, unter dem in erster Linie der Vertreter und damit auch seine Firma zu leiden hat, ist ebenfalls nicht zu leug nen. Wenn der Vertreter Wohl nie zur rechten Zeit kommt, so ist das eine Tatsache, für die er nicht verantwortlich zu machen ist. Daß er aber auf den eben beschäftigten Chef des Hauses Rück sicht nehmen mutz, daß er die Angestellten nicht abhalten darf, erst die Kunden ordentlich zu bedienen, ist selbstverständlich. Nun, und wenn ein Reisender ein Geschäft betritt und nur gerade gnädig herablassend durch seine Zahnreihe seine Firma murmelt, in der Meinung, der andere müsse doch nun schon wissen, was er wolle, so mag das auch nur in ganz wenigen Fällen den ge wünschten Erfolg haben. Ganz unentbehrlich ist heute fast keiner, und da wie nie zuvor der Sortimenter es in der Hand hat, feinen Kunden dies oder jenes zu verkaufen, für das er am meisten ein- tritt, so ist das Nachdenken darüber, wie man den inmitten des Geschäftes stehenden Kunsthändler am besten packt, Wohl keines wegs so überflüssig, wie manche meinen. Wenn ich, wie gesagt, so frei gewesen bin, den Herren Chefs zu empfehlen, auch die Zeit und Arbeit der Reisenden als die des gleichberechtigten Kauf mannes zu achten und zu respektieren, so ist die Mahnung für die letzteren, sich ihr ohnehin nicht leichtes Dasein nicht noch durch ver kehrte Maximen zu erschweren, auch nur wohlgemeint. Und natürlich ist sie auf manche Klagen aus Kunsthändlerkreisen zu- rückzusühren. Die Achtung vor der beiderseitigen Arbeit mutz hier die richtigen Wege des Entgegenkommens finden lassen, und wenn selbstverständlich auch der Sortimenter mit Recht meint, daß der Reisende derjenige ist, der etwas will, und er in erster Linie sich nach ihm richten muß, so darf er auch nicht ganz ver gessen, daß aus ihrer Gesamtheit sich das zusammensetzt, was sein Geschäft lebensfähig erhält. Wohl behaupten manche, daß sie den Reisenden nicht brau chen, weil sic alles direkt bestellen können, aber die Kenntnis der Novitäten, mag man sie in ihrer überfülle auch noch so wenig willkommen heißen, ist dennoch ein nicht zu unterschätzender Fak tor für die Weiterentwicklung und das Gedeihen des Geschäftes, dessen Devise mehr als je lauten muß: Bereit sein ist alles. Da bekanntlich in Buchhändlerkreisen vielfach die Mei nung verbreitet ist, der jetzt organisierte Kunsthandel sehe den als Ncbengeschäft betriebenen Kunsthandel nicht für voll an, so dürsten einige Worte hierüber vielleicht am Platze sein. Vor allem mutz man sich über die Bedeutung des Wortes Nebengeschäft grundsätzlich im klaren sein. Läßt ein reiner Buchsortimenter mit Hilfe der ihm zur Verfügung stehenden Kataloge hier und da einmal ein Blatt kommen oder nimmt er auch einige Farbendrucke auf Lager oder aus Wunsch eines befreundeten Künstlers ein Öl bild oder einige Graphiken — und das kommt bekanntlich recht oft vor —, so ist noch lange nicht erwiesen, daß dieses Geschäft mehr als Nebengeschäft sei. Wie aber der Buchhandel mit Recht von einem ordentlichen Sortiment eben ein Sortiment in des Wortes klarer Bedeutung verlangt, so tut dies auch der Kunsthändler, und es ist ihm nicht übelzunehmen, wenn er nur diesen als gleichwertigen Vollkunsthändler ansieht. Daß aber im deutschen Reiche und besonders in den mittleren und kleineren Städten eine Anzahl von Buchhandlungen ihren Geschäften ein richtiges Kunftsortiment als selbständige Abteilung ange gliedert haben, weiß der Kunsthandel sehr Wohl, und er denkt nicht daran, diese oft mustergültigen und geradezu überraschend gut aus gestatteten Geschäfte nicht für voll anzusehen. Auch bei der letzten Tagung der Deutschen Kunsthändler-Gilde in Berlin ist dieses Ka pitel zur Sprache gekommen, und besonders die Vertreter und selbst reisende» Chefs von Kunstverlagsfirmen, die aus eigener Anschauung am besten Auskunft geben können, haben wertvolle Beiträge über die Frage geliefert, die besonders bei Aufnahmen von Mitgliedern in die Gilde immer wieder aktuell wird. Wie es heute eine Menge von Geschäften gibt, die sich stolz Kunst handlung nennen, ohne ein Lager von Blättern zu unterhalten, ohne über die notwendigen Sortiments- und sonstigen Fach kenntnisse zu verfügen, so finden sich im Buchhandel eine Menge Firmen, deren Kunstabteilung dem Kunstgeschäft durchaus zur Ehre gereicht und die vom organisierten Kunsthandel auch mit Vergnügen in seinen Reihen begrüßt werden. Daß an Plätzen, wo reine Kunsthandlungen nur schwer zu halten sind, der Buch handel der berufenste Stand ist, auch den Kunsthandel zu ver treten, bedarf keiner Erörterung, und daß diese Firmen innerhalb der korporativen Vertretung des Vollkunsthandels durchaus will kommen sind, auch nicht. Soll ich auch heute wieder von anderen Dingen reden, die den Kunsthändler interessieren, dessen Gesichtskreis ja bekanntlich weit über den seines Ladens hinausgehen soll, so möchte ich vor allem nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, wenn der Kunsthändler sich um die Schätze kümmert, die in seiner Stadt vergraben sind. Wenn natürlich nicht überall echte Rcm- brandts oder Correggios zu entdecken sein werden, so lehrt doch die Geschichte des Auktionswesens der letzten Jahre, wie sehr sich mancher oft anfänglich ganz unscheinbare Fund gelohnt hat. Wenn man die mit Eifer und oft fanatischem Opfermut betriebene Sammeltätigkeit auch gern als ein Symptom unserer Zeit be zeichnen will, so unterschätzt man doch die Verdienste, die sich die
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