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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1925-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1925
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- Deutsch
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144, 23. Juni IS25. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtsckn. Buchbandel. 10105 Die Zweite Internationale Buchmesse in Florenz. ui. lBgl. Bbl. Nr. 134 und Nr. 140.) Einer der bezeichnenden Eindrücke, »die man auf der Fiera erhielt, war der, daß der Volkscharakter zumal der großen Na tionen in der Art der Ausstellung ihrer Geisteserzeugnisse sich unverkennbar ausprägte. Italien lebhaft, bunt, sichtlich nach har monischer Schönheit strebend; England ruhig, praktisch und etwas nüchtern in der Schaustellung; Deutschland sachlich, systematisch und dabei festlich-seierlich. Frankreich, dem wir uns nun zuwendcn wollen, hat sich bemüht, durch dekorative Mittel eine freundliche, heitere Stimmung und eine gewisse Eleganz in seinen Pavillon hineinzubringen. Er ist von einem Pariser Innen architekten ausgestattct und in stilisierendem Geschmack in braun rötlichen und blauen Tönen ausgemalt worden. Die Architektur der Halle kommt zur Geltung; aus der Hallcndecke fällt blaues Oberlicht. Die gefällig gebauten Bücherregale sind sparsam in Abstän den an den Wänden ausgestellt; im Raum stehen Tische und Vitri nen mit kostbaren Drucken; in die quadratischen Holzträger sind kleine Vitrinen eingelassen, die gleichfalls den wertvolleren Werken Vorbehalten sind. Man fühlt die Verpflichtung zu absoluter Ob jektivität und kommt doch nicht darüber hinweg, daß hier ein Grundfehler begangen wurde: die Bücher empfindet man kaum als die Hauptsache, sie wirken nicht durch sich selbst, beleben nicht in dem zu erwartenden Maße den Raum, das bunte, dekorative Beiwerk lenkt den Blick allzu sehr auf sich, und zwar so stark, daß eine Florentiner Zeitung den bissigen, aber nicht ganz unberech tigten Vergleich mit einer »tabarin-Iidrsria« und einem »cubaret per didliokiii« wagen durfte. Frankreich hat eine systematische Ordnung angestrebt; die 80 oder nach anderen Angaben 1l5 beteiligten Verleger kommen daher nicht in ihrer Eigenart zur Geltung. Allerdings kam erst eine Weile nach der Eröffnung der Ausstellung Ordnung in das anfängliche Chaos, und der Inhalt der Regale wurde in Einklang mit den darüber prangenden Schildern gebracht. Eine zeitliche Beschränkung in der Auswahl der Werke hatte nur Deutschland sich auserlegt und stellte bekanntlich in der Haupt sache lediglich die in den letzten drei Jahren erschienenen Bücher aus. Frankreich geht in seinen ziemlich reichhaltigen wissenschaft lichen Abteilungen öfter weit zurück und stellt z. B. auch Reihen aus wie DaIloz -äurispiuilsnes gSnörale«, 1845 und folgende Jahre. — Unter den technologischen Werken fällt der Dunod auf, nach der Auslage 1924 der »Hütte» übersetzt (1924 bei Börangcr); er kostet in Kunstleder gebunden 60 Franken, hat aber geringeres Papier und kleineren Druck als die deutsche Ausgabe. Das viel gebrauchte Werk von Marfan, »1>es skkections ckss voiss ckige- -iivos» (bei Masson 1923, 700 Seiten, zahlreiche Textabbildungen) kostet broschiert 35 Franken. Mart in et, »Ikörspsutiqus cli- uique (ebenda 1923, 2. Auflage) wird gebunden mit 70 Franken bezahlt; Marion, »OMosoopie« (2. Auflage 1920 bei Masson) mit 60 schwarzen und farbigen Abbildungen kostet 100 Franken. Die Auslagen für Rechtswissenschaft, Soziologie, Geschichte (vor nehmlich von Hachette beschickt), Philosophie, schöne Literatur (meist broschiert) und Musik (sehr schwach beschickt) boten — so weit eine Feststellung möglich war — nichts bemerkenswert Neues. Garniers Klassiker find zu erwähnen, sie kosten broschiert 12 Franken, in Halblsder 18 Franken. Kunstbücher und hervorragende Drucke sind recht zahlreich vertreten, doch überraschend Gutes fehlt auch hier. Ansprechend sind die Verösfcntlichungcn der »Laut Libl ioxKilos«, ent haltend Werke von Anatole France, Baudelaire und anderen. Un eingeschränktes Lob dagegen verdienen die ausgezeichneten bunten Radierungen des Hauses »I-esUstamposNocksrnss«, Paris, die in einigen hervorragenden Proben die Wände des Pavillons schmücken. — Recht gute Leder-Einbände hat Nenö Kiefer, Paris, ausgestellt; die Firma verfügt über eine eigene Buch binderei, BorleablaN I. den Deutschen Buchs,unde». K. Ja-raaus. Frankreich benachbart liegt der Pavillon, in welchem die Schweiz einen kleinen, aber sehr sorgfältig ausgestatteten Saal belegt hat. Or. Heinrich Bod »Icr, Direktor des Florenzer kunsthistorischen Instituts, hat sich im Verein mit dem deutschen Architekten Paul Lameyer in Florenz auch um die schweizer Bücherschau verdient gemacht. Vertreten sind 12 Berlage mit einer mustergültigen Auswahl ihrer Erzeugung. Dem Büchcr- kenner war es ja längst kein Geheimnis mehr, daß die schweizer Verleger gediegene Buchkunst mit bemerkenswertem Erfolge pflegen, viele Besucher der Fiera waren jedoch von dem hier Ge leisteten überrascht und erklärten die schweizer Abteilung als eine der besten und geschmackvollsten aus der ganzen Ausstellung. Die Kunstpublikationen Benno Schwalles in Basel, die Klassikerausgabcn und besonders Goethes Faust der Münster- Presse (mit Originalradierungen von Oskar Gras), das Volks- trachtcnwerk und die »Alte Schweiz- von Engen Rentsch, Erlenbach, das Hodlerwerk von Rascher, die Veröffentlichungen des Verlages Berichthaus in Zürich und die Reproduktionen nach Rodin und Renoir bei Payot sind einige Beweise für den hohen Stand der schweizerischen Buchkunst. Sehr reich beschickt hatte die Ausstellung mit seinen in Deutsch land wohlbekannten Werken natürlich auch das Art. Institut Orell Füßli, und der junge Rotapfcl-Vcrlag in Erlenbach konnte mit einer Anzahl ausgezeichneter Kinderbücher aufwartcn, die Krcidolf illustriert hat. Reproduktionen nach Hob ler schmückten die Wände des schweizer Saales, der in seiner schlichten Würde wiederum dem Charakter des Volkes entsprach, dessen Geistesschätzc er beherbergte. Än Gästen aus weiter Ferner ist Mexiko zu nennen, das mit einigen populären Büchern, aber auch mit dem interessanten Werk von I)r. Atl, kos miss populäres 611 dlexieo (Verlag Cul- tural, Mexiko, 1922) vertreten ist. Siam stellte eine be trächtliche Zahl süßlich gebundener Werke aus, bei denen man bedauerte, daß die ornamentale schöne Schrift nicht besser zur Geltung kam. Eine Privatsammlung japanischer Holzschnitt- Werke und einzelner Blätter berühmter Meister war außer ordentlich sehenswert. Die Vereinigten Staaten waren offiziell nicht vertreten, trotzdem hatte man einige zufällig zu sammengeraffte Broschüren und Zeitschriften, ja sogar Vorsatz- Papiere ausgelegt, was einen ganz falschen Eindruck erwecken mußte und daher besser unterblieben wäre. Nahe dem eigentlichen Ausstcllungsgelände war im Botani schen Garten die retrospektive Schau der italie nischen Tagespreise untcrgebracht, die mancherlei Inter essantes bot. Die Zeitungen hatte man nach Provinzen gruppiert, in Vitrinen lagen die ältesten gedruckten Blätter, darunter ein Lvviso vom Jahre 1532. Sondernummern zu bestimmten Ge legenheiten, fremdsprachige Blätter, die in Italien erscheinen, und italienische des Auslandes vervollständigten das Bild. Musso linis Blatt, dem Uopolo ä'ltuliii, war eine riesige Wandtafel ge widmet. Die Ausstellung drucktechnischer Maschinen, gleich falls im Oiarckino cii Orticultura, bot dem durch deutsche Maschinen ausstellungshallen verwöhnten Auge ein etwas dürftiges Bild und war auch noch drei Wochen nach der Eröffnung im Aufbau begriffen. Neben einigen italienischen Maschinen waren haupt sächlich deutsche ausgestellt, die zur Verfügung der Niederlassungen der betreffenden Firmen in Italien gestanden halten. So waren vertreten: »Planeta», Coswig, die Leipziger Schnell pressenfabrik A.-G. vorm. Schmiers, Werner L Stein, Gebr. Brehmer und Karl Krause, Leipzig. Die Ver einigten Staaten hatten eine Mergenthals r Linotype ge schickt. Unser Rundgang durch die Ausstellung ist beendet und wird dem Leser gezeigt haben, daß die zweite Florenzer Buchmesse genug des Interessanten bot, um auch von deutscher Seite be sucht zu werden. Leider waren gerade deutsche Gäste aus Buch handelskreisen selten, woran die ziemlich weite Entfernung der Arnostadt die Schuld tragen mag. Man muß jedoch hoffen, daß der erzieherische Wert solcher internationalen Schaustellungen immer mehr erkannt wird und daß über drei Jahre die klera clel I-idro von Florenz, die bis dahin sicherlich weitere Fortschritte IS40
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