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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1905
- Strukturtyp
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- 1905-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1905
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- Deutsch
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4932 Nichtamtlicher Teil. .Ir 421, 26 Mai 1905. in den Arbeiten der Schüler nunmehr zutage treten, oder — die Rechnung des Exempels stimmte nicht. Sie stimmt aber. Und gewiß zur Freude aller derer, die mit Interesse die Ziele dieser Schule verfolgen. Die diesjährige Ausstellung läßt den Umschwung zu freierem künstlerischem, d. h. selbsttätigem Schaffen deutlich erkennen. Es zeigt sich dies nicht blos in dem stärker ausgebildeten Fachunterricht, sondern bereits im Zeichen unterricht. Nahmen in früheren Ausstellungen die Kopier arbeiten nach gegebenen Originalen einen breiten Raum ein. so sind diese jetzt ganz verschwunden und an deren Stelle Übungen nach unbeweglichen Modellen getreten. Daß dabei zugleich Verzicht geleistet ist. mit derartigen Arbeiten — wie überhaupt auch bei anderen Arbeiten — technische Paradestücke zu bieten, ist sehr anerkennenswert. So macht sich denn die eigentliche Leistungsfähigkeit des Schülers auch weit offenkundiger geltend, als aus solchen Blättern, die früher durch nachhelfende Korrekturen des Lehrers auf eine gleichmäßige Stufe gebracht worden waren. Manche Un zulänglichkeit der Form und Technik ist daher an einzelnen Stücken wahrnehmbar. Das »Zeichnen nach unbeweglichen Modellen» wird ge leitet von den Lehrern Hsroux und Bossert, und da ist es interessant zu sehen, wie sich die Individualität des Lehrers unwillkürlich auf den Schüler überträgt. Denn während der erftere mehr die Form betonen läßt, führt der andere seine Schüler mehr zum Erfassen der malerischen Erscheinung. Ich erwähne diese Verschiedenartigkeit der Dar stellung lediglich deshalb, weil sie in den gleichen Auf gaben. die die Schüler zu lösen hatten, tatsächlich vorhanden ist. Es soll daher meine Bemerkung für den einen wie für den andern weder ein Lob noch ein Tadel sein. Wer die Wege zur Kunsterziehung kennt, der wird auch wissen, daß hierbei, wie in Wirklichkeit, eben »viele Wege nach Rom führen». Das erste Erziehen zum Sehenlernen, die Grundbe dingung für alle mit der bildenden Kunst verwandten Zweige, wird dann weiter verfolgt in den Klassen, wo das Zeichnen nach dem Stilleben geübt wird, die den Lehrern Klepzig. Winther und Tiemann unterstehen. Beachtens wert ist dabei, daß dem Schüler die Freiheit gewährt ist. seine Darstellung in einer beliebigen zeichnerischen Technik — sei es in Kreide. Kohle. Bleistift. Tusche oder Feder — wiedergeben zu können. Weitere Stufen führen dann zum »Zeichnen nach dem Leben» unter Professor Winterstein, wo. ebenfalls in Anwendung verschiedenster zeichnerischer Techniken. Studienköpfe und ganze Figuren, ferner, unter Professor Seifert. Akte gezeichnet werden. Das »Malen nach dem Stilleben«, das Darstellen von Pflanzen, Tieren re., geleitet von Lehrer Rentsch. schließt sich an. bis dieser Unterricht beim »Malen nach dem Leben«, bei der farbigen Darstellung bekleideter und unbekleideter Figuren endet. Diese Klasse steht unter Leitung von Professor Seliger und Lehrer Schulze. Dazwischen iverden noch beim Zeichenunterricht Skizzier- und Gedächtnis übungen vorgenommen und die Klassen für »Bau- und Zierformenlehre-. -Geometrisches Zeichnen« (Projektion) und »Verkürzungslehre» (Perspektive) unter Lehrer Lamprecht. sowie »Naturstudien nach Meurer« unter Lehrer Kleukens gliedern sich hier ein. Der Zug zum frischen Erfassen der Wirklichkeit macht sich fast durchweg in diesen Arbeiten vor teilhaft geltend, ebenso auch in den von Lehrer Lehnert geleiteten Arbeiten aus der Klasse für »Modellieren nach unbeweglichen und beweglichen Modellen». Die Fortschritte, die die Anstalt auf buchgewerblichem Gebiet und auf dem der graphischen Künste gemacht hat, springen vor allem in die Augen. Lehrer sowohl wie Schüler müssen rastlos gearbeitet haben, um in der verhältnismäßig kurzen Zeit von zwei Jahren solche Erfolge zu erzielen, wie sie in den zur Schau gestellten Arbeiten tatsächlich vorliegen. Beide Teile müssen von Begeisterung für ihre Sache erfüllt gewesen sein, um solche Ergebnisse aufweisen zu können. Daß so viel erreicht wurde in der angegebenen Zeit, läßt gleich zeitig erkennen, daß die Leitung der Anstalt dem Schüler nicht bloß Gelegenheit geben will, sich in den einschlägigen Fächern der Buchkunst ausznbilden. sondern daß sie sich auch bemüht, ihn zu andauernder regelrechter Arbeit zu erziehen. Dies Bestreben will mir von besonderer Wichtigkeit erscheinen. Zweifellos ist manche graphische Arbeit, die hier als Steinzeichnung. Radierung oder Holzschnitt austritt. dem Stammeln des Kindes vergleichbar; aber daneben wieder sind auch durchaus tüchtige, ja zum Teil ganz vorzügliche Leistungen zu finden. So sind mir unter andern zwei Blätter aus dieser Abteilung im Gedächtnis geblieben, die schon sehr achtungswerte künstlerische Eigenschaften zeigen, zwei Farbenholzschnitte: eine Herbstlandschaft mit Birken und eine Vogelgruppe. So wie in den vorstehend erwähnten graphischen Zweigen, die unter Leitung von Professor Seifert (Werkstatt für Kupferstich). Professor Mohn (Werkstatt für Radierung). Professor Schelter (Werkstatt für Steindruck) und Professor Berthold (Werkstatt für Holzschnitt) stehen, ist auch auf andern Feldern energisch gearbeitet worden. Denn auch das eigentliche Buchgewerbe, wie Ausführung von Schriftzeichen. Anordnung des Schriftsatzes, der Buchdruck, das Buch binden. hat überraschende Fortschritte gemacht Neben Ent würfen zweckmäßiger, formvollendeter Schriftzeichen sind auch geschmackvolle Schriftsätze und Bucheinbände zu finden. Die Versuche im Kleisterfarben-Verfahren zur Herstellung von Papieren für Buchüberzüge und die einfachen, hübsch getönten Pappeinbände verdienen hierbei besonders hervorgehoben zu werden. Als Leiter dieser Klaffen fungieren hier: Lehrer Delitsch für »Schriftzeichnen und -Entwerfen», sowie für »Schriftsatz und Schriftdruck«, Lehrer Poeschel für »Schrift satz und Buchdruck». Professor Honegger und Lehrer Rentsch für »Zeichnen und Entwerfen für Schriftsatz und Buchdruck- und Lehrer Dannhorn für »Buchbinden«. Nicht minder ersprießliche Entwicklung haben die dem eigentlichen Buchschmuck dienenden Fächer genommen: das -Entwerfen von Vollbildern. Textillustrationen rc - (Pro fessoren Dietrich und Honcgger. sowie Lehrer Kleukens und Winther) und das technische Fach für »Photo mechanische Druckverfahren« unter Professor vr. Aarland. Eine beachtenswerte Erweiterung haben die Übungen in letzterwähnter Klasse dadurch erfahren, daß auch direkte Zeichnungen auf Zinkplatten vorgenonunen wurden, die dann druckfertig ausgesührt worden sind. Geschmack- und stilvolle Arbeiten finden sich auch aus der Klasse für »Komponieren für Lithographengehilfen« (Lehrer Kleukens) in Form von Buchdrücken, Einladungs- und Speisekarten. Zierschriften rc. Der jetzige Stand der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe läßt im Hinblick auf das bisher Erreichte die besten Hoffnungen für ihre fernere Entwicklung zu. Durch die tatkräftige Verfolgung weiterer und höherer Ziele haben alle Beteiligten einen bedeutsamen Erfolg erzielt, zu dem man den Leiter der Akademie aufrichtig beglückwünschen darf. Ernst Kiesling.
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