Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1898
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18981209
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189812094
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18981209
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1898
- Monat1898-12
- Tag1898-12-09
- Monat1898-12
- Jahr1898
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ist, um den von der bildlichen Darstellung freigelassenen Raum des Blattes lückenlos zu füllen. Im Inneren des Buches ist dagegen eine moderne, ungewöhnlich schöne ufld klare Antiqua type zur Anwendung gelangt. Um das Seitenbild einheit licher zu gestalten, sind innerhalb der Zeilen weder große Anfangsbuchstaben, noch Interpunktionen verwendet, was das Lesen freilich bedeutend erschwert. Eine sehr glückliche Idee war es dagegen, sowohl für die Zeilenanfänge wie für die ganzen Ueberschriften Versalien zu verwenden, die ab wechselnd in mennigroter und blauer Farbe gedruckt sind, wodurch das Seitenbild angenehm belebt wird. Der Rand ist, abweichend von der herrschenden Mode, sehr schmal, Ueber den Wert der hier befolgten Dekorationsprinzipien wird man gewiß sehr verschiedener Ansicht sein können; in rein technischer Beziehung ist das Buch eine hervorragende Leistung der Druckkunst. Es ist ebenso wie die »Städtekultur« von Otto von Holten in Berlin gedruckt. Eine Anzahl in typographischer Beziehung sehr gelungener Bücher sind aus der Offizin von Drugulin in Leipzig hervor gegangen, in der auch unsere beiden am besten ausgestatteten Zeitschriften »Pan« und »Zeitschrift für Bücherfreunde« ge druckt werden, so unter anderem Cäsar Flaischlens »Gedichte in Prosa«: »Von Alltag und Sonne« (F. Fontane L Co.), deren reizende Umschlagvignette von B. Pankok herrührt. Unter denjenigen im modernen Sinne ausgestatteten, belle tristischen Werken, die reicheren zeichnerischen Schmuck tragen, lassen sich zwei Richtungen unterscheiden, eine rein dekora tive, die nur »ein schönes Buch« machen will, und eine andere, die tiefer in den Geist der Dichtung eindringen, ihn in künstlerischen Kompositionen wiederspiegeln will. Der Hauptvertreter der ersten Richtung ist Otto Eckmann. Sieht man von seinen zahlreichen Umschlägen und Einbanddecken ab, so sind es der Pan und die Jugend, besonders deren erster Jahrgang, die die Perlen Eckmannschen Buchschmuckes bergen. Welche Vereinigung frischer Naturbeobachtung und feinen Stilgefühls in den Umrahmungen und anderen Zier stücken, zu denen die heimischen Blumen den Vorwurf geliefert haben, welche Fülle von Liebreiz in der Komposition zu Fr. von Ostinis Gedicht: »Glück«, in den reizenden, etwas englisch beeinflußten Engelsgestalten mit den Rosenguirlanden, deren Blumen zurückschnellen, wenn eine plumpe Menschen hand sie fassen will, welch' tiefe Empfindung in den vier Landschaftsbildern zu dem ebenfalls von Ostini verfaßten Gedicht: Eintagsglück I Auch in der einzigen größeren buch gewerblichen Arbeit Eckmanns, der Laufschen »Herodias« (A. Abu), sind die von stilisierten Blumenranken umgebenen Landschastsscenerien derjenige Teil des Buchschmucks, in dem das Talent des Künstlers am glücklichsten in Erscheinung tritt. Die Schlußstücke sind zum Teil geistvoll ersonnen, in den Kapitelanfängen hat er aber der Versuchung nicht immer widerstanden, Scenen des Epos darzustellen, und man kann nicht sagen, daß hier die Auffassung tief, oder die Charakteristik der Personen sonderlich scharf wäre. In formaler Beziehung find dagegen sämtliche Kompositionen durchaus dekorativ gehalten, sie sind von jedem kleinlichen Realismus frei und in streng linearer Manier ausgeführt. Wie bereits erwähnt, ist einer der Vorkämpfer für die rein dekorative Richtung des Buchschmucks Otto Julius Bier baum, der in seinem Kalenderbuch für 1897, »Der bunte Vogel« (Schuster L Löffler), versucht hat, seine Ideen in die Praxis zu übersetzen. In der That sind die Arbeiten von F> Vallotton und E. R. Weiß reine Zierstücke, ohne jeden Anklang an die frühere Jllustrationsweise. Für die Aus stattung des »bunten Vogels« ist noch ein anderes Prinzip Maßgebend gewesen, das in vielen Publikationen des Verlags von Schuster L Löffler obwaltet: man hat sich bemüht, den litterarischen Charakter des Buches in seiner äußeren Erscheinung möglichst scharf zum Ausdruck zu bringen. Da nun der »bunte Vogel« die schlichten Kalenderbücher früherer Zeiten wieder zu Ehren bringen sollte, so war zu seiner Dekoration die Holzschnittmanier Vallottons, der sich Weiß durchaus angepaßt hat. wegen ihres primitiven Charakters an sich sehr geeignet. Ob es allerdings möglich ist, zwischen Arbeiten Vallottons, in denen große schwarze und weiße Flächen ohne jeden Uebergang schroff nebeneinandergestellt sind, und linearen Typen eine Harmonie herzustellen, ist mir sehr zweifelhaft; jedenfalls kann ich nicht finden, daß dieses Ziel im »bunten Vogel« erreicht ist. Genau das Gleiche in noch höherem Maße gilt von Br. Pauls Illustrationen zu L. Thomas »Agricola« (Wald- bauersche Buchhandlung). In ihrer derben naturwüchsigen Art passen sie trefflich zu den kernigen, schlichten bayerischen Bauerngeschichten, die den Inhalt des interessanten Buches bilden; zu einer Einheit mit den Typen können sie aber ihrer schweren schwarzen Flächen halber nicht verschmelzen. Unter den in dem Buche enthaltenen Hölzelschen Landschaftsbildern sind einige im Druck mißlungen, auf dem einen (S. 25) ist schlechterdings nicht das Geringste zu erkennen. Inhaltlich sind die Bilder beider Künstler Illustrationen in dem her kömmlichen Sinne des Wortes, sie suchen mit dem Griffel das vom Schriftsteller Erzählte wiederzugeben, Paul mit stark satirischem Anstrich; es läßt sich gegen diese Manier hier aber nicht viel einwenden, weil es sich nicht um Dichtungen, sondern um realistische Schilderungen aus dem bayerischen Volksleben handelt. Unter denjenigen Künstlern, die zwar die herkömmliche Jllustrationsmanier verschmähen, sich aber auch nicht mit rein dekorativem Schmuck begnügen, sondern tiefer in den Geist des Buches einzudringen streben, stehen Th. Th. Heine und Fidus obenan. Die erstaunliche Vielseitigkeit des erstgenannten Künstlers ist bekannt. Er hat in seinen Gemälden und Pla katen dekorative Arbeiten großen Stiles geliefert, er hat in seinen für den »Simplicissimus« gezeichneten Bildern die unbarm herzigsten Satiren auf Reaktion und Philistertum geschaffen und die verletzendsten Angriffe oft auch gegen Stellen ge richtet, die er besser verschont hätte; er hat in seinen Um schlägen zu »Demi-Vierges«, »Weiße Liebe« rc. die perversen Naturen, die die Helden dieser Decadence-Romane bilden, in unübertrefflich charakteristischer Weise dargestellt. Als unver gleichlicher Linienkünstler zeigt er sich endlich in seinem Buch schmuck, von dem sich vereinzelte Proben im Simplicissimus und einigen Bändchen der »kleinen Bibliothek Langen« finden, während der weitaus größte Teil in d'Aubecq-Lindners Kunst traum »Die Barrisons« enthalten ist (Schuster L Löffler). Hier kann man in zahlreichen Zierstücken die reiche orna mentale Phantasie des Künstlers bewundern, der nicht selten Elemente des Empire und der japanischen Kunst zu einem seltsamen Ganzen vereinigt, und doch stets so viel Eigenes hinzu- giebt, daß das Resultat durchaus originell, durchaus »Heinisch« ist. Noch bewunderungswürdiger ist aber, wie Heine ver standen hat, mit wenigen charakteristischen Linien die kompli ziertesten Bewegungsmotive festzuhalten und in diesen Dar stellungen den bizarren, excentrisch tollen Charakter des Buches wiederzuspiegeln. Wäre Lindners Werk nur mit diesen Heineschen Zeichnungen geschmückt, etwa in Elzevirkursioschrift auf Bütten- oder Ingrespapier gedruckt worden, so wäre es ein entzückendes Buch geworden. Leider hat man aber noch zahlreiche Arbeiten anderer Künstler, Zierstücke von Vallotton und Rauchinger, Plakate von Chsret und Malier Dumers, eine Kohlenskizze von Rauchinger und sogar Photographieen der Barrisons in das Buch eingefügt, so daß es jede Ein heitlichkeit verloren hat und in seiner Dekoration vollständig auseinanderfällt. Dagegen ist in einem anderen, ebenfalls bei Schuster L
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder