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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1898
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- Deutsch
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M 263. 12 November 1898. Nichtamtlicher Teil. 8331 Nichtamtlicher Teil. Eine internationale Konferenz xur Konservierung alter Handschriften. Auf Veranlassung der Leitung der vatikanischen Bibliothek fand am 30. September und 1. Oktober d- I. in St Gallen eine internationale Konferenz von Bibliothekaren rc statt, die sich mit dem Problem beschäftigte, die alten Codices von Pergament. Papyrus und Papier vor der durch den Zahn der Zeit immer weiter um sich greifenden Zerstörung zu be wahren. Der erste Anstoß zu der Konferenz ging vom preußischen Unterrichtsministerium, den Direktoren der National bibliothek zu Paris und der Universität zu Leiden aus. Ver treten waren auf der Konferenz die Repräsentanten von dreizehn Ländern, darunter mehrere Autoritäten auf dem Gebiet der Altertumsforschung und Vertreter der ersten Bibliotheken Europas; im ganzen nahmen achtzehn Herren daran teil. Das vorbereitende Komitee hatten der Präfekt der vatikanischen Bibliothek ?. Ehrle, vr. Fäh in St. Gallen, vr. de Vlies in Leiden und vr. Escher in Zürich gebildet. Zum Ehrenpräsidenten wurde in der Versammlung Professor Mommsen, zum Präsidenten vr. de Vries gewählt. Eine Anzahl defekter, durch Fraß beschädigter Blätter und Codices wurde der Versammlung teils in natur», teils in Photographieen, von k. Ehrle, de Vries, Nicholson aus Oxford und Lippmann aus Berlin vorgelegt. Es handelt sich um dreierlei Beschädigungen: durch einfachen Fraß, durch ebendenselben, kompliziert durch die zur Wiederherstellung der ersten Schrift gebrauchten Säuren (bei Palimpsesten) und um Beschädigung von Papier-Codices. Die vatikanische Bibliothek, die die größte Zahl von alten Handschriften besitzt und infolgedessen am meisten Interesse an einem Verfahren hat, das deren Zerstörung entgegenzu- treten geeignet ist, hatte sich schon früher eingehend mit dem Problem beschäftigt. Sie hat im Jahre 1897 durch eine d Kommission die bedeutendsten europäischen Bibliotheken be suchen lassen, um Vergleiche anzustellen und die Erfahrungen SU sammeln, die dort etwa mit Wiederherstellungsversuchen gemacht worden seien. In der letzteren Richtung waren keine Ergebnisse zu erlangen. Es zeigte sich nur, daß bei allen sehr alten Handschriften dieselben Zerstörungen festzustellen ssnd, und es blieb nichts anderes übrig, als auf dem noch ziemlich unbearbeiteten Gebiete mit selbständigen Versuchen °orzugehen. Zu diesem Zwecke errichtete die Verwaltung der vati kanischen Bibliothek ein eigenes Laboratorium für solche Persuche. Dort erfand man denn auch eine Methode, die einigermaßen zum Ziel zu führen schien. Das Mittel dazu v°t eine Gelatinemasse, die durch Zusatz von Stärke insen sibel gemacht wird. Indes kann dieses Mittel nur tsuts äs ausur angenommen werden, abgesehen davon, daß seine Dauer- Hastigkeit natürlich noch nicht praktisch erprobt werden konnte, l^ie zu restaurierenden Blätter werden in einen Rahmen ge spannt, was ebenfalls schon in vielen Fällen mit großen Schwierigkeiten verknüpft ist, und die Masse aufgetragen, j ^ zeigt sich aber, daß auf den so behandelten Pergamenten bicht allein die Radierungen verschwinden, sondern auch P°rschiedenheiten der Tinten nicht mehr zu erkennen sind. Nachdem der Delegierte der vatikanischen Bibliothek diese Ausführungen, die er auch in einer Broschüre niedergelegt pat, gemacht hatte, sprach Herr Posse aus Dresden über eine Ufue Masse, die die Gelatine ersetzen soll; doch seien die be glichen Versuche noch nicht abgeschlossen. Er empfahl i^ner die Begründung eines Central-Laboratoriums bei der vatikanischen Bibliothek, in dem weitere Versuche gemacht Mnsundsechzigster Jahrgang. werden sollten. Von Professor Zangemeister aus Heidelberg wurde der Gebrauch von Goldschlägerhäutchen empfohlen; auch Herr Lippmann beteiligte sich an der Diskussion. Am 1. Oktober gelangten die vorgeschlagenen Reso lutionen durch die Konferenz einstimmig zur Annahme. Nach dem Osservators Romano haben sie in der Uebersetzung der »Germania« folgenden Wortlaut: 1. Die Konferenz spricht den Wunsch aus, daß eine Liste der ältesten und wichtigsten Codices, die dem sicheren Unter gang geweiht zu sein scheinen, aufgestellt werde. 2. Die Konferenz spricht den Wunsch aus, daß die in der obenerwähnten Liste enthaltenen Codices photographiert werden, damit ihr gegenwärtiger Zustand fixiert und kon serviert werde. 3. Die Konferenz ernennt ein ständiges Komitee, dem sie folgende Aufgaben zuweist. Es soll: u) die unter 1 erwähnte Liste zusammenstellen; b) die unter 2 bezeichneten photographischen Arbeiten unterstützen; o) die verschiedenen Methoden der Wiederherstellung studieren und die vorteilhaftesten empfehlen; ä) durch die Presse über die in der Konferenz vor geschlagenen Wiederherstellungsmethoden weitere Be obachtungen mitteilen; s) sich in Bezug auf die vorerwähnten ihm aufgetragenen Arbeiten in Verbindung mit den Bibliothekaren und Fachmännern setzen; t) von den Regierungen die notwendigen Mittel und Fonds für die vorbezeichneten Arbeiten zu erhalten suchen. 4. In Erwägung, daß der Verderb der Codices nur langsam fortschreitet, empfiehlt die Konferenz, daß bis zu dem Zeitpunkte, wo sichere Wiederherstellungsmethoden auf gefunden sein werden, d. h. spätestens Herbst 1899, zur Wiederherstellung nur solche Methoden angewandt werden, die in jedem speziellen Falle die größte Sicherheit ver sprechen und die Benutzung anderer besserer Methoden, die in der Folgezeit erfunden werden können, nicht aus schließen. Das erwähnte Komitee, das sich weiter kooptieren kann, besteht aus dem Präfekten der vatikanischen Bibliothek ?. Ehrle, de Vries in Leiden und Professor Zangemeister in Heidelberg. Kleine Mitteilungen. Besteuerung der Warenhäuser. — DaS zur Zeit für offiziös geltende Blatt die -Norddeutsche Allgemeine Ztg.« erklärt für nicht ausgeschlossen, daß die Regierung ein Staatsgesetz Vor schlägen wird, wodurch die Gemeinden gezwungen werden, an eine höhere Gewerbesteuerbelastung der Warenhäuser heranzugehen. Der Gesetzentwurf sei noch nicht fertiggestellt, doch werde darüber zwischen den Ministerien der Finanzen, des Handels und des Inneren verhandelt. Die Nachricht, daß die Regierung sich die französische Steuer zum Muster genommen habe, sei un begründet. Das Blatt schreibt: Da die Gemeinden den Weg der Sonderbesteuerung auf Grund eines von der Regierung ge schaffenen Musterstatuts nicht beschritten, so dürfte -eS nicht ausgeschlossen sein, daß die Regierung die Zeit für gekommen erachtet, ein Staatsgesetz vorzuschlagen, wodurch die Gemeinden gezwungen werden, an eine höhere Gewerbesteuerbelastung der Warenhäuser heranzugehen.« Ein solches Gesetz müsse selbst verständlich die Form der Steuer vorschreiben, eine Aufgabe, die angesichts der außerordentlich schwierigen Materie keine leichte sei. Eine kürzlich von der Presse gebrachte Nachricht, die Regierung habe sich die französische Steuer zum Muster genommen, sei -natür lich unbegründet: das französische G-werbesteuersystcm ist von dem unsrigen so grundverschieden, daß sich eine Benutzung desselben von selbst verbietet«. 1134
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