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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1898
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.10.1898
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. Ueber Wesen und Geschichte des Holzschnitts. Wie kürzlich hier istn Nr. 239 d. Bl.) mitgeteilt, setzt der Centraloerein für das gesamte Buchgewerbe die in Leipzig im Mai und Juni d. I. mit Erfolg zuerst unter nommene Ausstellung deutscher Holzschnitte zur Zeit in anderen deutschen Städten fort, indem er die Kunsthotzschnitte jener Ausstellung übernommen hat und wandern läßt. Bei dem erneuten Interesse, das dadurch für den Holzschnitt geweckt und unterhalten wird, wird auch die knappe kritische Geschichte des Holzschnitts beifälliger Aufnahme sicher sein dürfen, die den Katalog dieser Ausstellung einleitet und die wir mit gefällig erteilter Erlaubnis hier wiedergeben: Eine Einleitung zum Kataloge der ersten Ausstellung der Holzschnitte mutz in Rücksicht auf den Zweck der Aus stellung vor allem die Frage der Existenzberechtigung des modernen Kunstholzschnittes behandeln. Ueber den Holzschnitt als Mittel zur Illustrierung von Tagesereignissen ist eine Erörterung auszuschlietzen, da er erst in zweiter Linie von einem künstlerischen Standpunkte zu betrachten und weiterzubilden ist. Der Kunstholzschnitt wird heute nicht nur von den photographischen Verfahren zum Teil verdrängt, er wird auch rm künstlerischen Sinne nicht als existenzberechtigt an gesehen, weil die vermittelnde Hand des Holzschneiders nicht dieselbe Originaltreue wiedergeben könne wie die Photographie. Unsere erste Ausstellung der Holzschnitte ist mit strenger Auswahl so zusammengestellt worden, daß fast nur Blätter vereinigt sind, die der künstlerischen Eigenart des Originals völlig entsprechen; wir glauben in dieser Ausstellung einen Beweis geliefert zu haben, daß es eine erkleckliche Anzahl von Holzschneidern giebt, die den Künstler so zu inter pretieren vermögen, daß dessen höchstgespannte Anforderungen befriedigt werden. Es liegen dafür eine Anzahl freuvilllger Zeugnisse aus dem Munde von Lenbach, Stuck, Gras Courten u. a. mehr vor. Wenn wir uns über den Holzschnitt verbreiten wollen, so müssen wir zuvor eine Abschweifung in das Gebiet der anderen Arten der Vervielfältigung machen. Vom Standpunkte der schaffenden Künstler gesehen, scheint am nächsten dem Vorbilde emes Erzeugnisses der bil denden Kunst eine vom Künstler selbst angesertigte Reproduk tion, eine Radierung zum Beispiel, zu kommen. Diese ve- friedigt den verwöhntesten Kunstkenner, der in ihr die Per sönlichkeit des Künstlers am ehesten wiedererkennt; aber sowohl die Blätter der Radierung, wie anderer durch den Künstler selbst auszuführender Druckverfahren, z. B. der Original lithographie, sind, im allgemeinen gesprochen, nur in be schränkter Anzahl herzustellen und haben einen verhältnis mäßig hohen Preis. Das Gleiche gilt von der Heliogravüre und den ihr ähnlichen vornehmen photographischen Druck verfahren. Zwei andere Wege der Vervielfältigung haben auf Grund lage der Photographie eingeschlagen: Lichtdruck und Auto typie; beide haben unbestrittene Vorzüge; die Güte ihrer Wiedergabe hängt aber so wesentlich von den zufällig vorhan denen oder nicht vorhandenen Eigenschaften des Originals ab, daß in den meisten Fällen entweder ganze Parlieen des Originals in falschen Tonwerten wiedergegeben werden oder ebensoviele Teile in feineren Nuancierungen verschwinden müssen. Nur die Wiedergabe durch den Kunstholzschnitt läßt, falls der Holzschneider aus der Höhe der Zeit steht, ein so intimes Eingehen auf die Eigenart der Zeichnung des Künstlers er warten, daß die Wiedergabe ein gleiches Leben wie das Vor bild bekommt und daß eine Verwischung charakteristischer Züge vermieden bleibt. Wir finden aber auch andern teils alle Tonwerte und Nuancierungen im gleichen Verhältnisse wieder, wie solche das Original zeigt, ohne dabei Mängel zu bektagen zu haben, die bei Lichtdruck und Autotypie eintrelen müssen. Es erscheint angebracht, hier auch einige Worte über den sogenannten Origmalholzfchnitt einzufügen. Während die Radierung und die Lithographie nur die Beherrschung der Zeichenkunst verlangen, tritt beim Holzschnitt die Notwendig keit einer virtuosen technischen Ausbildung hinzu. Die Hand habung des Grabstichels will mit der Hingabe einer Lebens arbeit erlernt sem, und zwar von einem fertigen Zeichner! Die Uebersetzung aller seinen und feinsten Werte in charak terisierende Strichlagen bedeutet ein sorgsames minutiöses Arbeiten einer hingebenden Geduld, die sich durch nichts anderes ersetzen läßt. Die Zahl der Künstler unserer Zeit, die ihr eigenes Werk durch den Holzschnitt in befriedigender Weise wieder gegeben haben, ist sehr gering; es sind diejenigen, die das Holzschneiden erlernt hatten und dann selbständige Kunstwerke schufen'). Felix Vallotton, Otto Eckmann, Veldheer, Nicholson u. a. haben manches originelle Blatt veröffentlicht und darunter gesetzt »Originalholzschnitt«; sie haben sich nur eines kleinen Denkfehlers schuldig gemacht, indem sie »Holzschnitt« für »Zeichnung« setzten. Die Linienführung bleibt ihnen eigen, die Arbeit des Schneidens hätte jeder angehende Holzschneider ebensogut und schneller besorgt; originaltreu und auf weit einfachere Weise hätte die gewöhnlichste photographische Strichätzung die Zeich nung wiedergegeben, die heute für alle schwarz-weißen Zeich nungen das einzig berechtigte Verfahren ist!") Die HolschnMarbeit an diesen Blättern als »Kunst« zu bezeichnen ist einfach absurd und beweist, daß der Origmal- holzschneider nie die Arbeit eines Lylographen verstanden hat und noch weniger eine Ahnung von modernen Reproduktions verfahren besitzt. Wohlgemerkt, wir verurteilen das Verfahren (nicht aber unbedingt das Resultat), weil unser kunstliebendes Laien- publikum durch die besondere Erwähnung »Originalholzschnitt« in einflußreichen Kunstblättern auf den Gedanken kommen muß, daß der Originalholzschnitt etwas Besseres biete als der ReproduktionSholzschnm; es erhält dadurch eine durchaus falsche Ansicht über den Holzschnitt überhaupt, die unserer Kunst verhängnisvoll werden kann. Wir können uns der Ansicht nicht anschließen, daß das Blatt vor S. 7 (des Katalogs) die Umkehr von der »Ver wilderung der Technik« oder die Wiederaufnahme des »ver lorenen guten Stiles« im Holzschnitt bedeuten soll* **) "). Der Holzschnitt ist und bleibt seinem Wesen nach ein Reproduktions oerfahren, das jedoch künstlerischer Einwirkung mehr als jedes andere zugänglich ist. Wir verfolgen heute noch den gleichen Zweck, dem der Holzschnitt vor einem halben Jahrtausend gedient hat, näm lich den, einem großen Publikum in der bestmöglichen Weise die Anschauung von Bildern zu vermitteln, die sonst nur *) Vergl. Katalog Nr. 147—156. **) Als -Oklgmat» — ü. h. künstlerisch empfundenes Ver fahren kann man selbst das eigenhändige -Nach-schneiden einer derartigen Zeichnung süglich nicht bezeichnen- ***- Ailyas »m 1. tz«sle des Pan 1895. Man vergleiche dazu die Technik des Schnittes nach S. 22, die ein ausgeprägtes -Stii-- grsühi, besser: em künstlerisches Verständnis sür die Eigenart der rytographischen iNravstichetaroett bekundet.
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