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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1906
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- Deutsch
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5, 8. Januar 1906. Stichtamtlicher Teil. 207 denen er soeben eine Elegie auf einen gewissen Aguila Rose setzte, der, ein gebildeter junger Mann non vortrefflichem Charakter, in der Stadt sehr geachtet, Sekretär bei der Ls-eml>>^ und ein ganz leidlicher Dichter gewesen war. Keimer machte nämlich auch Verse, allerdings höchst unbedeutende. Man konnte nicht sagen, daß er Verse schrieb, denn er pflegte die Strophen gleich zu setzen, wie sie seiner Muse entströmten, und da er ohne Manuskript arbeitete, auch nur einen Setz kasten hatte, die Elegie aber wahrscheinlich seinen ganzen Schriftvorrat in Anspruch nahm, so war es unmöglich, ihm zu helfen. Ich versuchte, seine Presse instand zu setzen, die er bis jetzt noch nicht gebraucht hatte und von deren Be nutzung er in der Tat nichts verstand. Mit dem Versprechen, wiederzukommen und dann seine Elegie zu drucken, sobald sie fertig wäre, ging ich nach Bradfords seines Konkurrenten Keimers) Hause, der mir für den Augenblick eine Kleinigkeit zu tun gab, wofür ich Kost und Wohnung bekam Nach einigen Tagen ließ Keimer mich rufen, um seine Elegie zu drucken. Er hatte sich jetzt noch einen Setzkasten angeschafft, um den Wiederabdruck einer Flugschrift zu besorgen, deren Satz er mir auftrug.« Von einem Gönner veranlaßt, der ihm die Mittel, sich selbständig zu machen, zur Verfügung stellen wollte, reiste Benjamin Franklin 1724 nach London, um das zur Er richtung einer eignen Druckerei Nötige einzukaufen. Doch erfüllte der Mäcen des jungen Setzers die gemachten Ver sprechungen nicht, und dieser war gezwungen, in der eng lischen Hauptstadt eine Stelle in der Palmerschen Druckerei anzunehmen. Dort machte er Bekanntschaft mit vielen aus gezeichneten Männern, deren Umgang den Kreis seiner An schauungen bedeutend erweiterte. Später arbeitete er in der großen Offizin von Watts, und zwar sowohl als Setzer wie als Drucker. 1726 reiste Benjamin Franklin wieder nach Amerika, und zwar nach Philadelphia. Zwei Jahre darauf errichtete er eine eigne Druckerei, die bald zu so hoher Blüte kam, daß er die Leitung einer eigenen Zeitung übernehmen konnte. Seine vorzüglichen Leistungen in der Kunst Gutenbergs machten außerordentliches Aufsehen und verschafften ihm viele Kunden. Gleich im Anfang seiner selbständigen Tätigkeit erhielt er den Auftrag, eine Reihe Banknoten für New Jersey zu drucken, und um diese Arbeit liefern zu können, baute er eine Kupferdruckpresse, die die erste in Amerika war, stach auch mehrere Verzierungen und Vignetten zu Noten, die noch jetzt durch die saubere und genaue Aus führung mustergültig sind. Die erwähnte, von Franklin heransgegebene Zei tung in Philadelphia führte den Titel: >1be rmirvrrsl lustraotor in all -ins anä Loionose«, später rLeone^Ivnnin Karstts». Sie zeichnete sich vor jedem andern Blatte der Provinz durch bessere Schrift und sauberern Druck aus. Vor allem aber gefielen die geistvollen und interessanten Aufsätze des Herausgebers, dessen volkstümliche Schreibweise sich dem Gedankenkreise seiner Landsleute in wunderbarer Weise anzu passen wußte. Bald eröffnete er auch einen kleinen Buch- und Papierlnden; er lieferte außer Papier auch Pergament, Pappdeckel, Kontobücher und dgl. mehr, auch erbaute er eine Papiermühle und erfand viele technische Verbesserungen. Da sein Geschäft sichtlich gedieh und seine Einnahmen sich mehrten, so begann er allmählich die Schulden abzuzahlen, die bis dahin auf seiner Druckerei lasteten. Die Lebens klugheit und Menschenkenntnis, die ihn auszeichneten, bekundete er schon zu jener Zeit. Hier ein Bericht, den er selbst erstattet: »Um meinen Kredit und meinen Ruf als Geschäftsmann zu sichern, führte ich nicht allein ein wirklich tätiges und mäßiges Leben, sondern hütete mich auch vor jedem Schein des Gegenteils. Ich kleidete mich einfach und wurde nie an einem öffentlichen Vergnllgungsort ge sehen, fischte und jagte nicht Höchstens hielt mich dann und wann ein Buch von der Arbeit ab, aber doch nur selten, und dann geschah es so heimlich, daß kein Anstoß dadurch erregt wurde. Und um zu zeigen, daß ich mich nicht über meinen Stand dünkte, fuhr ich bisweilen das bei einem Kaufmann erhandelte Papier auf einem Schiebkarren selbst nach Hause So erhielt ich den Ruf eines fleißigen, streb samen und in seinen Zahlungen sehr pünktlichen jungen Mannes. Kaufleute, die Schreibmaterialien einführten, ersuchten mich um meine Kundschaft, andre erboten sich, mir Bücher zu liefern, und mein kleiner Handel gedieh recht glücklich.« Benjamin Franklin gründete auch die erste Leih bibliothek in Amerika, und zwar rief er diese Schöpfung durch Subskription ins Leben Er hatte ursprünglich nur 50 Subskribenten, die sich verpflichteten, einen jährlichen Bei trag von 10 Schilling auf eine Reihe von Jahren zu zahlen. Die Zahl der Mitglieder wuchs jedoch außerordentlich, und bald war das Unternehmen gesichert. Diese Leihbibliothek war von hohem kulturgeschichtlichen Wert, denn sie sowohl wie die nach ihrem Muster entstandnen übrigen Leihbibliotheken hoben den allgemeinen Bildungsgrad der Amerikaner und trugen nicht unwesentlich zur Bildung namentlich der Hand werker und Landleute bei Über den Buchhandel in jener Zeit, als er sich in Pennsylvanien niederließ, sagt Benjamin Franklin in seinen im Jahre 1784 in Passy bei Paris niedergeschriebenen autobiographischen Auszeichnungen: >Es gab noch keine gute Buchhandlung in irgend einer der Kolonien Nordamerikas. In Boston, Philadelphia und New Uork waren die Buchdrucker und Buchhändler eigentlich mehr Papierhändler. Sie verkauften Papier und Schreib materialien, Kalender, Balladen und nur wenige gewöhn liche Schulbücher. Wer ein Freund des Bllcherlesens war, mußte sich seine Bücher aus England kommen lassen. Erst durch die von mir gegründete öffentliche Leihbibliothek, die noch durch Schenkungen vergrößert wurde, kam das Bücherlesen in Mode.« Am meisten freilich trugen zum gedeihlichen Aufschwung des Zeitungswesens und des Buchhandels in Amerika Genie und Charakter Benjamin Franklins bei, der bei zeiten den ungeheuren Einfluß und die außerordentliche Wichtigkeit des gedruckten Worts auf die Menge erkannte. Er betrachtete seine Zeitung als ein ungemein wichtiges Mittel zur Verbreitung von Belehrung und druckte deshalb häufig Auszüge aus dem bekannten Blatt »Spectator» und auch andre nützliche Schriften ab. Überdies veröffentlichte er zahlreiche eigene Aufsätze voll trefflicher ethischer Gedanken, so z. B. ein sokratisches Zwiegespräch, um zu beweisen, daß ein lasterhafter Mensch — was immer auch seine Stellung und seine Fähigkeiten sein mögen — niemals ein ver ständiger Mann genannt werden könne, ferner eine Ab handlung über die Selbstverleugnung, die besagt, daß diese Tugend nicht eher gesichert sei, nls bis ihre Ausübung eine Gewohnheit geworden und von dem Widerstand entgegen gesetzter Neigungen frei sei. Als Schriftleiter seiner Zeitung war er sorgfältig darauf bedacht, jede Verunglimpfung oder persönliche Beleidigung zu meiden. Wenn man ihn dazu bestimmen wollte, gehässigen Aufsätzen Raum zu geben, und sich ihm gegenüber auf die Preßfreiheit berief, da eine Zei tung doch wie eine Postkutsche sei, worin jeder für sein Geld ein Anrecht auf seinen Platz habe, erwiderte er, daß er dann kontraktbrüchig werden müsse; denn er habe seinen Abonnenten versprochen, ihnen nur Gemeinnütziges und Unterhaltendes zu liefern, nicht aber Zänkereien zum besten zu geben. Im Jahre 1732 gab er zum erstenmal seinen Kalender 28'
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