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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.01.1906
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- 29.01.1906
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- Deutsch
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28, 29. Januar 1908 Nichtamtlicher Teil. 1059 Nichtamtlicher Teil. Plantin-Moretus. Ein alt-Antwerpener Patriziergeschlecht') Von den Sehenswürdigkeiten Antwerpens ist unstreitig eine der interessantesten das alte Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert, in dem die Familie Plantin-Moretns bis zum Jahre 1876 eine Buch-Druckerei und -Handlung unter- halten hat. Die Gründung des Plantinschen Geschäfts fällt in die Blütezeit Antwerpens, in der diese Stadl das bedeutendste Handelszentrum der alten Welt war und selbst Venedig an Glanz und Reichtum übertraf. — Nach den Berichten des florentinischen Gesandten Guicciardini, der mehrere Jahre in den Niederlanden lebte und in seiner -vssoriptio tvtias Lölgii- wertvolle Be obachtungen über Land und Leute niedergelegt hat, betrug damals die Einwohnerzahl Antwerpens 125 ovo. — Bon allen Seiten kamen zu den Messen Tausende von Kausleuten und hochstehenden Fremden, um Handel zu treiben oder in dem weltstädtischen Treiben Unterhaltung und Belehrung zu finden. Aus allen Weltteilen brachten große Segler Zucker, Gewürze, Seidenstoffe, Weine, Getreide und lagen in unüber sehbaren Reihen im Hafen und auf der Schelde. Ebenso großartig wie die Einfuhr gestaltete sich auch der Ausfuhrhandel. Hunderte von Schiffen brachten die Er zeugnisse der betriebsamen Stadt, in der Hauptsache Tapeten, Stoffe, Gold- und Silberwaren, bis in die fernsten Länder. — Über 1000 fremde Kaufherren, darunter die Fugger, Welser und solche aus Pisa, Genua und Florenz hatten ihre Kontore in Antwerpen. Auch in geistiger und künstlerischer Beziehung stand die reiche Hansastadt auf hoher Stufe Die St Lucasgilde, eine von Philipp dem Guten geschaffene Akademie, Coudenberg, der Botaniker, Karel van Mander, als Schriftsteller und Maler bekannt, Jean Farinatius und Goropius Becanus hatten ihren Wohnsitz in dem Mittelpunkt flandrischer Kunst, deren damalige bedeutendste Vertreter Quinten Massys Cor nelius und Frans de Vriendt, van Ostzanen, Mabnse, Coxie, der ältere Breughel u. a waren. Das Sprichwort: »Die Welt ist ein Ring und Antwerpen der Diamant darin» bezeichnet? treffend die Stadt der -Signooren», wie man ihre stolzen Einwohner nannte. Mancherlei Schicksalsschläge hatte der Begründer des Hauses, Christoph Plantin, zu erdulden, ehe er ein eignes Geschäft anfangen konnte und ehe er dieses zu dem Weltruf brachte, den es lange Zeit besaß. — Plantin wurde in Saint-Avertin bei Tours geboren; doch ist das Datum nicht einmal der Jahreszahl nach ge nau bekannt, denn er selbst schwankt in seinen Angaben zwischen 1518 und 1525. — Sein Vater floh, als eine der damals häufig auf tretenden Pestepidemien auch seine Frau dahingerafft hatte, mit dem noch jugendlichen Sohn nach Lyon und trat dort in die Dienste eines Kirchenbeamten, Claude Porrets, mit dessen Söhnen Christoph eine sorgfältige Erziehung genoß. — Der Aufenthalt in Lyon dauerte jedoch nur wenige Jahre, und Vater und Sohn begleiteten einen Verwandten Porrets, Pierre Puppier, nach Orleans und Paris, wohin dieser sich studienhalber begab. Auch dort hielt der alte Plantin, der ein ziemlich unruhiger Geist gewesen sein muß, es nicht lange aus, gab seinem Sohn eine Geldsumme zur Fortsetzung und Vollendung seiner Studien, versprach ihm, bald wiederzukommen und reiste ab. Das Versprechen ') Nach dem Katalog des Museums von M. Roofes. vergaß er jedoch, und sein Sohn, mit seinen bescheidenen Mitteln bald zu Ende, sah sich gezwungen, das teure Pariser Pflaster zu verlassen und nach Caen zu gehen, wo er zu einem Buchdrucker in die Lehre ging. Aus dem angehenden Gelehrten war ein Handwerker geworden. In Caen lernte Plantin seine künftige Frau, Jeanne de Rioidre, kennen, die er im Jahre 1546 heimführte und mit der er dann seinen Wohnsitz wieder nach Paris ver legte — Dort traf er mit seinem Jugendgespielen Pierre Porret, einem Neffen Claude Porrets, zusammen. Der freund schaftliche Verkehr mit diesem, der an das Verhältnis zweier Brüder erinnerte und bis an den Tod dauerte, war die Ver anlassung einer Legende, die sich an beider Namen knüpfte und sie zu erklären suchte: Beide sollten Söhne deS be rühmten Charles de Tiercelin sein, der von allen verlassen in bitterer Armut starb, so daß seine Kinder sich gezwungen sahen, sich durch ihrer Hände Arbeit zu ernähren. Um dem Namen ihres Vaters dadurch keine Schande zu machen, sollten sie ihren bekannten Namen abgelegt und dafür den zweier Pflanzen — Io xlsntsin und lo xorrso — angenommen haben, die sie in Plantin und Porret umänderten. — Trotz der innigen, brüderlichen Freundschaft trennten sich ihre Lebenswege; Plantin ging nach Antwerpen, Porret blieb in Paris und wurde Apotheker 1549 war Plantin nach Antwerpen gekommen und wurde dort, dank seinen sorgfältigen und geschickten Arbeiten, als Buchbinder und Anfertiger von zierlichen Schmuckkästchen bekannt. Der Sekretär Philipps II., Gabriel de ijlayas, dessen Aufmerksamkeit er auf sich gelenkt hatte, gab ihm den Auftrag, für einen wertvollen Stein, ein Geschenk für seinen Souverän, eine künstlerisch ausgeführte Schatulle anzufertigen. Als Plantin, auf dem Wege zu de l^ayas' Haus, über den Pont de Meir ging, um das Kästchen abzuliefern, wurde er von einer Schar junger Leute, die einem Spielmann auslauerten, überfallen, weil sie in der Dunkelheit den biedern Handwerker mit dem Paket unter dem Arm für jenen hielten Ehe Plantin ihren Irrtum aufklären konnte, sank er, von einem Degenstich durchbohrt, blutüberströmt auf den Boden. Da erst erkannten die rauflustigen Jünglinge ihren Irrtum und verschwanden eilends im Dunkel der Nacht. — Plantin wurde, dem Tode nahe, in feine Wohnung gebracht. So schwer war die Verletzung, daß die Ärzte an seinem Aufkommen zweifelten. Die gute Pflege seiner Frau und eine starke Konstitution hielten zwar den Tod fern, doch blieb seine Gesundheit so geschwächt, daß er den Beruf eines Buchbinders mit dem weniger anstrengen den eines Buchdruckers vertauschen mußte, den er ja schon in Caen erlernt hatte. Er errichtete eine seinen bescheidenen Mitteln entsprechende Druckerei, in der 1555 das erste Buch sin Oktav) unter dem Titel »l-a lostitntions äi UN» kLlloinll» oato ovbilomsuto« erschien. Ein Exemplar der ersten Auflage befindet sich noch in einer Vitrine des jetzigen »Äusso Llootio- Korotns», das als die letzte Wohnung der Familie erhalten blieb. — Die pekuniären Erfolge blieben bis zum Jahre 1562 gering, da nur wenige Werke in die noch ziemlich unbekannte Druckerei gegeben wurden. Die schlechte Geschäftslage und eine Haussuchung, die bei Plantin abgchalten wurde, weil er ein kirchenfeindliches Buch »kriekrs iostruotiov xour xrior» gedruckt haben sollte, verleideten ihm den Aufenthalt in Antwerpen und veranlaßten ihn, sich wieder nach Paris zu begeben, von wo er jedoch schon nach Jahresfrist zurückkehrte. — Bei der Haussuchung entging Plantin zwar einer Ver haftung und Verurteilung, weil man ihm nichts Nachweisen l4b
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