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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1886
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1886
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- Deutsch
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^ 188, 16. August 1686. einen Aussatz, aus welchem wir einiges entnehmen möchten. Das zweite große Wettsetzen in New-Zork, heißt es dort, hat wiederum gezeigt, daß zum Schnellsetzen mehr gehört, als rasche Bewegungen. Die Hauptsache sei, daß mit unnötigen Bewegungen keine Sekunde verloren geht. In derartigen Zeitvergeudungen leisten viele Setzer- Großes: namentlich pflegen sie jeden Buchstaben ganz überflüssiger Weise in der Lust zu schwingen. Von der Zeit, welche zum Setzen einer Type erforderlich ist, darf auf das Ergreifen höchstens ein Drittel verwendet werden, und ein Fünftel, um sie in den Winkel haken zu stellen. Wird keine Zeit vergeudet, so kann es der Setzer bald auf 1200 ra in der Stunde bringen. Ferner berichtet das genannte Blatt über ein Wettsetzen in Boston, bei welchem auffallenderweise die Setzerinnen den Sieg errangen. Fräulein Kenni setzte nämlich in der festgesetzten Zeit 950 m mehr als ihr Hauptkonkurrent Graham. Der Preis bestand' in einer goldenen Uhr und 65 Dollars. Preise auf das richtigste und geschmackvollste Setzen aus- znschreiben wäre unserer Ansicht nach viel verdienstlicher. Im »Journal für Buchdruckerkunst« wird das alte Klagelied über schlechtes Manuskript wiederum angestimmt, und mit Recht gegen die Unsitte geeifert, den besseren Setzern gerade die unleserlichsten Manuskripte zu geben, wodurch sie gegen ihre weniger brauchbaren Kollegen im Nachteil sind. Gerade das Um gekehrte sollte der Fall sein. Bei diesem Anlaß sei einer orthographischen Anregung gedacht, die wir in mehreren Berliner Blättern vorfanden. Der Verfasser verwirft bei Wörtcrzusammensetznngen das Divis als ganz überflüssig. Man solle entweder die Composita, falls sie nicht zu lang sind, ohne Trennung schreiben, oder z. B. schreiben: Gas Gesellschaft. Hierbei beruft er sich auf die Engländer, welche allerdings schreiben: das Lompanz-. Er übersieht indessen, daß unsere Stammverwandten das Divis keineswegs über Bord ge worfen. Sie verwenden es nur in einer logischeren Weise als wir, und deuten damit an, daß die betreffenden Wörter inniger Zusammenhängen, als wären sie ohne Trennungszeichen geschrieben. Julius Mäser in Reudnitz-Leipzig erhielt unter Nr. 36 483 ein Patent auf ein ganz interessantes Zurichtungsverfahren. Die Zurichtung erfolgt bekanntlich jetzt meist dadurch, daß man ans den Cylinder der Buchdrnckpresse eine Anzahl Papierausschnitte klebt, die mittelst Schere und Messer hergestellt wurden. Dadurch entstehen Erhöhungen, die es bewirken, daß der Cylinder an der überklebten Stelle einen erhöhten Druck ausübt. Mäser will nun die umständliche Arbeit wie folgt abkürzen: Es fallen die Aus schnitte fort und es tritt an deren Stelle eine Zurichtung, aus welcher die Unebenheiten mittelst Schadens beseitigt werden. Man befestigt zu dem Zwecke auf dem Cylinder einen oder mehrere mit mehr- oder einfarbigem Anstrich versehene Bogen und entfernt an den Stellen, wo es nötig erscheint, den Anstrich mit einem Schaber, oder man ergänzt umgekehrt den Anstrich mit einer Mischung aus Leim oder Gelatine und beliebigen Farbstoffen. Der Erfinder versichert, mau erspare durch sein Verfahren die Hälfte der Zeit und Arbeit. — Das Mäsersche Verfahren hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der seiner Zeit von uns beschriebenen Zurichtung mit Hilfe eines Pinsels und einer auszutragenden Mischung von Pariser Roth. Eine reiche Quelle der Belehrung bilden die bereits hier mehr fach erwähnten amerikanischen Briefe der »Papierzeitung«. In dem letzten wird zunächst darauf aufmerksam gemacht, wie sparsam der angehende amerikanische Drucker verfährt. Anfangs läßt er vielfach seine Form in einer anderen Offizin drucken, die es be reits zu Maschinen gebracht hat; sodann aber spart er au der Schrift. Abgesehen davon, daß unser unglückseliges doppeltes Schriftsystem uns zwingt, Antiqua und Fraktur zugleich zu führen, während der auswärtige Buchdrucker die letztere entbehren kann, schafft der deutsche Drucker noch ein Dutzend verschiedene Schrift arten als Mediäval, Schwabacher, Gotisch u. s. w. sowie eine Un zahl Zierschriften an. Der amerikanische Drucker führt dagegen vielfach nur eine Schriftsorte, irgend eine Antiquaschrift, und es giebt große Zeitungen, die mit Petit und einer fetten Tertia voll ständig anskommen. Ja selbst der Anzeigeteil besteht nur aus den beiden Schriftarten, wogegen unsere Anzeigenspalten eine Unmasse Schriftgattungen aufweisen und eher einer Accidenzarbeit gleichen, als einem Werksatz. Vor uns liegt, um nur einBeispiel anzuführen, eine Seite der National-Zeitung mit 32 Anzeigen. Davon sind 6 aus der Antiqua, 12 aus der Fraktur bis auf die Namen, für die ohne irgend eineu Grund stets Antiqua gewählt wird, und die übrigen ans dem geschmacklosesten Gemisch beider durchaus nicht harmo nierenden Schriftgattungen. Die »Papierzeitung« verweist uns, im Gegensatz dazu, auf den 10 Seiten starken Annoncenteil der Sonn tagsausgabe des »New-Iork Herald«, in welchem nurPetit und eine fette Schrift vorkommt. Dies ist dadurch möglich, daß der Ameri kaner weiß, die 100 malige Wiederholung einer Anzeige zu einer Mark wirkt viel mehr als eine einmalige Anzeige zu 100 Bei größeren Anzeigen aber erzielt der Amerikaner die Wirkung nicht durch die Anwendung großer Schriften, sondern durch die 10- bis 20malige Wiederholung desselben Wortes aus einer kleinen Schrift. Ein Blick auf eine Anzeigespalte lehrt, daß dies viel besser wirkt. — Obiges gilt übrigens nur von den politischen Blättern. Die An zeigenbeilagen der Fachzeitschriften sind ebenfalls Accidenz-Kunst- stücke, nur daß die unschöne Mischung von Antiqua und Fraktur wegfällt. Demselben Blatt entnehmen wir die Mitteilung, daß die meisten amerikanischen Verleger von illustrierten Zeitschriften jetzt weiß gestrichen es Papier verwenden, weil auch das beste gewöhnliche Papier die feinen Linien der Holzschnitte nicht deutlich genug wiedergiebt. Es haben mehrere Papierfabriken Färbe- und Auf- hängeapparate sowie Kalander aufgestellt, um das von der Ma schine kommende Papier zu streichen, zu trocknen und nachher zu glätten. Sollte das Verfahren in Europa bereits zur Anwendung gebracht sein? Uns ist nichts darüber bekannt. Th. D. Worrall in Washington erhielt unter Nr. 36 076 ein Patent auf eine Schreibmaschine, die in Bezug aus den Mechanismus im wesentlichen der Hallschen nachgebildet ist, d. h. der Schreibende tippt mit einem Knopf in kleine Öffnungen der Platte, die den Buchstaben entsprechen, und bewirkt dadurch deren Äbdruck. Worrall rühmt an seiner Maschine, daß das Papier nach jedem Druck nicht um eine gleichmäßige Breite, sondern der Breite des Buchstabens entsprechend nach links rückt, so daß ein gleich mäßiger Druck entsteht. Proben liegen nicht vor. Ein gewisser John Gast in New-Dork will ein Verfahren, Photo-Stigmographie genannt, erfunden haben, mittelst dessen man, unter Beihilfe der Photographie, jede Photographie oder Tuschmalerei nach der Natur, ohne Mitwirkung eines Lithographen oder Holzschneiders, in eine für die Buch- oder Steindruckpresse brauchbare Platte verwandeln kann. Zur Herstellung einer Platte genügen angeblich zwei bis drei Stunden. Sollte Gast das Mcisenbachsche Verfahren einfach nach erfunden haben? Die Ähnlichkeit ist jedenfalls sehr groß. Die »Photographische Correspondenz« bringt eine von einer reizenden Probe begleitete Beschreibung des von Hösch in München erfundenen Verfahrens des chromo-photographischen Schnell pressendrucks oder vielmehr heliographischen Buntdrucks. Die von Ed. Sieger in Wien hergestellte Probe wurde mittelst fünf Negativen erzielt, die nach eben so viel entsprechend retouchierten
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