Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1932
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- 1932-08-23
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Für die Festsetzung von Zahlungsziel und Zahlungsweise wäre ganz allgemein zu erwägen, ob nicht für die sogenannte stille Zeit (Sommermonate) ein Moratorium gewährt werden könnte. Sind diese Forderungen an den Verlag, die der Überwin dung der gegenwärtigen Schwierigkeiten dienen sollen, beeinflußt von dem oben ausgesprochenen Gedanken, daß die Erhaltung des Sortiments im Interesse des Gesamtbuchhandels liegt, so darf aus ihnen nicht geschlossen werden, daß nur durch den Verlag be stimmte Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles getroffen wer den sollen. Wir wollen deshalb im Nachstehenden Forderungen, die an das Sortiment gerichtet sind, formulieren und uns dabei wiederum bewußt sein, daß es sich hier nur um die Aufzeichnung von Richtlinien für praktische Arbeit handelt. 1. Das Sortiment muß nach kaufmännischen Gesichtspunkten geführt werden. Diese Forderung soll heißen: Es muß in jedem Sortiment kaufmännische Buchführung, unterstützt von einem geordneten Rechnungswesen und einer sorgfältig durchgeführten Statistik, an gewandt werden. Auf Grund der so erhaltenen einwandfreien, zahlenmäßigen Unterlagen muß eine genaue Kalkulation vor genommen werden. Nur auf Grund einer so fundierten Kalku lation, die über die Rentabilität des einzelnen Umsatzaktes wie des Gesamtumsatzes Auskunft gibt, ist eine kaufmännische Füh rung des Sortiments möglich. Der Sortimenter muß in der Lage sein, festzustellen, wie hoch z. B. sein Umsatz innerhalb eines bestimmten Zeitraumes ist, welche Unkosten er bei diesem Um satz gehabt hat, welcher Nettoverdienst verbleibt. Oder ein an deres Beispiel: Der Sortimenter muß jederzeit beurteilen können, wie oft er sein Lager innerhalb einer Periode umschlägt, welche Teile seines Lagers unter der so festgestellten Umsatzgeschwindig keit bleiben, ob die Lagerhaltung dem Geschäftsumfang ange messen ist oder nicht usw. Wir wissen, daß im Sortiment (wie übrigens im Einzel handel überhaupt) der Ausbau von Buchführung, Rechnungs wesen und Statistik noch keineswegs in der oben geforderten Vollkommenheit selbstverständlich ist. Gerade aber für den Sorti mentsbuchhandel mit seinen besonders differenzierten Geschäfts methoden müssen wir diese Durchbildung fordern. Denn ein wirklich zweckmäßiges und damit erfolgreiches Disponieren ist nur möglich auf Grund einwandfreier Grundlagen. Zusammenfassend sei gesagt: strengste Durchführung kauf männischer Methoden muß die Grundlage für die Erkenntnis der wirtschaftlichen Lage und der auf dieser Erkenntnis sich auf bauenden Maßnahmen sein. 2. Das Sortiment w i r d, f o w e i t es nicht als einziges Sortiment an kleineren Plätzen be steht, eine weitgehende Teilung der Aufgaben in bewußter Spezialisierung durchführen m üsse n. Wir verweisen auf unsere Ausführungen zu Punkt 1 und möchten als entscheidenden Gesichtspunkt für unsere Forderung festhalten, daß der einzelne Sortimenter als Ziel solcher Arbeits teilung den Verzicht auf alle die Geschäfte ansehen muß, die ohne Rentabilität find. Dagegen wird — in vielen Fällen — die Zu sammenfassung solcher Geschäfte bei einer Firma eine Renta bilität ermöglichen. Es ist nicht angängig, weil unwirtschaftlich, daß der normale Provinzsortimenter »alles« führt, bzw. daß er »alles« besorgt. Das muß zur Zersplitterung der Kräfte, zur An häufung »toter« Lagerbestände, zu unwirtschaftlicher Kleinarbeit u. a. m. führen. Wir geben zu, daß -eine Reihe traditionsbedingter Faktoren die Durchführung gerade dieser Forderung für den Sortimentsbuchhandel erschwert. Bei einer Untersuchung der gegenwärtigen Lage kann aber nicht an der Erkenntnis vorbeigegangen werden, daß infolge mangelnder Spezialisierung und Arbeitsteilung das Durch schnittssortiment an ungenügender Rentabilität leidet. — Soweit hier ein Nebeneinander vorliegt, kann Arbeitsteilung helfen, so weit an sich unrentable Arbeiten noch jetzt vom Sortiment über nommen werden, muß auf ihre Erfüllung verzichtet werden. Be wußte Beschränkung auf Privatwirtschaftlich lohnende Aufgaben ist unsere Forderung. 3. Schließlich darf unter den allgemeinen Richtlinien für eine Überwindung der gegenwärtigen Krisis dieForderungnach größter Zeitnähe für das Sortiment nicht fehlen. Unsere Gegenwart ist auf allen Gebieten des geistigen, wirt schaftlichen und politischen Lebens von Spannungen, die eine Fülle von Problemen in sich tragen, beherrscht. Das Ergebnis dieser Spannungen ist ein umfangreicher literarischer Nieder schlag, der vonbestimmten Interessentenkreisen ausgenommen wird. Für das Sortiment kommt es darauf an, bei der Darbietung dieses literarischen Niederschlages die größtmögliche Zeitnähe zu erreichen, um — rein kaufmännisch gesehen — die oben gekenn zeichneten Spannungen auszuwerten. Es handelt sich für den einzelnen Sortimenter darum, ein außerordentlich feines Gefühl für die jeweils das Publikum beherrschende Problematik — und damit für die Absatzchancen zu bekommen. Es ist leicht einzusehen, daß die geforderte Spezialisierung auf bestimmte Gebiete hierbei eine besondere Rolle spielt. Es gilt, ganz allgemein gesprochen, eine besondere Eigenart und schlechthin einzigartige Eigenschaft des wirklichen Buchhänd lers zu Pflegen und — beim Nachwuchs — zu entwickeln, nämlich die Fähigkeit, geistiger Mittler zu sein zwischen dem literarischen Niederschlag einer spannungsgeladenen Zeit und dem suchenden Menschen in dieser Zeit. Für den Sortimenter liegt in dieser Forderung an sich nichts neues. Aber das Entstehen von Buchhandlungen mit bestimmten weltanschaulich oder politisch geprägten »Gesicht« zeigt — so sehr dabei auch noch andere Faktoren zu berücksichtigen sind —, daß das Sortiment hier eine Aufgabe nicht ganz er füllt hat. Galten unsere Bemühungen bisher der Ausarbeitung be sonderer Richtlinien für die Arbeit von Verlag und Sortiment, so möchten wir abschließend noch einmal die wichtigsten Erschei nungen der Gegenwart, soweit sie in Beziehung zum Buchhandel stehen, aufzeigen. Gegeben scheint uns in einer von starken Spannungen be herrschten Zeit eine Erschütterung des Menschen. Die Ereignisse auf wirtschaftlichem und politischem Gebiete, die Umbildungen auf dem Territorium des Geistigen, die Kämpfe um die religiösen Grundlagen unseres Lebens, kurz, dieses Jnfragestellen aller bis herigen und dieses Kämpfen um alle neuen Lebenswerte und Lebensformen hat den Menschen unserer Zeit sehr empfänglich gemacht für die Aufnahme literarischer Dokumente dieser Ent wicklungsprozesse. Von dem schwankenden und unsicheren Boden der Werte von gestern aus sehen wir am Horizont die Kon turen des Morgen sich abzeichnen. Die Auseinandersetzung mit dem, was war und ist, und die Herausarbeitung dessen, was sein wird, das ist die grandiose Thematik unserer Zeit und der in ihr lebenden Menschen. In diesem Kampf der Geister hat der deutsche Buchhandel seine historisch gewordene Aufgabe, um deren Behauptung und Bestätigung in dieser Zeitlichkeit er ringt. Es bedeutet keine Ge ringschätzung der kulturellen Sendung des Buchhandels, wenn man sich bewußt macht, daß sie nur von einem gesunden wirt schaftlichen Fundament aus gelöst werden kann. Die Erhaltung der Fundamente diene der Durchführung der großen Aufgaben, die vom Buchhändler, Verleger und Sortimenter, für Volk und Nation zu erfüllen sind. vr. Hans M. Müller, Pirna b. Dresden. krobsuius, ü 6 o: Zcilicksalsiillnäe im 8l'ans äe8 Kllltur- veräeN8. Iwiprig 1932: lk. Voiatlämter's Verlag. 293 8. gr. 8° bv. KN 5.50. Wenn dieses Werk hier angszeigt wird, so deshalb, weil sich bei näherem Zusehen herausstellt, daß es im weiteren Sinne sehr wohl der buchhändlerischen Fachliteratur zugerechnet werden kann. Lite raturgeschichte und Wissenfchaftskunde sind unbestreitbar wichtige Ge biete buchhändlerischen Fachwissens. Nicht immer aber sind nur solche Werke, die ihrer ganzen Anlage und ihrer Bezeichnung im Titel nach dafür in Frage kommen, allein aufschlußreich und zur Unterrichtung des Jungbuchhändlers geeignet. Es sind dafür viel-
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