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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1932
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- 1932-08-20
- Erscheinungsdatum
- 20.08.1932
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Ungarn: über die Inkasso-Möglichkeiten berichtet »Industrie und Handel« Nr. 174 vom 28. Juli: »Die hier bereits gemeldeten Vorschriften, nach welchen u. a. auch .Inländer oder im Jnlande lebende Aus länder ohne Zustimmung der Nationalbank die Forderung eines Ausländers . . . nicht erwerben dürfen', begegnen verschiedenen Kommentaren. Nach einer Auslegung handelt es sich hierbei auch um das eigentliche Inkasso, so daß man eine Forderung in Ungarn auch nicht durch einen Vertrauensmann in Pengö einkassieren lassen konnte. Nach anderer Auslegung handelt es sich ausschließlich um die Zedierung von Forderungen, die dann verrechnet werden sollen (Privatclearing), also vom Inländer anstelle des Ausländers ein kassiert und im Auslande verrechnet werden. Nach dieser Auffassung wäre es also nach wie vor möglich, daß eine Firma (Bank, An walt usw.) den Auftrag erhält, für einen ausländischen Geschäfts freund ein Inkasso durchzuführen und die einkassierte Summe zu treuen Händen zu halten. Es scheint, daß die unklare Fassung, in der das Amtsblatt die Verordnung brachte, bereits zu vielen An fragen bei den amtlichen und halbamtlichen Stellen geführt hat und daß sich hierbei Schwierigkeiten der Auslegung ergeben haben, die noch nicht geklärt sind. Die Verordnung selbst dürfte erlassen wor den sein, um .Ketten-Verrechnungen' zu vermeiden, die angeblich in großem Maßstabe und mit verhältnismäßig großen Summen ein gerissen sind.« Nach einer Meldung aus Budapest in »Industrie und Handel« Nr. 183 vom 8. August bestätigt sich, »daß das höchste ungarische Ge richt, die Königliche Kurie, sich hinsichtlich der Zahlungen an Aus länder auf den Standpunkt stellt, daß Urteile gegen säumige Zahler, wenn es sich um Zahlungen an einen Ausländer handelt, nur mit Genehmigung der Nationalbank vollstreckbar sind. Es bedarf also in jedem Falle, auch wenn das Gericht ein Zahlungsurteil gefällt hat und der Schuldner auch zahlungsfähig ist, dennoch der Geneh migung durch die Nationalbank.« Chile: In Chile haben sich die Verhältnisse immer weiter verschlech tert. Die chilenische Regierung hat am 21. Juni 1932 ein Morato riumsgesetz für Inlands- und Auslandsverpflichtungen erlassen, dessen Artikel 5 folgendes bestimmt: »Die Verpflichtungen, welche aus kaufmännischen Geschäften hervorgehen, können in Teilzahlun gen von 10 in je 90 Tagen gefordert werden, zuzüglich der in Art. 2 Abs. 1 festgesetzten Zinsen. Diese Bestimmungen sind aus schließlich für Verträge zwischen Industriellen oder Kaufleuten untereinander oder Privaten mit Kaufleuten anwendbar.« Sch. Das evangelische Schrifttum. Das katholische Schrifttum. Bericht über eine Vortragsreihe. In sieben vom W ü r t t e m b e r g i s ch e n Buchhändler- Verein in Stuttgart veranstalteten Vorträgen wurde von 78 Hö rern aus dem evangelischen und katholischen Buchhandel und weiteren 30 Teilnehmern aus Lehrerkreisen das Schrifttum der beiden großen Konfessionen in seinen wesentlichen Grundzügen einander gegenüber gestellt. Es sprachen: Matthäus Gerster-Stuttgart -von katholischer, Professor vr. H. Faber-Tübingen und vr. O. Rühle-Tübingen von evangelischer Seite. Voran ging eine Darstellung der weltanschau lichen Grundlagen. Der Stoff war im übrigen aufgeteilt auf die drei Gebiete: Theologie, Erbauungsliteratur und Belletristik. In je zwei Parallelvorträgen wurde das Wesentliche und Eigentümliche herausgestellt, wurden die wichtigsten Köpfe, Werke und Verlage genannt. Aufbau und Gliederung der einzelnen Referate sind im folgenden in den Grundzügen wiedergegeben. Katholische Theologie (1. Abend). Katholizismus und katholische Weltanschauung decken sich inner halb des religiösen Schrifttums nicht völlig, sondern folgen orga nisch auseinander. Das Primäre ist die Literatur des Katholi zismus. Vergleicht man sie mit einer Kathedrale, so bildet die Dogmatik Fundament, Mauer und Dach, die Apologetik ist ihr Wäch ter, die Liturgie ihr Schmuck. In diesem Bild sind die wichtigsten Formen des Katholizismus, besser: der katholischen Theologie, ent halten. DieDogmat -ik befaßt sich mit den Quellen und der Formu lierung des Dogmas, ohne sich eine entwickelnde und individuelle Er klärung anzumaßen. Die Apologetik gibt eine systematische Rechtfertigung katholischer Religion und Kirche, auf den Grundlagen von Erfahrung und Vernunft. Sie ist rein theoretisch und gegen wärtig nicht von großer Geltung. Unter Liturgie versteht man den äußeren und sozialen Ehrendienst der Kirche vor Gott. Grund legend wichtig sind Missale und Brevier, das Meß- und das Gebetbuch. Das Schrifttum der Mystik hat zur Zeit des Ex pressionismus erneut große Bedeutung erlangt; die Kirche versteht unter Mystik die Gabe außerordentlicher religiöser Beschauung, oft verbunden mit übersinnlichen Erscheinungen. Evangelische Theologie (2. und 4. Abend). Die evangelische theologische Literatur umsaßt drei Gruppen: die historische (»Wie, was ist gewesen?«), die systematische (»Was ist fromm, was Religion, Glaube?«), die praktische (»Wie gestaltet sich christliches Handeln?«). Die historische Theologie handelt von der Geschichte der Evangelien und der Geschichte der Kirche. Inner halb der systematische n Theologie unterscheidet man Religions philosophie und Dogmatik, die vielfach als Gegensätze auftreten. Die gegenwärtig in der jungen Theologcnschaft stark vertretene Rich tung der dialektischen Theologie (wichtigste Vertreter: Barth, Brun ner, Gogarten) legt das Schwergewicht auf die strenge Dogmatik. Sie setzt gegen den Idealismus der deutschen philosophischen Klassik den objektiven autoritativen Bibelsatz, gegen die Glaubenstheologie die G o t t es theologie. Sie findet darin, was ausdrücklich anerkannt wird, Berührungspunkte mit dem Katholizismus. Heftig umkämpst sind auf Grund dieser Auseinandersetzung auch die Fragen der Ethik: Sexual-, Staats- und Wirtschaftsethik greisen dringendste Probleme der Gegenwart auf. Die praktische Theologie begreift in sich die Gesamtheit der Seelsorge. Sie will nicht nur Auskunft und An leitung geben, ihre Fragestellung ist vielmehr in allen Punkten grundsätzlich, aber auch psychologisch gerichtet. Katholische Wissenschaft undErbauungsliteratur (3. Abend). Alle nicht rein theologischen Werke wurzeln in der weiten Ebene der katholischen Weltanschauung. Die historische Lite ratur ist naturgemäß stärker betont als auf evangelischer Seite, an der Spitze stehen die Forschungen der Görres-Gesellschaft. Besondere Gruppen bilden die Literatur der Orden und Kongregationen und die Ikonographie (Deutung religiöser Symbolik). Auch Literatur geschichte und Lexikographie (Herders Lexikon!) fußen vielfach auf religiösem Boden. — Bemerkenswert ist der bekannte Index, der seit dem tridcntinischen Konzil besteht und die von der Kirche ver botenen Bücher umfaßt. Der katholische Buchhändler kann in Ge wissenskonflikte kommen, da er auch an andersgläubige Kundschaft verkauft und da z. B. auch in Reclams Nniversal-Bibliothek indi zierte Werke vorhanden sind. Es besteht die Möglichkeit, von der Kirchenbehörde Dispens einzuholen. In der katholischen Er bauungsliteratur spielen die Geistlichen Übungen des Hl. Ignatius von Loyola und die »Philothea« des Franz v. Sales eine große Rolle. In vielgestaltiger Reihe führt sie bis zu modernen Schriften. Wichtig ist auch die Postille, die Erklärung zum Bibel text. Ihr Name ist zusammengezogen aus den Schlußworten des Priesters: »?ost illa vsrba tsxtus«. Die bekannteste stammt von Goffine, oft kurzweg als »der Goffine« bezeichnet. Evangelische Erbauungsliteratur (6. Abend). Die evangelische Erbauungsliteratur dient dem Gebet, der An dacht, der inneren Betrachtung. Das eigentliche Erbauungs- und Gebetbuch ist das evangelische Gesangbuch. Neuerdings ist auch ein »evangelisches Brevier« entstanden, das sich aber in seiner etwas antiquierten Form nicht voll durchzusctzen vermochte. Neben neu übersetzten und illustrierten Bibelausgaben sind in evangelischen Familien als Hausbücher vielfach christliche und weltliche Spruch- antho logier, zu finden. Es gibt darunter eine Anzahl vor trefflicher Ausgaben. Buchausgaben von Predigten sowie Sonntags blätter und Kalender sind besonders aus dem Lande weit verbreitet. Die evangelische Erbauungsliteratur ist in den letzten Jahren über eine gewisse altmodische und manchmal pietistische Süßlichkeit hinaus gekommen und besitzt heute wertvolle Werke von volkstümlicher Geltung. Katholische Belletristik (8. Abend). Der entscheidende Kampf um die katholische Schöne Literatur wurde zur Zeit des aufkommenden Naturalismus ausgesochten. Da mals fiel das Wort von »literarischen Ghetto« der katholischen Schrift steller. Mit der Gründung des »Hochland« durch Karl Muth und mit den ersten Werken der Handel-Mazzetti begann erst eigentlich der geschlossene geistige Bezirk, den wir heute als katholische Belletristik bezeichnen. Es ist wesentlich, daß in ihm viele Frauen führend wirkten und wirken, es ist ebenso auffallend, daß kein eigentlich katholisches religiöses Drama in der Zeit seit dem Aufbruch geschrieben wurde.
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