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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Vertreter, nämlich an den Werken der Staatspreisträger Richard Eu ringer, Eberhard Wolsgang Moeller und Ger hard Schumann charakterisierte. Während Euringer in seiner »Passion 1833« noch um den Sinn des Kriegsopfers ringt, deutet Moeller in den »Briefen der Gefallenen« diese Frage und Schumann erhebt sich bewußt über das Weltkriegserlebnis — sein Schaffen steht unter dem Erleben der marschierenden Kolonnen und dem Bau des Dritten Reichs und verkörpert damit die willensmäßige Bedeutung des Nationalsozialismus, der wirkender Wille in der Zeit und aufbauender Wille über die Zeit hinaus ist. Stürmischer Beifall war der Dank für diesen aufschlußreichen Vortrag, der schon an anderen Orten, wo er gehalten wurde, be geisterte Aufnahme gefunden hat und so kamen auch die Worte Anton Hiersemanns zum Schluß aus dankbarem Herzen für diese wirklich eindrucksvollen Ausführungen. Wolfs Gudenberg, Leipzig. Die »Leipziger Bücherfreunde« kündigen als weitere Veranstal tungen an: Prof. vr. Georg Haupt, Darmstadt: Rudolf Koch und die Deutsche Schrift. Dienstag, den l. Dezember, 20 Uhr in der Stadtbibliothck, Universitätsstraße 16. — Friedrich Bischofs liest aus eigenen Werken. Dienstag, den IS. Dezember, 20 Uhr in der Deutschen Bücherei. Die deutsche Wissenschaft und die Judenfrage Bei der feierlichen Eröffnung der »Forschungsabteilung Juden- fragc« des Rcichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands (s. Nr. 271) hielt der Präsident des Reichsinstituts, Professor Wal ter Frank, eine sehr bedeutsame Rede über das Thema »Die deutsche Wissenschaft und die Judcnfrage«. Er schilderte, wie in dm Münchener Nachkriegsjahren von 1919 bis 1924 jungen Wissen schaftlern auch das jüdische Problem in seiner vollen Bedeutung aufging, wobei es sich ergab, daß ein wissenschaftliches Unternehmen dieser Art nicht viel anders war denn eine Forschungsreise in unbekanntes Land, über dessen Dunkelheit ein großes Schweigen lastete. Denn über das jüdische Problem hatte bisher nur die jüdische Seite gearbeitet, Bücher über die Judenfrage waren fast nur von Juden geschrieben und selbst rein tatsächliche Dokumente zur Juden frage wurden der wissenschaftlichen Verwendung entzogen. Der Red ner zeigte, wie in der liberalen wissenschaftlichen Welt selbst die rein tatsächliche Erwähnung des Judentums und seiner Rolle verfemt wurde. An der Judenfrage enthüllte sich die sogenannte wissenschaft liche Objektivität als die ärmliche Unterwerfung des Erkenntnis- Willens unter die tatsächlichen Machtverhältnisse des liberalen Zeit alters. Nur wer das erkennt, so fuhr Walter Frank fort, versteht wirk lich die innersten Antriebe der Erforschung der Judenfrage. Neben dem erschütternden nationalen und politischen Erleben war es auch der Wille zu radikaler wissenschaftlicher Erkenntnis, der sich aus bäumte gegen einen zu wissenschaftlicher Objektivität umgelogenen politischen Terror und zur Bildung der wissenschaftlichen Front führte. Diese brauchte länger als die nationalsozialistische Revolu tion, um sich durchzusetzen. Der Redner verglich das Stadium der nationalsozialistischen Revolution in der Wissenschaft im Jahre 1933/34 mit dem Stadium, in dem sich die politische Revolution des Nationalsozialismus in den Jahren 1929 und 1930 befand. Es folgte eine Darstellung der Aufgaben und des Aufbaues der Forschungsabteilung Judenfrage des Reichsinstituts. Am 1. April 1936 wurde die besondere Forschungsabteilung Judcnfrage ge schaffen. In der Leitung dieser Abteilung wurde der Grundsatz der Ergänzung der älteren und der jüngeren wissenschaftlichen Gene ration verwirklicht, der im gesamten Aufbau des Instituts maß gebend war. An die Spitze der Abteilung wurde Professor Karl Alexander von Müller gestellt, weil nichts besser als die Wahl dieser Persönlichkeit den Willen hätte ausdrücken können, auch an die Erforschung der Judcnfrage mit dem weiten Blick einer deut schen und universalen Bildung heranzutreten. Die geschäftsführende Leitung der Abteilung wurde in die Hände von Wilhelm Grau ge legt. Der Leitung stellte man einen Stab von Fachreferenten und von Forschern zur Seite. Die Fachreserenten stammen aus allen Disziplinen der Wissenschaft, auch der Naturwissenschaften. Neben den Gelehrten stehen Fachleute des Bibliothek- und Archivwesens. Den umfassenden Forschungen zur Judenfrage soll in München die großangelegte technische Voraussetzung durch die Gründung der größ ten europäischen Bibliothek zur Judenfrage geschaffen werden. Professor Frank nahm die Kundgebung des Reichsinstituts in der Universität München zum Anlaß zu einer grundsätzlichen Äußerung über die Zukunft der deutschen Hochschulen. Er kam dabei auch auf die Schwarmgeister zu sprechen, die bei der großen politischen Umwälzung des Frühjahrs 1933 den Wissen schaften und den Hochschulen überhaupt jedes Lebensrecht absprechen wollten, und gegen die ein scharser Trennungsstrich gezogen werden mußte. Mit Betonung erklärte er, daß die Zeit der Wissenschaft und der Hochschulen nicht vorbei ist, daß aber wohl die Zeit einer er neuerten Wissenschaft und einer erneuerten Hochschule gekommen ist. Zur Eroberung der Hochschulen und zur Lösung der Hochschulkrise sieht er nur einen Weg: Die innere Erneuerung der Wissenschasts- idee und die Sammlung von neuen Menschen, die diese Idee einmal aus den Lehrstühlen der hohen Schulen vertreten können. Zur Er reichung dieses Zieles mußten, wie weiter erklärt wurde, aus der nationalsozialistischen Revolution heraus außerhalb der alten Uni versitäten geistige Zentren geschaffen werden, in denen die neue Idee der Wissenschaft Macht wurde, in denen sich die geistigen Funktionen einer neuen Hochschule herausbildeten und von denen langsam und planmäßig die neuen Menschen der Wissenschaft hinüberwechscln konnten auf die Kommandobrücken der Universitäten. Gegen die Befürchtung, daß jetzt, wo der Führer die Wissen schaften des Laboratoriums zur Mitarbeit am großen Werk des Vierjahreplans aufrief, die geistigen Wissen schaften in den Schatten treten würden, erklärte Walter Frank: Wenn die geistigen Wissenschaften, so wie jene Wissenschaften des Laboratoriums die wirtschaftliche Aufrüstung der Nation betreiben, ihrerseits arbeiten an der geistigen Aufrüstung der Nationalfecle, dann werden sie sich auch wieder jene öffent liche Achtung erringen, die sie in den vergangenen Epochen unserer Geschichte besaßen. »Mögen darum die deutsche Wissenschaft und die deutschen Hochschulen den Ruf wohl verstehen, der heute an sie er geht. Es ist nicht der Ruf der Zerstörung, sondern der Ruf der Rettung. Und derjenige, der der stärkste Anwalt der nationalsoziali stischen Revolution bei der Wissenschaft und bei den hohen Schulen ist, wird zugleich auch der stärkste Anwalt der Wissenschaft und der hohen Schulen sein bei der nationalsozialistischen Revolution.« Mit der Eröffnung der Forschungsabteilung Judensrage des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands ist die erste akademische Tagung der Forschungsabteilung verbunden. Die Ta gung wurde am 19. November vom geschäftssührenden Leiter der Forschungsabteilung Judensrage vr. Wilhelm Grau im großen Senatssaal der Universität München eröffnet. Mit Zustimmung des Präsidenten des Reichsinstituts sind, wie Dr. Grau bekanntgab, folgende Gelehrte als Mitglieder der Forschungsabteilung berufen worden: Prof. vr. Johannes Alt, Würzburg, für Literatur geschichte; Prof. Or. Hans Bogner, Freiburg i. Br., für alte Ge schichte; Generaldirektor Or. Rudolf Buttmann, München, für Bibliothekswesen; Or. Hans Mfred Grunsky, München, für Philofophiegeschichte; Prof. vr. Johannes Heckel, München, für Staatsrecht; Prof. Dr. Gerhard Kittel, Tübingen, für Religions wissenschaft; Prof. vr. Franz K o ch, Berlin, für Literaturgeschichte; Dozent Di. Karl Georg Kuhn, Tübingen, für Talmud; vr. Otto Karl Lorenz, Berlin, für Wirtschaftsgeschichte; Prof. vr. Herbert Meyer, Güttingen, für Rechtsgeschichte; vr. Wilhelm Stapel, Hamburg, für Literaturgeschichte; Geheimrat Prof. vr. Philipp Lenard, Heidelberg, für Naturwissenschaft; Prof. Do. Rudolf Tomaschek, Dresden, für Naturwissenschaft; Pros. vr. Max Wundt, Tübingen, für Philofophiegeschichte, und Oberregierungs rat Or. Ziegler, Berlin, für politische Geschichte. Zu diesen Refe renten treten noch Vertreter des Archivwesens, der Rassenkunde und Referenten für die romanischen Länder, die angelsächsischen Länder, Osteuropa und Rußland. 1023
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