Fertige Bücher. Börl-Nblat, s. d.DNchn.BuchlMnd-l. 1S2S X: so, 1k. Aprll 1935. Das schöne Sstergeschenk Tierfkizzenbüchlein In siebenfarbigem Pappband (nach einem alten kolorierten Stich) s« l!)l So etwas Schönes/ leichtes, Gutes also gibt es noch, oder besser: wieder! Da ist ein junger Mensch unserer Zeit, der stille, klare, geduldige Augen hat, mit ihnen das Wesen der Tiere erblickt (viel besser als das noch so scharfe künstliche Auge der Optik) und dem das stille, klare, bildhafte und sinnbildliche Wort gegeben ist, um das geschaute Wesen für uns deutlich zu machen. Erstaunlich ist vor allem, daß die Weisheit dieser Tierskizzcn einem noch ganz jungen Menschen eignet, der außerdem noch die andere Tugend des weisen Alters besitzt: Humor. So entstand ein entzückendes, ganz und gar erfreuliches Ding, mehr als „Buch", etwas Liebes, ein Gruß des Verstehenden an die stummen Freunde und Freuden unseres Lebens: Hier eine kleine Probe: Die Eidechse. Eswaren einmalviele Tiere aufdem Wege zum Himmel. Ein Weiser mit dem gleichen Ziele schloß sich ihnen an und frug sie der Reihe nach nach ihrem Leben. Da zählte ein Fuchs seine Aben teuer auf, ein Eichhörnchen berichtete von seinem beweglichen Dasein, eine Schleie schwamm ihr Leben in großen Zügen vor, ein Hahn tat sich groß mit seinen Pflichten, ein Regenwurm murmelte dunkle Dinge, und ein Floh wußte viel Menschliches. - Als es aber an der Eidechse war, zu reden, schwieg sie. Der Weise wartete, die Eidechse schwieg, der Weise gab ihr gute Worte, die Eidechse schwieg. Der Weise bot seine ganze Weisheit auf, die Eidechse schwieg noch immer. Schließlich, als sie schon dem Himmel nahe waren, züngelte sie ein bißchen, blinzelte einmal und sagte: „Ich habe mich gesonnt". Aber lesen Sie über den Flamingo, den Bussard, das Maricnkäfcrchen, den Nachtfalter, die Kuh, den Hund, den Schmetterling nach, was dieser Dichter zu sagen hat: Sie werden die Tiere und Insekten mit anderen Augen nun erst richtig sehen lernen! Wenn Sie zu jeder guten Gelegenheit etwas Besonderes schenken wollen - hier ist ein sehr hübsch ausgestaltetes Buch, mit dem Sie dem Beschenkten (und irgendwo dadurch auch dem skizzierten Tiervolk) Freude machen! Franz Älfon» Saxda, Mtton und Schrifttum Ein unbekannter junger Dichter hat diese „Tierjkizzen" geschrieben, und kaum haben wir eine dieser Skizzen gelesen, so ist uns der Dichter nicht mehr unbekannt. Wir lieben ihn sofort und stoßen nun in seinem kleinen Buch immer wieder auf schöne Sachen, die wir keineswegs vorausahnen konnten. Es ist ein holdes, ein liebens wertes Büchlein, wir möchten es jedermann schenken, den wir lieb haben. Hermann Hesse, Berliner Tageblatt 8. Börsenblatt f. b. Deutschen Buchhanöel. 102. Jahrgang. 255