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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-04-04
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1935
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- Deutsch
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X: 80, 4. April 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Ttschn Buchhandel. Kleines Kapitel über die Der Anregung der Buchhandlung Gebr. Hofer A.-G. im Börsen blatt Nr. 64 kann man im Interesse des Nachwuchses nicht zustimmen. Ans meiner langjährigen Praxis als wissenschaftlicher Sorti menter weiß ich sehr wohl, daß nicht nur Bücher verlangt werden, die im »Volckmar« oder letzten Fünf-Jahres-Katalog verzeichnet sind. Die bibliographischen Hilfsmittel sind aber so umfangreich, daß man nichts unternehmen darf, was den richtigen Gebrauch verhindert. Diese Gefahr besteht aber in dem Augenblick, wo die Arbeit des Auf- findens eines Titels durch eine Anfrage beim Obmann auf diesen abgemälzt wird. Durch die Aufnahme der nicht im Buchhandel erschienenen Druck schriften in die Bibliographie ist schon ein wesentlicher Fortschritt er zielt. In diesem Zusammenhang rege ich an, die Ausgaben ^ und 6 der Deutschen Nationalbibliographie zu vereinen. Es wird hierdurch nicht nur zeitraubendes Jn-die-Hand-nehmen allzu vieler wöchentlicher Verzeichnisse vermieden, sondern auch die Gefahr des Überschlagens vermindert. Sollte es nicht möglich sein, in einer Bibliographie die nicht im Handel erschienenen Druckschriften als solche zu kennzeichnen? Es muß leider festgestellt werden, daß besonders die während des Krieges und nachher ausgebildete Generation — Herr Thulke möge mir diese sachliche Feststellung verzeihen — im rich'igen Gebrauch aller dem Buchhändler zur Verfügung stehenden bibliographischen Hilfsmittel recht wenig geschult ist. Diese Klage höre ich immer wieder von mir nahestehenden Kollegen des wissenschaftlichen Sortiments. Wenn auch zu erwarten ist, daß durch die Reichsschule in dieser Be ziehung Wandel eintritt, so darf doch nicht übersehen werden, daß dort im Höchstfälle die Hilfsmittel aufgezeigt werden können. Die richtige Benutzung derselben muß aber in der Praxis erarbeitet werden. Als ich als junger Gehilfe eine neue Stellung antrat, sagte mir der geschäftsführende erste Gehilfe, es sei verboten, einem Kunden die Auskunft zu geben, daß ein von ihm bestelltes Werk nicht zu ermitteln sei. Die Befolgung dieses Gebotes war gerade im Anfang nicht immer sehr leicht, sie führte aber dazu, daß ich sehr schnell ein Gefühl dafür bekam, wie man eine schwierige Aufgabe auf dem Bestellbuchposten löst. Es gibt nicht nur ein Gefühl der Befriedigung in der Arbeit, sondern erfüllt auch mit Stolz, wenn man für einen Kunden eine harte Nuß geknackt hat und damit der Beschäftigungssirma diesen Pflichten des Obmannes Kunden für immer verpflichtet und das Ansehen der Buchhandlung hebt. Diese praktische Schulungsarbeit ist aber in Gefahr, wenn das eigene Bemühen zur Feststellung einer Druckschrift auf andere abge wälzt werden kann. Ich weiß sehr wohl, daß es gerade im wissenschaftlichen Sorti ment trotz bester Schulung Fälle geben wird, in denen alle biblio graphischen Hilfsmittel nicht ausreichen. Tann wird aber der findige Sortimenter immer noch wissen, welche Wege er zu beschreiten hat, um den Kunden zu bedienen. Ich nehme an, daß die Firma Hofer auch erst dann den Obmann in Anspruch nehmen will, wenn schon alle Mittel erschöpft sind. Ob dann aber der Obmann noch die geeignete Persönlichkeit ist, möchte ich bezweifeln. Ich glaube vielmehr, daß letzterer sehr leicht in die Verlegenheit kommt, noch einmal das zu tun, was bereits von der Anfragerfirma unternommen wurde. Ties bedeutet also unnütze Doppelarbeit und birgt für den Obmann das Gefühl ungenügenden Könnens in sich, wenn er die Anfrage nicht zu erledigen vermag. Das angeführte Beispiel der Auflösung eines Ver lages kann mich ebenfalls zu einer Zustimmung nicht bewegen. Ver leger sind meistens in Großstädten domiziliert, sodaß nur ein kleiner Teil des ortsansässigen Buchhandels über die Einzelheiten im Fülle eines Konkurses unterrichtet ist. Außerdem wird auch der tüchtigste Obmann nicht wissen können, wo die Verlagsbcständc geblieben sind, wenn diese beim Buchdrucker in einem ganz andern Ort lagerten und dort zur Versteigerung gelangten. Wer jemals auch nur das unscheinbarste Ehrenamt bekleidete, weiß, wieviel Arbeit, Zeit und Geldverlust damit verbunden sind. Ich halte es daher nicht für richtig, diese freiwilligen Leistungen noch zu erhöhen, besonders dann nicht, wenn die Gefahr damit verbunden ist, daß die Ausbildung des Nachwuchses darunter leidet. Im übrigen gibt es bereits ein bibliographisches Auskunftsbüro in Leipzig, dem die Obleute sicher keine Konkurrenz machen wollen! Außerdem bringt ja der »Sprechsaal« des Börsenblattes seit Jahren die Rubrik »Anfra gen«. Die Bezeichnung Buchhändler ist zum Ehrentitel erhoben wor den, und wir wollen uns dessen durch höchste Leistung des einzelnen würdig erweisen. Berlin. A. H a r n a ch. Der literarische Leiter Die französische Wochenschrift für Buchhandel und Presse »laute I'Lckition« Nr. 258 bringt unter obigem Titel eine Abhandlung von Jose Germain, die manchen beachtenswerten Satz enthält. Wir bringen nachstehend einen Auszug des temperamentvoll geschriebenen Artikels. Man verpflichtet sich zwanzig Autoren, man weiht sich ihrem Ruhme, man veröffentlicht alle ihre Werke, auch die schludrigsten; man liest die Manuskripte nur noch aus Grundsatz. Unter dem bedauerlichen Vorwand, daß schon viel zuviel Bücher auf dem Markt wären, veranlaßt man niemanden zu etwas Neuem. Der »Mann des Tages« kann alles veröffentlichen, was er will; es wird verkauft. Aber wie lange dauert es? Es wäre die Pflicht der Verleger zu bremsen, den Autor auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die ein rasch gewonnenes Ansehen in sich birgt, ein Ansehen, das ebenso schnell vergeht wie es kommt. Doch das Gegenteil geschieht: der mit den unmittelbaren Ge schäften überlastete Verleger drängt und drängt seine erfolgreichen Autoren: Nur zu! Man muß doch verdienen! Der Verleger ist zu entschuldigen, denn er ist ja in erster Linie Kaufmann. Er denkt an die Gegenwart, an die Jahresbilanz, an den raschen Aufstieg. Doch gemach, es ist töricht, die Zukunft zu vernachlässigen. Man muß das Vorübergehende vom Dauernden trennen, das eine durch das andere vorbereiten, den Grund für die Zukunft legen, die die Arbeit eines erhofften »Chefredakteurs« bezahlt machen wird. Aber warum dieses neue Wort, wenn es den rechten Titel »Literarischer Leiter« bereits gibt. Dieser kann das Glück eines Verlagshaufes schaffen, voraus gesetzt, daß der Verleger ihn auszuwählen und ihm dann auch Ver trauen zu schenken weiß, indem er seine Entscheidungen billigt und stützt, als wären sie seine eigenen. Ich habe auf der vorherrschenden Rolle dieses »Chefredakteurs der Bücher« immer bestanden; der literarische Leiter ist eine Art »Rangierbahnhof der Ideen und der Menschen«. Die trägen Me thoden der letzten Jahre untersagten dem literarischen Leiter jede Initiative, er war einfach Leser der Manuskripte geworben, die durch den Zufall einer Empfehlung eingegangen waren. Wie will man ver langen, daß er mit Sorgfalt an die Arbeit gehe, wenn die Methoden des Hauses und die eifersüchtigen Gedanken seines Chefs ihm jede Initiative verbieten. Wissen, voraussehen, Menschen und Dinge kennen, seine Ent scheidungen auf einige grundlegende Ideen beziehen, schaffen können und vor allem bis zum Ende wollen, das alles muß die uner läßliche literarische Verlagsleitung verwirklichen. Ein literarischer Leiter muß über alle Lebenserscheinungen gut auf dem laufenden sein, er muß die Entwicklung der öffentlichen Meinung verfolgen, er muß den »kommenden Mann« aufspüren; — er muß die Eigenschaften entdecken, die dem Manne nicht bewußt sind, wenn er in einem Tief steht, ihm fördernd die Hände reichen, ihn zur Arbeit veranlassen, wenn er keine Lust mehr hat; — oder ihn zurttckhalten, wenn er sich nicht zu beschränken weiß, ihn auf die Themen bringen, die seinem Temperament entsprechen, — oder ihn vor Dingen bewahren, bei denen er trotz der Neigung des Augen blicks keinen Erfolg haben kann. Denn der Schriftsteller ist ein großes Kind, ganz an seinen Schöpfertraum verloren. Er muß geführt, eingesetzt, unterstützt und beraten werden. Den Anfängern unter den Schriftstellern muß man sagen: die Wahl deines Verlegers ist wichtiger als dein eigenes Talent; aber ohne einen literarischen Leiter von geistiger Weite gibt es kaum einen großen Verleger. Ein guter literarischer Leiter wird immer eine Er sparnis für ein Verlagshaus sein, er beeinflußt nicht nur die Zu kunft, er erweckt auch die Vergangenheit. Er verjüngt wertvolle Werke, die früher nicht beachtet wurden, weil sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt herausgekommen waren; er läßt ein Buch neu erscheinen, wenn die Zeit ihm günstig ist. Man sagte einmal von einein Ver leger, daß er das Genie besaß, »Reste nutzbar zu machen«. Eine geistige Werkstatt, wie es ein Verlagshaus ist, kann vom Zufall (des Angebots) wohl ein Jahr blühen, auch fünf Jahre, ausnahmsweise wohl auch zehn Jahre. Sie wird sich aber eines Tages erschöpfen, wenn nicht ein Wille die Ausarbeitung seines Programms leitet. Man muß das Manuskript nicht erwarten, man muß es anregen, das ist das Prinzip eines guten Berlages. (Gekürzt und übersetzt von Paul Kupfer.) 275
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