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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.03.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-03-26
- Erscheinungsdatum
- 26.03.1935
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- Deutsch
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X- 72, 26. März 1S3S. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. einfach ganz von selb st nach dem lauten Vorlesen verlangen. Nur beispielhaft sei hier hingewiesen aus Teile aus Goethes Weither, aus Jean Pauls Klegeljahren, aus Mon tanes Romanen oder aus Meisterwerken der Geschichtsschreibung wie sie in ganz vorzüglicher Auswahl das Lesewerk »Der Deutsche« (Verlag Hirt, Breslaus bietet. Etwas weniger Schwierigkeiten bietet die Novelle. Ihr ur sprünglicher Sinn ist es ja, Kurzgeschichte zu fein und erzählt zu werden im Kreise einer Zuhörerschaft. Wo immer wir darum einem echten Novellisten begegnen, merken wir sofort, daß er bei der Niederschrift eigentlich zu einer imaginären Hörerschaft spricht. Ganz gleich, ob es sich hierbei um von innerer Spannung geladene Werke handelt wie bei Kleist, E. T. A. Hoffmann oder neuerdings Georg Britting, ob wir durch Stifter oder Mörike oder Storm hineingeführt werden in die Welt des Gemütes und schein baren Seelenfriedens, ob C. K. Meyer oder Raabe oder G. Keller uns Geschichte und Leben, jeder in seiner Art dichterisch verklären, ob uns Stehr schwere Menschenstunden und Binding »einmalige unerhörte Begebenheiten« berichten, immer sind Form und Inhalt, Wort und Rhythmus eins in diesen Werke». Und wer es weiß, wie Gottfried Keller noch beim Druck seiner Werke jedes einzelne Wort und jeden Buchstaben genau überwachte, der weiß auch, daß das nicht aus Pedanterie oder Kederfuchserei des Züricher Herrn Stadtschreibers geschehen ist, sondern aus einer inneren Not wendigkeit und aus Ehrfurcht vor unserer herr lich e n d e u ts che n M u t t e r s p r a ch e, die sür jeden echten Dichter eben mehr ist als nur Verkehrsmittel von Mensch zu Mensch. »L o b der Vokale« heißt ein in diesem Zusammenhänge äußerst lesens werter Essay Ernst Jüngers, und wenn Beethoven einmal den Abschreiber Wolaneck »Schreibsudler« und »dummen Kerl» nannte, weil dieser ihm unverständliche Teile des Original- manuskrtptes einfach verbessern zu müssen glaubte, so gilt dasselbe auch für alle, welche sich anmaßen, die deutsche Sprache so handhaben zu dürfen wie jede abgegriffene Scheidemünze, indem sie meinen, aus den richtigen Gebrauch der Modi, aus eine Endsilbe oder einen Buchstaben mehr oder weniger komme es nicht an. Wer sich einen Text laut vorliest, der wird sehr bald gewahr werden, ob die Sprache seiner Vorlage in sich ausgeglichen und echt ist oder ob ein Stümper nach Belieben mit ihr umspringt. Wer freilich nur das Stoffliche aus einem Buche herausliest, der wird über diese Tinge hinweg huschen, wie er wahrscheinlich auch sonst oberflächlich dahinlcbt, während der laut Lesende auch in der Sprache dieselben Gesetze einer inneren Harmonie erkennen wird, wie sie für die anderen Künste gelten. Wie uns in der Musik ein Mißklang oder in einem Gemälde ein schreiender Aarbfleck stört, so muß sich unser Ohr und Empfinden auch auflchncn gegen jeden Mißbrauch der Sprache. Allerdings — noch einmal — auch das Hören will gelernt sein! Goethe bekannte einmal zu Soret: »Die guten Leutchen haben keine Slhnung, wieviel Zeit und Mühe es kostet, lesen zu lernen und mit Verstand zu lesen; ich habe achtzig Jahre dazu gebraucht« <28. Januar 183V). Das gilt vielleicht noch viel mehr vom Hören. Es kommt daher sehr daraus an, vor wem gelesen wird und welche Voraussetzungen man machen darf. Gerade hierbei müssen sich Buch händler und Volksbibliothekare in die Hände arbeiten, als diejenigen, welche am meisten durch das Buch mit ihren Volksgenossen in Berührung kommen und darum deren Wünsche, Erwartungen und Empfänglichkeit kennen. Nur wenn man hierüber genau Bescheid weiß und wirklich eine innere Begegnung zwischen Buch und Hörer erstrebt, nur bann kann man eine Borlesestunde erfolgreich gestalten. Es soll ja nicht nur für einen Autor oder ein Werk geworben weiden, es soll je nachher Art der Ver- anstaltung ein Gemeinschaftserleben gehobenen Ausdruck darin finden, es soll aber auch Wert und Ehre der Sprache gepflegt jund jeder Einzelne feinhöriger werden. Das kann z. B. auch in der Gegen- überstellung guter und schlechter Kunst geschehen. Gerade ein solcher Versuch hat sich als äußerst glücklich erwiesen. Man muß jedoch dabei möglichst gleichartige Vorwürfe in der Dar stellung des echten Dichters und des Kitschsabrikanten nebeneinander stellen, um die Unterschiede recht deutlich werden zu lassen. Ge gebenenfalls kann man noch durch einig« erläuternde Worte die Auf merksamkeit schärfen sür die Sachlichkeit und Echtheit des Tones dort, das falsche Pathos, die Hohlheit und Abgeschmacktheit der Bilder hier. Solchem Eindruck kann sich selbst der weniger geschulte Hörer nicht entziehen und er wird einfehen, baß nicht alles Gedruckte von reinstem Golde ist und nicht alles Dichtung, was sich so nennt. Betrachten wir so den Wert des Vorlesens unter diesem Gesichtspunkt — und diese Ausführungen wollen ja nur Anregung sein — und bedenken wir, wie vielleicht auf keinem anderen Wege Volksbücherei und Buchhandel ihren Einsatz des Buches für die sittliche und künstlerische Erziehung unseres Volkes sowie seine Hinsührung zur wahren Dich tung so unmittelbar erreichen können, dann sollten wir uns an schicken, noch viel mehr als bisher in enger Arbeitsgemeinschaft solche Vorlescstunden zu veranstalten. Die Gelegenheit dazu bietet sich nicht nur auf Freizeiten und bei festlichen Veranstaltungen, auch in Zu sammenarbeit mit der NS-Kulturgemeinde lassen sich solche regelmäßige Vorlese stunden, etwa an Sonntagvormit tagen, für die Öffentlichkeit einrichten, und HI, BDM, Arbeitsdienst sowie die Gliederungen der Partei werden überall gern bereit sein, solche Anregungen und Vorschläge aufzunehmen. Vortrags künstler werden sich immer finden, und nicht zuletzt sollen unsere Jungens und Mädels ia selbst hier tätig Mitwirken, um richtig lesen und hören zu lernen. Das Vorlesen soll ja auch nicht beschränkt bleiben auf besondere Veranstaltungen, sondern wie bas Lesen soll auch das Vorlesen wieder Allgemeingut unseres ganzen Volkes werden. »Drum seien wir gerecht gegen die Dichter und Redner der Nation, indem wir sie lesen lernen, was wir jetzt noch nicht können: ich meine lesen mit lebendiger artikulierter Stimme, indem wir sie . . . eifersüchtig miß gönnen dem Papier, Herausreißen aus den toten Lettern, der Buch druckerkunst zum Trotz . . . mündlich überliefern der deutschen Nach welt (Adam Müller).« Versammlungen und Veranstaltungen Berlin. 25.—gl. März. Sieben Dichter sprechen zur Berliner Jugend. (Börsenblatt Nr. 82.) — 28. März. Hauptversammlung des Unterstützungs-Vereins. (Bör senblatt Nr. SV.) — 29. März. Deutsche Bach - Händel - Schütz - Feier. (Börsenblatt Nr. KV.) — 3. April. Fachschaft der Angestellten. Vortrag W. Stapel: Über den Bücherleser. (Börsenblatt Nr. 72.) Dresden. 27. März. Vortragsabend der Kachschaft der Ange stellten. (Börsenblatt Nr. KV.) Hamburg. 28. März. Versammlung des Gaues Hamburg im Bund Reichsdeutscher Buchhändler. (Börsenblatt Nr. 58.) Leipzig. 27. März. Hauptversammlung des Wirtschaftsverbandes Leipziger Buch-, Kunst- und Musikalienhändler. (Börsenblatt Nr. 64.) — 3. April. Schulungsabend der Arbeitsgemeinschaft Leipziger Leihbüchereien. (Börsenblatt Nr. SS.) Fachschaft der Angestellten — Ortsgruppe Berlin Die Fachschaft der Angestellten im Bund Reichsdeutscher Buch händler hatte am 13. März zu einem Vortrag von Herrn vr. Fried - rich Uhlig -Leipzig, dem Verfasser des bekannten grünen »Sorti menterlehrlings«, eingeladen. Der Abend sollte, wie in den Be- 250 grüßungsworten des Obmanns zum Ausdruck kam, als Beitrag aufzu fassen sein, den der Buchhandel der Gesamtwirtschaft unterbreitet, um ihr durch Kenntnisgabe der heutigen Verhältnisse die mannig faltigen Verflechtungen mit allen Zweigen des Wirtschafts- und Volkskörpers zu zeigen. Das Thema, über das vr. Uhlig vor der recht zahlreichen Hörerschaft sprach, lautete demzusolge: »Wie steht heute der Buchhandel in der Gesamtwirtschaft». Ausgehend von der Betrachtung, daß das Buch eine Ware ist, be tonte der Redner die Bedeutung des Inhalts, das Vorherrschen des Geistigen beim Buch. Wie wichtig es dennoch ist, daß man die wirt schaftliche Stellung des Buches kennt, bewiesen die Ausführungen über Herstellung, Preise, Auflagen und Umsatz. In anschaulicher Weise besprach der Vortragende an Hand von statistischen Tafeln diese sür den Buchhandel so lebenswichtigen Probleme. Besonders hob er die Tatsache hervor, daß die Buchwirtschast zahlenmäßig mit p- "/o an der Gesamtproduktion der deutschen Wirtschaft beteiligt sei, womit sie anderen wichtigen Jndustriegruppen, wie z. B. der Herren konfektion, nicht nachsteh«. Erschütternd wirkten die Zahlen über das katastrophale Sinken des Umsatzes seit 1S28, das nach den neuesten Feststellungen im Jahre 1934 endlich zum Stillstand gekommen zu sein scheint. Auf diese ernste Lage im Buchhandel bezog sich der Obmann der Fachgruppe, Pg. Georg Uecker, in'seinem Schlußwort. Er wies vor allem aus die Bestrebungen hin, im angrenzenden Ausland wieder
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