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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1935
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- Deutsch
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VMÄMEdmMMckmVMlE Nr. 84 <R. 26). Leipzig, Dienstag den s. März 193S. 102. Jahrgang. Springflut der Neuerscheinungen*) Vollständig oder gründlich? Möglichkeiten der Buchkritik in den Tageszeitungen Endlich! Man darf einmal reden, reden über die Nöte eines Schriftleiters vor denen, die ihnen abhelfen können. Vor den Ver legern des deutschen Schrifttums sprechen zu dürfen, über Mängel, die sich seit Jahren im deutschen Buchhandel eingesührt hcLen, heißt das vielleicht schon dem übel einen ersten Stoß versetzen? Hoffen wir's. Was im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel von der Seite der Fachleute — von vr. Hellinuth Langenbucher und in län gerer Ergänzung dazu von Reinhold Vesper — über die Weihnachts flut der Neuerscheinungen gesagt worden ist, hat gleich einem Hellen Magnesiumlicht über ein Feld schlimmer Verwirrung geleuchtet. Das Sinnlose dieses Kampfes auf dem Schlachtfeld der Neuerschei nungen ist damit ganz offenbar geworden. Der Sortimenter und derjenige, der wie I)r. Langenbucher Wegweiser sein soll durch die Fülle des Neuen auf dem Buchmarkt, sie haben sich außerstande erklärt, dieser ihrer Führungsaufgabe nachzukommen. Wenn nun die Fachleute ihren Stoff kaum bewältigen, nicht mehr eingehend die Buchliebhaber beraten können, wieviel weni ger werden dann diese Aufgabe diejenigen erfüllen können, die den Markt des Buchhandels als nur einen Teil ihres Arbeitsfeldes be trachten müssen. Mit einem Wort: wie soll ein Schriftleiter seinen Lesern das Wichtige unter den Buchneuheiten nahebringen, das Wertvolle vom Schlechten scheiden können, wenn er und seine Mit arbeiter unter Büchevbergen ersticken, die in den letzten Wochen vor Weihnachten paketweife in jeder Redaktion cinlaufcn. Es ist über diese Nöte des Schriftleiters in den Aufsätzen zu diesem Thema auch schon gesprochen worden. Nach meiner Ansicht aber wurde nicht in gebührendem Maße dke Bedeutsamkeit der Buchkritik in der Tageszeitung herausgestsllt. Gewiß, der Schriftleiter weiß, daß von mancher Seite Zweifel laut werden an dem Werte der Buch besprechung in einer Tageszeitung überhaupt, auf der anderen Seite aber weiß er ebenfalls, daß sehr viele Verleger und gerade diejenigen, die durch den Erfolg solcher Unterstützung belohnt wer den, die Arbeit der Tageszeitungen hoch einschätzcn. Über Wert oder Unwert der Buchkritik ist grundsätzlich zu sagen, daß diejenigen Zeitungen, die sich mit Ernst und Sorgfalt ihrer Pflicht gegen das deutsche Buch bewußt sind und darum die Buchkritik Pflegen, bei ihren Lesern gehört werden und in ihrer Werbung für das gute Buch auch Erfolg haben. Aus der eigenen Tätigkeit weiß jeder Schriftleiter, daß eine lebendige Buchbesprechung oft ein lautes Echo in die Redaktion zurückträgt. Damit zeigt sich, daß gerade die kulturelle Arbeit, die von feiten des Schriftleiters hier geleistet wird, mit großem Interesse von der Leserschaft verfolgt wird. Die sorgsame Pflege der Buchkritik großer Zeitungen besteht aber nicht darin, daß vor Weihnachten die Zahl der Seiten für Buchbespre chung erweitert und ganze Literaturseiten in schneller Folge hinter einander den Lesern als schwer zu verdauende Lektüre unterbreitet werden, sondern sic erweist sich vielmehr dadurch, daß die Neu erscheinungen des Schrifttums regelmäßig im Laufe des ganzen Jahres verfolgt werden und auch dem guten alten Buche mit neuen Betrachtungen die Aufmerksamkeit geschenkt wird. So ver dankt manche Neuauflage eines bedeutenden Werkes ihren schnellen Absatz den Besprechungen in den Literaturbeilagen der Tages zeitungen. Es gibt aber darüber keinen Zweifel, daß solch ein Er *) Zu der in Nr. 12 des Börsenblattes begonnenen und in Nr. 32 fortgesetzten Aussprache bringen wir einige weitere Äußerungen, die größtenteils von Männern der Presse stammen. folg für den Buchhandel und den Verleger nur dann eintreten kann, wenn der Zeitungsleser davon überzeugt ist, daß er sich auf das Urteil des Schriftleiters und der literarischen Mitarbeiter seiner Zeitung verlassen kann; diese Überzeugung wird er dann haben, wenn das wesentliche Buch mit einer eingehenden Bespre chung gewürdigt wird — die Länge spielt dabei nicht so sehr die Rolle als das Herausstellen der Besonderheiten. Müssen aber nicht notwendigerweise durch die Fülle des Neuen die Literaturbeilagen um die Weihnachtszeit zu Büchcrfriedhösen wer den, wo oft nicht das Bedürfnis, den Wert eines Buches zu wägen, zum Ausdruck kommt, sondern vielmehr allein der Wunsch, nur einigermaßen vollständig zu sein? Wenn der Leser darum in erster Linie vor Weihnachten nur Aufzählun ge «findet, so wird sein Interesse nicht nur an den Besprechungen, sondern auch anden Büchern selbst schwinden. Wenn er aber weiß, daß die Neuerscheinungen vor Weihnach ten in feiner Zeitung ebenso gründlich, sachlich und kritisch behan delt werden können wie im Laufe des Jahres, dann wird er sich gerne von seinen bewährten Führern leiten lassen. Zwischen dieser Pflicht, die Arbeit des Buchhandels zu würdigen und der, seinem Leser gute und umfassende Hinweise zu geben, muß der Schriftleiter in der Zeit der Hochflut der Neuerscheinungen hin- und her schwanken. Soll er zu den Prospekten greifen? Soll er die Waschzettel benützen? All diese Mittel sind eine üble Eselsbrücke, und doch möchte ich meinen, daß manche Zeitung, die sonst auf ihr Ansehen hält, im Drang der weihnachtlichen Hochflut sich auf sie in dem einen oder andern Falle zu verlassen gezwungen ist. Den Schaden, den solche Miß stände ergeben, wird letztendlich das gute Buch allein zu tragen haben. Denn wenn durch Oberflächlichkeit der Betrachtungsweise ein mal ein schlechtes Buch gelobt werden sollte, so mag es bedauerlich sein, doch nicht am letzten Ende schädlich, denn wirklich volkszer setzende Bücher werden heute kaum noch aus den Markt geworfen werden. Viel schlimmer ist es, daß das gute Buch in der kurzen Zeit bis zum Weihnachtsfest kaum mehr zum Einsatz kommt — auch dann nicht, wenn es tatsächlich zwei oder drei Wochen vor Weihnachten durch die Tageszeitungen gewürdigt wird. Wenn wir von einem Einsatz reden, so mag man daraus er sehen. daß der nationalsozialistische Schriftleiter das Buch nicht um des Buches willen schätzt und nicht nur literarische Leckerbissen seinen Lesern bringen will: er sicht vielmehr in der Pflege der Buchkritik eine große Möglichkeit politischer und kulturpolitischer Tätigkeit. Ein Buch, das der Feuilletonschriftleiter seinen Lesern in die Hand spielt, kann und wird tiefer und nachhaltiger wirken al' mancher Leitartikel. Solche im höchsten Sinn politische, kulturpolitische Arbeit kann nicht im Sturm, nicht nur in den wenigen Wochen vor Weihnach ten getan werden, sondern sie muß nachdrücklich das ganze Jahr andauern. Der Schriftleiter und seine Mitarbeiter müssen die Zeit haben, sich in 189
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