X» 54, 5. März 1935. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. 961 Der Neue Görlitzer Anzeiger: Ein Buch, das wohl spürbar, ganz aus vollem Erleben geschrieben und gestaltet ist. Sehr subjektiv im Ausdruck und darum immer fesselnd, stark packend. Von der tapferen Leistung in nie versagender Diensterfüllung, in Disziplin und Selbstüberwindung, die unzählige Note Kreuz-Schwestern als „unbekannte Soldaten" im Kriege vollbracht haben, geben diese Schilderungen ein eindrucksvolles Bild. Die Operationsbaracken sind immer wieder der „Schauplatz" dieser Schilderungen, und eine Welt voll un säglichen, bitteren Leidens und oft unabwendbaren grausamen Sterbens lut sich auf. Es wird mit einem unerbittlichen, harten Realismus, der nichts erspart, darüber berichtet, aber in das Dunkel des Leidens trägt die aufopferungsvolle Hilfe, die Arzte, Schwestern und alles Sanitätspersonal den leidenden Soldaten geben, doch das mildernde, versöhnende Licht. Aus ihrem Erlebnis in dieser Welt im Wechsel zwischen Dunkel und Licht er zählt die Verfasserin in erschütternder Weise; eine Fülle lebendig gezeich neter Gestalten tritt in bunt wechselnden Episoden hervor, die Schatten tragischer Schicksale gleiten vorüber und so stark das — echt frauliche — Gefühl (ohne falsche Sentimentalität) die Darstellung bewegt, es spricht doch auch in der Schilderung freundlicheren Erlebens ein guter und kluger Humor mit. So ist es ein Buch, das den Leser voll für sich gewinnt, dessen Darstellung er mit Teilnahme und Spannung begleitet. Aus Briefen von Lesern an Verfasserin und Verlag: Ein bekannter Münchener Arzt schrieb an die Verfasserin u.a.: Ihr Buch lag neben dem „Der Arzt Gion" von Hans Carossa an meinem Platz auf dem Weihnachtstisch. Ich habe den ersten Feiertag fast ununterbrochen gelesen, und dann konnte ich nicht schlafen gehen und las bis tief in die Nacht. Und heute habe ich alles gelesen, manches doppelt. Dies sei der erste Ausdruck meines Dankes. Ich habe nicht viele Kriegsbücher gelesen, aber ich glaube, immerhin einige der wichtigeren. Ich glaube, daß das Ihre eines der wichtigsten ist... Es ist sehr, sehr groß in der Wucht des Geschehens, in der wahrhaft homerischen Epik der Darstellung, in der Schärfe des Blickes und der Charakterisierung und in der Feinheit der Naturbeobachtungen, die fast unmerklich eingeflochten sind. Cs ist bescheiden in der Darstellung der Größe Ihrer eigenen Leistung, deutsch in diesem Hohelied der Pflicht erfüllung, ein Denkmal einer der edelsten Seiten jenes bescheidenen und doch so wichtigen Deutschtums, mit dem wir einmal geistig die Welt 4 eroberten. Es ist ein ganz großer Wurf, der glänzend gelungen ist und dem ich eine Fernwirkung über die ganze Welt und ein besonders verständiges Publikum in Deutschland wünsche. So ist es das schönste Geschenk, das Sie mir machen konnten, ein sehr nachdenkliches zugleich. An einem großen Kunstwerk ist immer alles selbstverständlich. Man muß Gründe für Wirkungen suchen, die dem Künstler selbst gar nicht be wußt geworden. Warum wirken die immer sich wiederholenden Schilde rungen des Operationstisches nie ermüdend, warum überhaupt wächst da die Spannung und Wirkung ? Ich glaube, weil es ein Tagebuch der sich aus sich selbst steigernden Geschehnisse ist, aber der Eindruck des Tagebuches durch die Weglassung der Daten klug vermieden ist. Vor allem, weil die lyrisch empfindsame Seele alles durchleuchtet und durchwärmt. Ich danke Ihnen sehr. Frau Editha Frobenius, Gattin des berühmten Afrika forschers Geheimrat Leo Frobenius, schrieb an die Ver fasserin u. a.: Und so wünschen wir Ihrem tapferen und lebendigen Buch allen Erfolg. Es kommt gerade in die richtige Zeit hinein und wird sich gewiß schnell bekannt machen. Ich werde, wo ich kann, darauf aufmerksam machen. I)r. B. M.: .... Dann las ich weiter und schließlich immerzu, mit steigender Anteilnahme und mit immer größerer Freude und entdeckte ein wunder bares Buch, das auf allen Seiten des Lebens spielt, vor nichts zurückschcut und mit starkem, packendem Ethos allen Dingen Herr wird .... Ich hoffe, daß es bald zu einer Neuauflage kommt .... Der Verfasserin und dem Verlag zum Schluß herzlichen Dank für dieses Buch, das mir außerordentlich genußreiche Stunden — erhebende, erschütternde und heitere durcheinander, beschert hat. Dieser Prospekt steht dem Sortiment bei Bestellung des Buches in angemessener Anzahl zur Verfügung Börsenblatt f. L. Deutschen Buchhandel. 102. Jahrgang. 128