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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1929
- Strukturtyp
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- 1929-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1929
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- Deutsch
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x° 259, 7. November 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhantel. Menschen Luther, ja ein Erinnern geht durch die Zeit wie ein Rieseln von Quellen, und Einsichtige wissen, daß Luthers Schrif ten eine Fundgrube ungeahnter Schätze sind. Daß von Luther das evangelische Buch späterer Jahrhunderte entscheidend beeinflußt ist, bedarf nicht einer besonderen Hervor hebung; es ist ja selbstverständlich. Nur es muß einmal in der religiösen Kulturkrise unserer Zeit zur Besinnung ausgerufen werden. Das will eben dies evangelische Schrifttum. Man muß sich auch einmal die Mühe machen und in einem Buche wie dem von Alfred Wien: »Stadt inden Wolken« Nachlesen, ob wir Menschen des 20. Jahrhunderts denn wirklich schon eine Kolonie von Fertigen sind. Es ist vor kurzem an einem indi schen Tempel ein Spruch entdeckt worden, den Jesus gesagt haben könnte und der da lautet: »Die Welt ist eine Brücke, aber baut nicht darauf — sie hält nur einen Dag!« Das ist auch ganz einfach der Ausdruck des eigentlichen Gesichts unserer Zeit. Und in einer solchen Epoche die Frage nach der Besinnung zu stellen, ist Thema und Aufgabe des vom Evangelium inspirierten Buches, das der evangelischen Aktion zu dienen wünscht. Jeden falls eins sei hier unterstrichen: der Buchhändler, der auf sein Firmenschild das Wort »evangelisch« setzt, wünscht nicht etwa nur als Bibel- und Gesangbuch-Verkäufer angesehen zu werden, son dern er dokumentiert vielmehr eine Gesinnung, aus der heraus er zum Träger und Verbreiter des guten Buches, das von einem ausbauenden Geist erfüllt nnd beseelt ist, werden will. Es bleibt uns nun noch übrig, kurz die Herzenshaltung des evangelischen Lesers zu belichten. Der im Kern evangelische Mensch wird das Abenteuer, das unendlich viele Bücher der all gemeinen Weltliteratur zum Thema haben, ablehnen; vielmehr stellt der evangelische Leser die Frage nach der Wahrheit, er will von der echten christlichen Erzählung eine Antwort hören auf das Notvolle: wie kann ich mich als Christ in der unchristlichen Welt behaupten, wie soll ich mich in ihr verhalten? Oder, auf eine andere Formel gebracht, fordert der evangelische Leser vom Buche die moralisch endende Wirklichkeit. Der evangelische Leser sucht also im Buch nicht die Pro bleme, sondern Lösung, oder wenigstens Wege aus der Not; er sucht nicht Erschütterung, sondern Befreiung. Und er braucht Bücher, die eine Sendung in sich bergen, aber nicht Krankhaftes zerfasernd darstellen. Vor allem verlangt er wirklichkeitsechte Darstellungen^ weshalb auch Lebensbilder von evangelischen Leserkreisen ganz besonders bevorzugt werden. Die darstellende Lebensbeschreibung wird im evangelischen Leserpublikum all gemein höher bewertet als die Erzählung. Das Interesse für die Persönlichkeit großer Gotteszeugen ist in diesen Leserkreisen außerordentlich rege und wach, und die innere Gehaltenheit einer Lebcnsschildcrung finden wir unendlich fein und klar in einem neuen, soeben erschienenen Buch von Christian Geyer: »Heiteres und Ern st es aus meinem Leben« ausge sprochen, wo es u. a. heißt: »Die mir selbst gewisseste Erkenntnis habe ich manchmal mit den Worten ausgedrückt, daß einem Menschen, der sich nicht den gefährlichsten Illusionen hingeben mag, nur eine Möglichkeit des Lebens bleibt, nämlich im Schat ten der Vergebung seinen Weg zu gehen. Gerade wer einen gnädigen Gott hat, geht zuletzt aus dem Schatten ins Licht und traut es feinem Herrn zu, daß er die anderen auch so führen werde, wie er es für sich selber hofft und weiß.« Meine Damen und Herren! Ich konnte hier nur in kurzen Strichen andeuten. Ich möchte aber auch zum Schluß noch unter streichen, daß im evangelischen Buch die evangelische Aufgabe nicht von der evangelischen Gabe zu trennen ist. Das welt anschauliche Buch will das ewige Gut der Offenbarung bewußt in die Zeit hineinstellen, ein Vorhaben, um das sich insonderheit der evangelische Buchhandel müht. Für Kirche, Schule und Familie ist manches Buch in einer rührigen beseelten evange lischen Verlagsarbeit entstanden; tragende und stählende Kräfte unseres Geisteslebens sind vom evangelischen Verlag ausgegan gen, und im Konzert der deutschen Dichtung ist auch manch belle tristisches evangelisches Buch bereits zum künstlerisch ebenbürti gen Mitspieler geworden, und manch eines wüßte ich zu nennen, das mit an erster Stelle innerhalb der großen Literatur steht 1188 und segensreich in der Wirkung war, die von ihm ausging. Das evangelische Sortiment dagegen ist der zur Verbreitung solchen Schrifttums berufene Missionar und hat oft genug mühevolle Säemannsarbeit zu leisten. Das eine aber halten Sie freundlichst fest: Ruf, Berufenheit, Überzeugung, innerer Auftrag und Verkündigung — sie stehen immer wieder als leuchtendes Fanal auf dem Programm aller evangelischen Bucharbeit. Das evangelische Buch ist dasjenige Buch, welches uns gleichsam wie ans einem Zaubermantel über die Erde trägt nnd uns den Ausklang allen Menschseins in einer höheren metaphysischen Ewigkeitswelt ahnen läßt. Ein solches Buch aber schafft Feierstunden der Seele und läßt uns einen zarten Saum des Glückes in Händen halten. Nun macht aber ein Buch dieser Art auch Anspruch darauf, wirklich gelesen zu werden, und das Glück, das es bringt, will mit hineingenommen werden in Alltag, Sturm und die trüben Stunden des Lebens. Das typographische System. In der Reihe der vom Deutschen Buchgewerbe-Verein heraus gegebenen Monographien des Buchgewerbes ist als 13. Band eine Veröffentlichung erschienen, die nicht nur den Jnteressenkreis des Fachmannes, d. h. des Buchdruckers, sondern auch denjenigen aller Kreise berührt, die sich mit der Herstellung des Buches befassen. Es ist dies »Die Normung der Buchdrucklettern« von Friedrich Bauer*). Der als Fachschriftsteller bestens bekannte Verfasser hat mit dem kleinen Merkchen eine fühlbare Lücke in der einschlägigen Literatur ausgefüllt. Wer sich für das eigenartig auf gebaute typographische System in seiner Entwicklung interessierte, war, wenn er eine erschöpfende Auskunft erhalten wollte, genötigt, eine ganze Reihe Lehrbücher zur Hand zu nehmen, um hieraus das für ihn Wissenswerte zu entnehmen. Schrifthöhe, Schriftkegel und Schriftlinie in ihrer geschichtlichen Entwicklung dem Verständnis des Lesers näherzubriugen, ist dem Verfasser in ausgezeichneter Weise gelungen. Eine gewisse Einteilung der Typen nach Kegelgröße kannte schon die Frühdruckzeit, doch war diese mehr von schristästhe- tischen als von praktischen Gründen diktiert. Fast jede Druckerei hatte für die gleiche Schriftgröße einen abweichenden Schriftkegel und ebenso schwankte auch die Typenhöhe, die von der Matrizentiefe und vem Gießinstrument gebildet wurde, da fast jede Druckerei ihre eige nen Matrizen und Instrumente besaß, die in ihren maßgebenden Teilen mehr oder weniger große Unterschiede aufwiesen. Bestrebun gen zur Einführung einer einheitlichen Schrifthöhe lassen sich zuerst in Frankreich Nachweisen, wo durch Patent vom 28. Februar 1723 den Schriftgießern die Einhaltung einer einheitlichen Höhe von 10)4 Linien des Fußmaßes zux Vorschrift gemacht wurde. Diese Vorschrift wurde von den späteren Reformatoren des französischen Schriftgusses, so Fournier und Didot, auch auf den Schriftkegel ausgedehnt, indem die einzelnen Grade in ihren Abmessungen mit dem französischen Fuß maß in Einklang gebracht wurden. Im Gegensatz zu Frankreich ließ sich in Deutschland trotz der Bemühungen einsichtsvoller Fachleute — wie z. B. Benjamin Krebs — keine Einigung über systematischen Schriftkegel und Schrifthöhe erreichen. Erst als mit der Einführung der Gießmaschine das Jahrhunderte hindurch in Gebrauch befindliche Handgießinstrument, das den Guß von »Lagerschriften« untunlich er scheinen ließ, ausgeschaltet wurde, ergab sich zwecks Ausnutzung der erheblich schneller arbeitenden Gießmaschine die Notwendigkeit, auf eine Vereinheitlichung des Schriftkegels und der Schrifthöhe hinzu wirken. Diese Bestrebungen zur Vereinheitlichung der Schrifthöhe fanden erst am 22. Oktober 1004 durch Niedcrlcgung eines amtlich geprüften Urmaßcs für die Schrifthöhc bei der Normal-Eichungs kommission in Berlin ihr Ende. Die Vereinheitlichung des auf dem Diöot-System basierenden, jedoch auf das metrische Maß zurückge führten Schriftkegels fand mit dem im Mai 1870 bei der gleichen Stelle in Berlin hinterlegten Normalmaß von 30 om — 798 Punkten ihre Beendigung. Schwieriger war die Festlegung bestimmter Maße für die einheitliche Schriftlinie innerhalb eines jeden Schriftgrades. Hier waren cs die amerikanischen Schriftgießereien, die bahnbrechend vorgingen und ein System schufen, das durch die Schriftgießerei Genzsch L Heyse, Hamburg, für Deutschland eine Umarbeitung er fuhr. Auf dieser Grundlage gelang es, in gemeinschaftlicher Beratung *) l'risckriok iöausr: Ois Normung cksr Luokckruolrlsttsrn. Loüi'iktüölis, Lokriktüsgsl uuck Loüriktlinis in iürsr gssoüioktl. ülut- vvioklung. Iisiprig: Osutsoüsr öueügsevsrdsvsrsin 1929. 84 8. mit klgursn unck 1 laksl. lcl. 8". dlk. 1.S0.
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