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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1935
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- Deutsch
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280, 26. Oktober 1938. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Aufgaben der wissenschaftlichen Büchereien Der neue Direktor der Universitäts-Bibliothek Göttingen, vr. K. I. Hart mann, hatte eine Unterredung mit dem HS- Schriftleiter der »Göttinger Nachrichten-, in der er sich u. a. aus führlich über Stellung und Aufgabe der deutschen wissenschaft lichen Büchereien im Erziehungsplan des Nationalsozialismus äußerte. Die Mitteilungen dieser Unterredung erscheinen um so beachtlicher, als die Göttinger Bibliothek — einst die größte wissenschaftliche Bücherei der Welt — noch heute mit an erster Stelle der Büchereien steht und ihre Werke an nicht weniger als 388 deutsche und ausländische Bibliotheken ausleiht. Von ihren 809 000 Einzelwerken und Schriftenreihen sowie annähernd 10 000 Handschristen wurden im letzten Jahr säst 100000 Bände — davon 20 000 im auswärtigen Leihverkehr — ausgegeben. Direktor vr. Hartmann betonte eindringlich die Notwendig keit, die wissenschaftlichen Büchereien so leistungsfähig wie nur möglich zu erhalten. Jeder Wissenschaftler brauche seine Fachlite ratur und könne nur durch ein gründliches Studium aller bisher geleisteten Arbeiten seine eigenen Forschungen weiterführen. Das gilt — entgegen weit verbreiteten irrigen Ansichten — auch für die Naturwissenschaften; so konnten z. B. wichtige und bahn brechende naturwissenschaftliche Entdeckungen in Göttingen nur gemacht werden, weil die Bibliothek den Forschern die Möglichkeit einer umfassenden Übersicht über den Stand der betreffenden Pro bleme bot. Für die Göttinger Bibliothek, welche neben dem Schrifttum des englisch-amerikanischen Kultur- kreifes insbesondere die Werke der Mathematik und der Medizin, der Naturwissenschaften und der Tech-, n i k Pflegt, ist es bezeichnend, daß der neue Direktor selbst Medi ziner und Naturwissenschaftler ist. Direktor Hartmann wies in der Unterredung ebenso ein dringlich darauf hin, daß auch die gelehrten Bibliotheken weit mehr als bisher in Verbindung mit dem unmittelbaren Leben ge bracht werden müssen; es sei notwendig, daß ihr traditioneller Schimmer der Weltsremdheit und Lebensferne verschwinde. Viel mehr muß jeder Bildungsuchende wissen, daß die Bibliotheken für ihn da sind und ihm etwas zu bieten haben. Denn der Bildungs- begrisf des Nationalsozialismus ist ja nicht identisch mit Ge lehrsamkeit oder bloßem Besitz von totem Wissen. Für die An häufung von Wissensstoff sind die Bibliotheken da, nicht aber die menschlichen Gehirne. Um die Zugänge zu diesen Quellen des Wissens erschließen zu können, dürfen die Bibliothekare nicht welt fremde Büchersammler sein, sondern müssen ein gründliches und solides Fachwissen mit einem ausgesprochenen Gefühl für die Bedürfnisse der neuen Zeit verbinden. Neben der weitgehenden Berücksichtigung aller Werke über Rassenkunde, Hygiene, Erbgesundheitspflege usw. in den Hand büchereien der gelehrten Bibliotheken weist Direktor Hartmann besonders darauf hin, wie wichtig die Erschließung der familien geschichtlichen Quellen ist, die jede Bibliothek birgt; hierfür dürfte sich die Anlegung besonderer Kataloge empfehlen, die den Fami lienforschern als Wegweiser bei ihren Arbeiten dienen. Darüber hinaus sind die Schätze der Göttinger Bibliothek in einer Reihe von Ausstellungen der Öffentlichkeit nahegebracht worden; sie sollen auch in Zukunft fortgeführt werden. Sie wenden sich zum Teil an die Fachkreise, zum Teil an die weitere Öffentlichkeit, sollen und müssen aber stets im lebendigen Zusammenhang mit den Fragen und Aufgaben unserer Zeit stehen. HS. Wege der Buchvermittlung Gedanken über das Verhältnis zwischen Buchhandel und Volksbücherei Wenn Friedrich Christoph Perthes vor 120 Jahren, also nach einer Zeit beispielloser deutscher Not und Demütigung, das Dasein einer deutschen Literatur als notwendig ansah sür die Wiederausrichtung der Nation, und den Buchhandel — wo runter er den Verlagsbuchhandel mit verstand — als uner setzliche »Bedingung des Daseins einer deut schen Literatur- proklamierte, so hat er mit dieser Formu lierung ein sür allemal das Wesen und den Sinn aller Buch produktion und Buchvermittlung Umrissen. Die Formel des glühenden Patrioten und genialen Buchhändlers Perthes hat nicht nur Bedeutung für den Stand und das Standesbewußtsein des nationalen Buchhandels, sondern sie kann auch gelten für alle Stände und Berufe, die sich mit der Literatur im allgemeinen und mit dem Buch im besonderen befassen. Mögen die Funktionen der verschiedenen Gruppen, die sich mit der Herstellung, dem Vertrieb oder mit der wie immer gearteten Vermittlung des Buches abgeben, im einzelnen sehr verschieden sein, so haben sie doch alle das Gemeinsame, daß sie nicht mehr, aber auch nicht weniger sind als Bedingung sowohl für das Dasein wie sür die Wirkung einer deutschen Nationalliteratur. Aus diesem Gemein samen empfangen sämtliche Berufe um das Buch erst ihre letzte Begründung und Verpflichtung, und nur solange dies Gemeinsame lebendig bleibt bei allem »Betrieb- um das Buch, wird aus dem Zusammenwirken all der eingesetzten Kräfte das hervorgehen, was wir deutsche Literatur nennen. Aus der gemeinsamen Bindung und Verpflichtung zum Dienst am Schrifttum werden auch die möglichen Konflikte, die sich aus den Verschiedenheiten der Funktionen der einzelnen Stände tat sächlich oder scheinbar ergeben, lösbar und entscheidbar. Wenn z, B. der Buchhändler bestrebt ist, möglichst viele Bücher zuver - kaufen, während der Volksbibliothekar möglichst viele Bücher verleihen will, so besteht zwar ein Unterschied in der Art der Buchvermittlung, aber kein Widerspruch in der letzten Verpslich- S02 tung. Das Gemeinsam-Verpflichtende ist vielmehr so stark, daß der Gegensatz zwischen Kauf- und Leihbuch nicht einmal zu einer Art Konkurrenz im kaufmännischen Sinne, wie man annehmen könnte, führt, sondern aufgehoben wird in einer fruchtbaren Zu sammenarbeit der beiden Institutionen: Buchhandel und Volks bücherei. Es ist ja nicht so, wie manche meinen, daß die Leser der Volksbüchereien sozusagen verhinderte Bücherkäufer wären und durch die Arbeit der Büchereien immer wieder von neuem am Kauf von Büchern verhindert würden. Es ist anderseits nicht so, daß die Kunden des Buchhandels keine Bücherlcihcr sind und nicht den Weg zur Volksbücherei finden. Im Gegenteil! Der zu erschlie ßende Schatz des deutschen Schrifttums ist so groß, daß notwendig viele und verschiedene Wege zu ihm führen müssen, und jeder, der auf irgendeinem Weg Zugang gefunden hat zum Buch und bei dem es zu intensiver Berührung mit dem Schrifttum gekommen ist, wird auch die übrigen Wege, die zum Buche führen, leichter und williger gehen als der Unerwccktc und Laue. So wird z. B. der Junge, dem die Volksbücherei die Freude an geistigen Dingen, die Liebe zum Buch als Spiegel der Welt, der Zeit und heldischer Tat ins Herz gesenkt hat, auch vor den Auslagen des Buchhänd lers gefesselt stehen bleiben. Nicht nur das, denn das tun auch andere. Sondern ec wird, zum mindesten an hohen Festtagen, zu Weihnachten und Ostern, zum Namenstag oder Geburtstag seine Eltern zum Buchhändler schicken, um sein Lieblingsbuch zu kau fen, das ihm allein gehören soll und das er mit keinem teilen will. Und anderseits wird auch der passionierte Bücherkäuser in den seltensten Fällen so viel Bücher kaufen können, wie er lesen will oder muß. Überhaupt wird der normale Weg zum Eigen besitz von Büchern der sein, daß sich nach und nach aus der Fülle gelesener Bücher ein Grundbestand von Büchern und Schriften ergibt, die so sehr zum eigenen Leben gehören, daß sie auch im eigenen Besitz sein müssen. Bis zum Aufbau dieser Haus- und Familienbibliothek und für ihren Aufbau und weiteren Ausbau.
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