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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1935
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- 1935-01-19
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1935
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X» 18, 19. Januar 193S. Rsdaktionelln Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. in Dresden. Johann Jacob Korn wäre ein schlechter Lieferant Polens gewesen, wenn er sich nicht nin den Verlag der weiteren Bände be müht hätte. Diese erschienen dann auch von 1749 bis 1733 bei Korn. Die Beziehung zn Zaluski sollten vor allein auch dein Kornschen Sortiment von reichem Nutzen sein. Die Aufträge der Bibliothek Zaluski wurden bald größer als das Gesamtgefchäft, das Korn mit den vielen deutschen Sprachinseln und evangelischen Diaspora gemeinden in Polen machte. Der große polnische Mäzen war selbst Übersetzer von Nonsseans Oden und den Satiren des Boileau. Dem entsprach, daß er neben der polnischen nicht nur deutsche und lateinische, sondern in beträchtlichem Maße auch franzö sische Literatur sammelte. Korns Beziehungen zu Paris entwickelten sich daher sehr lebhaft. Neben dem Katalog der großen Bibliothek Zaluski erschien noch eine größere Anzahl polnischer und lateinischer Werke aus dem Kreis der Mitarbeiter des Bischofs von Kiew. Als wichtigste seien hier nur die von Janocki genannt: »?oIoni3 literaria no8tri temporiZ« (1750) und »Lexikon der itzlebenden Gelehrten in Polen« (1755). Mit diesen Verlagswerken wollte Korn nicht nur das seinige tun, um das Geistesleben seines wichtigsten Absatzgebietes zu heben. Die Weite seiner Beziehungen wollte er natürlich auch dazu ansnntzen, polnisches Leben in Deutschland bekannt zu machen. Im Jahre 1753 erschien mit dieser Absicht als erste deutsche Übersetzung aus dem Polnischen bei Korn die »Unterredung von der Wahl, Freiheit, Gesetzen und Sitten der Pohlen zur Zeit der Wahl Sigismund III.«, von Lnkasz Gornickt. Wenn die polnische Verlagstätigkeit in den ersten Jahren nach dem Tode des Gründers (1750) nicht sehr umfangreich war, so ist dies wohl auf die politischen Wirren, den Siebenjährigen Krieg und seine Folgen zurückzuftthren. Die Aufgabe im Osten aber war erkannt und wurde nicht ans den Angen gelassen. Ter Sohn des Gründers, Wil helm Gottlieb Ko r n hatte bei Groell in Warschau den Buch handel erlernt und dabei wertvollste Beziehungen zur polnischen Ge- lehrtenmelt angeknüpft. Um das Jahr 1770 finden wir unter den polnischen Autoren die Namen Franciszek Starczynski, Joachim Pastorius ab Hirtenberg, den kgl. polnischen Hofrat Chri stian Gottlob Friese, den kgl. polnischen Leibarzt Leopold F. La Fontaine, den kgl. dänischen Hosprediger in Warschau Joh. Jac. S ch e i d e m a n t e l. Mit Breitkopf-Leipzig verbindet sich Korn zur Herausgabe eines polnischen Atlas. In deutscher Sprache schreiben über Polen I. C. K r u mpholz und C h r. Gottlob Ebcrlein. Bald aber setzen die Wirren der ersten Teilung Polens (1772) ein. Am deutlichsten hat Korn diese in seinem französischen Lager gespürt. Sehr große Vorräte konnten nicht mehr abgesetzt werden, weil nach der Teilung der Adel keine Kauflust zeigte. Korn versuchte neu ins Ge schäft zu kommen, indem er zunächst die französische Literatur in den Vordergrund stellte. Eine französische Literaturzeitung sollte die Wege ebnen. Die »Osretts politiqus ei lliteraire« ist allerdings nur ein Vierteljahr erschienen. Sie war genau so ein Mißerfolg wie eine polnische Gellert-Ausgabe. Natürlich konnte das Haus Korn durch diese beiden Mißerfolge nicht veranlaßt werden, auf den Absatz nach Polen zu verzichten. Die Stimmung in Polen war unter der Negierung des kunstsinnigen Stanislaus Poniatowski langsam wieder besser geworden. Mit Jgnacy Krasicki, St. Trembecki, Fr. Kniaznin und I. U. Niemcewicz waren Autoren aufgetreten, die europäische Anerkennung fanden. Mehr als je mußte Korn als Verlag und als Sortiment das östliche Nachbarland beachten. 1777 erhielt Korn durch Vermittlung der Universität Wilno (Wilna) freies Einfuhr recht in Polen, im gleichen Jahre gründete er eine Filiale in Lemberg und eine Niederlage bei Groell in Warschau. Die Lemberger Filiale mußte allerdings 1787 wieder aufgelöst werden. Die Lage in Polen war in jener Zeit recht unübersichtlich, die Teilungen Polens von 1793 und 1795 dienten nicht zur besseren Übersicht über die Marktlage. Da trat eine wesentliche Erweiterung der Leistungsfähigkeit des Hauses Korn ein. Ein königliches Privilegium vom 4. März 1793 ge nehmigte die Errichtung einer Druckerei. Die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten mit der in Breslau bereits bestehen den Druckerei sind ausführlich behandelt in dem Werke: 200 Jahre Wilh. Gottl. Korn von vr. Hans Jessen, dem auch die vorliegende Abhandlung einige Hinweise verdankt. 1794 gründet Jo hann Gottl. Kor n eine Buchhandlung in dem eben preußisch ge wordenen Posen. Eine Inspektionsreise durch Polen führt Johann Gottlieb Korn, den zähen und fleißigen Mitarbeiter seines schön geistigen Vaters Wilhelm Gottlieb, nach Posen, Warschau, Lemberg und Krakau. Die Reise ergab, daß die Aufnahmefähigkeit für Bücher und Kunstschätze nicht gesunken war. Ans zwei Pariser Reisen hatte Johann Gottlieb an dem großen Ausverkauf tcilgenommen, den die französische Aristokratie infolge der politischen Umschichtung und der Entwertung der Assignate vornehmen mußte. Zahllose Kunstschätze und eine größere Anzahl geschlossener Privatbibliotheken hatte Korn für billiges Geld aufgekauft, die dann »zur Ausmöblierung russischer und polnischer Magnatensäle bestimmt waren und schnell in diese Länder verschwanden« (H. v. Steffens, Was ich erlebte, Band 8, 1843, S. 430). Dieses ganz große Geschäft hat den finanziellen Grund zu der weiteren Aktivität der polnischen Verlagsabteilung gelegt. In der preußisch gewordenen Provinz Posen erreichte Korn nahezu Monopol stellung für die polnischen Schul- und Kinderbücher. Eine polnische Fibel »A becad 1 o« erlebte bis 1850 mehr als vierzig Auflagen. Pol nische Atlanten und Geographiebücher sowie eine polnisch-französische Grammatik des in Kalisch lebenden Jean C. Hautepierre erreichten ebenfalls große Auflagenerfolge. Die katholisch-kirchliche Abteilung der polnischen Verlagsgruppe hatte ihren größten Erfolg mit einer Übersetzung aus dem Deutschen: Karl von Eckartshausens Welterfolg »Gott, die höchste Liebe«. Die polnische Über setzung erschien 1797 und erlebte in den Jahren 1806, 1809, 1821, 1829, 1834, 1844, 1861 Neuauflagen. Ein sehr guter Erfolg war auch das von Bandtke in vier Sprachen ver faßte »Handbuch für Reisende in polnisch, französisch, deutsch und englisch«. Bandtke kam 1798 als polnischer Emigrant nach Breslau. Korn beauftragte ihn mit der Herausgabe eines größeren deutsch- polnischen Lexikons, an dem er bis zum Jahre 1805 arbeitete. Seiue Übersetzungen deutscher Jugendschriften fanden in Polen reichen Absatz, auch seine polnische Grammatik erreichte mehrere Auslagen. Bandtke sind wesentliche Verbindungen zu verdanken, die die polnische Produktion und auch den Absatz immer mehr vergrößern halfen. Im Jahre 1820 druckt Korn einen 160 Seiten starken Katalog, der 2000 Titel enthielt. Darin empfiehlt Korn sein »sZsortiment eonrplel ck'onvra§68 kranial«, allSman^, polonai8 ete.« sowie seine Druckerei, »die zur Ausführung schwieriger polnischer Werke imstande« sei. Die Jahre 1824 bis 1828 stehen in erster Linie unter dem Zeichen großer anerkannter polnischer Autoren. Diese »Klassiker«- Neih-e enthielt 10 Bände Jgnacy Krasicki, vier Bände Fr. Kar- pinski, ebensoviel Bände L. A. Dmuszewski sowie je eine zweibändige Ausgabe von A. N a r n s ch e w i c z, S t. Trembecki, Stanislaw Orzechowski und Jan Kochanowski. Mit dieser Klassikerreihe hat die polnische Abteilung des Hauses Korn ihren schöngeistigen Höhepunkt erreicht. Aber das polnische Geschäft war da mit keineswegs erschöpft, obwohl Johann Gottlieb Korn in seinem Briefe vom 16. März 1828 an seinen Sohn Julius anderer Meinung war: »Der Poln. Verlag scheint nach meinem Erachten seine Periode verloren zu haben und das viele Geld, was ich verdient habe, wird nicht mehr gewonnen. Vorsicht also... Das französische Geschäft, so lange die strenge Censur in Pohlen bleibt, ist verlohren.« Trotz der nach dem polnischen Aufstand von 1831 immer strenger werdenden Zensur in Kongreßpolen ist Krakau von Korn als Einfallstor für polnische und französische Literatur benutzt worden. In den Jahren 1819 bis 1828 sind im Verlage W. G. Korn 127 polnische und nur 77 deutsche Bücher gedruckt worden. Die Auflagenhöhe der polnischen Bücher aus allen Wissensgebieten übersteigt die Summe der deut schen Auflagen um 120 Prozent. Die Jahre 1829—36 geben nach der Zahl der Werke ein etwa gleiches Bild beider Abteilungen, neben 67 deutschen Titeln stehen 66 polnische. Mit der Übernahme der Geschäftsleitung durch Heinrich von Korn im Jahre 1850 hat die Initiative der polnischen Vcrlagsabteilung stark nachgelassen. Heinrich von Korn hatte in Berlin gelernt und war dort allzusehr Binncnöeutschcr geworden. Wohl hielten sich noch einige pol nische Schulbücher, die in der Provinz Posen gebraucht wurden, aber der Ausbau der »Schlesischen Zeitung« gewann innerhalb der Aus gaben des Hauses immer größere Bedeutung. Eine Belebung des zurttck- gegangenen Polengeschäfts wurde noch einmal 1858 durch die Grün dung einer Filiale in Wilna versucht, die aber nach zehn Jahren wieder aufgehoben wurde. Mit der Gründung des neuen Deutschen Reiches im Jahre 1871 war die Eingliederung Schlesiens in Preußen-Deutschland endgültig auch kulturell vollzogen. Man dachte auch in Schlesien binnenländisch- westlcrisch. Die östliche Mittlerstcllung Schlesiens sollte für Jahrzehnte in Vergessenheit geraten. — Heute, wo der Blick nach dem Osten wieder geschärft worden ist, hat auch das Verlagshaus W. G. Korn seine Mis sion im nahen Osten wieder ausgenommen. Die Namen Oertzen, Choro- maüski und Koitz dürften dem aufmerksamen Buchhändler in der Pro duktion des Jahres 1934 nicht entgangen sein. Was sie im einzelnen für die neue Polen-Kunde bedeuten, soll hier nicht erörtert werden. Auf gabe dieses Aufsatzes ist lediglich, an der Arbeit eines deutschen Verlags hauses zu zeigen, welch große Bedeutung und welchen Umfang die deutsch-polnische Zusammenarbeit in vergangenen Zeiten gehabt hat, denn an der Geschichte soll ja auch dem deutschen Buchhändler der Sinn für die deutsche Aufgabe im nahen Osten geweckt werden. Paul Kupfer. 53
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