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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1929
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- 1929-10-10
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- 10.10.1929
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Fürsten gerühmt, dessen Geist besonders gut gebildet war; auch rühmt er seine Belesenheit, ja vergleicht ihn sogar mit Fried rich dem Großen. Dieser Vergleich war aber auch berechtigt hinsichtlich der Geringschätzung der deutschen Literatur. Jenes Zensuredikt von 1791 verbot Goethes Werther, alle Werke von Schiller und Wieland und die Übersetzung der Ilias wurde als bedenkliches Buch bezeichnet. Man hatte also wohl die geistliche Zensur in den Jahrzehnten erwachenden deutschen Geisteslebens einigermaßen gemildert, nun aber — angesichts der Revolution in Frankreich — fügte man eine politische Zensur hinzu, die an Engherzigkeit nicht leicht übertrosfen werden konnte. Die Gebildeten im Lande freilich dachten mit dem Buch handel anders. Stellt man aus den erhaltenen Subskriptions listen der Klassiker zusammen, welches der Anteil Bayerns an ihnen ist, so sieht man, daß die Bevölkerung regeren Anteil nahm, als man nach solcher Weisheit der Zensurbchörde annehmen sollte. Wenn auch ein Werk wie Wielands Agathon, der 1773 erschien, in Bayern nur wenig Subskribenten fand — nur rund 3 Prozent —, so stammten z. B. von den Vorbestellern aus die Vossische Odyssee-Übersetzung, deren Drucklegung 1781 das erste mal erfolgte, über 17 Prozent aus Bayern, allein 50 Stück wurden in München, 65 in Ambcrg bestellt, während in Berlin nur 16, Nürnberg 14 und Stuttgart nur 2 Besteller festzustcllen sind. Der buchhändlerische Anteil freilich lag unter dem Durch schnitt des übrigen Deutschland. Begreiflicherweise! Denn ge rade bei ihm wirkte ja der Zensurdruck. Und in jener Eingabe von 1791 betonten — wie auch früher immer wieder — die Münchner Buchhändler, daß man ihnen das Geschäft verderbe, dem außerbayrischen Buchhandel aber, den man nicht richtig er fassen könne, so die Wege ebne. Die Münchner erklärten, daß sie ihr Geschäft eigentlich nur durch den Kommissionsbuchhandel erhielten, und wir dürfen wohl annehmen, daß der Handel mit geistigen Gütern zwischen Wien und den österreichischen Erblanden im Südwesten des Reiches nicht vor sich ging ohne Mitwirkung Münchens, dessen Hauptverkehrsader Tal, Kaufinger- und Neuhauser Straße deut lich auf die Ost-Westrichtung des Münchner Handels weist. Die bayerischen Verhältnisse am Ende des 18. Jahrhunderts zeigen deutlich, wie die Bevölkerung mit gesundem Instinkt eng herzigen Regierungsmaßnahmen entgegen ihren Weg ging. Ein kleines Beweisstück mag dafür sein, daß die unter geistlicher Führung stehende Zensur zwar den Vater Homer bedenklich fand, eine andere ebenfalls unter geistlicher Führung stehende Stelle aber, das »Goldene Almosen», der ja die Versorgung mit An- dachts- und Schulliteratur oblag, der Hauptsubskribent auf Voß' Odyssee-Übersetzung in München war. Ja, auch im Kloster Niederaltaich waren mehr Besteller als z. B. in Stuttgart. Als nun mit Beginn des neuen Jahrhunderts ein anderer Geist die Regierung beherrschte und Maximilian I. Joseph mit Weitherzigkeit da wieder anknüpfte, wo sein Vorgänger seine ursprüngliche Großzügigkeit mit immer mehr zunehmender Eng herzigkeit vertauscht hatte, da begannen auch in den bayerischen Landen bessere Zeiten für den Buchhandel. Freilich für Schillers vom Jahre 1812 ab erscheinende Gesammelte Werke fand man in Bayern kaum 5 Prozent der Subskribenten, Herders Werke aber, also die eines Schriftstellers ausgesprochen norddeutschen Geistes, fanden in Bayern fast 12 Prozent der Vorbesteller, ob wohl sie ja schon vom Jahre 1806 an erschienen. Und als Goethes erste Gesamtausgabe vom Jahre 1815 ab erschien, kamen doch über 11 Prozent der Vorbcsteller aus Bayern. Nebenbei sei hier erwähnt, daß Ludwig der Kronprinz seine Schillerausgabe in Innsbruck vorausbestellte, Wohl auf einer Reise nach dem Süden. So hatte Bayerns Buchhandel nach und nach den An schluß an das übrige Deutschland wieder gesunden, er hatte aber in München noch manche Schwierigkeiten zu überwinden. In Nürnberg dagegen pulste reiches Leben, ja man wagte um die Jahrhundertwende den Versuch — freilich vergebens —, in Nürnberg die Einrichtung einer süddeutschen Buchhändlermesse durchzusetzen. Die Nürnberger waren auch eifrig beteiligt an den Reformbestrebuugen des deutschen Gesamtbuchhandcls und der erste Vorsteher des 1825 gegründeten, heute noch bestehenden Börsenvcreins der Deutschen Buchhändler war der Nürnberger Campe. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ihren schweren Politischen Verhältnissen der Napoleonischen, dann der Mctter- nichschen Zeit konnte auch dem Buchhandel noch nicht den Nähr boden geben, dessen er gerade in Bayern so notwendig bedurfte, das ja soviel nachzuholcn hatte. Obwohl schon 1818 mit Aus nahme der politischen Zeitungen Preßfreiheit verkündet worden war, wurden doch alle Schriften verboten, die man von Regie rungsseite als unbequem empfand, z. B. in den beiden Jahren 1814 und 1815 allein 80 Schriften ans religiösen, 25 aus Politi schen Gründen. Erst das Jahr 1848, in dem die Münchner als erste in Deutschland in öffentlicher Volksversammlung vollkommene Preßfreiheit verlangten, hob die Hemmung der Zensur auf. Auch gölang es den Münchner Buchhändlern, nach jahrelangem Kamps mit Denkschriften hin und her Mitte des Jahrhunderts die Auflösung des »Goldenen Almosens» zu erreichen, dessen Reste zwar noch lange in dem von der Regierung zuerst an Pustet, dann an Oldenbourg verpachteten Zentralschulbücherverlag fort lebten, dessen Beseitigung aber doch dem Buchhandel endlich den Brotartikcl freigab, ohne den er seine eigentliche Kultur arbeit nicht gut leisten kann. Nun aber konnte vor allem auch das Sortiment in Haupt stadt und Provinz sich entwickeln. Bedeutungsvoller freilich war der Aufschwung des Verlagswesens infolge des regen geistigen Lebens, das schon mit Ludwig I. in München cingezogen war. Unter seiner Regierung schon unterhielt dort Cotta eine Zweig niederlassung und als diese aufgelöst wurde, übernahm Rudolph Oldenbourg ihre Reste, sie seinem schon vorher begründeten eige nen Verlag hinzufügend. In jener Zeit des -Aufschwungs des Münchner geistigen Lebens entstanden auch die »Fliegenden Blätter« als erstes, von künstlerischen Kräften getragenes Fami lienwitzblatt. Es ist aber bedeutungsvoll gerade für den großdeutschen Gesichtspunkt unserer Betrachtung, daß. erst nach der Reichs gründung die Zahl der Unternehmungen und ihre Bedeutung stark zunahm. Nur kurz kann hier durch Nennung der wichtigsten Namen die Entwicklung angedeutet werden: Die Becksche Ver lagsbuchhandlung siedelte von Nördlingen nach München über, Lehmann entwickelte mit der Münchner Medizinischen Wochen schrift einen der führenden medizinischen Verlage Deutschlands, der juristische Verlag von Schweitzers Sortiment und seine Schwestcrfirmen hoben ihre Unternehmungen über rein baye rische Bedeutung hinaus. Die Firmen Hanfstaengl und Bruck mann pflegten den Kunstverlag, wie es für München als Mittel punkt deutscher Kunst notwendig war. Um die Wende aber des 19. zum 20. Jahrhundert entstand eine ganze Reihe neuer Unternehmungen, alle in der Begeisterung für das Künstlerische in Ausstattung und Inhalt wurzelnd: Albert Langen, Georg Müller, Reinhard Piper mögen hier besonders genannt sein. An dieser Stelle sei auch die Entstehung einer Reihe von Anti quariaten erwähnt, die Weltgeltung erreichten, an ihrer Spitze das von Rosenthal geleitete. Es muß einer eingehenden Dar stellung jener Zeiten bis zum Beginn des großen Krieges Vorbe halten bleiben, den Reichtum der Bestrebungen und Unterneh mungen voll zu würdigen, wobei nicht übersehen werden darf, daß zweimal, in den 70er und Ende der 90er Jahre die deutsche Buchausstattung durch Georg Hirth den Hauptanstoß zu wei terer Entwicklung erhielt. Wir am heutigen Tage lassen, be glückt von der Leistung unseres Standes, unseren Blick flüchtig über jene Zeiten gleiten und genießen die Freude, daß der noch fehlende Geschichtsschreiber jener Epoche bayrischer Geschichte gerade deshalb nicht an den Leistungen des Buchhandels vos^ übergehen kann, weil sie aufs deutlichste die Bayerns mit dem neuen Reich widenviegelin -> Kamen doch fast alle jene yändler in, Bering, viet'ach aber auch in, -»rtnnent, re» tu nliche» Gauen, angeynien durch den Lebensstil che», i» dem Kann und Wiste,lichnit bliibte» wie anderwärts.
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