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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1929
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- 1929-10-10
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- 10.10.1929
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W 236, 10. Oktober 192S, Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Die Schreibkunst und der Handel mit ihren Erzeugnissen blühten später auch in den Städten, und es scheint gerade im Hin blick auf unsere Meinung von Bayerns Stellung innerhalb Deutschlands von Bedeutung, daß neben den Augsburger Klöstern St. Ulrich und St. Afra die bedeutendsten Schreib stuben in Wien, Nördlingcn, Hagenau im Elsaß, Heidelberg und Köln waren, daß besonders die Nördlinger den Hand schristenhandel auf dieser Ost-Westlinie betrieben. Auch Regens burg, das ja im Mittelalter der geistige Vorort Bayerns war, mag dabei ein wichtiger Platz gewesen sein. Freilich konnte solcher Handel nur beschränkten Umfang haben, denn der hohe Wert mühselig hergestellter Handschriften beschränkte deren Besitz auf nur wenige Stellen und Personen. Erst mit der Erfindung der Buchdruckerkunst konnte wirklicher Buchhandel entstehen. In dein für damalige Vcrkchrsvcrhält- nifsc unbegreiflich raschen Vordringen der neuen Kunst rückten Augsburg und Nürnberg bekanntlich rasch in die Reihe der ersten Druckorte und gerade in Nürnberg — vergessen wir nicht, daß seine Gründung mehr bayerische als fränkische Angelegenheit war, seine Burg erst durch Erbschaft aus Andechscr Besitz in Hohenzollern-Hände übergegangen und erst durch die Stadt gründung der fränkischen Kaiser der fränkische Stamm dort zur Geltung gekommen war — gerade in Nürnberg arbeiteten schon Ende des 15. Jahrhunderts 24 Kobergerpressen mit 100 Gehilfen, und allein 33 Bibeln dieser Werkstatt zählen zu den Wiegen drucken. Mer auch Augsburg unterhielt mehrere Pressen von hohem handwerklichen Rang. München freilich stand zurück, obwohl es schon seit 1347 in der Au eine der ältesten deutschen Papiermühlen besaß. Als Papst Sixtus I V. 1479 zugunsten des Baues der Frauenkirche einen Ablaß gewährte, mußten noch die nötigen Drucksachen in Augs burg bestellt werden und erst 1481 ließ sich, von dort kommend, der erste Drucker in München nieder, lind als Jörg Ganghofer, der Meister nicht nur der Frauenkirche, sondern auch dieses Saales, 1488 für immer die Augen schloß, war ein zweiter Drucker, Johann Buchpinder, bemüht, die anscheinend wenig er folgreiche Arbeit des ersten, Joh. Schauer, fortzusetzen. Aber auch seine Arbeit hat geringen Umfang im Vergleich zu jenen Werkstätten in Nürnberg und Augsburg, dem Sticfschwestern- paar aus bayrisch-fränkischer und bayrisch-schwäbischer Ehe, wie Nadler sagt. Ja, München konnte sich mit anderen kleineren Städten wie Nördlingcn oder Bamberg nicht messen, obwohl damals schon der Münchner Kaufmann selbst auf den italienischen Märkten nachweisbar ist. Um Ne Jahrhundertwende freilich war auch sein Druckgcwerbe durch die tüchtige Arbeit Schopsers gefestigt. Die weitere Entwicklung des Münchner Buchhandels aber mußte mit der Stellungnahme des bayrischen Hofes schwere Ein buße erleiden, denn eine der hauptsächlichsten Nebenwirkungen der neuen Lehre war die starke Beschäftigung der Druckpressen. Abgesehen von einer scharfen Kontrolle der Pressen des eigenen Landes verboten die bayerischen Herzöge schon 1523 die Einfuhr deutscher Bibelübersetzungen, und mit dem weiteren Ausbau dieses Verbotes 1540 wurde die bayerische Entwicklung des Buch wesens endgültig von jener getrennt, die, von der Sturmflut der neuen Lehre getragen, zu einer Bedeutung heranwuchs, die selbst uns im Zeitalter der Schnellpresse in Erstaunen ver setzen muß. Gerade diese Wtrennung der bayerischen Entwicklung ist schuld daran, daß man andrerseits bisher die Leistungen des herzoglichen Bayerns aus dem Gebiete des Drucks und Buch handels so gut wie gar nicht beachtete. Weil auf den Haupt märkten in Frankfurt und vor allem in Leipzig diese keinen Platz hatten, ihr Wirkungskreis vielmehr auf die katholischen Lande beschränkt blieb, übersah man, daß doch auch in diesen Landen der Buchhandel eine — freilich durch Zensur stark gehemmte — Entwicklung aufweist. Wir freuen uns, durch Archivrat Dirrs Festschrift zum heutigen Tag mehr Licht auf jene Entwicklung fallen zu sehen, die durch kraftvolle Persönlichkeiten wie Adam Berg, den Verleger Orlando di Lassos und anderer Musiker jener Zeit doch größere Lebendigkeit erhielt, als es bisher schien. 1088 Freilich das muß gesagt werden, in Augsburg und vor allem Nürnberg war das buchhändlerische Leben kräftiger als in den herzoglichen Landen, in denen man sogar Aventins Chronik verbot und dem Buchhandel mit Zensur und Polizeimaßnahmen das Leben schwer machte, wozu die Herausgabe eines Verzeich nisses katholischer Schriften zur Förderung des katholischen Buchhandels kein genügendes Gegengewicht bot. Aber es ist reizvoll zu verfolgen, wie die stärkeren Kräfte aus den Reichs städten immer wieder herüberwirken und allen Schwierigkeiten zum Trotz Erfolge erzielten. So sehen wir jenes mächtige Nürnberger Buchhändlergeschlecht der Endter im 17. Jahr hundert wie in den österreichischen Erblanden so auch in Bayern wirksam. Zwar beschlagnahmte man Wolfgang Endter in München 1641 sein Büchcrlager, weil er ein Schreiben eines schwedischen Marschalls bekommen hatte, aber was kümmerte das einen Mann, der auf seinen weiten Handelsreisen nach Paris, Genf, Holland, Schweden und Livland oder zu seiner Wiener Niederlage gar manchesmal angefallcn, ja auch einmal auf der Rückkehr von der Frankfurter Messe durch Schüsse schwer verwundet worden war? Das gleiche Geschlecht wußte manchen Vorteil aus der Ver bindung mit den bayerischen Landen zu ziehen. Einer seiner Vertreter war der Verleger der Jngolstädter Jesuiten, und um den Schwierigkeiten mit dem Nürnberger Rat zu entgehen, ist gar manches Buch von ihm in Amberg gedruckt, wohin man schon vor der Reformation gute Beziehungen hatte. Ja die Be deutung der Münchner Lager der Endter — eines 1719 in der Rosengasse nachweisbar — war doch so bedeutend, daß eigene Kataloge dafür gedruckt wurden, deren einer aus dem Jahre 1670 3427 Titel aufführt. So zeigt sich an dem Beispiel der Endter, wie damals schon bayrischer Buchhandel im Gebiet des heutigen Bayern eine ge wisse Einheit bildete. Durch die Dirrschen Untersuchungen aber wird klar, daß neben der Verbindung mit Nürnberg die rege Einwirkung Augsburgs auf die bayerischen Lande von Be deutung war. Wie aber die Nürnberger, allen Gegenwirkungen des Rats zum Trotz, auch katholische Bibeln und Schriften neben so be kannten protestantischen Büchern wie Arndts »Paradicsgärtlein« und desselben Verfassers -Wahres Christentum« hcrstellten und Vertrieben, so war auch die Verbindung des Augsburger Rates mit dem Münchner Herzog Albrccht gar manchesmal enger, als manchem lieb war. Beide wirkten zusammen in der Verfolgung des Druckers jener auch von Luther verworfenen Schwenck- feldschen Schriften, was dem Übeltäter, dessen endgültiges Schicksal unbekannt ist, zweimalige Folter eintrug. Es darf nicht verkannt werden, daß zwar der Unterneh mungsgeist deutscher Buchhändler immer wieder in die bayeri schen Gaue verstieß, daß aber der dort herrschende Zensurgeist lange Zeit dem bodenständigen Buchhandel gesunde Entfaltung unmöglich machte. Immer wieder versuchten es Zugewanderte, zu denen auch Adam Berg gehörte, sich durchzusetzen, aber es war nicht möglich, einen gesunden ortsansässigen Buchhandel zu ent wickeln, und so kommt es, das; 1791 die Münchner Buchhändler Strobl, Lindauer und Lentner in einer mit drei Buchdruckern zusammen verfaßten Eingabe gegen das durch Wirkung der Auf klärung fast vergessene, nun aber erneuerte Zensuredikt von 1769 klagen konnten: »Die bayrische Lektüre an sich ist so unbedeutend, daß bei weitem kein eigenes Gewerbe darauf bestehen kann«. Sie wiesen darauf hin, daß Schul- und Erziehungsbücher allein noch absetzbar seien in Bayern, -wo die Lektüre unter allen Deutschen Provinzen am unbedeutendsten ist«. Diese Absatz möglichkeit sei aber durch die Stiftung des -Goldenen Almosens«, das den Verlag all dieser Werke in der Hand habe, für den Buch handel verloren. Dabei bestand 1791 ja schon über 30 Jahre die 1759 ge gründete Akademie der Wissenschaften und 1765 waren in Mün chen und den vier Regierungsstädten Bibliotheken gegründet wor den, auch hatte man im gleichen Jahr zur Bekämpfung von Aber glauben und Intoleranz die Hebung des Buchhandels verkündet. Wohl hatte ein englischer Diplomat Karl Theodor in seinen ersten Regicrungsjahren im rechtsrheinischen Bayern als einen
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