Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-07-02
- Erscheinungsdatum
- 02.07.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290702
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192907027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19290702
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-07
- Tag1929-07-02
- Monat1929-07
- Jahr1929
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dudapester Brief. Keine der schlimmsten und schwersten Prüfungen der Nach kriegsjahre blieben unserem Lande erspart. Ungarn mußte Er schütterungen des Staatsbaues, Umwälzungen der Gesellschasts- schichten und wirtschaftliche Krisen verhängnisvollster Art über sich ergehen lassen. Die wirtschaftliche Lage des Landes weist, obwohl sich schon Zeichen künftiger Besserung ankündigen, auch heute noch die üblen Folgen der erlittenen Prüfungen aus. Die Lage unseres Berufes im Rahmen der allgemeinen Ver hältnisse kann als eine der bedenklichsten bezeichnet werden. Nicht als ob die Tüchtigkeit unserer Fachgenossen den ihnen auferlegten Aufgaben nicht gewachsen wäre. Der Grund meiner Feststellung ist vielmehr allgemeiner Natur. Die Bücherproduk tion des Landes ist im. Jahre 1927 im Vergleich mit der Pro duktion des Jahres 1913 um 85"/« gestiegen. Das ungarische Buch ist daher vor das Problem gestellt worden, sich bei dieser ziffermäßig hohen Produktion in einer Gesellschaft zu bewähren, die infolge der allgemeinen Verarmung gar nicht aufnahme fähig und deren Anzahl infolge der Zerstückelung des Landes ungefähr auf ein Drittel der früheren Gcsamtbevölkerungsziffer zusammengeschrumpft ist. Diese aus speziellen Gründen einge tretene Verminderung der Absatzmöglichkeit ist das charakte ristische Merkmal des gegenwärtigen Schicksals des ungarischen Buches, durch welches es sich sehr zu seinem Nachteil von jenem der Leidensgenossen in andern Ländern unterscheidet. (Von den Faktoren, die die Existenz des Buchverlages und -Handels über all gefährden, wie z. B. Sport, Theater, Zeitung, Film und Radio, möchte ich diesmal absehen. Als ein Übel speziell für den Absatz des ungarischen Buches möchte ich diesmal eher auf die bekannte Tätigkeit der Firma Gutenberg-Verlag Christensen L Co. Hinweisen, in deren Bekämpfung wir jedoch bereits soweit gekommen sind, daß der gegen sie angestrengte Prozeß bereits von zwei Instanzen für uns günstig entschieden wurde.) Es ist ein Beweis zäher Vitalität, daß der ungarische Ver lag und das Sortiment trotz allen Übeln sich tapfer behaupten. Dem Kampfe ums Dasein sowohl einzelner Fachgcnossen wie auch des ungarischen Buches im allgemeinen durfte natürlich unser Verein nicht gefühllos zusehen. Er konnte unmöglich das ungarische Buch und dessen treue Verwalter, hauptsächlich die Buchhändler, ihrem Schicksal überlassen. Die Wahrung der Berufsinteressen erlegte dem Vereinsvorstand die Pflicht auf, seinerzeit initiativ und tatkräftig einzugreifen. Ich möchte im folgenden kurz über die Maßnahmen berichten, die wir dies bezüglich in neuester Zeit getroffen haben. Auch werde ich über die jüngst begangene Feier des 50jährigen Jubiläums unseres Vereins referieren. Es soll gerade aus diesem festlichen Anlasse gezeigt werden, daß unser Verein, der neuen, zeitgemäßen Auf gaben voll bewußt, seine Wege geht und bestrebt ist, das Fach durch die Schwierigkeiten der trostlosen Gegenwart einer besseren Zukunft entgegenzuführen. Die Werbezeitschrist »Mit Oloassnnk?« (»Was sollen wir lesen?«). Unser Verein hat in diesem Jahr zunächst ein gemeinsames Anzeigenorgan für das ungarische Verlegertum geschaffen in der Absicht, hauptsächlich den Buchhandel zu unterstützen. Es handelt sich um eine Monatsschrift in Form eines Tageblattes. Die im Monat Mai erschienene erste Num mer umfaßt 4 Seiten zu je 4 Spalten; Buchstaben- größe Petit. Hierdurch wurden minimalste Herstellungs kosten erreicht, was andererseits große Auflagezahl er möglicht. Jede Nummer bringt Beiträge zweierlei Art: Solche allgemeinen Inhalts, von den besten Schriftstellern verfaßt, die sich jedoch auch mit dem Buche beschäftigen, und hauptsäch lich, etwa X des Gesamtumfanges ausmachend, Mitteilungen über die Neuerscheinungen des ungarischen Büchermarkts. Diese Mitteilungen, von den Verlegern selbst redigiert, zeigen natür lich große Mannigfaltigkeit in Ton und Umfang, bald sind sie wahre Essays, bald einfache Datenaufzählungen. Gemeinsam jedoch an allen ist das Streben nach Objektivität und das Meiden 710 reklameartiger Ausdrucksweise. Die Einteilung der Artikel er folgt zunächst auf Grund des Inhalts der angezeigten Werke: Voran stehen die beiden Gruppen »Schöne Literatur in ungari scher Sprache« und »Schöne Literatur des Auslandes-, ihnen^ folgt eine dritte unter dem Titel -Verschiedenes«. JnnerhalM der Gruppen sind die einzelnen Werke in ABC-Reihenfolge deM Berfassernamcn verzeichnet. Wir möchten dadurch das DoppclW erreichen: ein Berater für das Publikum und eine Unterstützung^ des Buchhandels zu sein. Zu diesem Behufe wurden als Be zugsquellen ein für allemal »sämtliche Buchhandlungen des Landes« angegeben. Auch haben wir das Blatt in einer bei spiellos großen Auflagezahl, die erste Nummer in 110 000 Exemplaren Herstellen und zu dem Minimalpreis von 10 Heller pro Nummer, im Abonnement 6 Nummern zu 50 Heller, ver kaufen lassen. Die erste Nummer haben wir dem Buchhandel zwecks Verteilung unter die Kundschaft — auch aus dem Anlaß der »Woche des Ungarischen Buches« — kostenlos überlassen. Die oberste Zielsetzung ist im allgemeinen die Hebung der Ab satzmöglichkeit des ungarischen Buches. Ungarns Verleger möch ten alles aufbieten, um das Buch in den Mittelpunkt des all gemeinen Interesses zu stellen, das erweckte Interesse zu ver tiefen und dessen Früchte auch dem Buchhandel zugute kommen zu lassen. »Woche des Ungarischen Buches«, 13.—20. Mai 1929. Von denselben Ideen beseelt, hat sich unser Verein auch an der Veranstaltung der »Woche des Ungarischen Buches» betei ligt. Die Leitung wurde dem »Verein Ungarischer Schriftsteller- übertragen. Die Idee der Organisierung einer Propaganda aktion für das Buch ging eigentlich von unserem Verein aus. Bereits im Jahre 1927, als die großen Erfolge des italienischen »Tag des Buches« bekannt wurden, wurde im Aufträge eines der leitenden Verleger der Plan ähnlicher Propagandafeste ausgearbeitet. Die weiter bekannt gewordenen Resultate der tschechischen »Woche des Buches« wirkten ebenfalls anregend. Die Verwirklichung unseres Planes fällt in die Zeit nach dem diesjährigen ersten deutschen »Tag des Buches«. Auf Grund von Besprechungen, die zwischen den Leitern unseres Vereins und des Vereins Ungarischer Schriftsteller seit längerer Zeit geführt wurden, bildete sich noch im Monat Fe bruar d. I. ein Vorbereitungskomitee. Das Büro dieses Komi tees befand sich in unserem Vereinshauso, das auf diese Weise die Zentralstelle der ganzen Aktion wurde. Das Oberprotektorat übernahm Reichsverweser Nikolaus v. Horthy und das Ehrenpräsidium Unterrichtsminister vr. Graf Kuno Kle be l s b e r g. In den Festausschuß wurden die höchsten Würden träger und Funktionäre sowie Persönlichkeiten des geistigen Un garns gewählt. Auf Erlaß des Innenministeriums bildeten sich ähnliche Ausschüsse überall im Lande in den größeren Kultur zentren. Ein ähnlicher Erlaß des Unterrichtsministeriums ord nete in sämtlichen Schulen des Landes die Organisierung von Feiern an, sowie auch daß von den Lehrern Vorträge über die Bedeutung des Buches gehalten werden sollten. Diese Ausschüsse haben sich in der Provinz auch tatsächlich in großer Zahl ge bildet und arbeiteten in steter Fühlung mit dem Zcntralaus- schuß. Von hier aus erhielten sie auch das Propagandamaterial. Durch umfangreiche Pressepropaganda vorbereitet, verlief die Woche im ganzen den Erwartungen gemäß. In Budapest bil dete den Auftakt eine glänzende Feier im Festsaal der Ungari schen Akademie der Wissenschaften, bei der Unterrichtsminister vr. Graf Kuno Klebelsberg die Festrede hielt und die Schriftsteller Göza Voinovich, Franz Herczeg, Mi chael Babits und Nikolaus SurLnyi sprachen. Astk Abend wurden in den Theatern Festvorstellungen ungarischer Stücke veranstaltet und als Einleitung von den hervorragend sten Schriftstellern Vorträge über das Buch gehalten. Während der ganzen Woche sprachen im Radio ebenfalls die bekanntesten Schriftsteller über das Buch, an einem Abend sogar in franzö sischer Sprache für das Ausland. Beteiligten sich die leitenden Persönlichkeiten unseres Vereins bereits an den Arbeiten des
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder