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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1929
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- 1929-11-27
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- 27.11.1929
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5o/i«/er--4bc/ruc/c «ken ^enes/en ^s«kr«Lk/en Die Einkehr^ Unler^altungs-Veilage der „Münchner Neuesten Nachrichten" fö^lchrganü - Nummer 4S f?. November s?r- Die stigmatisierte Therese Neumann von Ronnersreuth Von Dr. Erwein freiherrn von Kretin Da w>- 'U wissen glauben, mkepUu. ^ände voll , Neugier nach einem Artikel aie>j^l^tMN,i:er ! von Konncrsrerith'Händeln^ soll, so können !. cs uns wohl ersparen, die Ereignisse nochmal?' ins Gedächtnis zurückzurufen, die den Oberpsäl- zer Markt an der böhmischen Grenze zur Welt berühmtheit im buchstäblichen Sinne machten. Unsere Leser find über diese Ereignisse unter richtet, Die erste größere Notiz in unserem Blatt fanden sie schon am 2, Mai 1926 aus der Feder eines in Eger wohnenden Mitarbeiters, Ain 29, Juni 1927 brachten wir eine größere Schil derung von Antonie v, Taenzl und am 3, August 1927 durste ich selbst an dieser Stelle berichten, was ich bei einem sechstägigen Besuch in Kon- ncrsreuth im Juli dort erlebt hatte. Es war dies die erste umfassende Darstellung des Mit- crlebens der Passion durch Therese Neumann, die in der großen Presse erschien. Das Interesse, das sie fand, ging weit über jedes vorausgesehene Maß hinaus. Heute habe ich Anlaß, meinen damaligen Be richt kurz sortzusctzen. Als ich am Morgen des 15. Juli 1927 von Koiinersreuth nach München zurückkchrte, be gegnete mir ein Mann, der von meiner Reise wußte, mit den eine selbstverständliche Bejahung geradezu voraussetzenden Worten: „Na, ist es nun Schwindel oder nicht?" Dieser Mann war der damalige Hauptschristleiter der M,N,N„ Dr, Fritz Geclich. Er ist dann im Sep tember jenes Jahres selbst zum ersten Male nach Konuersreuth gefahren, und mir klingt noch sein Abschicdswort im Ohr: „Ich werde ihr gehörig auf die Finger sehen!" In der „Einkehr" vom k, November 1927 konnten dann unsere Leser den ausführlichen Bericht über diesen Besuch finden und Wohl erkennen, daß er von der glei chen Ergriffenheit zeugte, die drei Monate vor her meine Feder geführt hatte, Dr, Gerlich ist am 30, November noch einmal in der „Einkehr" auf „Konuersreuth als historisches Problem" zurückgekommen, und in zwei je ungefähr 100 Seiten starken Bänden das Resultat mühevollster Arbeit wird in diesen Tagen ein Werk erschei nen, zu dem die Wahrheitsliebe den Verfasser brachte, (Dr. Fritz Gerlich: „Die stig matisierte Therese Neumann von Konuersreuth", München 1929, Verlag Joses Kösel L Friedrich Pustet, zwei Bände,) Der Verfasser hat seinem^ Werke das Motto veritas". (Lieb ist mir die platonische Philo sophie, lieber die Wahrheit,) Er betont in der Einleitung: „Wissenschaftliches Forschen — so genannte objektive oder neutrale Wissenschaft — hat meines Erachtens sich nnr von einem ein zigen Gedanken leiten zu lassen, und der heißt für jede Weltanschauung: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!" Zugleich ver spricht er, daß der Leser in dem Buche die Be gründung seiner, des Verfassers, Auffassung fin den wird, daß die Erscheinungen von der Hei lung der Blindheit der Therese Ncumann an „nicht natürlich erklärbar sind". Wir können uns denken, daß ein Monn von Gewissen und wissenschaftlichem Rus oft gestockt haben wird mit der Feder, als er duffes grund legende Werk über Therese Neumaun schrieb, den: schon äußere Gründe des Umfangs und der geschäftlichen Ueberlegung sobald kein Gegenstück geben werden. Denn dies zwang zur sorgfäl tigsten Abwägung der Worte, Wenn irgend einer, wußte der Verfasser, daß, was er schrieb, niemals in der engumgrenzten Bedeutung eines sensationellen Bucherfolges bleiben wüvde, daß viele, viele Generationen es hervorholen werden, wenn längst unser aller Gebeine in den Gräbern modern und kein mündlicher Nachtrag mehr Un deutliches verdeutlichen, Fehlendes ergänzen, Zweifel an der Glaubwürdigkeit lösen kann. Ja, es galt sehr viel mehr, als dieser persönlichen Glaubwürdigkeit Vertrauen zu erwecken: der subjektiv erkannten Wahrheit galt es, die Form zu finden, die von der objektiven Wahrheit über zeugt, Das Wort „nicht natürlich erklärbar" ver pflichtet, Steht es als wahr und unleugbar fest, so gibt es für dieses eine seltsame Buch keinen Leserkreis, den es besonders anginge, nicht den Arzt und nicht den Priester, sondern es t niemand, unbes wirb nie je mand lehen, den dieses Buch nichts a n g i u g e. Wir sind überzeugt, daß dem Schreiber des Buches nicht das Geringste daran lag, ob er der Lüge, der Leichtgläubigkeit, der Sensationsgier ebenso und heftiger geziehen werden würde, wie jeder, der es wagt, über Kon- nersreuth das wirkliche Ergebnis seines Er lebens zu sagen, Nicht diese Sorge, man erkennt es schnell, hat seine Arbeit beschattet, sondern die andere, seinen Lesern in einem Buch jene Ueber- zeugung zu geben, die sonst nur das Erleben an Ort und Stelle vermitteln kann. Mir will die ser so schwierige Versuch vollkommen gelungen erscheinen. Aber ich muß beifüge», daß mein Urteil vielleicht nicht sonderlich schwer wiegt, denn seit ich an jenem Tage vor zwei Jahren von meinem ersten Konnersreuthcr Besuch zu rückkam, weiß ich mit einer Gewißheit, die jedes wissenschaftliche Erkannthaben weit übertrisft, daß jenes „nicht natürlich erklärbar" nur der zurückhaltendste, schwächste Ausdruck für ein Er kennen ist, in dem die Frage „Wunder oder Nichtwundcr" fast zur Bedeutungslosigkeit zu sammenschrumpft, Aber wenn das Zeugnis eines Mannes, der selbst Konnersreuth und Therese Neumann aus wieverholtem, eingehen dem Besuche kennt, den, Gewichte des Gerlichschen Buches auch nur eine Unze beizufügen vermag, so sei mit Freuden bezeugt, daß ich dieses Buch vom ersten bis zum letzten Wort als lautere Wahrheit erkenne, soweit nicht die Erkenntnis etwa der physiologischen Umstände der Er krankung der Ncumann im Tatsächlichen mir und jedem Leser — ein Urteil verbietet, Dr, Gerlich ist bei der Abfassung seines Buches den für seine Ziele einzig möglichen Weg ge gangen, den ihn auch seine wissenschaftliche Vor bildung wies, den des Historikers, der sich auf die Schilderung des Geschehens beschränkt Mld jede weltanschaulich beeinflußte Deutung sorgfältig meidet. So ist der erste Baud ausschließlich der Lebensgeschichte der Therese Ncumann ge widmet, Hier schöpft der Verfasser naturgemäß bis zum Zeitpunkt seines ersten Konnersreuther Besuches nicht aus eigener Kenntnis, sondern aus der Erzählung von Augenzeugen, Bei einem heute 31jährigen Mädchen, das niemals das elterliche Haus am Haichlplatz eines 952 Ein wohner zählenden Marktes verließ — ihre ein zige Dienststelle war nahezu im Nebenhause —, gibt es vom ersten Lebenstage an so viele Zeu gen, daß jede etwa falsche Angabe von selbst ihre Korrektur findet. Diese Beschränkung des Le bens der Therese Neumann auf einen einzigen kleinen Ort, in dem ihre Eltern und die Mehr zahl der Altersgenossen ihrer Eltern heute noch leben, konnnt ihrer Lebensbeschreibung hervor ragend zugute. Ihre Glaubwürdigkeit könnte auch dann kaum berechtigten Zweifeln ausgcsetzt sein, wenn mehr zu berichten wäre, als dieses ländliche und sehr ärmliche Mädchenleben bis zu dem Brandunfall vom 10, März 1918 bietet. Mit diesen: Unfall freilich spalten sich die Quel len, Fortan fließt neben jener der Erzählung der Zeit- und Lebensgenüssen die gleich wichtig« der nachträglichen Erkenntnis der krankhaften Veränderungen, von denen die bäuerlichen Ge fährten nur das für die Diagnose freilich notwen dige äußere Bild erhielten. Dieser Krankheits geschichte ist der zweite Band gewidmet, der eigentliche Kern der Gerlichschen Forschung, während der erste sich darauf beschränkt, auch nach den: Brandunfall nur die äußeren Vor gänge wiederzugeben So geht die Erzählung weiter über die drei im zweiten Bande als un erklärlich bezeichneten Heilungen der vier Jahre andauernden Blindheit (29. April 1923), der Rückgratsverrenknng und Eaudallemmung (17, Mai 1925) und schließlich der Blinddarm entzündung (l3, November 1925) bis zum Auf treten der Stigmen am Karfreitag (2, Llpril) 1926, (Ueber sie berichtete der eingangs genannte kurze Artikel unsercrs Egerer Vertreters vom 2, Mai 1928.) Gerlich gibt den Bericht wieder, den am 15./17, April der Ortspsarrer Joses Naber über diese Stigmatisation in der „Waldsasscner Grcnzzeitung" veröffentlichte. Zu den Stigmen an Händen, Füßen und an der linken Brust gesellten sich am 19. November 1926 die Kopfwunde:: der Dornenkrone, am Karfreitag 1927 der Durchhruch der Wundmale an Händen und Füßen zum Handteller bzw, zur Fußsohle, Es verdient hecvorgehoben zu wer den, daß eine Entstehung der Wundmale durch stärkste Autosuggestion zweifellos am Handteller, nicht am Handrücken begonnen hätte, entspre chend dem Vorgänge der Kreuzigung, Auch war die Tatsache früherer Stigmatisierungen, wie Therese Neumaun glaubwürdig angibt — dec Katechismus berichtet nicht von ihnen — der Lei denden völlig unbekannt. Nicht einmal von jener des Hl, Franziskus, dem ein Glasfenster ihrer Heimatkirche geweiht ist, hatte sie irgend ein« Kenntnis, Sie hielt Wohl die dort wicdergege- benen Wundmale, ähnlich wie die übliche Dar stellung des Herzens Jesu, für mystische Ge bilde, ohne sich se deren geschichtliche Tatsächlich keit zu vergegenwärtigen. Vom Jahre 1927 ab hat Dr. Gerlich, bewogen durch die wachsende Häufung der Phänomene und Wohl auch durch ihre exaktere Beobachtung, die weitere Schilderung nach Jabren eingcteilt. Denn mit dem L-ommer 1927 setzte durch die Aus. merksamkeit, die die Presse den Vorgängen wid mete, eine derartige Ueberslutung Konners- reulhs mit Neugierigen ein, daß der Bischof von Regensburg sich bald gezwungen sah, den Zu strom zu regulieren. Dies geschah durch die Ab machung mit der Familie Neumann, daß diese nur solche Besucher mehr zulassen würde, die eine Erlaubnis des Regensburger Ordinariats vor- weiscn könnten, (In der Erteilung dieser Er laubnis wird neuerdings die äußerste Zurückhal tung beobachtet, was zwar einerseits die sehr wünschenswerte größere Ruhe der Stigmatisier ten zur Folge hat, andererseits aber eine Legcn- denbildung begünstigt, die schon sehr viel Unfug angestcllt hat.) In der Woche nach meinem ersten Besuch in Konnersreuth, noch vor meinem eingangs er wähnten Bericht, der zusammen mit den rasch folgenden Berichten in allen großen deutschen Blättern den bedauerlichen Masscnzustron: in den stillen Ort erst hervorries, fand eine siins- zchntägige, mit der äußersten Strenge durch geführte medizinische Ucberwachung der Therese Neumann statt, über deren Ergebnis Dr, Gerlich eingehend berichtet. Was von da ab die letzten zweihundsü Seiten des ersten Bandes füllt, sind fast aussMrßlich de» Verfassers bisher nirgends veröffentlichte Be» ohachtungcn der Jahre 1928/29, Bekannt, lich haben die Schauungen, die sich anfangs auf die Passion Christ: beschränkten, im Lause de« Monate eine fast ständig wachsende Bereicherung erfahrm. Auch andere Szenen aus der Hl, Schrift, dem Leben der Heiligen, ja auch ans dem Leben des Alltags haben sich in den Gesichtskreis und das Gehör der Therese Neumann gedrängt, sowie eine Fähigkeit des Wissens um räumlich und zeitlich entfernte Dinge, ja auch um zu künftige Geschehnisse selbst profanen Charakters. So interessant es wäre^ eine der zahlreichen Schilderungen religiöser Schauungen wiederzu geben, die Dr, Gerlich in sorgfältig ausgezeichne ter Rede und Gegenrede schildert — besonders die große Weihnachtsschauung 1927 ist von einer unerhörten Eindringlichkeit —, so entziehen sich doch gerade diese durch die vielen Erklärungen, deren sic bedürften, der auszugsweise» Wieder gabe, Für das nicht durch Augenschein oder Mitteilung erworbene Wissen in profanen Din gen, das trotz seiner llnerklärlichkcit wohl von niemand als „Wunder" gewertet werden wird, gibt unter vielen anderen das Buch das folgende Beispiel: „Eine bayerische Taubstummenanstalt, die von Schwestern geleitet ist, beiand sich in teilweise:» Umbau, Die Oberin und der Beichtvater waren
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