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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1928
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- 1928-10-11
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- 11.10.1928
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Nr. 238 (N. 125). Leipzig, Donnerstag den 11. Oktober 1928. 95. Jahrgang. RkÄMLouMer Teil. Jur Wirtschaftslage. Bon Professor vr. G e r h. M e nz. lDas Reparationsproblem — Amerikanische und deutsche Kon junktur — Wirtschastspolitischcs — Graphische Industrie — Werbungsökonomik.j Wenn nicht alle Anzeichen trügen, rückt die A u s r o l l u n g des Reparationsproblems näher. Ob es sich dabei lediglich nm die Feststellung der Gesamtverpflichtung Deutsch lands oder um eine weitergehende Revision des Dawesplanes oder schließlich sogar um eine Bereinigung des gesamten inter nationalen Schuldenproblems handeln wird, ist noch nicht genau zu erkennen. Die Entwicklung iss aber im Fluß. Anfang No vember wird man wissen, wer der nächste Präsident der Ver einigten Staaten sein wird. Damit ist dann die Bahn für Ver handlungen frei, und darauf hat man sich anscheinend auch in Genf schon eingestellt. Im Dezember erwartet man bereits den Zusammentritt der Kommission in Paris, die eine erste Grund lage schaffen soll. Der Pariser »Jntransigeant« veröffentlichte dieser Tage eine Betrachtung über die Regelung der Schulden frage, wobei er, wie wir der Industrie- und Handelszeitung ent nehmen, erklärte, daß er äuf Nachrichten aus maßgeblichster Quelle fuße. Das Blatt stellte die Auslandsschuld Frankreichs von rund 183 Milliarden Franken, davon 102 Milliarden bei Amerika und 81 Milliarden bei England, verteilt auf 62 Jahre, in den Vordergrund seiner Ausführungen und berechnete den gegenwärtigen Wert dieser Schuldsumme mit 80 Milliarden Franken. Diese 80 Milliarden Franken wünsche Frankreich von- Deutschland zur Regelung seiner eigenen Schulden zu erhalten zuzüglich etwa 100 Milliarden Franken für Kriegsschäden, von denen Frankreich aus eigener Tasche bereits 89 Milliarden Franken für den Wiederaufbau bezahlt habe. Die Gesamt summe, die Frankreich zu erhalten wünscht, würde also 180 Mil liarden Franken, also 30 Milliarden Goldmark, ausmachen. Da der Anteil Frankreichs an den Reparationszahlungen nach den bisherigen Abmachungen 52 Prozent beträgt, würde die Summe der deutschen Zahlungen, damit Frankreich 30 Milliarden Gold mark erhalten kann, sich auf etwa 60 Milliarden Goldmark be ziffern müssen. Die englische Regierung hat aber offiziell be kanntgegeben, daß sie von den Kontinentalstaaten, die ihr Geld schulden, nur die Beträge fordern wolle, die zur Begleichung ihrer eigenen Schulden bei Amerika notwendig seien. Unter diesen Umständen könnten die Alliierten sich sehr wohl mit einer Forderung von 40 bis 45 Milliarden Goldmark als Maximum begnügen. Das ist wenigstens die in diplomatischen Kreisen ver breitete Auffassung. Es scheint möglich, daß eine Verständigung zwischen Deutschland und den Alliierten auf der Grundlage einer Regelung in Höhe von ungefähr 40 Milliarden Goldmark erfolgt, wovon etwa 30 Milliarden Goldmark Frankreich zu fließen würden. Diese Schuld kann nach Ansicht des »Jntran sigeant« restlos erst nach einer gewissen Zeit, vielleicht nach sechs oder acht Jahren oder noch später, abgestoßen werden, und zwar in Serien von zwei bis fünf Milliarden Goldmark. Man würde zunächst durch internationale Anleihen alle Industrie- und Eisenbahnobligationen des Dawesplanes unterzubringen suchen. Die Räumung der beiden noch besetzten Zonen des Rheinlandes würde jedoch noch vor Ablauf von 18 Monaten vollkommen durchgeführt werden. Falls Amerika und England in Zukunft ihre Zahlungsansprüche an Frankreich ermäßigten, würde Frankreich ebenfalls seine Forderungen an Deutschland herab setzen. Soweit die französischen Wünsche und Vorstellungen. Selbstverständlich hängt die Lösung jedoch durchaus von der Ent scheidung Amerikas ab. Im amerikanischen Staatsdepartement in Washington wurde nun kürzlich aus Anfrage nochmals be tont, daß die Frage der alliierten Schulden zur Zeit für die Vereinigten Staaten erledigt und es nunmehr an Frankreich sei, die formelle Ratifikation der von Mellon und Bsrenger ge troffenen Regelung beizubringen. Die Erörterung einer Revi sion dieses Abkommens komme zur Zeit nicht in Frage. In nichtamtlichen Kreisen verlautet, der Industrie- und Handels zeitung zufolge, daß nach amerikanischer Auffassung eine Revi sion der interalliierten Schulden erst dann erwogen werden könne, wenn von seiten der Alliierten durch Anerkennung ihrer Verpflichtungen gegenüber Amerika eine feste Basis für neue Verhandlungen geschaffen sei. Man lehnt es ab, jetzt die Repa rationsfrage zu erörtern, läßt aber durchblicken, daß eine end gültige Revision der Verteilung der Reparationszahlungen der amerikanischen Zustimmung bedürfe, da nach dem Pariser Über einkommen von 1925 Amerika 21« A aller Daweszahlungen er halte und diese Summe für die Befriedigung der privaten ameri kanischen Entschädigungsansprüche, die gegen die deutsche Re gierung geltend gemacht werden, verwende. Der Standpunkt Amerikas wird sofort verständlich, wenn man die Lage wirklich weltpolitisch von Washington aus betrachtet und nicht in europäischer Beschränktheit nur das uns Nächstliegende sieht. Für Amerika ist der Kern des ganzen Problems: Wer finanziert die Erschließung Chinas, wohl auch Rußlands, möglicherweise auch Afrikas? Alle drei Fragen sind brennend, nachdem China jetzt im wesentlichen in der Hand der Kuomintang geeint ist, in Rußland die Sowjets in ihrem eigensten Interesse Frieden mit dem Weltkapital suchen, in Afrika die Frage der Mandats neuverteilung auf dem Tapet steht. Und Amerika muß hier überall eine weitsichtige Politik treiben; denn von ihrem Erfolg oder Mißerfolg hängen die Aussichten für die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft, des amerikanischen Wohlstands und damit auch des inneren Friedens in den Vereinigten Staaten ab. Sie werden schwerlich in eine Regelung des Schulden problems willigen, die das verbündete England und Frankreich in die Lage versetzte, Amerika die Früchte des Sieges im Welt krieg zu rauben. Deshalb darf man sich allzu großem Optimis mus, es werde rasch alles gut werden, noch lange nicht hingeben. Die Furcht ist nicht von der Hand zu weisen, daß letzten Endes der ganze Kampf auf Deutschlands Rücken ausgetragen wird und daß die Verständigung auf unsere Kosten geht. Auf jeden Fall aber sind in den nächsten Jahren, vielleicht schon in wenigen Monaten weittragende Entscheidungen zu erwarten. Die Konjunktur in Amerika ist wieder besser ge worden, wie es scheint. In den gewaltigen Aufstieg, den die amerikanische Wirtschaft in den letzten Jahren genommen hat, brachte das Jahr 1927 einen Stillstand, bei dem man, wie kürz lich in der Industrie- und Handelszeitung zu lesen war, noch im Frühjahr des laufenden Jahres befürchtete, daß er sich zu einem Rückgang entwickeln würde. »Es schien so, als ob man den Binnenmarkt in seiner Aufnahmefähigkeit überschätzt hätte, 1113
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