81, 8. April 1926. Fertige Bücher. Börsenblatt f, d, Dtschn. Buchhandel. 3893 Nach den großen Schwaben Schelltng und Hegel ist Christian Planck der einzige deutsche Philosoph im 19. Jahrhundert gewesen, der sein Welt bild in einem eigenen System zusammengesaßt hat. Er ist der einzige « deutsche Denker, der in der Zeit des Darwinismus den Zusammenhang mit dem naturphilosophischen Denken Goethes so selbständig wahrte, daß er bei aller Zeitbedingtheit als Prophet des Neuen gelten kann. TAeor/o/- -eü/r L>§cHK>re/r.- Es wird wieder Lärm geben, Gerede von Atheismus und Unglauben, wenn da» „Testament eines Deutschen" bekannt werden wird. Vernünftige werden es ander» sehen und zugleich mit herzlicher Rührung den Zukunstsgesichlern dieser reinen, ein samen, hohen Mannesseele folgen. Er war von Natur, und weil er es war, ist da» Btto der Welt, wie es vor seinem inneren Auge steht, nalurvoll. Sein Leben war Sehnsucht nach diesem Bild, daß es wirklich werde. So fühlte er sich wie ein Prophet der Heiligen Schrift. Karl Christian Planck Testament eines Deutschen Philosophie der Natur und Menschheit. Herausgegeben von Karl Köstlin. Dritte Auflage, br M 12.50, Leinen M. 16.— Der Schwabe Christian Planck (1819—1880) gehörte zu jenen seltenen Denkern, die ihr philoso phisches System nicht nur gedacht, sondern auch gelebt haben. Da er zu seiner Zeit im Gegensatz stand, ging sie an ihm vorüber. Noch 1912 hatte sein derzeitiger Verleger die Lälfte der Auflage auf Lager, sie ging auf meinen Verlag über und wurde bis zum Weltkriege abgesetzt. Seitdem war sie vergriffen. Die neue Ausgabe ist unverändert. »Das Testament" ist zur Lälfte naturwissenschaftlich und wahrt im Sinne GoetheS die organische Naturauffafsung gegenüber der damaligen Naturwissenschaft. Es zeichnet Gesetz und Gang der Entwicklung der Menschheit und endet mit deren Ziel,sodaß Planck, seiner Zeit weit vorausetlend, auch der Verkünder neuer sozialer Gedanken ist Daß Planck wie einst Lagarde, dem er voll wertig zur Seite gestellt werden muß, tatsächlich prophetischen Geistes war, zeigt seine Vorauskündigung des Weltkrieges: »And kommt e« dann einst zum Kampfe, so wird derselbe, so sehr wir ihn auch zum Besten »Europas auszufechlen haben, dieses doch nicht an unserer Sette finden, sondern wie im Osten, »so werden wir zugleich auch im Westen und im Süden un» verteidigen müssen; nach allen »Seiten wird die feindlich nationale Eifersucht sich gegen das neue, in ihre Mitte gesetzte „Reich erheben. Doch eben die Erkenntnis, daß in diesem letzten und schwersten Kampfe da» »völlig Unzureichende aller bisherigen bloß nationalen Ordnung zutage kommt, daß vor „allem die universelle, mit einer Reihe fremder Elemente verknüpfte Stellung der deutschen »Nation damit völlig unverträglich ist — sie wird diesem blutigsten Kampfe auch seine für „immer entscheidende Bedeutung geben, wird den Geist der Nation, der jetzt noch in stumpfer »Äußerlichkeit gefangen ist, öffnen für seinen letzten und bleibenden Beruf. Aufgehen wird „unter Blut und Tränen die Einsicht, daß nimmer der bloße Nationalstaat und seine „ErwerbSgesrllschaft Frieden und Versöhnung zu geben vermag. Au« Kämpfen und »Wehen der ganzen Nation erst wird die Saat der bleibenden Rechtsordnung hervorgehen." So ist Planck der Vorkämpfer stner Anschauung, daß es die wahre Aufgabe Deutsch lands ist, das heilige Lerz der Völker zu sein. Wir haben das geistig einende Band in der europäischen Völkerfamilte zu sein. S Eugen Diederichs Verlag in Jena