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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 115, 20. Mai 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtsch». Buchhandel. Dem Ersten Vorsteher folgte der zweite Schatzmeister des Börsenvereins Herr Oscar S ch m o r l - Hannover, der in warmempfundener Rede Gruß und Dank den Gästen, insbeson dere den erwähnten Ehrengästen des Börsenvereins, entbot: Hochverehrte Anwesende! »Feste feiern ist ein ernstes Geschäft. Welchen Grundes immer die Feier sein mag, sie schließt entweder die Abrechnung mit der Ver gangenheit oder den Ausblick in die Zukunft, häufig beides zusammen ein.« Für die größte Mehrzahl von Ihnen, meine hochverehrten An wesenden, die Sie heute hierher gekommen sind, unser Kantatefest zu be gehen, treffen diese Worte Theodor Mommsens in mehr als einer Hin sicht zu. Mehr als anderen ihre Festtage bedeutet der Kantate-Sonntag für uns Buchhändler eine Abrechnung mit der Vergangenheit, denn er steht am Anfang der Woche, die den Schluß-Stempel auf den Ab schluß des vergangenen Jahres drückt. Nüchtern, wie unsere kaufmännische Bilanz ist und sein soll, zeigt sie uns in dürren Zahlen Gewinn oder Verlust des Vorjahres an. — Wird auch niemand dem die Freude verbeulen, dem ein guter Gewinn dazu den Anlaß gibt, und wird jeder die Falten der Sorge ver stehen, die geschäftlicher Verlust dem anderen in die Stirne prägt, mit Recht würde er den gering achten, der diese Freude als die einzige, der diese seine Sorge für die schwerste erachtete, dem über das Alltägliche Blick und Sinn verloren ging für die Werte, die erst unser Leben lebcnswert machen können. Wenn wir heute an unserem geistigen Auge das vergangene Jahr vorüberziehen lassen, so sehen wir, daß es im Zeichen der Erinnerung stand, der Erinnerung an die Zeit von 1813. Hier, in Leipzig, fand diese ihren Gipfel in der gewaltigen Ein weihungsfeier des Völkerschlachtöenkmals. Jeder, der den rechten Ein druck dieses Erinnerungsmals auf sich wirken lassen will, gehe an einem Tag voll Sturm und Hagelschauer hinaus, er allein, um die brutale Gewalt und Wucht der starren grausigen Angesichter, der alles menschliche Maß überragenden Riesengestalten zu verstehen- — um sich das Herz mit-Stolz füllen zu lassen, daß es menschliche Phantasie verstand, einen Ausdruck zu finden für die gewaltige Kraft einheit lichen Fühlens und Denkens großer Volksmassen, daß es menschlicher Tatkraft gelang, diesem Gedanken in einer stark realistischen Zeit Werbe kraft zu verleihen und ihm in ISjähriger rastloser Arbeit zu leben digem Ausdrucke zu verhelfen. Fällt dann sein Blick auf den Friedhof, der sich in unmittelbarer Nähe des Denkmals still erstreckt, so wird er die Schauer des Gegen satzes empfinden, der in der Betätigung eines Menschen in der Fülle des Lebens und seinem schließlichen stillen Scheiden aus dem Dasein verborgen liegt. Tiefer wird seine Seele fühlen, daß der Einzelne sich nur als ein Glied einer unendlichen Kette dem Gesamtleben einfügt. Ebenso unvergeßlich wie ein derartiges inneres Erleben eines großen Gedankens wird allen jenen, die daran teilgenommcn haben, die imposante Einweihnngsfcicr selbst sein. Meine Herren, wer die Scharen deutscher Männer und Frauen ge sehen hat, die aus allen Himmelsrichtungen zusammenströmtcn, um hier im Herzen von Deutschland in Gegenwart seiner Herrscher und Fürsten eine erhebende Erinnerungsfeier zu begehen, der trägt als eine köstliche Gewißheit die Überzeugung davon, daß die Errungen schaft der Zeit vor hundert Jahren nicht verloren gegangen, daß dem deutschen Volke das hohe Gut, um das jene auszogen, zum dauernden Gewinn geworden ist. Unsere Bilanz ist eine gute, soweit sie die Abrechnung mit der Ver gangenheit enthält. Lassen Sie uns sehen, wie es mit den, Ausblick in die Zukunft steht. An denselben Tagen, da sich aus Ost und West, aus Nord und Süd, fast wie vor hundert Jahren, die Scharen hier zusammenzogen, be ging unter der Führung Sr. M. des Königs Friedrich August von Sachsen eine weit kleinere Schar eine bedeutungsvolle Weihe, an der neben anderen die Buchhändler den Hauptanteil nahmen: die Grund steinlegung der Deutschen Bücherei. Ihnen, meine verehrten Herren, ist geläufig, was die Deutsche Bücherei sein soll, ein Speicher der geistigen Schätze unserer und künftiger Zeit, soweit sie im Druck Ge stalt gewonnen haben. Im Vergleich der beiden Feiern möchte ich fast ein Symbol für die beiden Zeiten sehen, die Gegenwart und die Zeit vor hundert Jahren. Sehen wir in der glühenden Begeisterung der Jahre um 1813 bas ganze stürmische Feuer der Jünglingsjahre, das jugendliche von einer Idee durchdrungene Einsehen des ganzen Lebens zur Erreichung eines hohen Zieles, — so sehen wir in der Gründung der Deutschen Bücherei die Tat eines reifen Mannes, der die Werte, die er schuf, nicht verloren wissen will für die Zeit, da sein Auge das Licht der Sonne nicht mehr erblickt. Ja, meine Herren, schauen wir um uns, mir sind als Volk in die Mannesjahre gekommen! Heute gilt es für uns, durch Arbeit des Mannes zu festigen, was uns der Sturm der Jugendjahre cintrug. Nicht wie die Weiheschrift zum Schlachtendenkmal sagt: »Mit Nase rümpfen und überlegenem Lächeln glaubt heute der praktische Tages mensch gegenüber dem auf höherer Warte stehenden, gegenüber einer Angelegenheit, die ihre Wurzeln im Idealismus hat, hoch erhaben zu sein.« Nein, meine Herren, trügen wir nicht den Idealismus tief in unserm Herzen, wie wäre die Realistik unserer Tage zu ertragen! Die emsige Arbeit, in der wir das ganze Volk begriffen sehen, wird zur Festigung nach innen und außen führen, sie wird uns das Selbstbewusstsein und den aufrechten Sinn bringen, den jede ehrliche Arbeit ihren Herren zuträgt, baß wir reif werden, als ei» Führer für Schwächere in ruhigem Schreiten unsern Fuß über die Erde zu setzen. Und wie das ganze Volk, so der Einzelne. Wir alle wollen ruhig und stetig den Weg täglicher Arbeit gehen und für unsere Festtage uns das Gefühl aufsparen, daß alle diese Tätigkeit ihren Adel findet in dem Bewußtsein, zu dem Bau der ge samten Menschheit einen Stein herbeizutragen. In diesem Gefühl weiß ich mich einig mit unseren verehrten Gästen. In dem Sinuc, den ich in meinen Worten auszuführcn be müht war, heiße ich Sie, hochverehrte Gäste, im Namen des Börsen- vcreins aufs herzlichste willkommen. Eine besondere Freude ist cs uns, diesmal auch eine Anzahl unserer Kollegen vom Internationalen Ver legerkongresse unter uns zu sehen. Zu unserm Bedauern haben die Staatsminister Ihre Exzellenzen Or. Beck, v. Seydewitz, Graf Vitzthum v. Eckstädt und Ministerial direktor Schroeder wegen dringender Staatsgeschüfte der Einladung nicht folgen können. Sie aber, meine lieben Kollegen, fordere ich auf, unseren Gästen das »ernste Geschäft« der Feier des heutigen Tages im Ausblick auf eine schöne und reiche Zukunft zu einer recht frohen zu gestalten, und bitte Sie, mit mir das Glas zu erheben und einzustimmen in den Ruf: Unsere hochverehrten Ehrengäste leben hoch! » Wie bereits bemerkt, konnte Herr Oberbürgermeister I)r. Dittrich erst später an dem Mahle teilnehmen, so daß an seiner Stelle Herr Bürgermeister Roth das Wort ergriff, um, zugleich mit dem Danke der Gäste, den guten, durch die Zusammenarbeit an der Deutschen Bücherei noch enger geknüpften Beziehungen zu dem Börsenberein in folgenden spontan empfundenen Worten Ausdruck zu geben: Meine hochverehrten Herren! Namens Ihrer Gäste danke ich für die liebenswürdige Einladung zu Ihrer heutigen Feier. Wenige Versammlungen bieten so wie die Ihre eine solche Summe gründlicher geistiger Arbeit und weltumspan nender kaufmännischer Tätigkeit, darüber ein herrlicher Humor. Des halb sind wir Gäste heute ebenso gern hierhergckommen, wie es jenen, die nicht hier sein konnten, schmerzlich ist, daß sic fernbleiben mußte». Ich denke dabei in erster Linie an den Herrn Oberbürgermeister vr. Dittrich, der ja stets, wenn er irgend konnte, Ihren Tagungen bei- gcwohnt hat. Meine sehr geehrten Herren, wenn ich als einer der jüngsten Ehrengäste den ehrenvollen Auftrag bekommen habe, Ihnen hier zu danken, so geschieht dies deshalb, weil ich zugleich als Vertreter der Stadt Leipzig hier bin, und damit derjenigen Körperschaft, die wohl mehr als irgendeine andere mit dem Börsenverei» der Deutschen Buch händler in unmittelbare Beziehung getreten ist. Schon der Herr Vorredner hat darauf hingewiesen, welch inhalts reiches Jahr hinter uns liegt. Wir, der Börsenverei» der Deutschen Buchhändler und die Stadt Leipzig, haben vieles zusammengcarbeitet; dabei haben stets die herzlichsten Beziehungen geherrscht, — ich bitte in diesem Zusammenhang den Ansdruck »herzliche Beziehung« nicht in der Diplomatensprache auszufasscn, wo jeder sich etwas anderes darunter denkt, und zumeist mehr Schlechtes als Gutes; sondern wenn ich von herzlichen Beziehungen spreche, so darf ich eher sagen: Die Sprache kann nicht ausdrücken, was wir an Empfindungen im Herzen zueinander hegen. Denn das kann ich namens der Mitglieder der städtischen Kollegien wohl versichern, daß es uns immer eine Freude gewesen ist, mit den Vertretern des Börscnvcrcins der Deutschen Buchhändler zusammcnzuarbeitcn, — auch wenn cs uns manchmal Geld gekostet hat (Heiterkeit). Ein fester Wille, große Ziele und ein praktisches Verständnis, das waren die Eigenschaften, die wir an den Herren stets gefunden haben. Wir sind aufeinander angewiesen; aber nicht bloß auf diesem Gefühl des Aufeinanderangewiesenseins basiert unsere Freundschaft. Auch wir haben zu dein Börsenverein der Deut schen Buchhändler das feste Vertrauen, daß er, wie er in der Ver gangenheit stets das Richtige und Gute gewollt hat, auch in Zukunft 825
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