Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19140520
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191405205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19140520
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-05
- Tag1914-05-20
- Monat1914-05
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
115, 20. Mai 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Und auch bei der »medizinischen« Venus Erkennt man sofort das femininische Genus. Weshalb aus Schamgefühl ziehet man Der Dame nicht 'ne Petterssche Hose an? lind da ich gerade bei der Kunst angekommen, Hab ein Bild heut morgen in mir ausgenommen, Als ich betrat, in Stimmung gehoben, Den Bersammlungssaal und sah da droben Den Vorstand sitzen in voller Zahl, Dacht ich an das heilige Abendmahl Bon Leonardo da Vinci, nur ein'ge Jünger täten Dabei fehlen, die waren gerade mal ausgetreten. Stellt man sich das Bild vor, erstrahlet gar fein Der Börsenvereinsvorstanö im Heiligenschein. Bon der Bugra will ich lieber schweigen, Denn die kann sich eigentlich noch gar nicht zeigen, Vielleicht in zwei Monat, wenn's gut tut gehn, Wird fix und fertig sie wohl öastehn. »Wer ist's«, der noch sehr weit zurück? Der Dcgner ist's! Man werf' nur nen Blick Auf seine Buben zum Verkaufen, Kein Buch ist bis jetzt eingelanfen. Und der Katalog wird fertig vielleicht In einem Jahr, wenn's wirklich reicht. So sieht es, o es ist ein Graus, Faul hinten, faul vorne, im Buchhandel aus. Und fragt Ihr nun: (jnick kneismus nos, Wie machen wir s, daß wir kommen in Abrahams Schoß? Vivo vodis, da sage ich Euch: llsenninm clats, gebet Gcld'sogleich, Gedenket der armen kranken Kollegen, Die arbeitslos des Alters wegen, Gedenket der Waisen, der Witwen, o Granen, Die trostlos in die Zukunft schauen. Da muß man helfen, darf nicht ruh'n, Die Tränen zu trocknen und Gutes zu tun. Gebt viel, gebt mehr, ich Euch herzlich bitte, Denn in Eurer heutigen frohen Mitte Ist wie bei allen Festen Kantate Das Losungswort: pseeunani clats! Nun laßt es klappern in die Sammlungsteller, Überlegt nicht lange, je besser, je schneller! Gebt viel, gebt mehr als Ihr eigentlich wollt, Silber, Papier oder lauteres Gold. Und sollte einmal einen blauen Lappe» Ein lieber Kollege an mich berappen, So braucht er's der Mutter zu Haus nicht zu sagen, Die kan» das meistens nicht vertragen. Ich gebe Euch das Versprechen ab: Ich bin verschwiegen wie das Grab! Zum Schluß noch eiu paar Worte über die Fest gaben. Die von Willi Münch gezeichnete Tafelkarte mit der Devise »Überproduktion« stellt eine originelle Gedankenverbindung zwischen dem Buchhandel und den zu erwartenden kulinarischen Genüssen dar. Der Teufel selbst in einer grotesken Mißgestalt beherrscht das Bild, aber nicht als furchtgebietender Meister der Hölle, sondern als fetter, verweichlichter Schlemmer, wie er, umgeben von aller lei mystischem Getier, auf einem Sockel aus überein- audergeschichteten Büchern hockt, in der einen Hand einen Krebs, in der andern ein gefülltes Champagner glas haltend. Die Erwartung kommender Genüsse, die durch eine dampfende Schüssel Klöße zu seinen Füßen noch erhöht wird, läßt ihm das Wasser nicht nur in dem fröhlich lachenden Munde zusammen-, sondern darüber hinauslaufen. Nicht besser geht's dem dienstbereiten Assen zu seineu Füßen, der einen Wurstzipfel in der Hand hält. Die lebendige, froh stimmende Wirkung dieses Bildes gewinnt noch durch die ge schickte und wirkungsvolle Gruppierung von allerlei Höllen getier, unter dem neben Krokodil. Schlange usw. diesmal auch die harmlose Eule, die noch harmlosere Ente und eine An zahl niedlicher Zwiebelfische ihr Wesen treiben. Die Karte der Speisenfolge zeigt eine Szene, in deren Mittelpunkt der stolze Greif der Bugra als gezähmtes Ungeheuer aus einer Schale sein Futter entgegennimmt, die ihm von einer an prominenter Stelle im Buchhandel stehenden Persönlichkeit in majestätischer Haltung präsentiert wird. Daneben steht der Präsident der Bugra als Zuschauer mit verschränkten Armen und ganz im Hintergründe lächelnd der jugendliche Reiter des Greifs. Die Wirkung dieses Bildes beruht hauptsächlich in der getreuen Porträtwiedergabe der dargestellten Personen. Eine weitere künstlerische Gabe war eine Radierung von Molitor, die bekannte Faustszene aus Auerbachs Keller in Leipzig darstellend (Faust reitet mit Mephisto auf einem Fasse durch die Luft davon). Die eigentliche Kantatestimmung wurde natürlich besonders durch die obligaten Festlieder durchaus originalen Charakters erzielt. Als ewig jung hat sich ein bereits 1889 gesungenes Tafellied bewährt, das man nach einem Zeitraum von 25 Jahren verdientermaßen wieder hervorgeholt hat. Sein dauerhafter Inhalt verspricht ihm eine nochmalige Auf erstehung nach einem weiteren Vierteljahrhundert. — An erster Stelle steht natürlich der bewährte »Feuchtfröhliche Liederkranz für meßvergnügte Buchhändler«, dessen Inhalt seinen Vorgängern an Wert und Stimmungsgehalt nichts nachgibt und der ebenfalls auf eine Art Jubiläum, nämlich auf seinen 20. Jahrgang, zurückblicken kann. Das in diesen lustigen Liedern vereinigte Material zweier Jahrzehnte wird sicher einmal ein wertvolles Kulturdokument deutschen Buchhändlerlebens bilden. Als eine feinsinnige und inhaltlich wertvolle Gabe muß auch das Bugra-Lied des bekannten Verfassers Ll.(ax) ^V.(s§) gelten. Es verdient weiteren Kreisen des Buchhandels bekannt zu werden und möge hier Platz finden: Motto: Wer dem Buche dient, dient dem Geiste. E. v. Wildenbruch. (Met.: »Alt-Heidelberg, du. feine«.) Was zeigt der Menschheit Höhen, Der Menschheit Tiefen an? Was läßt die Hölle sehen, Was führet himmelan? Bald Freude ist, bald Pein es, Bald Segen und bald Fluch, Gemeines hier, dort Feines, Du bringst es uns, o Buch! Auf deinen Blättern findet Man das, was kühlt, was brennt Und was die Völker bindet Und was die Völker trennt. Mit Büchern tauscht man Grüße, Mit Büchern schlägt man los, Bald Blumen und bald Schliffe, Das ist der Bücher Los! Und diesem Kampf der Geister, O Bugra, stäubst du fern? Wärst nie der Schale Meister, Träfst du nicht auch den Kern! Du flehest am Altäre, Auf daß des Herzens Zug Dem Geist die Schönheit paare, Dann gibt's das schöne Buch! Ein Seitenstück zum »Feuchtfröhlichen Liederkranz« bildet das mit grotesken Karikaturen Erich Gruners geschmückte »Zunstliederbuch. Gesellige Lieder nach schönen Weisen für Buchdrucker, Buchbinder, Buchhändler und das ganze Buch gewerbe, zu singen im Zunfthaus auf der Bugra«, ein Vor klang der am Kantate-Montag bevorstehenden Genüsse. Auch die Stadt Leipzig hatte es sich nicht nehmen lassen, der in ihren Mauern weilenden Buchhändler durch eine Gabe zu gedenken. Sie bestand aus dem nicht im Handel befind lichen, typographisch sehr vornehm ausgestatteten Buche: »Leipzig. Ein Blick in das Wesen und Werden einer deutschen Stadt«, geschmückt mit den Originalholzschnitten erster Künstler. Viel Freude bereitete auch der in gediegenen Ledereinband gebundene, von der Firma Hübel L Denck in Leipzig gestiftete Taschen-Notizkalender mit Bleistift. Die Reihe der Gaben beschloß das von der Firma Oscar Brand stetter geschmackvoll gedruckte Verzeichnis der Teilnehmer am Kantatemahle. 827
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder