Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1921
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19211103
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192111032
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19211103
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1921
- Monat1921-11
- Tag1921-11-03
- Monat1921-11
- Jahr1921
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 257, 3. November 1921. schuß, vermutlich in übergroßer Bescheidenheit, davon abgesehen hatte, unsere Damen um ihr Erscheinen zu bitten. Das Mar wirk lich schade, denn ihre Anwesenheit würde das kalte Gepräge des Saales für die Herrenwelt in ein Gefilde der Seligen umgewan delt haben. Die für den Abend vorgesehene Unterhaltung bestand zunächst aus Vorträgen der Kollegen Lüdtke -- Plön und Qui - tzow jr.-Lübeck, die eingeleitet wurden durch höchst ergötzliche Glossen unseres humorbegabten hiesigen Kollegen Heldt. Später führte uns dann der unvergleichlich schöne Gesang von Herrn August W e st p h a l e n - Flensburg in höhere Sphären. Spät in der Nacht trennte man sich, und mancher wird vielleicht noch geträumt haben von dem genossenen Vortragsallerlei!? Der folgende Tag, Sonntag, der 25. September, brach viel versprechend an, Jupiter Pluvius, dieser Neidhammel unter den Göttern, war diesmal voll Rücksicht gegen die Mitglieder des Kreises Norden. Der schönste blaue Himmel wölbte sich bei war mem Sonnenschein über den Häuptern von 140 Männlein und Weiblein, die in hoffnungsfroher Erwartung dem Tage der Hauptversammlung entgegengesehen hatten. Als Berichterstatter darf ich im Namen aller Hamburg-Altonaer Kollegen hier aus sprechen, daß wir alle uns beglückt fühlten durch des Himmels Huld, die uns Bewohnern der Waterkant nicht allzu häufig be schert wird. Vormittags um 11 Uhr begann die Hauptversamm lung in den prachtvollen Räumen des Uhlenhorster Fährhauses. Für unsere Damen war vom Festausschuß die Besichtigung der Kunsthalle und des Rathauses mit seinen interessanten Schätzen vorgesehen, und unter Führung von Frau Weitbrecht, Frl. Friede richsen und Frl. Meißner haben etwa 20 Damen vermutlich min destens ebenso angenehme Stunden verlebt wie die Teilnehmer der Hauptversammlung. Sie soll damit in ihrem guten Verlauf und Er gebnis übrigens nicht herabgesetzt werden, eine Schilderung muß meinerseits jedoch unterbleiben, weil aus berufener Feder das Nötige bereits zur Veröffentlichung gelangt ist (Bbl. Nr. 251). Es sei hier nur erwähnt, daß die Lage des Versammlungssaales mit voller Aussicht auf die Alster mit ihrem lebhaften Verkehr von kleinen Dampfern und zahllosen Segelbooten die Anwesenden entzückt hat. Es waren 119 Mitglieder und 2 Ehrengäste: die Herren Schmorl als Vertreter des uns benachbarten und seit Jahren eng befreundeten Verbandes Hannover-Braunschweig, so wie Herr Eckardt - Heidelberg als willkommener Vertreter der Deutschen Buchhändlergilde erschienen. Die ferner geladenen Berufsgenossen: die Herren Hofrat vr. Meiner vom Börseuverein, Herr Walther Jäh vom Verband der Kreis- und Ortsvereine und Herr Geheimrat Siegismund, unser liebes und verehrtes Ehren mitglied, waren leider verhindert, hatten aber freundliche Grüße und Wünsche gesandt. Kurz nach 2 Uhr endete die harmonisch verlaufene Hauptversammlung, und nun begann ein fröhliches Gewoge im Freien, woran sich auch die inzwischen angekomme nen Damen beteiligen konnte». Alte Freunde und Freundinnen, die sich zum Teil seit Jahresfrist und länger nicht gesehen hatten, konnten sich wieder die Hand drücken, und in lebhafter, angereg ter Stimmung wandelte man paar- oder gruppenweise, ohne jeg lichen schönwissenschaftlichen Beigeschmack, also durchaus friedlich und frohmütig nebeneinander am Gestade des Alsterflusses und erfreute sich des schönen Wasserspiegels, der noch in herrlichem Grün prangenden Ufer und der das wundervolle Bild im Hinter grund abschließenden Aussicht auf unsere Vaterstadt Hamburg. Um 314 Uhr ging man zu Tisch, und damit beginnt für den Berichterstatter eine nicht zu unterschätzende Schwierigkeit. Da ich doch einen möglichst stimmungsvollen und daneben auch treuen Bericht geben soll, bedrückt mich das Gefühl, daß Kopf und Feder geradezu versagen müssen, um alles, was sich nunmehr ereignete, genügend zu erzählen. Man sagt zwar: wem der liebe Gott ein Amt verleiht, dem gibt er auch den erforderlichen Verstand. Aber dieses gute altck'Wort will mir nicht zum wahren Trost gereichen, denn die Fülle des Gebotenen war gar zu reich, wobei ich nicht zuerst an Speise und Trank denke, sondern vielmehr an den er hebenden Geist, der ersichtlich die 142 Teilnehmer an der Festtafel erfüllte. Daß die vorzügliche Bewirtung die festliche Stimmung sördersam beeinflußt hat, soll zugegeben werden, aber ich bin doch überzeugt, daß dieser Geist einen tiefen Untergrund besessen hat, und zwar durch das alle beherrschende Frohgefühl, daß in 1608 unserer Tafelrunde deutsche Buchhändler aus dem Kreise Norden mit ihren Frauen und Töchtern, sowie mit lieben Gästen sich zusammengefunden hatten, die, beseelt von den höheren Auf gaben unseres schönen Berufs, sich mit vollem Recht dem Be wußtsein hingeben konnten: wir haben alle,-jeder an seinem Teil, redlich gearbeitet, nicht nur für uns und unser Haus, son dern auch für das Wohl des gesamten deutschen Buchhandels, und aus diesem Gefühl ist Wohl der uns zusammenschließende Geist entstanden, der, rein menschlich betrachtet, neben Arbeit und treuer Pflichterfüllung zeitweise auch einer Erneuerung durch ge sellige Vereinigung bedarf. Und dieser Geist war, wie ich meine, auch in den verschiedenen Tischreden zu spüren. Unser Vorsitzender Herr T h e o d o r Weitbrecht eröffnet? den Reigen mit einer Begrüßung der Anwesenden und verknüpfte damit herrliche Worte auf unser deutsches Vaterland, dem das erste Glas geweiht wurde. Während früher das erste Hoch stets unserem Kaiser gehörte, hat der unheilvolle Ausgang des Kriegs solchen Ausfluß nationaler Stimmung unmöglich gemacht, um so mehr sollten daher deutsche Männer und Frauen bei allen fest lichen Gelegenheiten niemals vergessen, daß unser deutsches Va terland immer noch alle deutschen Volksstämme vereinigt, und dieses Bewußtsein, das keine Welt von Feinden uns rauben kann, erhält erhöhte Bedeutung, wenn wir seiner verbindenden Kraft in unwandelbarer Treue gedenken. Als zweiter Redner begrüßte in schwungvoller Weise Kollege Richard Quitz o w-Lübeck unsere Gäste, insbesondere die Herren Schmorl-Hannover und Eckardt-Heidelberg, die später durch warm empfundene Worte dankten, die wiederum zeigten, wie unzerreißbar fest das Band ist, das im ganzen Deutschen Reich alle Buchhändler vereint, die unserem Berufe in Tatkraft und vornehmer Gesinnung an- gehöreu. Als dritter Redner (der Reihenfolge nach) nahm der Verfasser dieses Berichts das Wort. Sein Hoch galt dem deut schen Buchhandel, dessen Zukunft er in einer von edlem Idealis mus getragenen Arbeitsfähigkeit und -freudigkeit unserer Jugend erblickte. Der Redner stellte der Versammlung einen jungen Ge hilfen vor, dem auf dem Fußmarsch von Frankfurt a. M. nach Tübingen drei überirdisch schöne Frauen entgegentraten und sich ihm offenbarten als Schutzgöttinnen der Wissenschaft, der Poesie und der Kunst. Als die Göttin der Kunst ihre Ansprache schloß, ertönte hinter dem Redner ein alle Herzen bestrickender und tiefbewegender Gesang. Man hörte das himmlische Lied des unsterblichen Meisters Franz Schubert: »Du holde Kunst, in wie viel grauen Stunden hast du mein Herz zu warmer Lieb' ent zünden«. Als der Sänger sein Lied mit den Worten schloß: »Du holde Kunst, ich danke dir dafür«, da zog es wie ein Hauch von stummem Dank durch den großen Saal — er galt dem Sänger, unserem lieben Kollegen August W e st p h a l e n - Flensburg, der uns so oft schon durch seine Kunst erfreut hat. Es sprach dann Herr Alfred Iaussen auf die vielen Spender und Stifter, deren Gaben die Tische kaum zu tragen vermochten. Eine so fortige Würdigung war natürlich nicht möglich, aber die Teil nehmer werden daheim Wohl schon den Wert dieser Gaben mit herzlichem Dank empfunden haben. Es sind da zu nennen: Der Alster Verlag mit dem Buch »Tönnies Evers« von Juug- maun; Richard Friederichsen mit dem hochinteressanten illustrierten Werk »Hamburg«; Otto Meißner mit dem klei nen Prachtwerke »Die Wandgemälde im Hamburger Rathause von Hugo Vogel; Georg Westermann mit Looses Buch über Adolf Bartels und »Eckfoerbi« von Theo Hinrichs. Weitere Gaben waren gespendet von derHanseatischenVerlags- Anstalt — Friesen-Verlag — Verlag der Brücke und Q u i ck b o r n - V e r l a g. Als Hauptgabe prangte ferner auf jedem Platz die von Otto Meißner herausgegebene Festschrift, über die später noch ein Wort gesagt werden soll. Für alle diese Herrlichkeiten hatte die Hanseatische V e r l a g s a n st a l t in Weiser Fürsorge einen Briefumschlag von 40X27 gestiftet. Allen gütigen Gebern sei auch an dieser Stelle der aufrichtigste Dank ausgesprochen. Sodann sprach Herr Wilhelm Hermann- Bremen als Oberfechtmeister für unsere Unterstützuugskasse, und Herr Oscar Hollesen- Flensburg (unser allbeliebter und liebenswürdiger Rosen-Oscar) huldigte in blumenreicher Weise den Damen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder