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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. l»4, 5. Mai >817. bewahrt, Intuition, die aus den Zeitereignissen Symbole schasst, zeichnerische Schärfe, die den Lintenschwung der unge- yeuren Materie, die sonst verloren ginge oder doch nur im leblosen photographischen Bilde dauernden Bestand erhielte, iventgstens im einzelnen anfzusangen und neu zu beleben sucht, Satire, die aus der politischen Tragikomödie der Entente, dem Affentheater von Verlogenheit, Haß, Gewinngier und Volks verdummung ihre bitteren Anregungen schöpft, ehrliche Kritik, die auch die Verhältnisse in der tzeimai, die neue Gesellschafts ordnung, die sich aus der Ansammlung ungeheurer Kapitale in den Händen einzelner und dem Ernpordrang des Lohn für seine Opfer heischenden Proletariats ergibt, zu beurteilen sucht ... All dies finden wir am klarsten in der zeitgenössi schen Graphik wieder. Sie allein schafft die ungeheuren Kulissen des Gesamtschauspiels und die intimen der einzelnen Episoden und gelegentlichen Idyllen, sie allein schasst die großen und kleinen, die unscheinbaren und doch herrlichen, die prunkvollen und doch oft jämmerlichen Marionetten dieses Wellentrauer spiels nach. Und da sie richtet und ihrer Zeit in freier Gestal tung Spiegelungen schafft, rich'et sie sich selber. Denn an der Größe auch ihrer Auffassung und der Ansdrucksgestallnng ihres inneren Lebens wird man einmal ermessen können, wie weit diese Zeit ihr Schicksal nicht nur stumm zu tragen, sondern auch zu empfinden, zu vergedanklichen, zu vertiefen und zu ihrem inneren geistigen Gewinn umzuprägen, — künstlerisch zu be wältigen verstand. Nicht alles, was die Deutsche Bücherei in ihrer kleinen Aus stellung bietet, d. h. also auch bei weitem nicht alles, was auf dem Gebiete der Graphik mit direktem Bezug auf den Krieg in diesen Jahren geleistet wurde, vermag diesen Gesichtspunkten standzuhalten; vor allem die Werbeplakate nicht, die neben den Gedenkblättern die Sammlung einleiten. Sie sind Mittel zum Zweck im oben angedeuteten Sinne, brave kunstgewerbliche Lei stungen, durch die zum Teil recht drastisch an das Gebot der Stunde: »Sammelt Metall fürs Vaterland«, »Helft unfern Kriegsgefangenen in Feindesland«, »Die Wahrheit ins Aus land!«, »Geben Sie ein Scherflein für Ostpreußen«, »Zeichnet . . . . Kriegsanleihe« usw., erinnert wird. Unter ihnen fallen besonders die Kriegsanleiheplakate der österreichischen Länder bank-Wien und der Bank für Tirol und Vorarlberg-Innsbruck auf. Der prachtvolle rote Adler aus letzterem mag wohl man chem Bauer, der von seiner Alm niedersteigt in die Stadt, das nationale Kampflied der Tiroler ins Gewissen schreien: »Adler, Tiroler Adler, warum bist du so rot?« . . . Kriegsanleihe- Plakate gab es früher in Deutschland überhaupt nicht, wenig stens keine mit dekorativem Schmuck. Und darin waren ihm neben den Österreichern vor allem auch die — Franzosen vor aus. Erst anläßlich der 6. Kriegsanleihe wurde ein Plakat Fritz Erlers viel verbreitet, das wohl so bekannt ist, daß cs hier nicht Aufnahme zu finden brauchte. Auch sonst ist die Anzahl der künstlerischen Werbeplakate für irgendeinen gemeinnützigen Zweck recht gering, und dies bleibt in Anbetracht unserer hoch entwickelten dekorativen Kunst recht bedauerlich. Sicherlich hätte mancher Fürsorgcunternehmung eine viel größere Summe zugeführt werden können, wenn die Suggestion der Massen durch bildmäßige Wirkungen versucht worden wäre. Denn an der -leihe toter schwarzer Buchstaben, als die sich letzten Endes doch anch der schönste Text dem Auge gibt, läuft der einzelne vor bei, — am farbigen Bilde haftet sein Blick. Es bleibt nur zu hoffen, daß da die Zukunft Änderung schasst. Unendlich reichhaltiger und Wohl auch künstlerisch wert voller ist die Graphik derKriegs-unöSchützengraben- zettungen, — und dies sicherlich schon deshalb, weil sie zum großen Teil aus eigenem Antrieb und nicht »auf Bestel lung« entstanden ist. Man kann, wenn man, wie dies hier ge schah, die Unterschiede der Technik minder in Betracht zieht, zwei Hauptgruppen unterscheiden: die seriösen und die humori stischen Darstellungen. So ziemlich alle Feldzeitungen, die überhaupt neben dem literarischen Teil Bilder und Zeichnun gen bringen, pflegen beide, so vor allem die »Kriegszei - tung der 4. Armee« in ihren losen Blättern und oft recht kraft- und eindrucksvollen Titelbildern, ebenso die »Zei- S26 tung der >0. Arme e« und die inhaltlich gleiche »Armee- zeitung Scholtz« mit der Bilderbeilage »Schein werfe r«. Reich illustriert sind auch die »Sommewach t«, der »Bayrische L a n d w e h r m a n n« und verschiedene an dere, die bei Jeß in Kolmar gedruckt werden, so die »Pa- trulle«, die »Sappe«, der »Drahtverha u«, die »S ch ü- tzengrabenzeitung« und die »Vogesenwach t«. Diese Blätter haben gewissermaßen ihre Hauszeichner, die fast in jeder Nummer wiederkehren; der Sappe zumal, die übrigens neuer dings bei G. Lehmann L Sohn Heinrich, Kronstadt, gedruckt wird, gibt Karl M. Lechner sein Gepräge, - ein Künstler, der in der Gestaltung Wohl ein wenig sentimental erscheint, aber, reich an Einfällen und schwungvoll in der Linien führung, der nüchternsten Örtlichkeit ein wenig Stimmung an zudichten weiß. Das ganze abwechslungsreiche Panorama der Etappe und was der Krieg an Kleinleben bietet, spiegelt sich in diesen Zeich nungen Wider, Bilder von Rast, Lager und Werkstatt, Schlltzen- grabenidyllen, Ausmarsch, Straßenszenen, ein verödetes Gehöft, ein verlassener Herrensitz, einsames Kriegergrab im Walde, — dergleichen bildet die Grundmolibe, und man muß die fast be hagliche Ruhe, die liebevolle Gründlichkeit bewundern, mit der ihren linearen Besonderheiten und der Silhouette ihrer realen Erscheinung von diesen feldgrauen Zeichnern nachgegangen wird. Um so toller herrscht andererseits auch der Humor, und er ist vielleicht auch der lieber gesehene, bevorzugtere Gast in diesem Reich gedämpfter Ruhe, in die jeden Augenblick der Schrecken der Schlacht donnern kann. Dieser Humor, das ist das Versöhnliche an ihm, geht nicht zu sehr außer Hause und witzelt über die andern, er bläht sich auch nicht ständig zur poli tischen Karikatur auf, sondern hält daheim Umschau und findet da genug der ulkigsten Motive. So mancher Feldgraue mag sich mit seinem schweren Leben da draußen an der Front versöhnt fühlen, wenn er es so derbwttzig in allen nur erdenklichen Ein zelheiten in diesen Blättern karikiert und mit dem lachenden Glanz des Komischen umkleidet findet. Zumal in den bei Jeß in Kolmar gedruckten Zeitungen finden sich ganz prachtvolle Stücke. Auch die Feldpostkarten Grein er Wiggerls sind recht lustig, desgleichen die schon mehr zur politischen Karikatur abschweifenden Zeichnungen in der Fastnachtsbeilage zur »Zeitung der 10. Armee« und in den »Losen Blättern der Kriegszeitung der 4. Armee«. Am bedeutendsten aber erscheinen die Zeichnungen des Simplizissi- muszeichners Karl Arnold in der »Liller Kriegs zeitung«, die übrigens auch in Buchform gesammelt er hältlich sind. Ein Bild wie »Beim Kricgsphotographen«, mit dem Text: »Soo, so bleibste, Gamrad, jetzt haste die echte Gämpferstellung«, vergißt man nicht leicht. Und wer mutz nicht herzhaft lachen, wenn er Jungfer Albton aus einsamer Fels klippe sitzen sieht, ihr gegenüber aus einem U-Boot-umschwirrten Eiland einen feisten Aankee, — und darunter die Verse des Lieds von den Königskindern, die nicht zusammenkommen konnten, liest! Gegenüber dieser Reichhaltigkeit bleiben die österreichischen Feldzcitnngen stark zurück, sie sind zumeist nur Nachrichtenblät- ter, arbeiten viel mit Klischees und photographischen Aufnah men, aber Zeichnungen bleiben vereinzelt. So sind denn auch nur einige Bilderbogen der Karnisch-julischen Kriegszcitung ausgestellt. An sie wurden dann gleich einige graphische Ar beiten österreichischer Künstler, die auch in österreichischem Ver- lag erschienen sind, angeschlossen. So die Zeichnungen und Ra dierungen des leider im Reich viel zu wenig gewürdigten Pra ger Akademieprofessors August Brömse aus der Deutsch- österreichischen Monatsschrift »Deutsche Arbeit«, die Skiz zen Karl Pippichs aus Galizien und den Kar pathen, die zugunsten des Kriegshilfsbureaus im k. k. Ministerium des Jnnern-Wten erschienen sind, und Ludwig Kochs »Skizzen vom Jsonzo« und aus dem »Kriegs- hosqnarticr« (L. W. Seidel L S., Wien). Mit diesen Zeichnungen kommen wir bereits zu einer wel- I teren Gruppe von Kriegsgraphik, die nicht eine rein soldatische
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