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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^5 167, 22. Juli 1915. Wertgrößen unserer Kunstgeschichte. Und wo könnte man das Deutsch- ^ tum reiner künstlerisch gestaltet finden, als in jenen Jahrhunderten, > die auf die Reformation hindrängten? Der Plan, in weitausgrei fendem Sinne von einer klugen Organisation gestaltet, könnte wahr haft blutauffrischend für jene nationale Bewegung wirken, die wir seit dem Kriege mit neuer Kraft hervordrängen sehen. Natürlich gibt es unendliche Schwierigkeiten zu überwinden, ehe ein solches Un ternehmen das zu leisten verspricht, was es leisten muß, wenn es über haupt Sinn haben soll. Sprechsaal. (Ohne Verantwortung der Redaktion: jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts^ Gemäldetaufen — Der Kunstmarkt nach dem Frieden. Zwei Randbemerkungen zu der Besprechung von Koch: Kunstwerke und Bücher am Markte sim Bbl. Nr. 157, S. 989). Die unverkennbar gut gemeinte Plauderei des Herrn Brann über meine Arbeit »Kunstwerke und Bücher am Markte« enthält mancherlei, das nochmals überdacht zu werden verdient. Nur auf zwei der ge äußerten Ansichten will ich hier in aller Kürze zurückkommen. Ein Werk, das von Kennern einem bekannten Kiinstler zugeschrie ben wurde, muß derartige künstlerische Qualitäten gehabt haben, daß der dafür gezahlte Preis sicherlich keine Schädigung des Käufers bedeutete — meint Brann und bekundet damit eine Ansicht, die sicher von allen Kennern der Verhältnisse am Markte und der Seelenzu- siände der Sammler und Händler glatt abgelehnt werden wird. Was Brann unter »Kennern« verstanden wissen will, müßte er erst näher darlcgen. Die von mir behandelten Herren möchte ich nicht als Kenner bezeichnen. Doch ist das wie der ganze von mir erzählte Fall Nebensache. Halten wir fest: Die vielen Hunderte von Bil dern, die in den letzten Jahrhunderten und in unserer Zeit als Rembrandt, Rubens, Murillo, Tiepolo, Rigaud, Dürer usw. usw. über den Markt gegangen sind (z. Tl. durch Abbildungen in Auktionskata logen der Kontrolle heute noch zugänglich), sprechen entschieden gegen die von Brann vorgetragene Meinung. Im übrigen habe ich in meinem Buche näher über die Wahnideen der Besitzer von Kunst werken und auch über das Bildertaufen gesprochen. Wer diesen Sammlern und Täufern die Kennerschaft bestreiten würde, hätte wohl manchen harten Strauß zu bestehen. — Beurteilung der Zuschrei bung an einen bestimmten Meister wird immer sachverständige Vermutung zur Grundlage haben. Papierne Zeugnisse, denen Brann besonderen Wert beizulegen scheint, sind nur geeignet, Verdacht zu erwecken, das Gemälde desto gründlicher zu prüfen. — Die Frage des Schweigens und Ernstbleibens in Gegenwart sich zwischen anderen vollziehender Kaufverhandlungen ist übrigens nicht von mir aufge worfen worden, sondern von Groß, und was Brann dabei vielleicht barock erscheint, kommt auf die Rechnung dieses Nechtslehrers. Den Einfluß des Krieges auf den höheren Kunstmarkt, d. h. auf den Handel mit wirklich erlesenen Seltenheiten und Kostbar keiten überschätzt Brann. Meine Ansicht, daß eine wertvolle Sel tenheit, gleichviel ob ein echter Velazquez, eine Rembrandtsche Ra dierung hervorragender Qualität, ein alter schöner Gobelin, nur immer teurer wird, von einem anhaltenden Preisrückgang nicht getroffen werden kann, hat bereits die volle Zustimmung eines meiner ersten sachverständigen Kritiker gefunden. Vgl. (Priv.-Doz. vr.) A(ugust) L. M(ayer) im Cicerone VII, S. 195. Mayer ist be kannt als gediegener Kenner des intereuropäischen wie auch des amerikanischen Kunstmarktes. Wie sich die Preise der ersten Qualität behaupten, so halten sich — natürlich in entsprechendem Abstand — die Preise der minderen Qualitäten. Der Krieg hat, trotz der uner wartet laugen Dauer, noch nirgends eine Steigerung des Ange bots hervorgcrufen. Für Deutschland und Österreich-Ungarn sicher eine Zeichen großer wirtschaftlicher Stärke. Nach dem Kriege wird das Angebot etwas steigen, aber auch nur etwas; freigewordener Be sitz, Nachlässe, bisher zuriickgehaltcu, werden dann auf den Markt kommen. »Notverkauf« wird auch dann hoffentlich bis auf die üb lichen verschwindend wenigen Fälle nicht Vorkommen. Andererseits hat der Verlauf des Krieges ungemein viel Kunstbesih zerstört oder verschleppt, die Seltenheit der Ware gesteigert. Die Kauflust aber, die lauge ausgesetzt hat, wird sich bald von neuem betätigen. Die von Braun ungezogenen Stadtverwaltungen mit ihren fast durchweg ge ringen Mitteln können die hier gezeichnete Entwicklung nicht beein flussen. Für wirklich wichtige Ankäufe werden sic und die iibrigen deutschen Sammlungen aber auch bald nach dem Frieden Geld haben, sei es durch außerordentliche Zuwendungen (wie sie bei den Lanna- Vcrsteigerungen ermöglicht worden sind), sei es durch den Gemein- ! sinn begüterter Bürger, den erfolgreich anzuregen Bode in vorbild- > licher Weise gezeigt hat. (Und Bode hat hierin Schule gemacht, auch bei den »Antiboden«.) Also kann man schließen: Die Aussichten für den Kuusthaudel (d. h. den Handel mit Antiquitäten, alten Ge mälden und Kunstblättern) sind nicht schlecht. Schwierig ist nur die Beischaffung der Ware, und das ist die Frage, die das Fort bestehen großer Antiquitätenhandlungen als eigene Unternehmun gen (Spezialgeschäfte) auf die Dauer unmöglich machen wird. Nicht Mangel an Nachfrage, sondern Mangel an genügenden! Angebot dürfte das höhere (auf hervorragend wertvolle, alte, echte Ware angewie sene) Antiquitätengeschäft verkümmern, eingehen lassen. Der wissen schaftliche Altbuchhandel dürfte der Erbe sein. München. Guenther Koch. Erwiderung. Da die Redaktion des Börsenblattes für den Deutschen Buchhandel mir freundlichst die Zuschrift des Herrn G. K. vor Abdruck zur Kennt nis gab, ist es mir möglich, sogleich einige Anmerkungen zu machen; freilich überstürzen sich die Ideen des Herrn Koch so, daß ich mich, um die Diskussion nicht ins Uferlose zu führen, nur mit einigen Fragen beschäftigen kann. »Ein Werk, das von Kennern einem bekannten Künstler zugeschrieben wurde, usw.«, das habe ich nicht gesagt, und darum fallen die Schlußfolgerungen, die Herr Koch daraus zieht, nicht mir zur Last. Ich sagte: »ein Werk, das von Kennern dem Joseph Anton Koch zugeschrieben wurde«, das ist natürlich nicht dasselbe. Es handelt sich bei diesem vortrefflichen Künstler doch um einen Namen ohne hochgesteigerten Affektionswert, dessen Werke, auch wo die Echt heitsfrage nicht mitspielt, zu mäßigen Preisen erhältlich sind. Für Dürer, Rembrandt, Rubens u. a. ist die Echtheitsfrage von ganz an derer Bedeutung. Zwei Beispiele aus eigener Praxis sprechen viel leicht deutlicher als lange Erörterungen. Vor einer Reihe von Jahren wurden mir zwei Federzeichnungen von Joseph Anton Koch durch den süddeutschen Kunsthandel angeboten, Zeichnungen zu Dante, die Grä berstadt Dis und Dantes Traum: erstere kostete 50, letztere 80 .//, und ich erwarb sie für das Schlesische Museum, in dessen graphischer Samm lung sie sich befinden. Es waren wahrscheinlich Vorstudien zu den Sepiazeichnuugeu, die sich in der Dantesammlung des Königs Johann in Dresden und an anderen Orten befinden; sie waren nicht signiert, und da sie für eine öffentliche Sammlung bestimmt waren, fragte ich erst einen gelehrten Kenner Kochs um Rat. Der antwortete mir etwa folgendes: »Wer sollte diese Zeichnungen sonst gefertigt haben? Die Wahrscheinlichkeit spricht für Koch. Auch wenn sie nicht von ihm sind, ist der Preis dem künstlerischen Wert der Blätter angemessen. Ein Be weis für die Echtheit läßt sich in diesem Falle, in welchem die Herkunft unbekannt ist, nicht erbringen«. Der zweite Fall lag so: Im Kunst- Handel einer Provinzialstadt, die nicht als hervorragende Kunststätte gilt, tauchten zwei Zeichnungen von Giovanni Segautiui auf, beide von dem Meister signiert, der jedoch seit einigen Jahren nicht mehr am Leben war. Der Kunsthändler bot sie einem mir persönlich be kannten, sehr vermögenden Kunstfreunde an, jedoch ohne sein Obligo. Die eine war eine gut ausgeführte farbige Zeichnung zu den »maclri onttive« und sollte 4000 kosten. Der Kunstfreund war von der Schönheit des Blattes ganz entzückt und sagte mir, daß er sie kaufen wolle; hierbei fragte er, ob ich sie für echt halte, ohne sich jedoch, da er lediglich nach seinem Geschmacke zu kaufen pflegte, durch mein Urteil bestimmen zu lassen. Ich äußerte nur mein Befremden, daß solche Stücke gerade hierher zum Verkauf kämen und nicht auf einem der Hauptkunstmärktc angeboten würden, worauf er sagte: Wenn das ein anderer als Segantini geschaffen hat, so war es ein ganz großer Künst ler, und das Blatt ist auch seine 4000 ./i wert. So wurde der Kauf perfekt. Kurz darauf wurde bekannt, daß der Sohn Segantinis eine Anzahl Zeichnungen mit der Künstlerunterschrift seines Vaters versehen und in den Handel gebracht habe. War der Kunstfreund geschädigt? Nach seiner eigenen Ansicht nicht, und doch muß dieser Fall ganz anders beurteilt werden als der erste, denn für die Preisforderung spielte die scheinbar verbürgte Autorschaft Segantinis eine wesent liche Nolle. Was den Einfluß des Krieges auf die Preisbildung von Selten heiten betrifft, so habe ich bei meiner Besprechung schon gesagt, daß man hierbei lediglicki auf Vermutungen angewiesen ist. Darum kann es auch nichts an meiner Ansicht ändern, daß der sehr geschätzte Ver fasser vieler Werke über die spanische Kunst I)r. A. L. Mauer in Mün chen seine volle Zustimmung zur Ansicht des Herrn Guenthcr Koch erklärt hat, ich bleibe vielmehr fest davon überzeugt, daß die vor dem Kriege erzielten Niescnpreise nur nach einer 40jährigen Friedensperiode mög lich waren. Das wird aus vielen Gründen, die ich hier nicht unter suchen kann, nach dem Kriege anders werden. Warten wir es ab! Julius Braun. Derantmortl. Red. t. V.: R t ch a r d A l b e r t i. — Vertan: Der B v r s e n v e r e t n der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. - Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBuchhändlcrhaus). 1040
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