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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1915
- Strukturtyp
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- 1915-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1915
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- Deutsch
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.jp 167, 22. Juli 1915. Redaktioneller Teil. duelle Freundschastsverbindungen entstehen. Nichts dürfe aber übereilt oder künstlich hervorgezwungen werden. Die Gefühle seien zu stark, um sofort beruhigt werden zu können. Professor H. Conwentz bezweifelt, ob die Wiederaufnahme der abgebrochenen Verbindungen zwischen den Gelehrten sämt lichen geistigen Arbeitern aller europäischen Länder am Herzen liege, und weist besonders auf die Maßnahmen der Pariser Aka demie gegen die deutschen Mitglieder hin. Unter diesen Umständen werde es den deutschen Gelehrten sehr schwierig werden, positive Vorschläge zu machen. Doch komme die Wissenschaft auf die Dauer einer internationalen Zusammenarbeit nicht entbehren. Die Zeit werde zeigen, inwieweit es den Gelehrten der neutralen Staaten möglich sei, die Erneuerung der Verbindungen zu fördern. Be sonders .erwünscht sei eine stärkere gemeinschaftliche Kulturarbeit unter den Ostseeländern. Exzellenz Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff drückt sich sehr bestimmt und treffend aus. Die Zeitung sagt: »Was er schreibt, ist nicht nur die offizielle Meinung der Berliner Akademie der Wissenschaften, sondern das Votum des deutschen Humanismus«. Die tonangebenden Akademien und Gesellschaf ten Deutschlands hätten sich bisher vor jedem Schritt, der die Wiederherstellung der internationalen wissenschaftlichen Arbeits gemeinschaft hindern könnte, sorgsam gehütet, und würden auch künftig, soweit es auf sie ankäme, so Verfahren. Das Auftreten einzelner Gelehrten in verschiedenen Staaten dürfe auf die Wie derherstellung der korrekten Beziehungen zwischen den Korpora tionen nach dem Friedensschluß nicht hemmend einwirken. Die ehrlich neutralen Staaten würden imstande sein, eine wirksame Vermittlerrolle zu übernehmen. In Deutschland könnten sie auf Entgegenkommen und aufrichtigen Dank rechnen. Die Ehre ihres Volkes würden die deutschen Gelehrten jedoch unter keinen Um ständen opfern, auch nicht um des Friedens oder der Wissenschaft willen. Professor GeorgSimmel steht sich nicht imstande, jetzt die Frage mit dem Ansprüche auf auch nur das geringste Maß von wissenschaftlicher Objektivität und Wahrscheinlichkeit zu beant worten. Er will nur seine gänzlich persönliche Meinung aus- driicken, und die ist sehr pessimistisch. Seine Antwort wurde in deutscher Sprache wiedergegeben: » Gerade so dunkel wie die politische und die wirt schaftliche Zukunft Europas ist die geistig-kulturelle. Dies scheint freilich Paradox, weil jedes europäische Land einen alten, seine geistige Weiterentwicklung bedingenden Besitz an wissenschaftlicher und religiöser, künstlerischer und philosophischer Kultur hat, der mit dem Besitz des andern in einer Weise Verwandt und Verbunden ist, zu der die politischen und wirtschaftlichen Interessen kaum eine Analogie zeigen. Allein dies wird dadurch ausgeglichen, daß die geistigen Beziehungen von Land zu Land viel mehr als diese anderen von den Stimmungen und Neigungen einzelner Persönlichkeiten abhängig sind. Und diesen scheint im allge meinen eine Wiederaufnahme solcher Beziehungen so völlig fern- zulicgeu, daß es ganz nutzlos ist, jetzt über deren Chancen Be trachtungen anzustellen. Wir müssen abwarten, ob der Friedens schluss hier etwa einen unerwarteten Umschwung bringt. Wenn ich meine ganz persönliche Meinung aussprechen darf, so ist sie freilich ziemlich pessimistisch. Das geistige Gebilde Europa, an dem wir Älteren gebend und nehmend teil zu haben glaubten, ist so zerrissen, datz mir seinWiederzusammenwachsen in ganz wei ter Ferne zu liegen scheint. Nicht nur die akute Erbitterung hat es gesprengt, sondern bei dieser Gelegenheit zeigt sich eine Fremd heit und Spaltung der tiefsten Wesensrichtungen und letzten Über zeugungen, die von dem Gemeinsamen und den friedlichen, hin- und hergehenden Beziehungen nur oberflächlich überdeckt waren. Mit Grauen sehen wir in diese Abgründe zwischen den Gesinnun gen der Gelehrten und Künstler der verschiedenen Nationen hin ein, die stets bestanden haben müssen und die die jetzige Erschütte rung erst sichtbar gemacht hat. In dieser Lage scheint es mir nur zwei praktische Direktiven zu geben. Zunächst, daß man diese Zerrissenheit nicht unnütz steigere, nicht über die notwendige Selbstbehauptung hinaus, und daß man den rein sachlichen Wert der Leistungen der Gegner unangerührt läßt. Zweitens aber — und das ist das wichtigere —, daß man innerhalb der nationalen Begrenzung, in der voraussichtlich das geistige Leben der nächsten Jahre verlaufen wird, die Leistungen aus das höchste zu steigern sucht. Je vortrefflichere Werke eine Nation auf jeglichem Kultur gebiet hervorbrtngt, desto mehr werden die anderen Nattonen ver anlaßt, ja genötigt sein, sich darum zu kümmern und es sich zu eigen zu machen. Wenn die Leistungen der Kulturvölker sich aus ihrem nationalen Boden heraus in eine neue Höhe heben, so werden sie in dieser ganz von selbst einander berühren, zusammenwachsen, einander unentbehrlich werden. Diese rein sachliche Steigerung des nationalen Schaffens scheint mir am meisten, vielleicht allein die Hoffnung zu begründen, daß in abseh barer Zeit ein irgendwie zusammengehöriges, geistig-kulturelles Europa entstehe « Der berühmte Botaniker Prof. Julius von Wiesner, Wien, stellt fest, daß in dem Verhalten der deutschen und öster reichischen Gelehrten gegenüber den ausländischen Kollegen keine Veränderung eingetreten sei. Es sei ja auch sinnlos, sich nach Richtungen, die mit der Wissenschaft nichts zu tun haben, grup pieren zu wollen. Er hoffe bestimmt, die gestörte Einigkeit zwi schen den Gelehrten der Kulturwelt werde nach dem Kriege wieder zustande kommen. Denn die einträchtige Zusammenarbeit der Männer der wahren Wissenschaft müsse »trotz allem und allem« endlich die Kulturgemeinschaft zwischen denjenigen Reichen und Ländern, die sich ehrlich bemühen, die wahren Träger der mensch lichen Kultur zu sein, fördern. Im allgemeinen scheint mir der Optimismus vorherrschend zu sein. Man scheint mehr oder weniger seine Hoffnung auf die Neutralen als Vermittler zu setzen, wie ja auch die meisten aus die großen Aufgaben der schwedischen Nobelstiftung besonders hingewiesen haben. Wenn man auch vielleicht darin zum Teil einen Akt der Höflichkeit gegen Schweden erblicken wird, so ent behrt der Hinweis doch nicht einer reellen Grundlage. Nur der Franzose Professor Sabatier unterstellt in verbindlichen Worten, daß man künftig eine gewisse Parteinahme der schwedischen Ge lehrten für die Deutschen befürchten müsse — eine Vermutung, die jeder Grundlage entbehrt. Kleine Mitteilungen. Verbot oon Zusendung politischer Schriften usw. ins Feld. — Das König!. Preuh. steilvertr. Generalkommando des IL. Armeekorps in Altona hat unterm 12. Juli ISIS folgendes Verbot erlassen: Anher Zeitungen dürfen Drucksachen oder Schriften, in denen für solche poli tische Ausgaben und Ziele Stimmung zu machen versucht wird, die mit dem von allen Parteien gewollten Zusammenhalten während des Krieges lm Widerspruch stehen, den Soldaten ln das Feld weder mit gegeben noch zugesandt werden. Zuwiderhandlungen werden, wenn die bestehenden Gesetze keine härtere Strase bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Die Zivilbehörde» werden ersucht, vor stehendes Verbot öffentlich bekannt zu machen. (Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin Nr. 108.) Neue Einzahlungskursc. — Vom 22. Juli ISIS ab beträgt das Umrechnungsverhältnis für Postanweisungen a) nach Däne mark, Norwegen und Schweden Ivv Kronen — 128 »K und i>> nach Lsterrreich-Ungarn mit Liechtenstein und Bosnien- Herzegowina 100 Kronen ^ 75 .77 3V »s. Eine grohc Ausstellung alter deutscher Kunst nach dem Kriege. — Ju den Kreisen der deutschen Kunstwelt wird seit einiger Zeit, wie den »Lelpz. Neuesten Nachr.r mitgeteilt wird, ein grotzer Aus stellungsplan lebhaft besprochen, der, wie nur je einer, nach dem Kriege Verwirklichung verdient: der einer umsassenden Schau alter deutscher Kunst vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Wir haben eine alt englische Ausstellung gehabt, solche altfranzösischer, altspanischer Kunst, und sie waren Ereignisse im Kunstleben der letzten zehn Jahre. Aber wenn man einmal den Deutschen zeigen würde, was ihre eigene Kunst ln der Zeit ihrer vielleicht höchsten Blüte geschossen hat, damals, als Spätgotik und Renaissance ln schnellem Wechsel sich durchrangen und ablösten, so könnte das eine Tat nicht nur in ar tistischem Sinne sein. Hier einmal paßt das Wort, dah eine Kultur ausgabe zu lösen ist. Wohl weih jeder Deutsche irgend etwas von Dürer oder Holbein, neuerdings wohl auch von Griinewald. Aber die alte deutsche Blldschnitzerei z. B. ist eine von den unbekannteste» 1038
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