Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1940
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1940-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1940
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19400127
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-194001276
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19400127
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1940
- Monat1940-01
- Tag1940-01-27
- Monat1940-01
- Jahr1940
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lektüre durchaus bestimmen Hilst, nämlich der Umfang. Der Soldat besitzt meist nicht Nutze und Zeit, sich umfangreicher Lektüre hinzugeben, sodaß kleinen Bänden der Vorzug gegeben wird. Neben dem Buch als Lesestoff bilden Zeitung und Zeit schrift die weitverbreitetste Lektüre. Interessiert in erster Linie dabei das politische Tagesgeschehen, so ist doch zu beobachten, daß der übrige dargebotene Stoff auf jeden Fall »mitgenommen« wird, gleichsam nebenbei; aber dieses »nebenbei- ist gar nicht so bedeutungslos, wie es den Anscheiw hat. Die häufige Lektüre läßt es allmählich zur Selbstverständlichkeit werden, daß eben der nicht politische Teil in gleichem Maße interessiert. Einfluß und Wirksamkeit von Zeitung und Zeitschrift in geistiger und kultureller Hinsicht offenbart sich sehr deutlich. Wir betonten bereits, daß allgemeinverbindliche Ausfüh rungen zu diesem Thema nicht möglich sind, vom'Standort des Verfassers aus gesehen. Eben von diesem Standpunkte aus wäre aber noch die Frage zu streifen, ob und in welchem Maße der im Felde stehende Buchhändler der ihm gesetzten Auf gabe dienen kann. Nun, wir deuteten oben schon an, daß es — trotz mancher Hindernisse, die sich dem entgegenstcllcn — durchaus möglich scheint, mit dem nötigen Takt und unmerk lich Einfluß auf seine Umgebung auszuüben, die Wahl der Lektüre in vielen Fällen zu bestimmen. Es ist eine recht schwie rige und im Kleinen verhaftete Arbeit; sie zeitigt auch keine sosort sichtbaren und großartigen Erfolge; sie verschafft aber jedem von uns Kraft und Sicherheit, sich überall zu bewähren, wo und wie es notwendig ist. H an s Io ach im Kuh m. Der Bücherfreund unter den Soldaten hat seine geliebte Beschäftigung an dem Tag, da er bei der Truppe eingetrossen ist, zunächst völlig aufgeben müssen. Vielleicht ist ihm in Polen neben den üblichen broschierten Büchern durch Zufall einmal ein schön gebundenes Buch in einem verlassenen Haus vor Augen gekommen. Dann hat er unwillkürlich seine Finger und Hände betrachtet, denn er ist gewöhnt gewesen, Bücher mit sau beren Händen zu hantieren. Aber was nützt auch das Blättern in einem Buch, von dem man nicht einmal den Titel lesen oder verstehen kann? Die Zeit kommt auch wieder, da man gemütlich zu Hause sitzen und schöne Bücher lesen kann. Mit diesem Ge danken hat der Soldat das Gewehr auf der Schulter zurecht gerückt und ist seiner Wege gegangen. Abgesehen von den Feld postbriefen erschien das erste Lesbare dann wieder in der Ge stalt von Frontzeitungen und da mag mancher Bücherfreund die »Kurzgeschichten- gelesen haben, der sie früher nicht zu lesen pflegte. Es kamen Zeitungen und Zeitschriften aus der Heimat, und die kurzen Geschichten, kleinen Erzählungen und Anekdoten auf ihren Seiten waren gleichsam eine Dosierung für den Bücherfreund, dem eine Zeitlang jegliche geistige Nahrung ent zogen war. Aber ob Bücherfreund oder nicht — Bücherfreund, alle Kameraden griffen danach. In den Ouatieren und auf den Wachtstuben suchten sie oftmals nach einem Blatt Zeitung, das sie nicht schon gelesen hatten. Inzwischen sind in Polen die Quartiere für längere Zeit bezogen worden, die Dienst- und Lebensverhältnisse sind ge regelt. Die übrigen Truppen haben im Westen Deutschlands die dortigen Verbände verstärkt und haben nun auch Unterkunft bezogen. Zu Weihnachten sind vielen Feldpostpäckchen kleine und auch größere Bücher entnommen worden. Das Beispiel des einen wirkt auf den anderen. Ein Soldat empfiehlt dem anderen ein Buch oder ein Werk, darin er umfassende Aufklärung findet über einen Gesprächsstoff, den sie gemeinsam berührt haben. Was liest der Soldat? — Diese Frage stellt sich manche Soldatenfrau, manche Mutter und manche Braut. Wenn der besondere Wunsch oder der ausgeprägte Geschmack des Beschenk ten nicht bekannt ist, dann empfiehlt sich wohl im allgemeinen, zwei Gesichtspunkte bei der Wahl des Buches zu berücksichtigen. — Zwischen Wecken, Exerzieren oder Ablösen der Posten in vorderer Stellung, zwischen Essenholen, Gewehrreinigen, Waf fenappell und dergleichen mehr hat der Soldat nur militä rische Dinge vor Augen, und wenn ihm dann die Möglichkeit gegeben ist, ein Lesestündchen oder zwei am Abend zuzubringen, dann wird er in vielen Fällen nicht unbedingt ein Buch über das Soldatenleben, ein Kriegstagebuch oder ähnliches haben wollen. Dies trifft allerdings nicht zu für die Neuerscheinungen über den polnischen Feldzug; viele Soldaten kaufen gerade diese Bücher, da ihnen an einer zusammenfassenden Schilderung des Feldzuges liegt, an dem sie selbst teilgenommen haben. Ferner ist zu berücksichtigen, daß es dein Soldaten oftmals nicht möglich ist, mehrere Abende hintereinander in einem Buch wert größeren Umfangs zu lesen. Selbst wenn der Zivilberuf geistige Arbeit von ihm fordert, wird auch der Bücherfreund, jetzt als Soldat, nach dem Dienst Bücher vorziehen, die ihn im leicht erzählenden Ton in eine andere Zeit und in eine andere Umgebung versetzen. Ablenkung ist auch hier Erholung. Darum sind im Zweifelsfall auch kleine Novellen oder eine Sammlung kurzer Geschichten, »die man zwischendurch lesen kann-, der sicherste Treffer. Gut sind die Truppen daran, die zeitweise in rückwärtigen Gebieten in Bürgerguartieren liegen. Da hört man sagen: »Ich habe bereits alle lesbaren Bücher meiner Wirtsleute verschlun gen!- — »Ich auch!- werden einige Kameraden hinzufügen kön nen. In allen größeren Städten des Westens sieht man Solda ten vor den Schaufenstern der Buchhandlungen. Diese Soldaten befinden sich auf der Durchreise, aus Urlaub, oder auf irgend einem Kommando, das sie auf einen Tag oder auch nur auf Stunden in die große Stadt führt. Sie schauen teils mit ver träumten, teils mit verlangenden Augen in die verlockenden Auslagen. Eine völlig andere Frage bietet das Lesen von Büchern in den Lazaretten. Dort halten sich Soldaten auf, deren Verwun dung oder Leiden sie mitunter auf Wochen an das Bett bindet. Diejenigen, die am Lesen durch ihren Gesundheitszustand nicht behindert sind, werden das Buch selten entbehren können. Dar um war es auch eine erste Sorge der Heimat, Bücher für die Lazarette zu beschaffen. Lütjohann. Vorläufiges Ergebnis der Büchersammlung der Partei In Anwesenheit des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht Generaloberst Keitel sowie von Vertretern der Wehrmacht, der Partei und des Staates wurde am 25. Januar in Berlin im Künstlerhaus die auf Anregung des Neichsleiters Nosenberg durchgeführte Büchersammlung der NSDAP, für die deutsche Wehrmacht über geben. Nund 8,5MillionenBücher sind von 300 000 Politischen Leitern in den letzten Monaten für die Noscnberg-Bücherspcnde ge sammelt worden, wie jetzt die »NS.-Korrespondenz« in einem Auf satz feststellt. Eine Zahl, die weit über den Erwartungen liegt, die man an diese Sammlung geknüpft hatte. Und noch ist sie nicht ab geschlossen. Eine Nachsammlung in verschiedenen Gauen wird wahr scheinlich noch einmal eine erhebliche Bücherspende ergeben. Zehn tausend Parteigenossen, die sonst ihren Dienst als Bibliothekare, als Lehrer usw. tun, haben die Bücher gesichtet und dann je sechzig bis hundert zu Büchereien zusammengestellt. Bis zum 20. Januar waren 18 000 Büchereien an unsere Soldaten im Osten und am Westwall abgegangen, während noch 8000 unterwegs sind. Im ganzen sind genau 26 041 Büchereien aufgestellt worden. Der größte Teil dieser Büchereien besteht aus Unterhaltungslektüre, dann folgt politisches Schrifttum, Geschichtliches und auch schwerere Literatur. Man hat nach Osten die Auswahl mehr nach der wertvolleren Literatur hin getroffen, weil sich herausgestellt hat, daß sich dort wegen des ge regelteren Dienstes die Soldaten eher mit schwererer Lektüre be fassen können als in den Bunkern des Westwalls. Eine Bitte wieder holt sich in den bereits eingegangenen Dankschreiben immer wieder: der Wunsch nach Schrifttum aus dem Weltkrieg. Und zwar sind es immer diejenigen Truppenteile, die bisher noch zu keinem Einsatz gekommen sind, die einen derartigen Wunsch äußern. In besonders anerkennenswerter Weise hat sich, wie in dem Aufsatz der NS.-Korrespondenz hervorgehoben wird, auch der deutsche Buchhandel zur Buchspendc bercitgcfundcn. Allein aus seinen Kreisen »sind 127 000 Bücher gesammelt worden. Bücher, die alle ein hohes literarisches Niveau haben und vor allem dem Geschmack der Frontsoldaten entsprechen. Sehr viele lustige Bücher sind darunter, für die sich die Landser extra bedanken«. SL
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder