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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-09-24
- Erscheinungsdatum
- 24.09.1935
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- Deutsch
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4142 222, 24. September 1935. Börsenblatt s. ö. Dtschn Buchhandel. 4143 Textprobe: M- Mschmin Zermürbungs-Strategie Zur Unterstützung der Deutschen Front wurden einige Ent hüllungen bereitgehalten, die sich auf die wahren Geldgeber des intellektuellen Blattes „Westland" bezogen, auf die Zusammen arbeit gewisser Beamten der Regierungskommission mit der saar ländischen Linken und endlich auf den Nachweis französischen Geldes für die Neue Saarpost. Nach einem gut durchdachten Plane sollte eine Enthüllung der anderen folgen und der Fall Westland sollte gegen Ende des Jahres seine Wirkung zeigen. Es schien vor allem wichtig, den katholischen Status-quo-Teil durch die Veröffentlichungen seiner letzten Anziehungskraft zu be rauben, die Gründung einer separatistischen, katholischen Partei zu unterbinden, sodaß auf diese Art von einer katholischen Ge fahr nicht mehr gesprochen werden konnte. Das war der Plan, die Auswirkung war nicht zu berechnen; denn unklar und fast unheimlich war die große Unbekannte überall und nirgendwo und nicht faßbar. Das besorgte England schickte einige Scotland Aard-Detektive, denen trotz des Weltrufes, die sie in Büchern einschließlich Shag pfeife und Spurenlesen genießen, ein neckisches Mißgeschick er stand. Denn einem dieser scharfblickenden Herrn wurde, so wird erzählt, die Brieftasche kurz nach dem „Amtsantritt" entwendet. Allerdings siel wieder etwas Licht auf die Fähigkeit des Alles- sehenden, als es ihm gelang, den Täter zu finden. Trotzdem, man bedenke, eine Brieftasche in einem Rock, der in der Luft Scotland Aards gewandelt war und der wieder den Leib eines ganz echten Scotland Aard-Jüngers bedeckt hatte.... Was hätte Sherlock Holmes zu dieser Geschichte gesagt? Auch die Mitglieder der Abstimmungskommission waren guter Dinge. Denn der Völkerbund hatte an alles gedacht. In An betracht der Wildwestzustände an der Saar waren sie „gegen Aufruhr" mit Zoo ooo Franken (Schweizer Währung) versichert. Eine nette Summe, eine runde Summe — und es gibt „An gehörige" .... damit sind keineswegs die Angehörigen der Kom mission gemeint, aber es gibt trotzdem Angehörige, denen Zooooc» Franken schimmernde Sonne ist, die durch einen kleinen Aufruhr sicher nicht verdunkelt werden kann. Auch um Bürckel war die Regierungskommission besorgt. Sie hatte ihn zwar nicht versichern lassen, aber der Polizeigewaltige Heimburger befahl seiner Polizei, ihm unverzüglich und sofort zu melden, wann und wo der Bevollmächtigte die Grenze über schreite. Vielleicht wollte er ihn herzlichst vor dem „Terror" be schützen oder ihm ein sinniges Angebinde überreichen. warum auch Sie Vary / Weltgeschichte an der Saar so leicht und großzügig verkaufen können: 1» Vas Werk bringt aus brr linzigaEM Verbindung von persönlichem Erleben im Reichskommissariat und genauelKenntnis des vollständigen, also auch des unveröffentlichten Aktenstoffes Hera»' erstmalig die authentische Dar stellung des Saarkampfes. Sie verbirgt in freimütiger Darfte^ng auch die Schlappen und Fehler auf deutscher Seite nicht und gibt über die Arbeit der Gegenseite durchweg neue, wenig oder unbekannte Tatsachen. 2» Das Buch ist erstaunlich lebendig und als Erzählung geschrieben, — ein wahres Volksbuch voll Spannung uiit ausgezeichneten Bildbeigaben. Bitte vergleichen Sie die Textprobe. 3» Sie können mit nachhaltigster Uü^ützung Ihrer Werbung durch Presse, Rundfunk und alle amtlichen Stellt rechnen. Der Vertrieb wird von uns bis ins einzelne für Sie vorbereitet u>'§ unterstützt. Erbitten Sie die Unterlagen von S Auslies^ durch Weftmark-Verlag BmbH. / Heidelberg Knox erstellte die Presse der Deutschen Front mit ellenlangen Berichten oder „Berichtigungen", daher sahen die Blätter auf der ersten und zweiten Seite oft aus wie Sandwüsten, aus de nen hier und da eine abgestorbene Distel trübselig hervorragte. Auch die Deutsche Front wandte sich gegen dies und jenes, alles Vorgeplänkel für die großen Schläge. Überall im ganzen Lande fanden Tag um Tag Versammlungen der Deutschen Front statt und so stark war die Anstrengung der Redner, daß viele nur noch kratzig-flüsternd sprechen konnten. Am i^. November begann die Serie der Enthüllungen. Mit dem Fall Carsenius wurden die der Einheitsfront so peinlichen Mitteilungen eingeleitet. Auch die Regierungskommission fühlte sich nicht mehr wohl, und in der französischen Bergwerksdirek- tion gingen gewisse Männer mit sorgenvoller Miene ein und aus. Sie ahnten, daß sich etwas gegen sie vorbereitete und ihr Gewissen war nicht rein. Maria Carsenius war von ig2L bis Oktober igz/j bei der Regierungskommission in der Abteilung des Innern beschäftigt gewesen. Sie bekundete unter Eid, daß das bei der Deutschen Front beschlagnahmte Aktienmaterial von mehreren Emigranten besichtigt worden war. Den Gegnern der Deutschen Front aber habe der Oberregierungsrat Ritzel bereitwilligst Auskunft gegeben und mit ihnen die geeignetsten Verwendungsmöglichkeiten er örtert. Zwischen Ritzel und Braun wurden rege Zwiegespräche geführt. Ritzel traf abends öfters die Journalisten des Status quo: „Kinder! Wenn wir das ausschlachten, gibt es eine feine Sache!" Ritzel fungierte als Inspirator und Zensor bei den abendlichen Zusammenkünften: er besprach Meldungen, korrigierte Artikel und unterrichtete, er entschied, mit welchen Änderungen ein Artikel am andern Tage erscheinen sollte. Daher war die Status-quo-Presse immer sehr gut informiert. Knox' Antwort blieb nicht aus. In der Hoffnung, die Deutsche Front in Unordnung zu bringen, verbot der Präsi dent allen „mittelbaren und unmittelbaren Staatsbeamten" jede Betätigung in der Deutschen Front. Schon schlug die Landesleitung der Deutschen Front zurück: Alle Personen, die von dieser Verordnung betroffen wurden, sollten sofort ihre Nachfolger ernennen. Die Person werde zur Nebensache, Dis ziplin stehe an erster Stelle. „Schweigt und denkt an unser gemeinsames Ziel!" Plötzlich erschien die Wochenzeitung „Westland" nicht mehr. Sie blieb aus. Was war geschehen? Die Status-quo-Presse schwieg, sie, die doch sonst.... Dieser Ausfall war durch eine fast romantische Vorgeschichte bedingt. Plötzlich erschien „Westland" wieder, und zwar als ehrliches Blatt, das durch Briefe und eine erbauliche Liste der „Förderer", ein besonderes Schreiben an den Abgeordneten Fribourg, den Mann mit dem eisernen Vorhang, ziemlich deutlich bewies, wie sehr der ganze Status quo eine Filiale Frankreichs war. Das Aussehen war groß und das bekenntnisreiche „Westland", Nr. H7 wurde gekauft, gekauft. Jeder las und las und staunte über das gewaltige mea culpa, aber auch zugleich über die Frechheit, sich „unabhängige deutsche Wochenzeitung" zu nennen; denn mit der Unabhängigkeit war es nicht weit her. Man hat das „Westland" von dem Besitzer Talheimer ge kauft. Dem Mann war es gleichgültig, wer den Besitz des Blattes übernahm, die Hauptsache war für ihn, auf halbwegs rentablem Wege die Zeitung zu verkaufen. Die Redaktion wußte nichts davon und sie hätte auch bis kurz vor der Ab stimmung nichts davon erfahren, wenn nicht einer der Kauf akteure über die Transaktion gesprochen hätte. Die Redakteure legten die Arbeit nieder und machten eine neue Zeitung „Grenz land" auf. Das hinderte aber nicht das Erscheinen der auf schlußreichen letzten Westlandnummer. Sie sollte ursprünglich zwar erst später erscheinen, aber auch so wurde eine Wirkung erreicht. Die Saarbevölkerung gewann einen Einblick in die Hintergründe des Status quo, die prächtigen Geldgeber, die hinter dieser vielgerühmten „Unabhängigkeit" standen. Als die Redaktion des alten „Westland" das „Grenzland" erscheinen ließ, war es nicht mehr dasselbe. Das Blatt war schlechter, es war so, als ob der Schwung der Schriftleitung gebrochen sei, man schrieb für eine Sache, von deren Erfolg man innerlich nicht mehr überzeugt war, man schrieb, weil man Emigrant war und leben mußte, man schrieb, weil man sich an der Saar mit allen Mitteln vielleicht doch eine publizistisch beherrschende Stellung erobern wollte. Ich erinnere mich dieser Redaktion. Die Schriftleiter saßen oft in einem Lokal in der Nähe des Bahnhofs, sie aßen gut und taten sehr sicher, sie lasen Zeitungen raschelnd und provo zierend aufschlagend und sahen um sich. Eines Tages fehlten sie alle und sie waren nicht mehr zu sehen — am Tage der Verkündigung des Ergebnisses der Abstimmung.
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