Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.06.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.06.1894
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18940625
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189406251
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18940625
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-25
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3861 /t 144 25. Juni 1894. Nichtamtlicher Teil. liehe nen Büchern zu befriedigen, dagegen den Kauf nach Möglichkeit zu vermeiden, wendet sich in einer derben Beantwortung eines solchen Gesuches der Dichter Wilhelm Jordan in Frankfurt a. M. Sein Brief lautet: »Eine Reihe von Soireen, geehrte Frau Kommerzienrälin, hat mir Gelegenheit gegeben, den feinen Geschmack und Sinn für Harmonie Diesem Ihrem Talent muß ich die Lösung der Aufgabe überlassen: in gewiß gleich gewähltem und reichem Anzug um die schwer silberne Theemaschine zu sitzen und, aus vergoldeten Tassen trinkend, sich gleichwohl behaglich und in Ihren ästhetischen Neigungen unbeleidigt zu fühlen, indem Sie die geistige Kost zu sich nehmen aus Gefäßen von minder sauberer Beschaffenheit Ich vermute, daß Sie Teller mit Sprüngen oder mit den Spuren der Mahlzeit eines anderen auf Ihrer Tafel nicht dulden würden. Wenn Ihnen gleichwohl die Rotstiftkreuze und Ab druckszeichen in einem zerlesenen Rezensionsexemplar minder störend sind, oder wenn die nämlichen zarten Hände, die wenigstens drei Paar neue Glaceehandschuhe a 1 Thaler wöchentlich verbrauchen, nicht zurück zucken vor der Berührung der Bücher aus der Winkelhosscben Leihbibliothek, obgleich deren Deckel glasiert zu sein pflegen mit dem Fettglanz einer Metzgerschulter, — so ist daS Ihre Sache, und ich muß mich begnügen mit einiger Verwunderung über diese bemerkenswerte Umpanzerung Ihres Feinsinns mit einer dem Ekel undurchdringlichen Hornhaut. Nicht versäumen aber darf ich diesen Anlaß, Ihnen Ihre Bitte in einer Beleuchtung zu zeigen, die ohne Zweifel Ihnen selbst sehr unerwartet sein wird. Sie und Ihre Gesellschaft wünschen mein Lust spiel zu lesen. Dieser Wunsch, Frau Kommerzienrälin, ist ein Erzeugnis meines Kapitals und meiner Arbeit. Um ihn erregen zu können, bedurfte ich meines Erbteils von Vater und Mutter, deS poetischen Talents, der Sprachgewandtheit, der Uebung im Versemachen und einer Summe von Kenntnissen und Fertigkeiten, die weder umsonst, noch ohne vieljährige Anstrengung zu erwerben sind. Mit diesem Betriebskapital habe ich dann wochenlang am Schreibtisch sitzen, hierauf die Darstellung meines Stückes betreiben, die Proben leiten, die Rollen mit den Schauspielern einstudieren müssen. Das Stück hat Beifall gefunden und dadurch das Publikum begierig gemacht, es auch zu lesen. So hat es neben seinem Bühnenwert auch einen Buchwert erlangt. Die Nachfrage des Publikums, von der die Ihrige einen Teil auSmacht, ist fällig gewor dene Rente meines Kapitals, ist realisierbarer VerkaufSwert der von mir produzierten Ware. Diese Rente nun habe ich für eine gewisse Zeit, von dieser Ware einen gewissen Vorrat an Herrn Sauerländer in Frankfurt verkauft. -Es ist also ein irrtümlicher Ausdruck, wenn Sie mich ersuchen, Ihnen das Stück zu leihen. WaS Sie mir wiedergeben, das wäre nur die Schale einer gegessenen Auster; nämlich bedrucktes Papier, das die Eigenschaft verloren hätte, anderthalb Gulden auS Ihrer Kasse in diejenige meines Herrn Verlegers führen zu können. Dem letz teren sind Sie durch das Faktum Ihrer Leselust den Ladenpreis schul dig geworden, zwar nicht nach dem Handelsgesetz, wohl aber nach einem höheren, das auf Ihrer gesellschaftlichen Stufe ebenso bindend sein sollte: nach dem Gesetz des Anstandes. -Es giebt Leute, denen es niemand übel nimmt, wenn sie dem Aufsteigen eines Luftballons oder einer Kunstreitergesellschaft von außer halb der Planken gratis zuschauen, andere, für die der dritte oder zweite, andere endlich, für die nur der erste Platz schicklich ist. So giebt es denn auch große Klassen, die sich mit Büchern gegenseitig aushelfen oder in die Leihbibliothek schicken müssen. Aber stellen Sie sich Ihren Gemahl, den Herrn Kommerzienrat, vor, die schwere Gold- kette seines Chronometers zur Schau tragend auf der mit feinstem Pique und Buckskin bekleideten Vorwölbung seiner wohlgenährten Ge stalt, und dennoch, umgeben von zerlumpter Straßenjugend, vom Ast eines Baumes aus seine Schaulust am Pferderennen befriedigend. -Sie und Hunderte Ihres Standes verschmähen es nicht, eine ähnliche Situation einzunehmen gegenüber dem am wenigsten be schützten, unbewachbarsten Eigentum, dem des Schriftstellers — offen bar ahnungslos und weil Sie noch niemals überlegt haben, worin dieS Eigentum bestehe. -Sie sowohl als Ihr Herr Gemahl sind ja warme Bewunderer Englands und englischer Sitten. Wohlan denn, feien Sie englisch auch in Ihrem Verhalten zur Litteratur. In England hat niemand Anspruch auf den Namen eines Gentleman, der nicht eine Bibliothek besitzt im Verhältnis zu seinem Vermögen. Eine Flucht von zwölf Zimmern und Sälen zu bewohnen, wie Sie, sechs Pferde und drei Bediente zu halten, wie Sie, und dennoch geliehene Bücher, wohl gar aus der Leihbibliothek, zu lesen, das würde in England für höchst unanständig gelten -Trotz alledem aber, verehrteste Kommerzienrälin. bin ich gern bereit. Ihnen etliche Exemplare des gewünschten'Lustspiels zu leihen, wenn Sie mir eine genau entsprechende Gegengefälligkeit leisten wollen. -Man versichert, daß Sie Ihrem Gemahl als Mitgift einen statt lichen Folioband in Maroquin zugebracht haben, dessen Inhalt sehr schätzenswert sei, wenn auch zum Lesen nicht besonders unterhaltend; denn er bestehe aus lauter Staatsschuldscheinen. Ich bitte Sie, mir denselben nur auf einige Stunden zu leihen. Sie sollen ihn pünktlich nach Ablauf dieser Frist wiedererhallen; denn ich will weiter nicht- als die Zinskoupons für mich Herausschneiden. Ihr Jordan.« Neue Bücher, Zeitschriften, Gelegenheitsschriften, Kata loge rc. für die Hand- und HauSbibliothek des Buchhändlers, klblioxrapb. Llonatsbsriebt üb. erssbisusus 8ebul- u. vnivsrsiiäts- 15^uui 1894. ^8°^^ 105-120. ^^2764-3158.^' ^ (k. Oautssb R. 8eboskl) iu vrax. 8°. 58 8. 180l Uro. Lsrliu. 8°. 45 8 897 Arn. ^usßsgsben im äuni 1894. 8°. 36 8. ^8^. ^32° 8^ 757 ^o. 42 vou vaviä Nut vsiprix. 8'. 16 8. 467 Nummern. vsipriA. 80, 20 8. 392 Nummsro. Apparat rum ^ufrisbsn äsr vsäsrbsrü^s auk vrusksrsiivLlrsu. — ^us äsr kraris — kür äis krsris. — vsbsr äis Vsrvesoä- barlceit äsr ksttsu vinisn bsiw Inssratsnsatr. Vov b'srä. Lil- 15 juin 1894. LeAkement eoneeroant Iss reproäuetions pbotoxrapbigass (Du 6 aoüt 1893). — kartis nou otkioislls: Stuckes gsnöralss: Vs I» srüsis-sröeutioa su watisrs cks äroit ä'autsur, par 1. Loblsr. — Nouvslles äs la propriötö littsrairs st srtistigus: I. XIIs- .... >. M.l!... .0 LucManckers 1S94. Vom Bibliothekswesen. — Die Berliner Universitätsbibliothek hat aus der von der Regierung erworbenen ehemaligen fürstlich Starhem- bergischen Bibliothek zu Efferding 51 Bände erhalten. Eine reiche Schenkung wurde ihr außerdem von der königlichen HauSbibliothek zu teil. Die ihr übertragene Katalogisierung sämtlicher Anstalts-Biblio theken der Berliner Universität ist im letzten Jahre sehr gefördert worden; es wurden bisher 21 dieser Bibliotheken mit 30 085 Werken katalogisiert. Gründung einer Schweizerischen National bibliothek. — Die Frankfurter Zeitung empfing folgende Mitteilung auS/Zürich: -Im Nationalrat stand am 18. d. M. die Beratung der schon oft dis kutierten Frage betreffs der Errichtung einer National bibliothek auf der Tagesordnung; es kam ein endgiltiger Beschluß zu stände. Es wird 522*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder