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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.08.1885
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.08.1885
- Sprache
- Deutsch
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177, 3. August. Nichtamtlicher Teil. 3587 dingung zum Gedeihen des Verkehrs ist, so ist besonders bei > Käufen und Bestellungen von Papier größte Bestimmtheit und Klarheit erforderlich. Ich begrüße deshalb diese ersten Feststellungen als eine Errungenschaft unserer Tage und knüpfe daran die frohe Hoffnung, daß wir Deutschen unsere Zeit begreifen werden und in dem zu hoher Entwickelung gelangten Papiergewerbe unentwegt vor wärts schreiten zu größter Vollkommenheit in der Fabrikation wie im Handel, Gegenüber unklaren und schwankenden Begriffen vergangener Zeit sollen klare, zahlenmäßige und von Fachgenossen anerkannte Sätze treten, welche durch zuverlässige, bis zu einer gewissen Voll kommenheit absolut genau arbeitende Apparate angezeigt werden. Über Hadern- und sonstige Faserstoffverwendung sind die ersten Feststellungen angenommen. Der Holzschliff ist für alle besseren Waren ausgeschlossen und mit Recht nur zur geringsten Klasse zu gelassen. Die Menge der Füllstoffe ist je nach Qualität des Papiers ausgeschlossen oder in beschränkten, zahlengerechten Größen angegeben Weitere Normen werden später folgen. Dieselben sind eigentlich längst vorhanden, wenn sie auch nicht öffentlich ausgesprochen, sondern meist als interne Angelegenheit der Fabrikation behandelt wurden. Der Vorteil öffentlicher Feststellung von Normalien liegst allerdings zunächst im Interesse der Händler und Konsumenten; allein es wäre grundfalsch anzu nehmen, daß darunter der Vorteil des Fabrikanten leiden müßte. Ich meine das Gegenteil ist der Fall. Besseres Wissen und Ver stehen wird den Begehr nach besseren Qualitäten steigern und bessere Waren bedingen auch bessere Preise. Der Papierkäufer stellt, je nach dem Zwecke, dem die Ware dienen soll, gar verschiedene Ansprüche an den Lieferanten. In den Normalien ist eine große Anzahl solcher Anforderungen ausge drückt, deren Erfüllbarkeit gleichzeitig bestätigt ist. Solche Anforderungen wurden, wenn auch nicht in der gleichen Form, so doch im gleichen Sinne, zu allen Zeiten und in allerlei Gestalt an den Fabrikanten gestellt. Dieselben schufen letzterem ein Sortiment stehender Waren, die sogenannten Lager oder Preislisten-Sorten. Diese Abstufungen waren früher in geringer Zahl gebräuchlich, jetzt hat die neuere Zeit, namentlich in den unteren, geringwertigen Waren bedeutende Erweiterung des Sortimentes gebracht. Aber auch nach oben, also nach besseren Waren hin, sind wir an Sorten reicher geworden, da in neuerer Zeit die deutsche Papier fabrikation in feinsten Postsorten z. B. den ausländischen Erzeug nissen nicht mehr nachsteht, sondern letztere in vieler Hinsicht über trifft. (Wir stehen übrigens fast in allen Zweigen der Papier fabrikation, sogar in Pack- und Druckstoffen, Zeichenpapieren und besonders in gefärbten Waren, sogenannten Buntpapieren, keinem Fabrikationslande in der Qualität und Quantität nach; natürlich abgesehen von einzelnen Specialitäten, als z. B. japanesisches, Pergament und Leder imitierendes Papier). Für alle Qualitätswerte der Papiere, welche ausgedrückt sind durch eine bestimmte Festigkeit, Zähigkeit, Ansehen, Glätte, Reinheit und Widerstandsfähigkeit gegen mechanische und chemische Ein wirkungen, besitzen wir herkömmliche Begriffe, wenn uns auch in den wenigsten Fällen dabei Zahlen und ganz präcise Bezeichnungen geläufig sind. Der Warenkäufer oder Lieferungsempfäuger war von jeher handelsrechtlich und usaucemäßig verbunden, Waren bald nach Em pfang derselben zu prüfen, wollte er nicht in die Gefahr koinmen, Verluste zu erleiden oder an die Coulanz und den guten Willen seines Lieferanten gebunden zu sein. (Die Annahme einer Sendung gilt, wie bekannt, für geschehen, wenn dieselbe nicht so gleich nach Empfang unter Angabe der Gründe verweigert oder > die Qualität der Lieferung nicht rechtzeitig bemängelt ist.) Hierdurch hat sich jeder tüchtige Abnehmer gewöhnt, Papierlieferungen sogleich nach Empfang derselben anzusehen und die Ware auf Qualität zu prüfen, damit er sich eventuell durch rechtzeitige Rekla mation vor Schaden bewahren konnte. Die Prüfungsmittel von sonst und jetzt mögen späteren Mit teilungen Vorbehalten bleiben, vorläufig sei nur bemerkt, daß die selben bei vielen Interessenten noch äußerst unvollkommen, wenn nicht ganz primitiv sind. Die Übung des Auges und der ver feinerte Handgriff müssen gute Prüfungsiustrumente ersetzen. Nur wenige Fachleute besitzen einige Übung im Gebrauche von Hilfs mitteln, wie z. B. das Mikroskop ein solches ist. Es ist deshalb die Aufgabe der Wissenschaft und der Schule, brauchbare, hand liche Instrumente und Methoden der Prüfung zu schaffen und unsere Nachfolger durch Lehre und Anweisung zu befähigen, diese Methoden und Apparate zu begreifen und zu benutzen. Das Wesentlichste an der Sache aber sollten die Interessenten thun. Dieselbe müßten mit wissenschaftlich gebildeten Männern in engster Fühlung stehen, den letzteren ihre Ansprüche und Bedürf nisse vortragen, sowie die von der Wissenschaft gebrachten Methoden selbst versuchen und stets in Anwendung bringen; nicht aus unberechtigtem Mißtrauen gegen die Papierlieferanten, welche in ihren stabilen, immer vollkommener werdenden Lieferungen einen wohlbegründeten Ruf genießen, sondern aus Interesse für eigenes Wissen und Verstehen, welches wir unseren Lehrlingen und Kindern erhalten und übertragen sollen, damit es nicht verloren gehe, sondern gefördert werde zu Nutz und Ehre unserer heimischen Fabrikation. Die Arbeit des Einzelnen kommt mit der Zeit dem ganzen Fache zu gute. Ich habe bisher für Papiernormalien und Papierprüfung nur ausnahmsweise hier und dort etwas Interesse gefunden. Vielleicht aber irre ich mich in dieser Annahme und darf eines Besseren belehrt werden. Eine Forderung und ihre Abwehr. Im April 1881 erhielt Herr Carl Fisher, Inhaber der Ver lagsbuchhandlung Theodor Fischer in Kassel, von dem Docenten der Medicin an der Berliner Universität, Herrn Oe. Wer nicke eine Karte, mit welcher derselbe von seiten der Breslauer Uni versitätsverwaltung aufgefordert wurde, »seinen Verleger an zuweisen«, ein Exemplar seines Lehrbuchs der Gehirnkrank heiten dorthin zu senden, mit dem Bemerken, daß das gleiche Gesuch mit Erfolg an mehrere Gelehrte gerichtetet worden sei, die früher in Breslau studiert hätten. Auch dieses Ersuchen war damit begründet, daß Or. Wernicke der Universität Breslau früher angehört habe. Herr Fisher ließ die Karte an Or. Wernicke zurückgehen mit einem Schreiben, in dem er sein Bedauern aussprach, diesem Wunsche nicht entsprechen zu können, weil ihn die brüske Aus drucksweise »Ihren Verleger anzuweisen« verletzt hätte. Es hieß weiter in demselben: »Sie wissen, ich bin kein engherziger Mensch, aber ich muß gegen ein derartiges Verfahren und eine solche Neuerung als Buchhändler Front machen. Wenn eine Bibliothek, wie die Breslauer, sich in dieser Weise auf Kosten der Verleger bereichern will, so hört schließlich jedes Geschäft auf. Wenn ein Autor von seinen Freiexemplaren eine Schenkung macht, — L 1a. bonns llsues! Aber durch geschäftsmäßige Über sendung ein solches Verlangen sanktionieren, hierzu kann ich mich nicht verstehen; zumal derartige Schenkungen seiner Zeit ausgenntzt worden sind, um die unbegründete Extra-Besteuerung der Buchhändler an Pflicht exemplaren im Abgeordnetenhaus durchzusetzen. Wenn ich diese Steuer, welche ein Pendant in keinem anderen Geschäftszweig findet, nur für die Universität Marburg in Geld umsetze, die meine Sachen kaufen müßte, so summiert sich dies auf ca. 1VOO pro Jahr. Sie werden meine Renitenz hiernach begreiflich finden, umsomehr, da ich sonst gern immer zu Ihren Diensten bin. Aus Geldeswert kommt es mir nicht an, hier handelt es sich um ein Prinzip.« 4S6*
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