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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1934
- Strukturtyp
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- 1934-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1934
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- Deutsch
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X- 168, 21. Juli 1834. Redaktioneller Teil. Börsenblatt j. d. Dtschn Buchhandel. Ein Kreisvereinsvorsihender Bruno Hanckel, Osnabrücks Referat, gehalten aus der Verbandstagung des Buchhändler-Ver bandes Hannouer-Braunschweig am 1. Juli 1834 in Braun schweig. Wenn ich heute das Thema Gemeinschaftsarbeit im Buch handel behandle, so möchte ich das nicht in der Haltung des Pastors tun, der seinen Pfleglingen die Hände auf die wider borstigen Köpfe liegt: »Ihr Kindlein liebet einander!« Ich möchte auch nicht beschwörend und händeringend als Eiferer austreten, der aus der Gemeinschaftsarbeit eine hinterweltliche verkappte Religion macht, von der aus nun der Buchhandel aus grauer Not in paradiesisch-selige Gefilde geführt werden könnte, sondern ich möchte versuchen, aus den Argumenten der drängenden Ge- meinschafiler, denen der zweifelnden Skeptiker und aus der täg lichen Erfahrung unseres Berufes die Ansatzpunkte herauszu finden, die eine buchhändlerische Gemeinschaftsarbeit möglich und sinnvoll erscheinen lassen. Ganz grundsätzlich ist Gemeinschaftsarbeit, insbesondere buch händlerische Gemeinschaftsarbeit ja nichts unerhört Neues. Das Bereinssortimcnt unseres Verbandes der achtziger Jahre etwa ist als ziemlich früher Vorläufer anzuschen; die Einkaufszcntralcn und Austauschgemcinschaftcn, wie etwa in Hamburg, der Ausleih und Aushilfsvcrkehr der einzelnen Firmen in vielen Orten, die Zcitschriftcnstcllcn in Hannover, Magdeburg rmd anderswo, die »Billigen-Büchcr-Wochcn», wie sie in München erfolgreich durch- gcführt wurden, Büchcrausstcllungcn von Ortsvcrcinen und Ein- zclsirmcn — oftmals in Gemeinschaft mit Lehrer- und anderen Gruppen —, der Erfahrungsaustausch des Kreises Sachsen- Thüringen, gemeinsame Kataloge, ja selbst die Bcstellanstaltcn und die BAG sind ja durchaus Gemeinschaftsarbeit. Ich erwähne alle diese uns längst vertraut gewordenen Dinge nicht nur bei läufig, sondern um damit meiner Empfindung Ausdruck zu geben, daß im Buchhandel der Boden in ganz besonderem Maße für eine neuzeitliche Gemeinschaftsarbeit vorbereitet sei. Worin liegt nun also das Neue in dem, was dem Buchhandel jetzt als weites und großes Feld geboten wird? Kurz gesagt in dem lauteren Widerhall, den die altbekannten und die neu zu er schließenden Gemeinschaftstätigkeiten in der Öffentlichkeit jeder Art zu gewärtigen haben. Die bisherige Gemeinschaftsarbeit wurde üblicherweise von ein zelnen Idealisten gegen vielfache Widerstände mißtrauischer oder lauer Kollegen oder solcher, die sich als Starke allein am mäch tigsten fühlten, aufgezogen und versandete dementsprechend auch häufig genug nach einigen hoffnungsvollen Ansätzen. Heute rufen die Führer den Buchhandel in aller Öffentlichkeit auf. Es liegt im Zuge des deutschen Sozialismus, daß der Staat und seine Amtsstellen nicht den einzelnen, die Einzelfirma als Partner haben wollen, sondern das Kollektiv, die Gemeinschaft, den Stand. Es ist deshalb Vorbedingung jeder Gemeinschaftsarbeit, daß sich die Buchhändler bezirklich und besonders örtlich zu weit engeren Arbeitsgemeinschaften zusammenschließen, als es die Ortsvereine in ihrer bisherigen Form waren. Das Wort Arbeitsgemeinschaft sozusagen als Firma, z. B. Arbeitsgemeinschaft der Hildesheimer Buchhändler, erscheint mir sehr zweckmäßig. — Inwieweit Einzel buchhändler in kleineren Orten anders als durch Anschluß an benachbarte Ortsvereine erfaßt werden können, und ob und wie solcher Anschluß praktisch wirksam gestaltet werden könnte, das vermag ich noch nicht zu überblicken. Diese Seite der Sache ist auch vielleicht nicht so wichtig wie die andere, daß überall dort Arbeitsgemeinschaften gebildet werden, wo sie möglich, ich möchte sagen notwendig sind. Wir wissen ja alle, daß abgesehen von dem bereits erwähnten ständisch-sozialistischen Zug der Gedanke der Arbeitsgemeinschaften dem Buchhandel als Ausweg aus einer jahrzchntealten und heute besonders brennend gewordenen Notlage hingestellt wird. Wir kennen die uralte Klage, daß das Sortiment »versage«, d. h. daß es hinsichtlich der Durchschlagskraft seiner Werbung, der Erfassungs möglichkeit der Buchinteressenten, der restlosen Ausschöpfung aller Vuchabsatzmöglichkeiten zurückstehe, und zwar oft sehr weit zurück stehe hinter den Vertriebsabteilungen der Verlage, dem Versand- 656 buchhandel, dem Reisebuchhandcl, dem Kolporteur, dem Spezial geschäft — etwa dem Photohaus, dem Sporthaus u. a. IN. Ich brauche nicht das ganze Register einzeln durchzunehmen. Wir wissen, wie und wann das Sortiment anderen Vertriebsmcthoden unterlegen ist, aber wir wissen auch, daß wir diese Überlegenheit anderer häufig genug als Ilnsittlichkeit schwächeren oder stärkeren Grades empfinden, oder auch als ohne jede Beweiskraft für den Wert oder Unwert des völlig anders gearteten Sortiments. Bei diesem Punkt, dem Versagen des Sortimentes nämlich, liegt auch die Stelle, die mich von den Führern der buchhändlc- rischen Gemeinschaftsarbeit und allen, die ich bisher darüber spre chen hörte oder deren Aufsätze ich las, entscheidend trennt: Nicht etwa deshalb, weil ich das Sortiment in seiner heutigen Form als besonders leistungsfähig ansehe, sondern weil ich in diesem Punkte die Beweisführung als verfehlt betrachte. Die Vergleiche zwischen einem durch Dienstbefehl erzeugten Absatz und dem durch Sorti mentsvertrieb erzeugten sind einfach unmöglich. Umgekehrt auch die aus diesen falschen Vergleichen entstehenden Aufforderungen an das Sortiment, es möge z. B. das Werk von vr. Loy, Schaffendes Volk in der Auflage von 20 000 Stück abnehmen, sonst würde die DAF. einen anderen Verteilungsweg wählen. Meines Erachtens kann kein noch so glänzend arbeitender privatwirtschaftlicher Ber- triebsweg, kein Sortiment, kein Reisevertreter in seiner Absatzwirkung mit einem Dienstbcfehl Schritt halten. Es gibt, glaube ich, in allen so gearteten Fällen einfach keinen anderen Weg als den der be wußten anordncnden Einschaltung des Sortiments in die bisherige Vertriebsmethode. Werbung, Dienstbefehl, behördliche Anordnung wie bisher, nur die Lieferung durchs örtliche Sortiment. Es ver steht sich für uns ja beinahe von selbst, daß bei allen solchen Liefe rungen, die ohne das Zutun des Sortiments vor sich gingen, ein knapper Rabattsatz gewährt wird. Dem Sortiment bleibt dann außerdem noch die weitere Werbung und zusätzlicher Absatz solcher Bücher in seinen Geschäftsbetrieben Vorbehalten, der sicherer ge schieht als bisher, weil ja eben das Sortiment an diesen Büchern interessiert ist. Sei das nun alles, wie es wolle: Wir wissen, daß der Buch vertrieb ins Sortiment gehört, aber sehr oft nicht bei ihm liegt, daß die Buchherstellung beim Verlag liegen sollte, aber daß auch ihm wesentliche Teile derselben durch die »öffentliche Hand» und andere amtliche und halbamtliche Stellen genommen worden sind. Beide haben sich viel aus der Hand nehmen lassen — wir wollen nicht nach der Schuld suchen — und beide müssen trachten, ihr ureigenes Gebiet zurückzuerobern. Es ist ja nicht Habgier oder Neid, die uns zu unserer Forderung treiben, sondern die Erkennt nis, daß nur ein wirtschaftlich gesunder Buchhandel den ihm aus erlegten kulturellen Verpflichtungen gerecht werden kann. Und der Buchhandel kann nicht gesunden, wenn er sich dauernd aus das ihm gebliebene stark eingeschränkte Buchgebiet beschränken muß. So also sieht das ungefähre wirtschaftliche Ziel aus, welches uns vor Augen schwebt, wenn wir von buchhändlerischer Gemeinschafts arbeit sprechen. Doch ich habe schon etwas vorgegriffen. Wir müssen erst noch versuchen, die Gemeinschaftsarbeit nach Art und praktischer An- . Wendungsmöglichkeit etwas genauer zu betrachten. Wir würden zweckmäßig etwa unterscheiden 1. Gemeinschaftsarbeit des Verlages, 2. Gemeinschaftsarbeit des Sortiments, 3. Zusammenarbeit des Buchhandels mit der DAF. und amt lichen Stellen. Das ganze Fragengebiet befindet sich in der Obhut der »Ab teilung für buchhändlerische Gemeinschaftsarbeit« unter Leitung von Herrn Vowinckel. Den verlegerischen Belangen dient Herr Baur, den sortimenterischen Herr Fritsch, die Federführung liegt bei Herrn Höynck. Über die Gemeinschaftsarbeit des Berlages kann ich nicht all zuviel sagen. Die Herausgabe bestimmter Werke in einer Verleger- gemcinschaft ist zumal im wissenschaftlichen Verlag seit langem recht häufig, man kennt sie auch im fchönwissenschaftlichen Verlag. Ich erinnere etwa an Kellers Werke bei Klemm-Cotta. Das birgt ja auch keine Schwierigkeiten in sich.
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