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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1934
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- 188, 21. Juli 1934. Redaktioneller Teil. Auch die gemeinschaftliche Werbung ist nicht unbekannt. Der Weihnachtskatalog des Tempelverlages, von einer zuerst großen, dann immer kleiner werdenden Verlegergruppe getrageti, war ja eine langjährige vorbildliche Arbeit auf diesem Gebiet. Die vorgeschlagcne Gemeinschaftswcrbung von wissenschast- lichen Bcrlegergruppen ähnlichen Arbeitsfeldes wird schon auf etwas größere Schwierigkeiten stoßen. Denn hierbei wird es wohl meistens so sein, daß etwa ein juristischer Verleger doch gerade seine Ausgabe der ZPO. ins Blickfeld des Interessenten rücken möchte und kein Interesse daran hat, daß er aus einem gemein samen Verzeichnis sich auch die Ausgabe des Konkurrenten heraus suchen könnte. Ich glaube, daß neutrale Verzeichnisse, wie etwa Koehler und Volckmars Kompendienkataloge in dieser Hinsicht richtiger am Platze sein könnten als gemeinsame Verzeichnisse. Jedoch kommt es hierbei — wie Lei aller Gemeinschaftsarbeit eben darauf an, daß ein neuer Geist in die Konkurrentcnkollegcn einzieht. Natürlich immer in der ruhigen Zuversicht, daß gemeinschaftliche Arbeit auf die Dauer für alle Teile günstige Auswirkungen hat. Alle wahre Gemeinschaftsarbeit erfordert vorerst innerliche Um stellung. Zweifellos harrt in der gemeinschaftlichen Werbung der Verleger noch ein ausgedehntes Feld der Beackerung. Doch setzt die Gemeinschaftsarbeit am wirksamsten wohl bei solche» Aufgaben ein, die die Kraft des einzelnen übersteigen oder ungebührlich be lasten würden. Die lctztjährige Werbung des Schulbuchvcrlages war ein Schulbeispiel gelungener Gemeinschaftsarbeit. Am schwierigsten praktisch durchzuführcn erscheint inir die ge forderte gewissenhafte und planvolle Auslese der verlegerischen Produktion. Herr Höynck sagt, der Verleger müsse sich von der oft geäußerten Ansicht lossagen, daß sein so und so hoher Unkostcn- ctat eine so und so hohe Jahresproduktion bedinge. Dieses Gebiet ist so heikel, daß ich mir Ausführungen, die notgedrungen laien haft sein müßten, lieber versagen will. Ich möchte nur darauf Hin weisen, daß das große Interesse, welches dem Buchhandel im neuen Staate zugcwcndet wird, sich auf die große Wichtigkeit des deutschen Buches als Hilfsmittel zur kulturellen Durchdringung des Volkes gründet. Daß also der Buchhandel dieses Interesse wieder verlieren würde, wenn seine Erzeugung und sein Vertrieb sich berechtigten Ansprüchen des nationalsozialistischen Staates verschlössen. Über die Gemeinschaftsarbeit des Sortimentcs ist ungeheuer viel zu sagen. Einen großen Teil habe ich eingangs vorausgeschickt. Von ungeahnten Möglichkeiten haben Sie in Höyncks Referat im Börsenblatt gelesen. Höynck legt der gesamten Gemeinschaftsarbeit einen Sinn nach folgenden Worten unter: Sicherung, Angriff, Ver teidigung. (S. Börsenblatt Nr. 140.) Meine Herren Kollegen, Sie werden mit mir angesichts der Fülle der Aufgaben fast zaghaft werden, ob sie bewältigt werden können und ob nicht schon an der überfülle vieles versanden muß, ehe es lebendig wurde. Sie werden aber auch mit mir der Meinung sein, daß es nun an der' Zeit ist, daß wir alle beginnen, lebhaft ans Werk zu gehen. Ein frischer unbekümmerter Anfang ist halbes Gelingen. Wir wollen als Grundsatz vor den Anfang der Arbeit setzen: Die Gemeinschaftsarbeit darf, wo sie materieller Natur ist, nur zusätzlichen Umsatz und zusätzlichen Gewinn bringen. Nie darf sic die private Arbeit der Einzclfirma behindern oder deren Ergeb nisse auf die Gemeinschaft zu überführen trachten. Die örtlichen Arbeitsgemeinschaften bedürfen dann zuerst dringend der offiziellen Anerkennung durch Ministerien, Rcichsschrifttumskammcr und des Reichsüberwachungsamtes der NSDAP. Diese amtlichen Aner kennungen werden sic um so eher erhalten, je kraftvoller sie sich in ihrer Tätigkeit zeigen. Wo etwa sechs Einzelfirmen vorhanden sind, dürfte sich eine Arbeitsgemeinschaft als arbeitsfähig erweisen. Wie der ganze Apparat arbeiten soll, legte Höynck in seinem Referat dar. v Weiter berichtet er dort über die schönen ersten Erfolge wirk licher Gemeinschaftsarbeit. Das Feld ist praktisch unbeschränkt. Lassen Sie uns nun darangehen, es zu beackern. Sicher werden schon viele von Ihnen aus Anfragen örtlicher Stellen bemerkt haben, daß man vielenorts beginnt, mit dieser buchhändlerischen Zusammenarbeit zu rechnen. Wo die Gemeinschaft einigermaßen groß genug ist, wird sich eine tüchtige besondere Kraft bezahlt machen, die alle diese Arbeit leitet oder unter Leitung des Ob mannes durchführt. Gar zu oft gehen die besten Möglichkeiten verloren, weil niemand neben seinen geschäftlichen Obliegenheiten die Zeit und Kraft für die Gemeinschaft ausbringen kann. In klei neren Arbeitsgemeinschaften geht die Ausführung der Arbeit zweckmäßig reihum. Und ferner immer an den Jungbuchhandcl denken. Er steht vielfach allen. Neuen, zu den, idealistischer Schwung nötig ist, aufgeschlossener gegenüber. Ihm ist auch das gemein schaftliche Streben am vertrautesten. Gewiß ist der Starke oft am mächtigsten allein. Aber wir haben nunmehr nach Jahrzehnten individualistischer Lebensfüh rung erkannt, daß auch der stärkste Baum morsch werden kann, wenn seine Wurzeln nicht ständig aus gesunder nationaler Ge meinschaft Krast ziehen können. Wir haben es ferner als nationale Pflicht erkannt, daß jeder einen Teil seiner Kraft an die Gemein schaft abgibt. Der egoistische Starke mag sicher sein, daß sic sich zurückzahlt. Und nun noch ein Wort, welches sich besonders an die Vcr- legerkollcgen unter uns richtet: Wir erheben — ohne nun völlig dogmatisch sein zu wollen — die Forderung, daß dem Verlag die Herstellung obliegt und dem Sortiment der Vertrieb. Wir sind also der Meinung, daß auch alle Gcmeinschastsarbeit nicht viel weiter hilft, wenn nicht beim Verlag der Gedanke Grundsatz wird: Wir liefern nur durch das Sortiment, auch in den Fällen, in denen es nichts zur Hereinbringung der Aufträge getan hat. Das wird Ihnen sicherlich reichlich einseitig sortimcntcrisch gesehen erscheinen. Jst's vielleicht auch. Aber es ist nicht gegen den Verlag gesehen. Sie werden am besten wissen, wie sehr und wie oft Sic über man gelnde Aufnahmewilligkeit oder -fähigkeit, über saumselige Zah lungsweise des Sortiments zu klagen haben. — Zweifellos war diese Entwicklung mehr oder weniger zwangsläufig. Aber ebenso zwangsläufig ist nunmehr die rückläufige Entwicklung, die wir uns besonders als auf den, Boden der Gemeinschaftsarbeit vor sich gehend denken. Es wäre der schönste Lohn der Bemühungen um buchhändlerischc Gemeinschaftsarbeit, wenn sie bei dieser Aner kennung des Sortiments als alleinigen Buchvertreiber seitens des Verlages begönne. Ist der Buchhandel erst in sich einig und ge schlossen, dann wird der Erfolg der Gemeinschaftsarbeit für alle, für den gesamten Buchhandel auch nach außenhin gesichert sein. Ein Zungbuckhändler Hans Ferdinand (Schulz, Bonn: Die Lage des Buchhandels, vor allen, des wissenschaftlichen, ist in hohem Grade gefährdet. Bon außen ist Hilfe nicht zu er warten, wohl aber verständnisvolle Unterstützung, wenn der Buch handel aus eigener Kraft versucht, mit zähem Lebens- und Lei- stungswillcn über die bösesten Kriscnmonatc hinwegzukommen. In dem klugen und besonnenen Brief des neuen Führers des Buchhandels Kurt Vowinckel, der am 17. Juni l934 in Köln ver lesen wurde, heißt es, daß erst Erfahrungen zur Gemeinschafts arbeit gesammelt werden müssen. Das besagt, daß jedes größere Experiment vermieden werden soll. Gemeinschaftsarbeit bedeutet nicht, daß die noch vorhandenen bescheidenen Buchumsätze durch organisatorische Maßnahmen verlagert werden, daß also ein Teil der buchhändlerischcn Firmen nur dadurch Nutzen hat, daß dem andern Umsätze weggenommen werden. Durch die Gemeinschafts arbeit sollen zusätzliche Bnchumsätzc geschaffen werden, die zu ge winnen einer privaten Einzclfirma nicht möglich ist. Es gilt zu verhüten, daß das Wort Gemeinschaftsarbeit zum Schlagwort wird. Darum ist die nächste Aufgabe, die Tüchtigen unter den Skeptikern für die Idee der Gemeinschaftsarbeit zu gewinnen und vor allem klar abzugrcnzen: wo hört die Einzclleistung auf und wo beginnt die Gemeinschaftsarbeit. In, nationalsozialistischen Staat gilt die Einzellcistung unumschränkt, und es wäre ein böses Mißverständ nis, wenn jemand unter Sozialismus auch heute noch Gleich macherei verstünde. Die Leistung des Buchhändlers (des Sortimentsbuchhändlers), auf Grund deren er im Organismus des Volkes und der Volks wirtschaft da zu sein berechtigt ist, besteht darin, daß er dem ein zelnen Kunden diejenigen Bücher vermittelt, die er nötig hat. Diese Leistung erfolgt im Wege der Werbung, der Lagerhaltung oder 8S7
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