Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1926
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- 1926-01-14
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11. 14. Januar 1926. Redaktioneller Teil. jektion. Außer der Bltcheret besteht ein Zeitungsarchiv (mit syste matisch geordneten Ausschnitten aus der deutschen Presse), eine Bilder sammlung, eine Kartensammlung und eine Sammlung von Grammo phonplatten. Seit der Eröffnung des Deutschen Instituts sind schon viele mlindliche und schriftliche Anfragen cingcgangen: Interessenten fragen nach deutschen Büchern, medizinischen und Musikinstrumenten und lassen sich bei der Wahl des deutschen Fabrikats dom Institut beraten. Besonders stark ist die Nachfrage der Akademiker, die das Deutsche zu Berufszwccken erlernen und gern ans eine deutsche Zeit schrift abonnieren möchten. Möge das Deutsche Institut diesen prak tischen Bedürfnissen vollauf gerecht werden! Neue Musenkinder der Zunft. Grau ist alle Theorie. Wie sehr man sich vor einer Überschätzung jener Methoden und technischen Einrichtungen hüten muß, die die psycho logische Wissenschaft für die Feststellung und Messung der menschlichen Intelligenz geschaffen hat, dafür bietet das Leben die wunderlichsten, oft komisch anmutenden Beispiele. Wissenschaftlich verbürgte und ab gestempelte Musterknaben bringen es nicht weiter als bis zum biederen Durchschnittsbllrger mit Zipfelmütze und Pantoffeln, und ihre Gegen spieler an, letzten Ende der Schulbank werden berühmte Leute. Es scheint, als habe hier die Psychologie das eine mit der Medizin gemein, daß man in der Durchforschung dieser Wissensgebiete wohl ein tüch tiges Stück fortgeschritten, aber noch weit entfernt von der letzten tiefsten Erkenntnis sei. Da hat ein junger Autor ein Buch geschrieben, sieben Novellen unter dem Titel Der Fischzug (8°, 211 S. Rudolstadt 1025, Greisenverlag, Ladenpreis in Leinen gcb. Mk. 5.—). Sein Name ist Wilhelm Kunze, und auf einem kleinen Einlegeprospekt der ihn betreuenden Verlagsfirma schreibt er über sich selbst: »Ich bin 1902 geboren ... Ich war viel krank und oft nah dem Tod . . . Als ich in die Schule kam, schien ich brav und folgsam, verlor aber derlei Angewohnheiten bald. Die Schule hat nicht das aus mir ge macht, was sie gern Vorhalte und was ihre Pflicht ist . . . Ich verließ das Gymnasium mit der zweitschlechtesten Note in, Deutschen . . . Jetzt lernte ich den Buchhandel und folgte darin Vorbildern wie Zola, Heinrich Mann, Hermann Hesse, phne es zu wissen, denn von Literatur wußte ich 1919 gar nichts. Ich lernte sie nun kennen. Es ging rasch; eS ging so rasch, daß bald die Literatur mich kennen lernte . . . In, Buchhandel lernte ich frühzeitig den »Geschmack' des Publikums kennen und kann es nun wenigstens gewiß fertigbringen, mich nie nach ihm zu richten. Dieser Geschmack, den der Sortimentsbuchhandel immer nur ausnutzen, aber selten kultivieren will, hat mir den Beruf, der für mich nur eine Beschäftigung war, sehr verleidet. In, Winter 24/25 gab ich den Buchhandel auf. Heute ist es so: wenn ich bei dem Amen des Vaterunser angelangt bin, spreche ich die fünfte Bitte jedesmal noch einmal-:. Also, dies ist gewiß kein Musterknabe oder ein Häkchen, das sich beizeiten gekrülnmt hat. Aber der göttliche Funke mar in ihm. Die Bekanntschaft mit der Literatur hat ihn geweckt. So hat doch wohl der Buchhandel mit seiner Unrast und Qual, mit seinen Idealen und Wirklichkeiten, die dem Künstler auf die Nerven fallen müssen, zur Erweckung eines Talents das Seinige getan. Denn trotz dieses mäßigen Lebensganges, der nichts bedeutet und nichts verheißt, haben wir cs mit einen, ungewöhnlichen Erzählertalent zu tun, einem brzähler- talent, das inhaltlich und sprachlich scharf nmrissene Eigenart zeigt und, wenn nicht alle Zeichen trügen, zu großen Leistungen berufen ist. Ich will auf die einzelnen Novellen, unter denen sich übrigens ein prachtvolles Märchen (»Melanie«) befindet, nicht näher eingchen. Sie dürfen auch „och nicht als reife Früchte angesprochen werden, aber sie find schon sehr deutliche und durchaus druckreife Vorboten unbe strittener Meisterschaft, so die Erzählung »Professor Bergmann«, die in ihrer straffen Konzeption und in ihrer eindringlichen, verhaltenen Sprache tief zn Herzen geht. Hier ist das Stadium des Dilettanten gleichsam übersprungen. Der göttliche Funke ist jäh aufgeflammt, und schon verbreitet das Feuer wohlige Wärme. Verleger freilich, die nach Autoren suchen, mit deren Schlagern sie schnell zu Erfolg und Gewinn zu gelangen hoffen, würden bei diesem Autor kaum an den Rechten kommen. Es ist zu bedenken, daß aus der heutigen deutschen Jugend bewegung eine andere, geistig anspruchsvollere Generation heraus wächst, in deren Sinn und Geist dieser Novellenband geschrieben ist. überall aus jungen und jüngsten Verlagsgründungen können wir das allmähliche Umsichgreifen dieses Geistes erkennen, als dessen Ver mittler wieder fungc und jüngste Angehörige unseres Berufs austrcten. Diese Bewegung bleibt nicht bei der Dichtkunst stehen, sondern erstreckt sich über diese hinaus z. B. auch auf eine Erneuerung der Keftkultur. Anch auf diesem Gebiete vermag der Buchhändler Mittler zu sein, indem er das benötigte Material für Theatcrauffllhrungen, Gesänge, Spiele, Tänze u. dgl. der Allgemeinheit zugänglich macht. Wie es dem Schreiber dieser Zeilen eine innere Befriedigung gewährende Kultnraufgabe ist, in der von ihm betreuten »Iungdeutschen Bühne< bestes deutsches Volksgut an Sagen, Märchen, Liedern, Reigen. Tänzen und Gebräuchen wieder ausleben zn lassen und Hand in Hand mit Schule und Jugendvereincn den Kitsch auf der Laienbühne zu be kämpfen, so hat ein anderer Buchhändler, Rudolf Mirbt (i. H. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung in München), die Heransgeber- schaft der bei Ehr. Kaiser erscheinenden »Münchener Laienspiele« über nommen. In der mir vorliegenden Folge von Heft 13 bis 16 ist der Verfasser des 13. Heftes ebenfalls ein dichterisch begabter Buchhändler, hinter dessen Pseudonym O t t o B r u d e r sich ein Münchener Bernfs- genosse verbirgt. Zu seinem im Nahmen dieser Berichte bereits be handelten »Spiel vom heiligen Franz- gesellt sich mit diesem 13. Heft ein Stück in der Art christlicher Mysterienspiele unter dem Titel »Diezchn Jungfrauen« (16°, 32 S. Ladenpreis geh. Mk. 1.—). In seiner, dem Gegenstände angemessenen erhabenen Sprache und in seiner Gedankentiefe erscheint es besonders für Aufführungen von christ lichen Jungfrauenvereinen geschaffen, zumal da es keine großen Mittel für die Bühnengestaltung erfordert. Ebenso auf tiefe seelische Wirkung abgestimmt sind die Hefte 14: Deutsche Weihnacht, eine für den Gottesdienst zusammcngcstcllte Handlung von Liselotte Linden- berg (16°, 26 S., geh. Mk. 1.—), 15: Die M y r t e n p r i n z e s s i n, ein wundervolles symbolisches Märchenspiel von Heinrich Bur Henne (16°, 33 S., Ladenpreis steh. Mk. 1.—), und 16: Das Haus. Ein Spiel von Tod und Auferstehung von Hans Mersmann (16°, 67 S., Ladenpreis geh. Mk. 1.50), ein in Gestalt eines Lands- kncchtsspicls das Erlebnis des Krieges zum Ausdruck bringendes Stück. Als eine beachtliche Leistung buchhändlerischer schöpferischer Tätig keit muß eine typographisch vorzüglich ausgestattete neue Zeitschrift angesprochen werden: Die blaue Blume. Zeitschrift der Roman tischen Gemeinde zur Pflege der Romantik (»Zeitschrift der Roman tischen Gemeinde« oder der »Gemeinde zur Pflege der Romantik^ wäre ebensoviel gewesen). Heft 1, kl. 4°, 108 S. Preis f. Mitgl. Mk. 2.—. Ihr Herausgeber, Gründer und Verleger ist der Direktor Wcrneck des Edda-Verlags in Leipzig. Er hat einen zahlreichen Stab von Mitarbeitern um sich versammelt, die in der Pflege der Romantik ein Refugium vor der Gegenwart erblicken und andere zu einer Ge meinde zu vereinigen suchen, die von der gleichen Sehnsucht nach dem romantischen Lande erfüllt sind. Der Gedanke ist gut, und man kann der Zeitschrift den ihre Existenz stützenden Leserkreis nur wünschen. Der Buchhändler, der den Trubel des Weihnachtsgeschäfts hinter sich hat, kann wieder überlegen, wie er am besten die mancherlei geisti- den Strömungen, die sich in seiner Umgebung zeigen, fördert und sich zunutze macht. Es drängt da mancherlei ans Licht, ganz besonders innerhalb der Jugendbewegung. Das ist aber die neue Generation seiner Kundschaft. Ihr literarischer und künstlerischer Geschmack wird vielleicht besser sein als der unseres heutigen Durchschnittslesc- pnblikums. Wem die Jugend gehört, dem gehört die Zukunft. Knrt Loele. Xrrrl 9. l^ütlii: Oulenkel^' kockoni. /Uorr,8. Line Vorxloiobun.1 83mmlunA des vilckuugsverbauckeZ Leb^verrerigcker IZucb ckruekei, Samstag, ck. W. September 1924 im »OriUUbunck« in Okur. Lern: Luebckruelcerei küebler L Eo. 1925. 38 S. 12°. 3 kranken. 250 num. kxempl. Wieder hat der unermüdliche Leiter des Gutcnbergmufeums in Bern einen Vortrag gehalten. Daß auch er wieder in Druck gegeben und in derselben geschmackvollen Weise wie seine früheren Vorträge, diesmal in 250 numerierten Exemplaren, in den Handel kam, wird dein Freund des Buches eine Freude sein. Gutcnberg, Bodoni und Morris war sein Vortrag gewidmet: ihre hohe Buchkunst suchte er zu ver gleichen. Nicht geht er ein auf die zum Teil viel umstrittenen Fragen, die sich an diese drei Namen knüpfen, an Hand einer wohlgclnngenen Ausstellung will er nur das zeigen, was jeden von den großen Män nern der Druckerknnst besonders charakterisiert. So ist ein populäres, rasch orientierendes Merkchen entstanden, in jeder Beziehnng dazu an getan, Freunde für die Buchkunst zu werben. Albert Schramm.
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