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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.07.1934
- Strukturtyp
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- 1934-07-17
- Erscheinungsdatum
- 17.07.1934
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es naturgemäß nicht leicht ist, größere, oft als solche nicht viel in teressierende Wissensstoffe verständlich spannend und nicht in lehr- haft-paukcndem noch »kleinen-Kindern»-erzählendem Ton zu ver fassen. Drittens das weltanschaulich politische Buch, vor wiegend Auchjugendbuch. Hitlers »Kampf«, Rosenbergs »Mythus«, Moeller van den Brucks »Der politische Mensch» und »Sozialismus und Außenpolitik«, Bogislav von Selchows »Der deutsche Mensch« und die »Kriegsbriefe gefallener Studenten« seien als Beispiel ge nannt. Endlich das Unterhaltungsbuch, lediglich »Auch«- jugendbuch. Es darf kein Buch »Für« noch ein Buch »über« die Jugend sein, denn diese beiden Arten gehören einer vergangenen Zeit an. Es muß sein entweder allgemein unterhaltenden, den Jungen ansprechenden Inhalts oder aber es muß zum Gegenstand der Darstellung haben Jugend und ihr Erleben. Einen außer ordentlich reichhaltigen und dankbaren geschichtlichen Stoff zu die sem »Erleben der Jugend« gäben die Kampfjahre der Hitler- Jugend. Geschrieben ist ein solches Buch noch nicht. Zwar existie ren auch, abgesehen von dem vielen ausgesprochenen Kitsch, genau wie bei dem Jungvolkbuch einige inhaltlich brauchbare, sogar fast gute HJ.-Bücher, aber — sie stammen gleichfalls restlos von Ver fassern, die nie in der HI. arbeiteten und kämpften, sind also im Grunde genominen Bücher »über« die Jugend und spiegeln nicht wirkliches, tiesinnerstes Erleben wider. Das richtige Hitler-Jugend-Buch muß eben noch geschaffen werden. Daß es geschaffen wird und daß nicht nur es, sondern mit ihm auch ein neues nationalsozialistisches Schrifttum entsteht, dafür sind Unterpfand die vielfältigen in der HI. vorhandenen Kräfte. War bis jetzt nur davon die Rede, Bücher welchen Inhalts wir Hitler-Jungen fordern, so sei nun noch einiges über die äußere Gestalt gesagt, nicht in vielen Worten, sondern knapp und klar: Die HI., die selbst einfach und hart ist, will auch nur einfache und harte Gestaltung. Der Hitler-Jungs hat nichts übrig für ein »Werk», das in ein in unzähligen Farben schillerndes Gewand gekleidet ist, er liebt auch nicht schlechte Buntdrucke, Photographien oder Zeichnungen. Wo nicht die Mittel zu guter Bebilderung vor handen sind, da ist es besser, wenn sie ganz unterbleibt. Format und Einband sollen handlich und haltbar sein. Ein Buch, das be sonders zu den Jungen sprechen darf — zur Jugend zu sprechen ist immer eine Ehre —, muß diese Jungen auch überallhin, z. B. auch auf Fahrt, begleiten können, es muß eben in jeder Beziehung i h r Buch, d. h. auch ihr eigenes Buch sein und sein können. Des halb muß vor allem der Preis dem schmalen Einkommen des Lehr lings und Jungarbeiters, dem kleinen Taschengeld des Schülers gemäß beschaffen sein. — Zusammenfassend: Die Hitler-Jungen wollen Bücher lesen, aber sie wollen nicht irgendwelche, sondern nur ihre Bücher lesen. Und jetzt haben die Verleger das Wort! Kurt Fervers, stellt,. Hauptschriftleiter des Reichsjugendpressedienstes. Die neue Reichsjugendbücherel. Karl Hobrecker hat kürzlich die von ihm gegründete große Jugendbuchsammlung der Hitlerjugend zum Geschenk gemacht. Er übergibt uns die nachstehenden Ausführungen. Grundsätzliches: Am 17. August 1933 hat die Reichsjugendführung einen Gedanken von großer Tragweite zur Ausführung gebracht: die bedeutendste Jugendbuchsammlung der Welt, die einzige, die in gleicher Voll ständigkeit nach literatur- und kulturwissenschaftlichen Grundsätzen eingerichtet ist, in ihre Obhut zu nehmen. Damit wurde der Bestand und die Fortführung eines Unternehmens gesichert, dessen volle Be deutung man heute noch gar nicht übersehen kann. Durch weiteren Ausbau, durch sein tätiges Wirken wird sich das Ganze so gestalten lassen, daß es seine Weltgeltung durchsetzen muß, sobald erst die Wesentlichkeit der Jugendliteraturgeschichte völlig 640 ausreichend erkannt und sie mit entsprechendem Ernst behandelt wird. Diesem Zweck soll das neugegrllndete Institut in erster Linie zielsicher und aufs lebhafteste dienen. Begründet wurde das in seiner Art von keiner anderen Stelle erreichte Werk aus der Erkenntnis heraus, baß niemand sich um die schlichten, volkstümlichen Werte bekümmerte, die im einfachen Kinder- buche liegen und die Kultur ihrer Entstehungszeit mit größter Treue widerspiegeln. Sie waren in Gefahr, gänzlich unterzugehen, denn es gab keine Kinderbuchsammler im eigentlichen Sinne. Die Biblio philen würdigten im Jugendbuch nur große Jllustrationskunst. Namen wie Ludwig Richter, Schwind, Menzel und andere Größen wurden auch hier wohl beachtet, aber nicht ihrem kindlichen Stand punkt zuliebe. Erst später erstanden auch kindlicher denkende Samm ler, meist dem zarten Geschlecht angehörend, die sich jedoch nur an den Äußerlichkeiten, namentlich der aus Biedermeiers jungen Tagen stammenden Werkchen erfreuten, ohne irgendwelche Gedanken um deren Geschichte oder textlichen Inhalt aufkommen zu lassen. Sie folgten nachahmend der Entdeckung, daß diese Dinge ihren Retz haben, mit unzureichendem Verständnis, nachdem die Wege dazu aufgezeigt waren. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich die Idee, auch die unbe fangen-schlichten Erzeugnisse für die Kinderstube zu beachten, durch -die Gründer des jetzigen Jugendmuseums schon vor einem Viertel jahrhundert. Sie erhielt sich, rasch wachsend und nur durch eigene Forschung gefördert, während der Entbehrungen der Kriegs- und Jnflationsjahre; und seit einem vollen Jahrzehnt, sobald die Samm lung ihre überragende Höhe erreicht hatte, war es der Wunsch ihrer Besitzer, sie dem Staat zur Verfügung zu stellen. Nur dann konnte sie der Allgemeinheit in rechter Weise nutzbar werden. Die Versuche dazu blieben erfolglos. Weder Ausstellungen noch viele Veröffentlichungen im Dienst dieser Pläne führten zum Ziele. Erst das neue Reich begriff, daß ein so sorgfältig aufgebautes schöpferisches Lebenswerk in feiner Eigenart für kommende Ge schlechter erhalten werden muß. Seit dem Frühjahr 1933 gewannen die neuen Gedanken stetig an Boden, bis schließlich die gewünschte Verwirklichung durch den Neichsjugendführer ermöglicht wurde. In dem schönen Haus am Kronprinzenufer, vor dem die Fahne der Hitlerjugend leuchtet, hat nun die in Fachkreisen schon sehr bekannte Sammlung Aufnahme gefunden. Bestände. Begonnen zu einer für ihre Ziele noch ergiebigeren Zeit, enthält sie alle Originaldrucke der deutschen Jugendklassiker, die wichtigsten in allen nur erreichbaren verschiedenen Ausgaben. Es ist gerade bei ihnen besonders reizvoll, den Wandlungen ihrer Erscheinungs form durch den Lauf der Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zü folgen: ein Robinson von 1779 und der gleiche Jugendliebling aus unseren Tagen scheinen trotz der Textähnlichkeit äußerlich nichts Ge meinsam-Seelenverwandtes zu haben. Aber doch läßt sich von Aus lage zu Auflage erkennen, wie sich ursprüngliche Bescheidenheit der Ausstattung zu bedeutendster Höhe entwickelt, wie sich der Zeit geschmack durch Gipfelleistungen und Niederungen in stetem Auf und Ab bewegt — ein anschauliches Bild, das zahlreiche Beispiele heiterster Wesensart angenehm beleben! Nach solchen Gesichtspunkten ist die Reichsjugendbibliothek bis ins kleinste organisiert. Sie umfaßt namentlich die illustrier ten deutschen Kinderbücher in einer überwältigenden Fülle und in einer gcknz außergewöhnlichen Frische der Erhaltung, worauf besonderer Wert gelegt wurde. Doch nicht im Betonen dieser leicht ins Auge fallenden äußeren Schönheit liegt ihre Stärke, sondern im Durchdringen der inneren Eigenschaften alles Vor handenen. Ganz bewußt erhielten gerade die Dinge einen guten Platz, die dem unverbildeten Volksempfinden entsprechen, ohne durch große Namen kunstgeschichtlich abgestempelt zu sein. Als die Sammlung entstand, wurde diese Richtung von klugen Leuten belächelt — um später nachgeahmt zu werden! Allerdings mißverständlich von der rein äußerlichen Seite her, und darum ging's doch wirklich nicht. Oberflächlichkeit schafft keine bleibenden Werte. Nur ernste, vertiefte Arbeit konnte Ergebnisse zeitigen, wie sie heute nicht entfernt mehr zu erreichen wären. Daß die Werke-Hose manns, Ludwig Richters, Speckters und des Grafen Pocci reichlich vorhanden sind, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber die Bewahrung damals ungeachteter Dinge, die sich vor fünfundzwanzig Jahren noch keines großen Rufes, keiner Nachfrage erfreuten, ist nicht selbst verständlich. Ihre Wertbeständigkeit mußte erst entdeckt und ge würdigt werden. Es wird sich jetzt vor der Öffentlichkeit zu er weisen haben, wie bedeutungsvoll diese im besten Sinne kindertüm- lichen Dinge sind, und wie gut wir tun, uns nach ihnen zu richten.
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