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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1934
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- 160, 12. Juli 1934. Redaktioneller Teil. verarbeitenden Industrie sind gegenüber dem Vormonat keine wesentlichen Änderungen zu verzeichnen. Die Beschästigungs- und Absatzlage war im Druckereigewerbe im Juni wie im Vormonat wenig einheitlich. Immerhin liegen die Umsätze durchweg höher als im entsprechenden Monat des Vorjahres. Die Beschäftigung wurde fast durchweg gehalten; teilweise sogar etwas erhöht. Im Chemi graphie-Gewerbe war die Beschäftigung ausreichend. Gegenüber dem Vormonat ist ein leichtes Anziehen des Auftragseingangs zu verzeichnen. Im Zeitungsgewerbe setzte sich der jahreszeitlich be dingte Rückgang fort. Die Zahl der Bezieher hat sich fast allgemein vermindert, wie dies während des Sommers, vor allem bei Zei tungen, die einen verhältnismäßig großen Leserkreis in der Land wirtschaft haben, regelmäßig beobachtet wird.» Zwischen Lesen und Leben*). Von Georg Eltzschig. Wenn Soldaten marschieren, kann man das Buch sür ent behrlich halten. Wenn die Jugend zu Lande und zu Wasser sich sportlich übt und mißt, bringt man es nicht über sich, sie in die Stuben und etwa zu den Büchern zu rufen. Wenn unser bester Freund mit seiner »Junkers« hoch ron Uberland zurückkehrt, traut man sich acht Tage nicht, mit ihm über Literatur zu sprechen. — Wenn ein Arbeiter von der Fabrik heimgeht, wollen wir ihn nicht nach seiner Lektüre fragen. Wenn ein Bauer hinter dem Pfluge geht, wer möchte sich ihm mit einer Bücherempfehlung nähern? Und wenn wir eine Mutter an der Wiege ihres Kindes sehen, packen wir unsere ganzen Bücher mitsamt der Bücherbildung ein und ziehen beschämt von dannen. — Heldentum, körperliche Kraft und sittliche Sauberkeit, Opfer mut, Arbeitsdrang, und Arbeitsfreude, Heimattreue und Mutter liebe: Das alles gab und gibt es auch ohne Bücherlesen, und vielleicht hätten wir nichts von alledem, wenn es nur durch Bücher faßbar oder erreichbar wäre. Trotzdem: Wir sehen ein, daß wir ohne Bücher nicht mehr auskommen. Die Menschheit hat sich so vermehrt, hat sich fast über die ganze Erde ausgebreitet und ist in manchen Gebieten so aufeinandergerückt, daß sie sich weder mit Runensteinen noch mit Trommel- oder Lichtsignalen mehr verständigen kann und das enge Nebeneinander und das Zusammensein der Völker und Men schen erfordern eine Verständigung und Verständnissähigkeit, schnell für den Tag und umfassend für Jahrhunderte. Und in der Welt und über der Welt steht außerdem noch das Unsichtbare und Unfaßbare und drängt durch die Berufung, das Wesen und den Mund Weniger zur Aussprache zu allen und zwischen allen. — In dieser bis auf das Milligramm zwischen Ursache und Wirkung ausgewogenen Welt haben sich die menschlichen Kräfte und Bedürfnisse dahin entwickelt, daß säst alles, was gewollt, getan oder gedacht wird, niedergeschrieben ist und daß vom Geschriebenen aus wieder neue Gedanken, Taten und Werke geschöpft und zu einem geringen Teil auch verwirklicht werden. Die Fülle, Weite und Wirrnis dieser Zusammenhänge ist ein Wunder, die Aus lese, in der sie zutage treten, ist ein größeres Wunder, wenngleich das Erzeugnis der Wirkungen in all ihrer Bedingtheit klar ist: Kampf. Das Buch, das das Geschriebene ausnimmt, bewahrt und weitergibt, hat diese Entwicklung mitgemacht; wir wollen die Bücherschreiber und Bücherleser nicht eingebildet machen: nicht gerade die einzelnen Bücher, die sie schreiben oder lesen. Aber sicöer ist, daß die Lebensformen und Lebensinhalte, so wie sie jetzt sind, zu einem guten Teil auf dem Denken, Lernen, Forschen und Wissen aufgebaut sind, wie es seit nunmehr rund 500 Jahren durch die bewegliche Letter aufgeschlossen und verbreitet wurde. Gerade auf ein, auf das Volk gesehen, das in diesem Sinne *> Aus Anlaß der für den Monat April geplanten Woche des deutschen Buches gingen uns auf unseren Wunsch verschiedene Ar beiten zu, die auch zur Verbreitung Lurch die Tagespresse gedacht waren. Um die Veröffentlichung aber nicht noch länger zu verzögern, geben wir unseren Lesern die beiden Artikel von Georg Eltzschig bekannt. D. Schrift!. 620 Entwicklung und dadurch Kultur hatte, läßt sich abschätzen, daß auch die Zahl und Kraft seiner schöpferischen Kräfte etwa in dem selben Maße wuchs, wie sich die Bildungsschicht verbreiterte, wobei es, auch wieder gegen jede Einbildung gesagt, nicht daraus an kommen kann, wie lange einer in dieser Schicht sitzt und an welchem Platze darin, sondern darauf, daß auch der einfachste und natürlichste Mensch diese Schicht unter und vor seine Ge danken und sein Tun bekam und oft unbewußt durch sie hindurch eigene schöpferische Kraft erlangte. Allein das Lernen, das ABC zu lesen und zu schreiben, kann nach und nach die Gehirne mächtig »trainiert« haben. Wie aber, leider oder Gott sei Dank, auch da das harte üben noch nicht allgemein und alltäglich wurde, sodaß nicht die Zahl der Gescheiten überwiegend ist, so ist doch bei den Wenigen mit der Größe ihrer Möglichkeiten und Anstrengungen auch die Höhe ihrer Leistungen gestiegen. Und ohne daß man eine ganze Artillerie von Nürnberger Trichtern oder Riesenhebe maschinen zur Verbesserung des sogenannten »Bildungs-Niveaus« braucht, zieht das Höhere und Hohe der Wenigen die Neigungen und Fähigkeiten der Massen nach sich. Deshalb wurde es möglich, daß auch ausgeschriebenes Denken und Wissen überhaupt von anderen durch Lesen gesucht und ausgenommen wird, was dann freilich von dem Unheil begleitet wurde, daß immer mehr meinten, auch schreiben zu müssen, weil jetzt die Leser da wären. Nur von den zu vielen Viel- und Nurschreibern kommt das Mißtrauen, der Bücher und des Bücherlesens sei es auch zuviel, und ebenso kämen diejenigen, die sich darauf etwas einbilden, viel gelesen zu haben, von selbst auf das richtige Maß, wenn sie sich aus schließlich für das wahre und notwendige Schriftwerk anzustrengen und zu bewähren hätten. Sie würden dann auch sehen, wie das meist auch das klar und lebensnah Einfache ist und sie würden wieder etwas bescheidener werden. Lebensnah, ja das ist die Herkunst, das Wesen und das Ziel der wirklichen Bücher. Deswegen brauchen sic nicht platt auf dem Boden geschrieben und gelesen zu werden. Lebensnah ist das für uns gar nicht lesbare mathematische oder physikalische Werk, aus dem auf verschlungcnsten Wegen und Umwegen die Einteilung auf unserer Uhr, das Gleichgewicht unserer Häuser und Brücken und sogar die Maßstäbe für Licht und Wärme der Gestirne über uns festgesetzt werden. Die schwerste Literatur der Gelehrten wird in vielfältigen Zweigen, Graden und Stufen lebensnah herunter bis zum An leitungsbuch für den Bau einer Klingelanlage in unserm Haus, für die Zucht unserer Kaninchen, für die Pflege unserer Blumen. Jedes bessere Kochbuch hat heute in der hohen Wissenschaft, wenn nicht seinen Vater, so doch seine Palen. Die Lebensnähe der Lite ratur, auch gerade der wissenschaftlichen Literatur, von der der Laie meint, sie ginge ihn nichts an, hat oft wundersame Wege. Wenn ein Lehrer erforscht, daß der Rohrstock immerhin erziehe rische Wirkungen hat, so können das, wenn er darüber ein Buch oder einen Zcitschriftenaufsatz schreibt, alsbald Tausende von Schülern in Stadt und Land zu fühlen bekommen, und das läßt dann an Lebensnähe gewiß nichts zu wünschen übrig Aber Scherz bei Seite! Längst schon stützt sich auch der Beruf des Soldaten auf Bücher, von der Strategie an bis zum Kleinkaliberschießen. Längst schon hat und nutzt der Sport ein eigenes reiches Schrifttum. Der Flieger hat feine Fachliteratur, der Arbeiter auch, und bildet sich mit ihr fort, und der strebsame Bauer hat zu Hause auch schon ein Bücherbort und auf diesem nicht mehr nur den Kalender vom vorigen Jahre. Sogar die Mutter sucht und findet Bücher über Kinderpflege und Kindererziehung, vom ersten Mutterschasts- tage an und manchmal schon von der eigenen Jugend aus. Nicht mehr als Handreichungen sind das, in den Büchern und von den Büchern an das Leben, das sich selbst durchsetzt, aber schon schwer genug ist, um solche Handreichungen nicht mehr verschmähen zu können. Nicht nur dies ist lebensnah, daß das Lehren, Lernen und Forschen weit über Schule und Lehrstuhl, Gelehrtenstube und Laboratorium hinaus sich an das Buch hält und sich mit dem Buch bis in die Volksschulen, Fachschulen, Bibliotheken, Kontore, Werkstätten und Fabriken hinein ausbreitst, sondern wir haben vor allem auch in den Schreibern der Bücher den eigenen Volks- bruder zu erkennen. Ist dann unsere Anteilnahme an ihm und
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